Johann Schober: Blutige Niederschlagung der Julirevolte 1927
Johann Schober

Lebensdaten

Aufzählung Geboren am 14. November 1874 in Perg (OÖ.), Jurist, Beamter, Politiker (Großdeutscher)
Aufzählung Ab 1898 bei der Wiener Polizei tätig
Aufzählung von 25. 6. 1918 bis 1932 Polizeipräsident von Wien
Aufzählung 1921-1922 Bundeskanzler
Aufzählung 1929-1930 Bundeskanzler
Aufzählung 1930-1932 Vizekanzler, Außenminister und Abgeordneter zum Nationalrat
Aufzählung Gestorben am 19. August 1932
 

Links

Aufzählung Wirschaftliche und politische Krisen in der Zwischenkriegszeit
Aufzählung Österreichs Weg zum Anschluss
 

Johann Schober wurde am 14. November 1874 in Perg (Oberösterreich) geboren.

Von 1918 bis 1929 war er - von seiner Amtszeit als Regierungschef abgesehen - Polizeipräsident von Wien. Im September 1923 wurde beim Internationalen Polizeikongress in Wien die internationale kriminalpolizeiliche Organisation Interpol gegründet deren erster Präsident Schober war.

Als Polizeipräsident war Schober 1927 auch für die blutige Niederschlagung der von Sozialdemokraten initiierten Julirevolte verantwortlich. Auslöser für diesen Aufstand war der Freispruch von drei Mitgliedern der Frontkämpfervereinigung im "Schattendorf-Prozess": Im Jänner 1927 waren in diesem burgenländischen Ort bei einem der üblichen Aufmärsche der Parteiarmeen ein Kriegsinvalider und ein Kind getötet worden.

Anhänger der Sozialdemokratie reagierten auf den Freispruch empört. Die Parteiführung blieb allerdings unentschlossen und die Grossdemonstrationen zogen keinerlei politischen Konsequenzen nach sich. Erst nachdem bei einem Demonstrationsmarsch sozialdemokratischer Arbeiter der Justizpalast in Brand gesteckt wurde, unterdrückte Polizeipräsident Schober die Unruhen durch Gewaltmaßnahmen: Er erteilte der Polizei Schießbefehl.

Die Exekutive hatte vier Tote und etwa 600 Verletzte zu beklagen, die Demonstranten 85 Tote und zwischen 300 und 500 Verletzte. Ein eintägiger Generalstreik und ein anschließender Verkehrsstreik, der den Rücktritt der Regierung Seipel herbeiführen sollte, blieben ohne Erfolg. Eine Folge dieser Ereignisse war die Schwächung der Sozialdemokraten und die Stärkung der Heimwehr-Bewegung.

Im September 1929 folgte Johann Schober Ernst Streeruwitz als Bundeskanzler und führte im selben Jahr die Verfassungsreform zu Ende (u. a. Wahl des Bundespräsidenten durch das Volk und deutliche Erweiterung der Kompetenzen desselben). Die 1929 ausgebrochene Weltwirtschaftskrise brachte auch Österreich in neue ökonomische Schwierigkeiten. Das Schließen von Fabriken ließ die Zahl der Arbeitslosen dramatisch ansteigen.

Eine Erleichterung für den Staatshaushalt brachte die von Schober auf der Haager Konferenz 1930 erreichte Befreiung von den Reparationspflichten und dem Generalpfandrecht als Folge des verlorenen ersten Weltkriegs.

1930 übernahm Bundeskanzler Schober die Führung des so genannten Schober-Blocks, den die Großdeutsche Volkspartei und der Landbund gebildet hatten, um eine Zollunion mit Deutschland zu erreichen. Der Versuch scheiterte jedoch am Einspruch Frankreichs, Italiens und der Tschechoslowakei.

Nachdem Johann Schober im September 1930 als Bundeskanzler abgelöst wurde, hatte er von Dezember 1930 bis Januar 1932 das Amt des Vizekanzlers und des Außenministers inne.

Schober starb am 19. August 1932 in Baden bei Wien.

Verweis Österreichs Kanzler und Präsidenten