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GUAJAKHARZ / GUAJAKHOLZ

Art.-Nr. 6006 Guajakharz in Stücken

Stammpflanzen:

Guaiacum officinale LINNÉ und Guaiacum sanctum LINNÉ
Familie der Zygophyllaceae (Jochblattgewächse, in 8. Ordnung Geraniales),
Unterfamilie Zygophylloideae, Tribus Zygophylleae

Andere Namen:

Guajacum, Guajakbaumharz; lat.: Resina Guaiaci, Guaiaci resina, Gummi Guajaci; engl.: Guajacum resin; frz.: Résin de gaiac; span.: Resina de Guayaco

Herkunft:

Die Pflanze wächst an trockenen Standorten auf Kalkböden, u.a. in Florida, auf den Antillen, in Venezuela, Ecuador, Kolumbien und Guayana. Auf den westindischen Inseln befinden sich Anbaugebiete, wobei der überwiegende Teil der Handelsware von der Insel Gonaive stammt.

CAS-Nr.: [8016-23-7]

Botanik

Guajakholzpflanzen, auch als Franzosen- oder Heiligenholz bezeichnet, sind immergrüne Bäume mit kurz gestielten, gegenständigen, lederartigen, im Falle der Art G. officinale zwei- bis dreipaarig gefiederten Blättern. Die Blüten sind von blaßblauer Farbe und stehen zu sechs bis zehn Stück in Scheindolden auf 2 cm langen Blütentrieben. Die Frucht von G. officinale ist herzförmig und zweifächerig, während diejenige von Guajacum sanctum fünfflügelig und fünffächerig ist. Das Holz der letztgenannten Art ist weniger harzreich.

Gewinnung/Beschreibung

Je nach Gewinnungsart kommt Guajakharz in zwei verschiedenen Ausführungen in den Handel. Hauptsächlich findet man es als harte, spröde, dunkelgrüne oder rötlichbraune bis hin zu braunschwarze Stücke mit glänzendem Bruch (= Resina Guajaci in massis [naturalis]). Diese Form entsteht durch Schwelung der mit Einschnitten versehenen Stämme bzw. Abkochen des zerkleinerten Holzes mit Salzwasser. Bei der letztgenannten Methode sammelt sich das Harz an der Oberfläche des Sudes an und wird nach dem Erkalten abgenommen. Durch Lösen in reinem Weingeist und Eindampfen dieser Lösung ist ein gereinigtes Harz (Resina Guajaci depurata) zugänglich.

Die zweite, jedoch weitaus seltener angebotene Handelsform sind Körner aus erstarrtem Guajakharz, welches durch Einschnitte in das Kernholz der bis zu 13 m hoch werdenden Bäume gewonnen wird. Durch das Anbringen von Einschnitten wird die Ausbeute des sonst nur in geringen Mengen freiwillig austretendem Harzes wesentlich gesteigert. Der Harzgehalt im Kernholz beträgt bis zu 25%, im Splintholz lediglich 3%. Diese Körner bzw "Tränen" sind etwa haselnuß- bis walnußgroß, dunkelrotbraun und außen schmutzig-grünlich bestäubt. Die zerkleinerte Ware ist gekennzeichnet durch rotbraune und grünlich bestäubte, glänzende, glasige Splitterchen. Das Harz riecht, insbesondere nach Erwärmen, benzoeartig angenehm und kann daher auch für Räucherungen verwendet werden. Der Geschmack ist scharf und kratzend. Es löst sich größtenteils in Ethanol, Isopropylalkohol, Diethylether, Chloroform und Alkalien mit brauner Farbe auf. Die alkoholischen Lösungen nehmen auf Zusatz von Eisenchloridlösung eine blaue Farbe an [3]. Der Schmelzbereich beträgt etwa 85 bis 90° Celsius [6].

Inhaltsstoffe

In Guajakharz sind a- und b-Guajaconsäure und andere Harzsäuren, Guajaretsäure und andere Lignane, Guajol (Guajakalkohol) und Guajakol sowie Vanillin, Spuren von Saponin und geringe Mengen ätherisches Öl enthalten. Etwa 15% des Harzes sind in Petrolether (einer Art Benzin), 70% in Diethylether löslich. Dabei enthält der petroletherlösliche Anteil das Lignan (-)-Guajaretsäure (auch als Dehydro-guaialignan bezeichnet) und Dihydroguajaretsäure. Lignane sind im höheren Pflanzenreich weit verbreitet und entstehen biochemisch gesehen durch Verknüpfung zweier Phenylpropanabkömmlinge. Im Diethyletherauszug findet man u.a. Dehydroguajaretsäure, Guajacin, Iso-, Furo- und Methylfuroguajacin. Furoguajacin ist identisch mit a-Guajaconsäure, welche durch Oxidation tiefblau wird (durch Entstehen von Furoguajacinblau im sog. "Guajaconsäuretest", siehe Abschnitt Anwendung).

Anwendung

Guajakharz ist ein empfindliches Reagenz auf Oxidasen und Peroxidasen (= Oxidation bewirkende Enzyme). Dies macht man sich z.B. bei der Analyse von Arabischem Gummi zunutze. In Anwesenheit der Oxidasen und Peroxidasen des Arabischen Gummis oxidiert verdünntes Wasserstoffperoxid Guajaconsäure, den Hauptbestandteil des Guajakholzes, zu "Guajakblau", das sind farbige Verbindungen vom Typus des Furoguajacinblau. Man verwendet dazu einen alkoholischen Harzauszug, die Guajaktinktur:

10 g zerkleinertes Guajakharz werden in einem verschlossenen Kolben mit 50 ml Ethylalkohol 80 Vol-% unter gelegentlichem Umschütteln 10 Tage lang ausgezogen, anschließend wird filtriert. Diese Tinktur ist nicht unbegrenzt haltbar.

Prüfung der Identität von Gummi arabicum nach Ph.Eur. [11]:

Man schüttelt eine Messerspitze gepulvertes Gummi arabicum mit 5 ml Wasser bis zur Lösung. Dann werden 0,5 ml 3%ige Wasserstoffperoxidlösung und 0,5 ml Guajaktinktur hinzugegeben und durchgeschüttelt. Innerhalb von einigen Minuten färbt sich die Mischung bläulichgrün bis tiefblau.

Auf der Entstehung von Guajakblau beruht auch die PAGENSTECHER-SCHÖNBEIN´sche Cyanid-Probe [1]:

Das auf Cyanid zu prüfende Untersuchungsmaterial wird in einem Erlenmeyerkolben mit Weinsäure angesäuert (Vorsicht!! Nur im Abzug und mit den für Cyanide notwendigen Schutzvorkehrungen ausführen!). Dann bringt man in den Kolben ein Reagenzpapier ein, das vorher mit Guajakharztinktur und Kupfersulfatlösung imprägniert wurde, und verschließt das Gefäß. Es wird Blausäure frei, die sich mit dem Kupfersulfat zu Kupfer(II)-cyanid umwandelt. Dieses wiederum bildet [unter Reduktion zu Kupfer(I)-cyanid] mit der Guajaconsäure des Harzes Guajakblau.

Eine interessante Anwendung der oben beschriebenen Methode ist die Überprüfung von Zwetschgenwasser auf seine Echtheit. Die Guajaconsäure in einer weingeistigen Guajakharzlösung färbt sich in Gegenwart von Kupfer mit natürlichem Zwetschgenwasser (durch dessen Gehalt an Cyanverbindungen!) blau [4].

Die Guajaktinktiur als empfindliches Reagenz kann auch zum Nachweis von Blut im Harn oder Stuhl dienen ("Haemoccult-Test" nach GREEGOR bzw. HELLER-ALMEN-Guajak-Terpentinprobe [Lit. 9,10,11]):

5 ml einer pH-neutralen, kurz aufgekochten und wieder abgekühlten Harnprobe bzw. ein erbsengroßes, mit 2 ml Eisessig (konz. Essigsäure) fein zerriebenes Stuhlpartikelchen werden in einem Reagenzglas mit 3 bis 10 Tropfen frisch zubereiteter Guajakharzlösung (nach DAB 6: 1 Teil Harz in 49 Teilen absolutem Ethanol auflösen) geschüttelt und 20 Tropfen altes, durch Stehen an der Luft verharztes (peroxidhaltiges!) Terpentinöl 1) dazugegeben. Die Mischung wird gut geschüttelt, anschließend einige ml Ethanol oder Diethylether hinzugefügt (Gegebenenfalls kann, statt altes Terpentinöl zu verwenden, mit 2 ml 3%iger Wasserstoffperoxidlösung unterschichtet werden). War Blut in der Probe vorhanden, so färbt sich die Mischung blau. In Abhängigkeit von der ursprünglich vorhandenen Blutmenge geschieht dies sofort oder innerhalb einiger Minuten. Allerdings können auch oxidierende Enzyme, andere Oxidationsmittel oder die Nucleoproteide in Eiter diese Reaktion ergeben (jedoch nicht mit gekochtem Harn). Fällt der Test dagegen negativ aus, ist eine weitere Probe auf Blut entbehrlich.

1) Prüfung der Verwendbarkeit des peroxidhaltigen Terpentinöls (nach DAB 6): Werden 5 ml Iodzinkstärkelösung mit 3 Tropfen Salzsäure versetzt und mit 1 ml des peroxidhaltigen Terpentinöls geschüttelt, so muß sich die wässrige Schicht blau färben.

Im amerikanischen "Food Chemicals Codex" [6] wird Guajakharz als Lebensmittelzusatzstoff beschrieben. In der Lebensmittelindustrie wird das Harz als Antioxidans zur Haltbarmachung von Fetten vorwiegend tierischer Herkunft bzw. von Kombinationen solcher Fette mit pflanzlichen Ölen verwendet. Beim Einsatz als "food additive" muß der sog. ADI-Wert (d.h. die tolerierbare Tagesdosis bei ständiger Zufuhr) von maximal 2,5 mg je kg Körpergewicht berücksichtigt werden. In Kurz- und Langzeitstudien wurden keine negativen Wirkungen des Guajakharzes auf den Organismus festgestellt. Im Magen-Darm-Trakt wird es, wenn überhaupt, nur sehr wenig aufgenommen [9].

In Zentralamerika und den karibischen Herkunftsländern der Pflanze wird das Harz volkstümlich (genauso wie das Guajakholz) bei Hautleiden, Gicht und Rheumatismus, ja sogar bei Syphilis, verwendet. Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Die harzigen Holzspäne wurden von mittelamerikanischen Indianern als Mittel gegen Eingeweideparasiten geschluckt [13].

Das von uns vertriebene Guajakharz darf aus rechtlichen Gründen in keinem Falle zu medizinischen (weder human- noch veterinärmediznischen) Zwecken eingesetzt werden, denn es besitzt keine Zulassung als Arzneimittel.

Analytische Kenndaten

Prüfvorschriften für Guajakharz wurden z.B. im Ergänzungsband zum Deutschen Arzneibuch 6. Ausgabe (EB 6) und im amerikanischen Food Chemicals Codex 3. Ausgabe (FCC) niedergelegt [3,6]:

Schmelzbereich: 85-90 °C (FCC)
Alkoholunlösliche Anteile: <15% (FCC)
Petroletherlösliche Anteile: <10% (EB 6)
Colophonium negativ (Ein Petroletherextrakt darf sich, mit Kupferacetat geschüttelt,nicht blau oder grün färben, EB 6 und FCC)
Gesamtasche < 5% (FCC)
Verbrennungsrückstand < 2% (EB 6)
Arsen, Blei, Schwermetalle limitiert (FCC)

Lagerungshinweis Das Harz sollte in dicht verschlossenen Behältern, vor Licht geschützt und nicht in gepulvertem Zustand aufbewahrt werden.

Die im vorliegenden Chemikalien-Lexikon enthaltenen Informationen dienen zu wissenschaftlichen Schulungszwecken. Sie sind nicht dazu bestimmt, irgendwelche Eigenschaften von Produkten oder deren Eignung für einen bestimmten Verwendungszweck zuzusichern. Die Benutzung der Informationen geschieht auf vollkommen eigene Verantwortung des Lesers. Jegliche Haftung für Schäden, Folgeschäden oder Verluste, die beim Umgang mit den hierin beschriebenen Stoffen oder Zubereitungen entstehen, ist ausgeschlossen, ebenso wie Schadensersatzforderungen oder Gewährleistungsansprüche aufgrund falscher oder fehlender Angaben. Mit dem Abrufen der Daten erkennt der Benutzer diese Bedingungen an.

Literaturhinweise


Erstellt am 03.04.1999 * Letzte Änderung des Dokuments am 30.03.2000

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