Richard Wagner in Zürich:
Otto Wesendonck (1815-1896)
und Mathilde Wesendonck, geb. Luckemeier (1828-1902)
Der
niederrheinische Kaufmann Otto Wesendonck liess
sich mit seiner Frau im April 1851 in Zürich
nieder. Zuerst wohnten sie im Hotel Baur en Ville.
Beide besuchten das Konzert der Allgemeinen
Musik-Gesellschaft vom 20. Januar 1852, als
Wagner dort dirigierte. Wesendonck lieh Wagner
1853 erstmals Geld, das Darlehen wurde jedoch bald
in ein Geschenk umgewandelt. Wesendonck kaufte
in Zürich Enge ein Grundstück, auf dem
er seine Familienvilla
baute. Das kleine Häuschen nebenan (später
das "Asyl" genannt,
um 1900 abgebrochen) vermietete er 1857 an Wagner
für den gleichen Mietzins, wie dieser bisher
für seine Wohnung am Zeltweg bezahlt hatte,
nämlich für Fr.800.-
Mathilde wurde bald zu Wagners
Muse. Er soll ihre schriftstellerische Begabung
gefördert haben und vertonte fünf ihrer
Gedichte (die sogenannten Wesendonck-Lieder,
WWV 91A). Als Wagners Frau Minna 1858 einen Brief
ihres Mannes an Mathilde auffing, wurde die Situation
zwischen beiden Häusern bald unerträglich.
Wagner verliess Zürich im August 1858. Seine
Freundschaft mit beiden Wesendoncks setzte er aber
fort.
1871, als die Wesendoncks den Sieg der Preussen
gegen die Franzosen mit einer Feier in der Tonhalle
zelebrierten, entlud sich der Zürcher Volkszorn
gegen sie. Sie mussten vor der Menge fliehen, ihre
Villa wurde beinahe in Brand gesteckt, und sie
haben darauf Zürich endgültig verlassen.
Mathilde hat seit den 1860er Jahren mehrere Bände
von Gedichten, Theaterstücken und Kurzgeschichten
veröffentlicht, u.a. bei Kiesling in Zürich. Viele
ihrer schriftstellerischen Arbeiten kreisen um
Wagnersche Themen, wie z.B. Siegfried, Wieland
der Schmied, die Walküren
usw.
Literatur:
Richard Wagner an Mathilde Wesendonk: Tagebuchblätter
und Briefe. Berlin: Alexander Duncker, 1904
Briefe Richard Wagners an Otto Wesendonck 1852-1870.
Berlin: Alexander Duncker, 1904
Fehr, Max: Richard Wagners Schweizer Zeit.
2 Bde. Aarau und Leipzig: Sauerländer, 1934
bzw. 1953
Wagner, Richard: Mein Leben. Vollständige,
kommentierte Ausgabe, hrsg. von Martin Gregor-Dellin.
München: List Verlag, 1977
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