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Ausgabe 1/2003
Geld in Basel? Sorry, kein Thema.
   
-minu*, Kolumnist und Buchautor
 
 
Ich meine: In Basel ist eine Diskussion über Geld so deplatziert wie Mundgeruch. Oder das Deodorant, das einen im Stich gelassen hat. Geld hat man. Über Geld redet hier jedoch keiner. Nur wer keines hat, spricht immer davon. Und «kein Geld» heisst in Basel «kein Millionenpolster». Pardon. Aber so ist es nun mal.
Obwohl am Rheinknie die reichsten Eidgenossen wohnen, trifft man in der Kleinstadt weder Rolls-Royces noch 10-Karäter. Auch Chauffeure haben hier kein Brot – es sei denn Buschauffeure oder (wenn es gar nicht anders geht) Taxi-Fahrer. Frau Oeri, reichste Frau der Schweiz und Nummer 5 in Europa, benutzt jedenfalls das Umwelt-Abonnement der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Es würde ihr nie einfallen, im Zug «erste Klasse» zu fahren, weil man «zweite Klasse» genau so schnell ankommt. Und drittens kann sie ihren Kommissionenwagen, mit dem sie täglich ihre Schnäppchen im Supercenter einkauft, besser zu Fuss herumkarren als in einem Taxi. Dass dieselbe Frau, die beim Einkaufstrip um Kaviar oder weisse Trüffel einen grossen Bogen schlägt, still und klammheimlich hier ein Theaterprojekt und dort den Ankauf eines Kunstwerks für ein Museum mit siebenstelligen Beträgen unterstützt – «aber bitte nichts davon in die Medien!» – ist eben auch «typisch Basel». Oder genauer: das Understatement einer Provinzstadt, die kulturell in einer Champions-League spielt.

Zürich ist da anders. In Zürich übergeben die Rotarier oder Kiwaner einem Frauenverein einen Check über 5000 Franken und bieten dazu die Presse auf. In Zürich downtown drängeln sich Rolls neben Bentleys, Neureiche neben Cervelat-Königen – und wer nicht mindestens einen Fünfkaräter blitzen lässt, ist nicht richtig angezogen. In Basel ist der 5-Karäter noch immer das geerbte Perlenkettchen von Oma Sarasin. Einreihig. Jeder Strang mehr wäre zuviel des schlechten Geschmacks. Die Basler kokettieren gerne mit ihrem «mer hänn nyt, mer gänn nyt» («wir haben nichts, wir geben nichts»). – Tatsache aber ist, dass die Basler, und auch diejenigen des berühmten «Daigs», in Geldfragen sehr grosszügig sind, wenn es um kulturelle Belange oder einfach nur um eine gute Sache geht. Sie geben. Aber sie geben still. Windstill. Zürich ist da anders. Zürich ist der Sturm im Glas: In Zürich gibt man nicht ohne die Zusicherung, am andern Tag mit einem aufgeblasenen Check und frischem Lächeln auf der Leute-Seite zu erscheinen. Das ist der kleine, feine Unterschied. Natürlich ist dieses ewige Understatement der Basler der Wirtschaft in dieser Stadt nicht gerade förderlich. Denn sicherlich kauft auch der Basler «Daig» gerne einmal ein teures Fummelchen der Label-Sorte. Nur kauft er dies in Zürich, damit ihn in Basel keiner bei so etwas Obszönem sieht. Entsprechend haben es Luxus-Geschäfte und Teuerangebote am Rheinknie nicht einfach – auch Stucki, Helvetiens bedeutendster Nobelkoch, hatte einmal erklärt: «Wenn wir von den Baslern leben müssten, könnten wir schliessen. Die haben doch alle Schiss bei uns vor einem Hummersalätchen gesehen zu werden – das ist schlimmer als im Freudenhaus zu sündigen.»

Während das Geld in Zürich neu und aufdringlich ist, wie die Auslage von Dolly Buster, ist das Geld in Basel seit einigen Jahrhunderten in denselben sparsamen Händen. Manchmal kommen ein paar neue reiche Finger dazu. Aber auf solche Finger wird scharf geschaut – wehe, die lenken einen Mercedes. Oder tragen einen Funkelklunker. Dann erzittern die Lippen des Basler «Daigs» vornehm: «Um Himmels Willen – da müssen noch irgendwelche Zürcher Gene versteckt sein!». Damit ist alles gesagt. Und die Türe zu.
 
 
 
 
 
 
 
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