Er ist einer der erfahrensten sozialdemokratischen Politiker und
gilt als besonnen und kalmierend. Mit diesen Eigenschaften zieht Heinz Fischer
(65) heute in die Hofburg ein.
Sein Werdegang ist 40 Jahre lang mit dem
Parlament verbunden. Der Verfassungsjurist war seit 1971 Abgeordneter zum
Nationalrat, unterbrochen nur von mehr als drei Jahren als
Wissenschaftsminister (1983 bis 1987). Zwölf Jahre lang war Fischer
Nationalratspräsident, seit Ende 2002 muss er sich mit dem zweiten Platz
begnügen. Er ist kein Mann verbaler Schnellschüsse, kein
Stammtisch-Politiker. Fischer wägt Für und Wider genau ab, liebt
bedachte Formulierungen.
Der Pfeifenraucher ist keine schillernde
"Seitenblicke"-Figur. Ab und zu findet sich ein Bild in Bergsteigerkluft, oft
in der Gegend seiner geliebten Hohen Wand. Gefühlsausbrüche in der
Öffentlichkeit sind nicht seine Sache. In kleinem Kreis kann er schon laut
werden, wird erzählt - aber nur, wenn es der Sache dient. Selbstkritik ist
Fischer ebenso fremd wie Schuldzuweisungen.
Als eine der umstrittensten
Aktionen in seiner Karriere gilt Fischers Verhalten im Streit zwischen Bruno
Kreisky und Simon Wiesenthal. Als Klubchef hatte er einen
Untersuchungs-Ausschuss gegen den Nazi-Jäger befürwortet.
Als
seine Stärken gelten seine persönliche Bescheidenheit, seine
Bedächtigkeit sowie seine politische Überlebensfähigkeit.
Letztere brachte ihm allerdings auch immer wieder den Vorwurf ein, nicht gerade
der Mutigste zu sein. Andere wiederum halten ihn gerade deshalb für
präsidententauglich, da von Fischer keine aufgeregten Aktionen zu erwarten
sind. Und als Mann der mahnenden Worte eignet sich das für seine
bedächtigen Formulierungen berühmte neue Staatsoberhaupt, das gerne
Rudolf Kirchschläger als Vorbild bezeichnet, zweifelsohne.
Heinz
Fischer wurde am 9. Oktober 1938 in eine sozialdemokratische Familie
hineingeboren. Sein Vater, Rudolf Fischer, war von 1954 bis 1956
Staatssekretär im Handelsministerium in der Regierung Raab/Schärf.
Die Schule besuchte Fischer in Wien, 1961 promovierte er zum Dr. jur., 1993
wurde er "Ordentlicher Universitätsprofessor".
Nebenbei war Fischer
mehr als 30 Jahre Präsident der Naturfreunde. Als sein größtes
Hobby gilt das Bergsteigen, musikalisch gehört dem Jazz seine Liebe.
Verheiratet ist der Agnostiker Fischer seit 35 Jahren mit Margit. Der Ehe
entstammen ein Sohn und eine Tochter. Wohnen werden die Fischers weiterhin in
ihrer Wohnung in der Wiener Josefstädter Straße.
Erschienen am: 08.07.2004 |