Philipp Scharwenka

geb. 16.02.1847 in Samter/Posen (Szamotuly/Poznan)

gest. 16.07.1917 in Bad Nauheim

Um die Jahrhundertwende war Philipp Scharwenkas Ansehen als Komponist so groß, dass Max Reger ihm 1898 seine 7 Phantasiestücke op. 26 widmete. Die Dirigenten Anton Seidel, Artur Nikisch und Hans Richter führten seine sinfonischen Werke auf und steigerten den Ruhm des Komponisten.

 

Philipp Scharwenka ist ebenfalls in Samter bei Posen geboren und 1865 nach Berlin zur weiteren Ausbildung gekommen. Seine künstlerische Entwicklung als Komponist verlief weniger sensationell und stürmisch als die seines Bruders, aber bereits in den 80er ]ahren führten bedeutende Dirigenten wie Hans Richter, Anton Seidl, Felix Mottl und Artur Nikisch weltweit Werke von ihm auf. Die Krone seines Schaffens sind die seit 1896 entstandenen Kammermusikwerke (2 Klaviertrios, 2 Trios für Violine, Viola und Klavier, 2 Violinsonaten, 2 Streichquartette, je 1 Cello- und Viola-Sonate, sowie das Max Reger gewidmete Klavierquintett op. 118).

Seine bekanntesten Kompositionsschüler waren die später weltberühmten Dirigenten Oskar Fried und Otto Klemperer, der noch 1969 erklärte: "Dass Mahler ein großer Komponist sei, das sagte mir erst in Berlin Philipp Scharwenka so um 1903 oder 1904."

Philipp Scharwenka war seinem Bruder zunächst nach New York gefolgt, kehrte aber schon nach 2 ]ahren zurück, um in Berlin ,,Haus und Hof" künstlerisch zu hüten.

Nur wenige wissen, dass die drastisch-humorvollen Illustrationen zu Alexander Moszkowskis unsterblicher Satire ,,Anton Notenquetscher" von Philipp Scharwenka stammen. Ich zeige Ihnen hier das Titelbild:

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Philipp Scharwenka ist 1917 in Bad Nauheim gestorben. Sein Grab existiert nicht mehr. Sein Sohn Walter Scharwenka leitete das Scharwenka-Konservatorium noch bis zum Ende des 2. Weltkrieges, konnte aber naturgemäß den Glanz aus der Epoche bis 1918 nicht mehr bewahren. Sein bekanntester Orgelstudent war - ja Sie lesen richtig - Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der bekennt, ihm viel zu verdanken. Von Walter Scharwenka ist beim Amadeus-Verlag das Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier (1941) erschienen.

Auch Philipps Kammermusikwerke erleben seit Jahren eine Renaissance. Seine Streichquartette und sein Klavierquintett sind bei MDG von dem Mannheimer Streichquartett und Thomas Duis auf CD eingespielt worden. Die Klaviertrios liegen bereits auf CD mit dem Trio Parnassus vor, und das Magazin ,,Classic CD" in England rief über das Klaviertrio op. 100 begeistert aus ,,more of the same, please". Dem schließen wir uns gern an.

Am 11.12.2002 hat Evelinde Trenkner zusammen mit der kasachischen Stargeigerin Gauhar Myrzabekova in Almaty/Kasachstan neben Werken von Beethoven, Schubert und Brahms auch Philipp Scharwenkas Violinsonate op. 110 gespielt:

 

Von Philipp Scharwenka sind folgende Werke in Neuausgaben erschienen: 

Amadeus Verlag, Winterthur (Schweiz):

Viola-Sonate op. 106 / Streichquartette op. 117 und op. 120 / Trio für Violine, Viola und Klavier op. 105 / Elegie und Caprice Slave für Cello und Klavier op. 98

Wollenweber Verlag, Gräfeling/München:

Trio für Violine, Viola und Klavier op. 121

Rasmus Verlag, Düsseldorf:

mehrere Klavier- und Kammermusikwerke

 

zu Philipps Bruder Xaver

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