Von Jana WisniewskiRobert Lebeck, engagierter Fotojournalist, wird von Bodo von Dewitz im Verlag Steidl als Sammler präsentiert. Am Ende des klassischen Fotojournalismus, am Beginn aktueller Möglichkeiten mit Digitalkamera, Laptop und Internet ist dieser Überblick zur Bildkultur (auf der Basis einer selektiven Datensammlung) in den Printmedien eine willkommene Standortbestimmung. Die relative Freiheit eines Bildjournalisten, die auf Ungebundenheit basierte, beziehungsweise Reisefreudigkeit voraussetzte, hatte immer einen Wermutstropfen in der arbeitsteiligen Produktion.
Der Fotograf war und ist Zulieferer und die Redakteure vor Ort platzieren seine vielleicht unter abenteuerlichen Einsatz zustande gekommenen Fotos besser oder schlechter, beschnitten oder sogar mit falschem Untertitel. Umgekehrt kann die Authentizität des Abgebildeten auch nur beschränkt nachvollzogen werden.
Das "Wegwerfobjekt" Tageszeitung oder Wochenzeitung vermittelte mehr als ein Jahrhundert das Tagesgeschehen und wurde schlussendlich durch das Fernsehen überholt. Die bewegten Bilder bleiben zwar nicht im gleichen Ausmaß haften, wie ein einzelnes Bild, das die Situation meisterhaft erfasst und repräsentiert, doch wirken filmische Sequenzen, die noch dazu aktuell übertragen werden könnten, authentischer, und nehmen vorweg, was in den Printmedien besser oder schlechter analysiert wird. |
Das "Wegwerfobjekt" Tageszeitung oder Wochenzeitung vermittelte mehr als ein Jahrhundert das Tagesgeschehen und wurde schlussendlich durch das Fernsehen überholt. Die bewegten Bilder bleiben zwar nicht im gleichen Ausmaß haften, wie ein einzelnes Bild, das die Situation meisterhaft erfasst und repräsentiert, doch wirken filmische Sequenzen, die noch dazu aktuell übertragen werden könnten, authentischer, und nehmen vorweg, was in den Printmedien besser oder schlechter analysiert wird.
KIOSK 1839-1973, eine Geschichte der Fotoreportage, zeigt vor allem, dass die Geschichte der Fotokunst mit der Geschichte der Fotoreportage eng verknüpft ist, schließlich war es das Brot vieler begabter Fotografen, einen Vertrag mit einer bedeutenden Zeitung abzuschließen - eine ganze Reihe klingender Namen beweist das. Auch Fotokünstler, die wir aus dem Kunstkontext weit besser kennen, hatten Verbindungen zur Presse. In der Regel bildeten Fotograf und Textautor schon bei der Aufnahme ein Team. Man muss allerdings eine unglaubliche Vereinfachung der fotografischen Technologien und vor allem des Gewichts der Fotoausrüstung dafür verantwortlich machen, dass nun immer mehr Menschen eingespart werden, neuerdings ist ja sogar die Fotoausarbeitung eine Sache ohne Dunkelkammer. Auf ungefähr 300 Seiten stellen die Autoren zusammen, was die Welt bewegte, in exemplarischen Bildern von begabten Fotografen.
Von politischer Propaganda mit Fotografien, über ernüchternde Kriegsberichte bis zu Lifestyle und Sportberichten, widmete sich die Fotoberichterstattung immer den "Highlights", die oft genug die Gesellschaft als Horrorszenario entblößten. Dem Liebhaber der "Reliquie" Altpapier, sofern sie mit relevanten Daten bedruckt ist, erschütterte der aktuelle Umgang mit Geschichte. Nach der Mikroverfilmung entsorgt, oder wegen zu wenig Geld statt digitalisiert in einem Bergwerk gelagert (der Öffentlichkeit entzogen). - Robert Lebeck's Sammlung ist auch ein Hinweis darauf, dass Papier weit haltbarer ist als alles was wir heute an aktuellen Speichermedien haben und es daher recht verantwortungslos ist, von Datensammlungen zu sprechen, wenn keineswegs garantiert werden kann, dass sie rechtzeitig auf das mit kurzem Ablaufdatum versehene Speichermedium gebannt, möglicherweise für immer verloren sind. |
- Robert Lebeck's Sammlung ist auch ein Hinweis darauf, dass Papier weit haltbarer ist als alles was wir heute an aktuellen Speichermedien haben und es daher recht verantwortungslos ist, von Datensammlungen zu sprechen, wenn keineswegs garantiert werden kann, dass sie rechtzeitig auf das mit kurzem Ablaufdatum versehene Speichermedium gebannt, möglicherweise für immer verloren sind. Last not least, die Namen der Fotografen die in der Liste der Publikationen in diesem Buch vorkommen, sind Grund genug, deren Arbeit zu bewahren, ob das nun Herbert Bayer, Karl Blossfeldt, Bill Brandt, Brassai, Rene Burri, Henri Cartier Bresson, Robert Doisneau, Walker Evans, Lux Feininger, Ernst Haas, John Heartfield, Andre Kertesz oder Man Ray sind. Ob ein Bild mehr als tausend Worte sagt, das bleibt dahingestellt - für das mitfühlen ja - für das verorten - nicht immer. Weit eher könnte man sagen, ein Buch sagt mehr als tausend Daten, denn hier werden die Bilddaten im historischen Kontext, mit entsprechenden Bildtexten präsentiert.
Die Abbildungen sind dem Buch "Kiosk. Eine Geschichte der Fotoreportage. 1839-1973" von Robert Lebeck und Bodo von Dewitz entnommen. Erschienen im Verlag Steidl.
Erschienen am: 25.01.2002
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