Johann Schober wurde am 14. November 1874 in Perg
(Oberösterreich) geboren.
Von 1918 bis 1929 war er - von seiner
Amtszeit als Regierungschef abgesehen - Polizeipräsident von Wien. Im
September 1923 wurde beim Internationalen Polizeikongress in Wien die
internationale kriminalpolizeiliche Organisation Interpol gegründet deren
erster Präsident Schober war.
Als Polizeipräsident war Schober
1927 auch für die blutige Niederschlagung der von Sozialdemokraten
initiierten Julirevolte verantwortlich. Auslöser für diesen Aufstand
war der Freispruch von drei Mitgliedern der Frontkämpfervereinigung im
"Schattendorf-Prozess": Im Jänner 1927 waren in diesem
burgenländischen Ort bei einem der üblichen Aufmärsche der
Parteiarmeen ein Kriegsinvalider und ein Kind getötet worden.
Anhänger der Sozialdemokratie reagierten auf den Freispruch
empört. Die Parteiführung blieb allerdings unentschlossen und die
Grossdemonstrationen zogen keinerlei politischen Konsequenzen nach sich. Erst
nachdem bei einem Demonstrationsmarsch sozialdemokratischer Arbeiter der
Justizpalast in Brand gesteckt wurde, unterdrückte Polizeipräsident
Schober die Unruhen durch Gewaltmaßnahmen: Er erteilte der Polizei
Schießbefehl.
Die Exekutive hatte vier Tote und etwa 600
Verletzte zu beklagen, die Demonstranten 85 Tote und zwischen 300 und 500
Verletzte. Ein eintägiger Generalstreik und ein anschließender
Verkehrsstreik, der den Rücktritt der Regierung Seipel herbeiführen sollte, blieben ohne Erfolg.
Eine Folge dieser Ereignisse war die Schwächung der Sozialdemokraten und
die Stärkung der Heimwehr-Bewegung.
Im September 1929 folgte Johann
Schober Ernst Streeruwitz als Bundeskanzler und führte im selben Jahr die
Verfassungsreform zu Ende (u. a. Wahl des Bundespräsidenten durch das Volk
und deutliche Erweiterung der Kompetenzen desselben). Die 1929 ausgebrochene
Weltwirtschaftskrise brachte auch Österreich in neue ökonomische
Schwierigkeiten. Das Schließen von Fabriken ließ die Zahl der
Arbeitslosen dramatisch ansteigen.
Eine Erleichterung für den
Staatshaushalt brachte die von Schober auf der Haager Konferenz 1930 erreichte
Befreiung von den Reparationspflichten und dem Generalpfandrecht als Folge des
verlorenen ersten Weltkriegs.
1930 übernahm Bundeskanzler Schober
die Führung des so genannten Schober-Blocks, den die Großdeutsche
Volkspartei und der Landbund gebildet hatten, um eine Zollunion mit Deutschland
zu erreichen. Der Versuch scheiterte jedoch am Einspruch Frankreichs, Italiens
und der Tschechoslowakei.
Nachdem Johann Schober im September 1930 als
Bundeskanzler abgelöst wurde, hatte er von Dezember 1930 bis Januar 1932
das Amt des Vizekanzlers und des Außenministers inne.
Schober
starb am 19. August 1932 in Baden bei Wien. |