Das Sonnensystem

Die Sonne und die Gesamtheit der sie umkreisenden Himmelskörper, wie Planeten, Planetoiden, Kometen und Meteoroiden sowie der Raum, in dem sich diese Objekte bewegen einschließlich der übrigen, darin befindlichen sogenannten interplanetaren Materie bezeichnen wir als unser Sonnensystem. Die Unterteilung der Körper des Sonnensystems nach gemeinsamen physikalischen Eigenschaften liefert die genannten Objektgruppen.
Der Zentralkörper unseres Sonnensystem ist die Sonne, um die sich, soweit bekannt, neun Planeten bewegen. Die inneren Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars unterscheiden sich durch hohe Dichten, langsame Rotation, das Vorhandensein von nur wenigen Monden sowie durch ihren Aufbau aus Metallen und Gestein wesentlich von den äußeren Planeten, deren chemische Zusammensetzung mehr der der Sonne gleicht.
Die Planeten bewegen sich, den Keplerschen Gesetzen folgend, auf nahezu kreisförmigen Ellipsenbahnen um die Sonne. Die Bahnebenen fallen fast mit der Äquatorebene der Sonne zusammen, lediglich Pluto zeigt größere Abweichungen. Der Umlaufsinn beinahe aller Planeten und Monde sowie ihre Rotation und die Rotation der Sonne haben die gleiche Richtung. Die Bahnebene der Erde heißt Ekliptik und ist identisch mit der scheinbaren Bahn der Sonne am Himmel. Die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne nennt man Astronomische Einheit (AE). Eine AE entspricht einer Strecke von 149,6 Mill. km und wird als Maß für Längenangaben im Sonnensystem benutzt.
Das Sonnensystem ist vermutlich vor etwa 4,6 Mrd. Jahren entstanden. Zur Erklärung seiner Entstehung existieren zahlreiche Theorien. Unklar war dabei immer, ob es sich bei der Entstehung des Planetensystems um einen außergewöhnlichen, oder einen im Universum alltäglichen Vorgang handelt. Während ältere Überlegungen noch eine zufällige Entstehung des Sonnensystems herausstellen, bevorzugt man heute eine Theorie, nach der sich bei der Entstehung eines Sternes in vielen Fällen auch ein Planetensystem bildet. Die Sonnen-Planeten-Theorie geht von der Annahme aus, daß sich Sonne und Planeten gleichzeitig oder kurz nacheinander aus derselben Materie, dem Urnebel gebildet haben.
Dieser Urnebel verdichtete sich im Laufe der Zeit immer mehr, und aus einzelnen Turbulenzen (Wirbeln) bildeten sich im Zentrum die Sonne und um sie herum größere feste Körper, sogenannte Planetesimale. Durch den Zusammenstoß solcher Planetesimale wird die Materie erhitzt. Größere Protoplaneten fangen immer wieder kleinere von ca. 10% der Erdmasse ein und erhitzten sich weiter. Im Inneren der Planeten hält sich diese Wärme bis heute. Da von Natur aus im Universum Wasserstoff das Element mit dem größten Vorkommen ist, bleibt die Frage, woher die schwereren Elemente in den Planeten stammen. Modellrechnungen zeigen ferner, daß die Dichte des Urnebels nicht ohne äußeren Anstoß dazu ausgereicht hätte, nur unter dem Einfluß der Gravitation die Gase zu einem Stern zusammenzuziehen. Für beides könnte eine Supernova-Explosion in der Nähe des Urnebels verantwortlich sein. Aus Einschlüssen von Magnesium in primitiven Meteoriten (sog. kohlige Chondrite) läßt sich die Hypothese stützen, daß nur wenige Millionen Jahre vor deren Entstehung ganz in der Nähe ein ausgebrannter Stern in einer Supernova explodierte!
Aus dem zeitlichen und örtlichen Zusammentreffen von Supernovaexplosion und Entstehung des Sonnensystems glaubt man schließen zu dürfen, daß hier nicht Zufälle spielten, sondern es vielmehr zur Entstehung unseres Sonnensystems einer nahen Supernovaexplosion bedurfte.
Ebenso wie die Massen unterscheiden sich auch die Durchmesser und Entfernungen der einzelnen Körper des Sonnensystems sehr stark. Einerseits besitzt die Sonne als größter Himmelskörper des Systems einen Durchmesser von rund 1,39 Mill. km, entsprechend 109 Erddurchmessern, der Mond unserer Erde nur einen Durchmesser von rund 3.470 km, entsprechend etwa 1/4 Erddurchmesser. Die Durchmesser der beobachteten Planetoiden variieren sogar zwischen 1.000 km und wenigen Metern. Auf der anderen Seite erstreckt sich die mittlere Entfernung der Planeten von der Sonne von 58 Mill. km bei Merkur bis zu 5,9 Mrd. km bei Pluto. Ein Modell des Sonnensystems, das beide Größenverhältnisse - Entfernung und Durchmesser - abbildgetreu wiedergibt, ist wegen der unterschiedlichen Größendimensionen nur schwer realisierbar.

Die Sonne

Die Sonne ist der Zentralkörper des Sonnensystems und der uns nächstgelegene Fixstern. Wie alle anderen Sterne ist auch die Sonne eine Gaskugel, die durch die Gravitation zusammengehalten wird. In ihrem Inneren produziert sie durch die Verschmelzung zweier Wasserstoffatome zu einem Heliumatom (Kernfusion) Energie, die an der Oberfläche als Licht und Wärmestrahlung abgegeben wird.


Abb. 1: Sonnenflecken auf der Sonne.
Aufnahme: H.Mai/R.Schwebel am 28.5.1992, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

Von der Erde aus erscheint die Sonne als Scheibe, und wir sehen in die Sonnenatmosphäre. Die unterste Schicht der Sonnenatmosphäre ist die nur wenige 100 km dicke Photosphäre. Sie entspricht der sichtbaren Sonnenscheibe. Ihre geringe Dicke ist der Grund dafür, daß die Sonne uns scharf begrenzt erscheint. Es schließt sich die etwa 10.000 km dicke Chromospäre an, die nur bei Sonnenfinsternissen als farbiger Saum direkt sichtbar ist. Weiter außen folgt dann die Sonnenkorona, ein Strahlenkranz aus extrem verdünnten, bis zu einigen Millionen Grad heißem Gas.
Sonnenflecken sind Erscheinungen in der Photosphäre. Im Bereich eines Sonnenfleckes ist das Magnetfeld der Sonne 1.000 mal stärker als in der Umgebung, gleichzeitig sinkt die Temperatur im Fleck um 2.000 auf 4.000 Grad ab. Dadurch erscheinen uns die Flecken dunkler als ihre Umgebung (Abb. 1).

Der Erdmond

Bei einem Durchmesser von knapp einem Viertel des Erddurchmessers ist der Erdmond im Verhältnis zu seinem angestammten Mutterplaneten sehr groß. Der Mond umkreist die Erde in gebundener Rotation, d.h. er wendet ihr immer die gleiche Seite zu, während er von der Sonne beleuchtet wird. Auffällig sind die unterschiedlichen Phasen, die der Mond innerhalb eines Monats durchläuft. Je nach der Stellung Mond - Erde - Sonne erscheint der beleuchtete Teil des Mondes als schmale Sichel oder Scheibe (Vollmond). Um die Zeit des Neumond wird der unbeleuchtete Teil häufig durch Streulicht von der Erde, insbesondere infolge des erhöhten Rückstrahlvermögens ausgedehnter Wolkenfelder, aufgehellt und tritt als aschgraues Licht des Mondes in Erscheinung.
Aus der chemischen Ähnlichkeit von Mondgestein und Gestein aus dem Erdmantel schließt man auf einen gemeinsamen Ursprung der beiden Körper. Wahrscheinlich wurde die Erde während der Entstehungszeit des Sonnensystems von einem Planetesimal von der Größe des Planeten Mars mit einer Masse von etwa 10% der Erdmasse getroffen. Bei diesem Riesenimpakt wurde Gesteinsmaterial aus der Erde herausgeschlagen, aus dem sich nach Verlust leichtflüchtiger Bestandteile wie Wasser der Mond bildete.
Der Mond ist mit Kratern übersät (Abb. 2), die alle noch aus der Frühphase des Planetensystems stammen und aufgrund des Fehlens einer Atmosphäre, wie sie etwa die Erde besitzt, keinen Verwitterungsprozessen unterliegen. Lediglich die oberflächennahe Staubdecke des Mondbodens wird durch den Einfall hochenergetischer geladener Teilchen des Sonnenwindes und der kosmischen Strahlung langsam aber beständig umgegraben. Die Ende der sechziger Jahre von den Apollo Astronauten hinterlassenen Fußabdrücke dürften somit in mehreren Millionen Jahren nahezu ausgelöscht sein.


Abb. 2: Die Licht-Schatten-Grenze des Mondes.
Aufnahme: A.Lüll/R.Schwebel am 1.9.1991, 21cm-Spiegelteleskop.

Die ältesten zur Erde zurückgebrachten Mondgesteine bezeugen, daß die äußeren Bereiche des Mondinneren zunächst vollständig aufgeschmolzen waren, so daß die Mondoberfläche von einem mehrere 100 km tiefen, wasserfreien Magmaozean bedeckt war. Nach bereits 100 Millionen Jahren hatte sich der Magmaozean soweit abgekühlt, daß an der Oberfläche eine leichte feldspatreiche Kruste auskristallisieren konnte, die mit zunehmender Tiefe von dichteren pyroxen- und olivinreichen Gesteinsschichten abgelöst wird. Die großen Einschlagbecken entstanden ausnahmslos vor etwa 4,4 bis 3.8 Milliarden Jahren während des starken Bombardements des inneren Planetensystems durch kilometergroße Planetesimale. Aufgrund des nachfolgenden Aufstiegs flüssiger Basalte aus dem heißen Mondinneren kam es bis vor schätzungsweise 2,5 Milliarden Jahren zu weiträumigen Überflutungen der großen Einschlagbecken der Mondvorderseite, die 17% der Mondoberfläche bedecken und heute von der Erde aus als dunkle Mare zu sehen sind. Die hellen, stark verkraterten Hochlandbereiche umfassen 83% der Oberfläche, zeichnen sich durch eine anorthositische Zusammensetzung der Hochlandgesteine (hohe Aluminium- und geringe Eisengehalte) aus und weisen wesentlich höhere Alter zwischen 4 und 4,2 Milliarden Jahren auf.
Noch heute unterliegt die Mondoberfläche gelegentlichen Einschlägen durch Kometenkerne, die vorwiegend aus leichtflüchtigen Substanzen (z.B. Wassereis, Trockeneis) bestehen. Zukünftige Mondmissionen werden deshalb auch verstärkt auf die Erkundung bestimmter Gebiete der Südpolregion abzielen, die sich permanent im Schatten befinden und aufgrund der dort vorherrschenden niedrigen Temperaturen die Speicherung des leichtflüchtigen, kometaren Materials in sogenannten Kältefallen erlauben würden. Im Rahmen der globalen Kartierung der Mondoberfläche durch die amerikanische Raumsonde Clementine Anfang 1994 wurden tatsächlich erste Hinweise auf gletscherartige Ansammlungen von Wassereis am Boden permanent abgeschatteter Krater gefunden.

Sonnenfinsternis / Mondfinsternis

Durch eine Laune der Natur erscheinen uns Sonne und Mond von der Erde aus gleich groß. Zu einer Finsternis kommt es daher immer, wenn Sonne, Erde und Mond genau in einer Linie stehen. Wandert der Mond zwischen Erde und Sonne, so kommt es zu einer Sonnenfinsternis. Befindet sich die Erde zwischen Sonne und Mond, so wandert der Mond durch den Kernschatten der Erde und wird verfinstert. Nun kommt es aber nicht bei jedem Vollmond zu einer Mondfinsternis und nicht bei jedem Neumond zu einer Sonnenfinsternis. Da die Ebene der Mondbahn um 5 Grad gegen die Ekliptik geneigt ist, schneiden sich diese von der Erde aus gesehen in zwei Knotenpunkten. Während eines Umlaufs (27,3 Tage) passiert der Mond diese Knoten je einmal. Zweimal im Jahr steht auch die Sonne in diesen Knoten und nur dann kommt es dazu, daß der vorbeiziehende Mond die Sonne teilweise oder auch ganz bedeckt. Nicht ganz 14 Tage vor oder nach einer Sonnenfinsternis wandert der Mond durch den anderen Knoten, während die Sonne in dieser Zeit kaum weitergewandert ist, und auch nur dann kann es zu einer Mondfinsternis kommen. Nur selten kann es weitere 14 Tage später erneut zu einer Sonnenfinsternis kommen. Somit können jedes Jahr zwei bis sieben Finsternisse stattfinden, die jedoch immer nur von Teilen der Erde aus sichtbar sind. An einem festen Ort der Erdoberfläche ist ein solches Ereignis daher eine Seltenheit.


Abb. 3: Die partielle Sonnenfinsternis vom 30.5.1984.
Aufnahme: F.Sohl, 12,5cm-Refraktor der VSW Rothwesten.

Daß Mondfinsternisse scheinbar häufiger auftreten liegt daran, daß eine totale Sonnenfinsternis nur innerhalb eines schmalen Streifens auf der Erdeoberfläche gesehen werden kann. Außerhalb der Totalitätszone wird die Sonne nur teilweise durch den Mond abgedeckt. Eine Mondfinsternis ist hingegen überall dort zu sehen, wo der Mond über dem Horizont steht.

Die Inneren Planeten

Da Merkur und Venus der Sonne näher sind als die Erde, werden sie von der Erde aus nie weit entfernt von der Sonne gesehen. Merkur und Venus besitzen keine Monde. Venus ist der zweit-innerste Planet und kann der Erde bis auf 38 Mill. km nahe kommen. Sie ist somit ein auffallend helles Objekt am Himmel, nach Sonne und Mond sogar das hellste. Steht sie westlich der Sonne, geht sie vor ihr als Morgenstern im Osten auf, östlich der Sonne kann sie abends nach Sonnenuntergang im Westen als Abendstern gesehen werden. Ähnlich dem Erdmond zeigen Merkur und Venus Phasen (Abb. 4).
Venus besitzt eine dichte Atmosphäre, die eine direkte Beobachtung der Oberfläche im optischen Bereich unmöglich macht. Die Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid (96%) und Stickstoff (3,6%). Das die Atmosphäre durchdringende Licht wird vom Boden teils absorbiert, teils als Wärmestrahlung reflektiert. Letztere wird wiederum von der Atmosphäre absorbiert. Die dadurch bedingte Aufheizung (Treibhauseffekt) ist der Grund für die hohe Oberflächentemperatur von rund 500 Grad Celsius.


Abb. 4: Die Venussichel.
Aufnahme: F.Sohl/S.Schröder, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

In den letzten Jahren haben wir ein völlig neues Bild der Venus erhalten. Zwischen 1991 und 1994 tastete die amerikanische Magellan-Sonde mittels Radar fast die gesamt Venusoberfläche ab. Mittlerweile sind 98% der Venusoberfläche sehr genau bekannt, damit ist die Venusoberfläche besser erforscht als die Erdoberfläche, da wir nur wenig über den Boden unserer Ozeane wissen.


Abb. 5: Die Vulkane Gula Mons (Höhe 3 km) und Sif Mons (Höhe 3 km), westliche Eistla Regio, Venus.
Aufnahme: NASA/JPL.

Offenbar wurde die Venusoberfläche wesentlich durch Vulkanismus, Gesteinsbildungsprozesse und Meteoriteneinschläge überprägt. Mindestens 85% der Oberfläche werden von ausgedehnten Lavaflüssen bedeckt, die dank der Abwesenheit von flüssigem Wasser und starken Winden nur geringe Verwitterungsspuren zeigen. Durch die Radarkartierung der Magellan-Sonde wurden über 100.000 kleine Schildvulkane mit unter 15 km Basisdurchmesser entdeckt, die große Ähnlichkeit mit den Unterwasservulkanen am Grunde der irdischen Ozeane besitzen. Weitere Zeugen des planetaren Vulkanismus sind bis zu 100 km durchmessende Einsturztrichter und pfannkuchenförmige Aufdomungen (engl. pancakes) der Venuskruste. Ausschließlich auf der Venus sind die bis zu 2.000 km großen kreisförmigen Koronae zu finden, die von Faltengebirgsgürteln eingeschlossen werden. Man führt ihre Entstehung auf dynamische Vorgänge tief im Inneren des etwa erdgroßen Planeten zurück. Aufgrund der gleichmäßigen Bedeckung der Oberfläche mit nur etwa 900 Einschlagskratern wird vermutet, daß alle älteren Kraterpopulationen durch intensive, planetenweit auftretende Lavaflußaktivität vor etwa 500 Mill. Jahren ausgelöscht wurden.


Abb. 6: Die Pancake-Vulkane (Durchmesser je 25 km, Höhe 750 m) am östlichen Rand von Alpha Regio auf der Venus.
Aufnahme: NASA/JPL.

Der Erde folgt als vierter Planet der Mars. Markant ist seine unter den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten einzigartige rote Farbe, die durch den stark angerosteten, eisenoxidreichen Marsboden hervorgerufen wird. Bereits seit dem Altertum ist bekannt, daß zwischen zwei aufeinanderfolgenden Oppositionen, bei denen Sonne, Erde und Mars sich entlang einer gedachten Linie anordnen, ein Zeitraum von zwei Jahren verstreicht. Mit einem Äquatordurchmesser von 6.794 km ist Mars nur rund halb so groß wie die Erde. Ein der Erde vergleichbarer Wechsel von Tag und Nacht ist der raschen Rotation des Planeten zu verdanken, der für eine Umdrehung 24h 37 min benötigt. Die Rotationsachse ist um 25o gegenüber der Umlaufbahn geneigt, so daß es im Laufe eines Marsjahres zu jahreszeitlichen Wechseln der Umweltbedingungen kommt. Aufgrund der längeren Umlaufzeit um die Sonne dauern die Jahreszeiten auf dem Mars etwa doppelt so lange wie auf der Erde.
Mars besitzt eine dünne Atmosphäre aus Kohlendioxid (95%), Stickstoff (3%) und Argon (1,5%), in der man Wolkenbildungen und riesige Sandstürme beobachten kann, die teilweise den gesamten Planeten erfassen. Der Luftdruck, der an der Marsoberfläche vorherrscht, wird auf der Erde erst in einer Höhe von 30 km erreicht! Die Polkappen des Mars bestehen aus gefrorenem Kohlendioxid und Wassereis. Im Laufe der ausgeprägten Jahreszeiten kommt es zu dramatischen Größenschwankungen der Polkappen, die von der Erde aus bereits mit kleineren Teleskopen verfolgt werden können.


Abb. 7: Der Mars mit seiner südlichen Polkappe.
Aufnahme: A. Doerr, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

Die ersten Aufnahmen der Marsoberfläche, die Ende der 60er bei den Vorbeiflügen der Mariner-Sonden gemacht wurden, zeigten erdmondähnliche Kraterlandschaften, die von zahlreichen Einschlägen durch Meteorite und Asteroide in der Frühphase des Planeten herrührten. Erst durch die amerikanische Sonde Mariner 9 und später die Viking-Orbiter, die den Planeten in den 70er Jahren mehrfach umkreisten, zeigte sich, daß die vorangegangenen Vorbeiflüge ausnahmslos über alte, stark verkraterte Hochländer im Süden geführt hatten. Da die Hochländer immerhin 2/3 der Planetenoberfläche einnehmen, konnte sich zunächst der Eindruck einer tristen Kraterlandschaft verfestigen. Das fehlende 1/3 im Norden wird hingegen von jungen, ausgedehnten Tiefebenen, vermutlich vulkanischen Ursprungs, mit nur wenigen Kratern besetzt. Die Tiefländer werden von zwei gigantischen vulkanischen Plateaus - Tharsis und Elysium - unterbrochen, denen riesige Vulkanschilde mit bis zu 600 km Basisdurchmesser und 27 km Höhe (Olympus Mons) und gewaltige Grabenbruchsysteme bis 4000 km Länge (Valles Marineris) aufsitzen.


Abb. 8: Olympus Mons (Basisdurchmesser 600 km, Höhe 27 km) ist der größte Schildvulkan im Sonnensystem.
Aufnahme: NASA/JPL.

Im Unterschied zum Erdmond weisen die Marskrater durch das Vorhandensein einer Atmosphäre zum Teil erhebliche Verwitterungsspuren auf. Heutzutage ausgetrocknete Flußläufe, die ihren Ursprung am Übergang vom Hoch- zum Tiefland haben, weisen auf katastrophale Überflutungen der Marsoberfläche durch flüssiges Wasser in einer wärmeren Frühphase des Planeten hin. Damals hatte Mars offenbar mehr Ähnlichkeit mit der Erde als jeder andere Planet im Sonnensystem. Auch wenn Ende der 70er Jahre die Suche nach möglichen Spuren vergangener biologischer Aktivität im Marsboden durch die Viking-Landegeräte ergebnislos eingestellt werden mußte, kann die frühe Entstehung einfacher bakterieller Lebensformen an der Marsoberfläche nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Nach erheblichen Verzögerungen durch nur teilweise erfolgreiche oder gänzlich fehlgeschlagene Marsmissionen erhielt die Marsforschung Mitte 1996 neuen Auftrieb, als die Entdeckung vermeintlicher Anzeichen frühen bakteriellen Lebens in einem über 4 Milliarden Jahre alten Meteoriten mit der Bezeichnung ALH84001 bekannt wurde. Dieser kartoffelgroße Gesteinsbrocken wurde höchstwahrscheinlich vor etwa 16 Millionen Jahren durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag aus der alten Hochlandkruste des Mars herausgebrochen und in den Weltraum geschleudert. Eine genauere Untersuchung von Kalkeinschlüssen des Meteoriten erbrachte neben fadenförmigen Versteinerungen, die trotz ihrer 100fach geringeren Größe irdischen Bakterien ähneln, auch kompliziert aufgebaute organische Moleküle, die eine notwendige Voraussetzung für die Existenz von Leben darstellen. Organische Moleküle wurden kürzlich in einem weiteren Marsmeteoriten mit der Bezeichnung EETA79001 aufgespürt, der im Gegensatz zu ALH84001 jedoch nur ein Alter von wenigen 100 Millionen Jahren hat. Manche Forscher wollen darin einen Hinweis für die "Verseuchung" der Marskruste mit organischen Verbindungen durch einfache bakterielle Lebensformen sehen, die bis in die jüngste geologische Vergangenheit reichte.
Ein weltweites Medieninteresse am Mars wurde mit der airbaggestützten Landung der Mars Pathfinder Sonde Anfang Juli 1997 in der Geröllwüste Ares Vallis, am Zusammenfluß zweier ausgetrockneter Flußsysteme, ausgelöst. Mit dem Minirover Sojourner wurden unter anderem zahlreiche Gesteinsblöcke in der Nähe der Landeeinheit angefahren, um mit Hilfe des eingebauten APX-Spektrometers die chemische Zusammensetzung der Marskruste zu bestimmen. Dabei zeigte sich überraschend, daß die Entwicklung der Marskruste wesentlich komplizierter ablief, als dies aufgrund der Analyse der Marsmeteorite anzunehmen war. Die Marsgesteine ähneln am ehesten irdischen Andesiten, also mehrfach umgeschmolzenen siliziumreichen vulkanischen Gesteinen, die zu je 1/3 aus Silizium, Magnesium und Eisen bestehen.


Abb. 9: Sol 19/20: Rendevouz des Minirovers Sojourner (30cm x 40cm x 60cm) mit dem Gesteinsblock Yogi.
Aufnahme: NASA/JPL.

Während ihrer knapp zweimonatigen Lebensdauer wurde die Landeeinheit mehrmals von der Erde aus angepeilt, um die genaue Ausrichtung der Marsrotationsachse zu bestimmen. Ähnliche Messungen wurden bereits in den 70er Jahren an den beiden Viking-Landern vorgenommen. Da Mars unter dem Einfluß der Sonnenanziehungskraft eine als Präzession bezeichnete Taumelbewegung vollführt, ändert sich die Orientierung der Rotationsachse aber mit der Zeit, wobei sie einen Raumkegel zu umschreiben scheint. Durch den Vergleich der neuen Positionsdaten mit den gut 20 Jahre alten Viking-Messungen konnte die Geschwindigkeit der Präzessionsbewegung nun erstmals mit hoher Genauigkeit abgeschätzt werden. Da die Präzessionsgeschwindigkeit von der Massenverteilung im Marsinneren abhängt, ergeben sich aus der Kenntis dieser Größe wichtige Anhaltspunkte für den inneren Aufbau des Planeten. Nach heutiger Vorstellung verfügt Mars über einen flüssigen, schwefelreichen Eisenkern hoher Dichte, der 1/5 der Gesamtmasse ausmacht und von einem weniger dichten, eisenoxidreichen Gesteinsmantel eingeschlossen wird.
Mars wird von zwei kleinen, unregelmäßig geformten Monden namens Phobos und Deimos begleitet, die höchstwahrscheinlichkeit aus dem benachbarten Planetoidengürtel eingefangen worden sind.

Die Kleinplaneten

Neben den bekannten neun großen Planeten bevölkern unzählige kleinere Körper das Sonnensystem. Diese Planetoiden trifft man besonders häufig in ca. 2,8 AE Abstand von der Sonne auf Bahnen zwischen Mars und Jupiter, jedoch sind einige interessante Ausnahmen von dieser Regel bekannt. Eine Gruppe von Kleinplaneten, die sogenannten Trojaner, bewegt sich zum Beispiel auf der gleichen Bahn wie Jupiter um die Sonne. Dabei halten sie einen Winkelabstand von ca. 60 Grad von dem großen Planeten ein. Eine andere Gruppe, die Apollo-Planetoiden, folgen so exzentrischen Bahnen, daß sie näher an die Sonne herankommen als die Erde und infolge dessen die Erdbahn kreuzen. Selten kommen sie dabei näher an die Erde heran als der Mond, doch auch dies ist möglich und zuletzt im Juni 1993 geschehen. Interessant für die Astronomen ist die chemische und mineralogische Zusammensetzung der Kleinplaneten, da sie noch aus der Entstehungszeit des Sonnensystems stammen.



Abb. 10 und 11: Die Bewegung des Kleinplaneten Juno innerhalb von 24 Stunden.
Aufnahme: H.Mai/R.Schwebel am 29.12.1992 und am 30.12.1992, 30cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

Von der Erde aus können wir ihre Bahnen vermessen. Sie verraten sich durch ihre scheinbare Bewegung unter den Fixsternen als Abbild ihrer Ellipsenbahnen um die Sonne. In den beiden Abb. 8 und 9 ist deutlich zu erkennen, wie Juno ein Stück weitergewandert ist. Aus dreien solcher Beobachtungen konnte C. F. Gauß schon vor 200 Jahren die Bahn eines Kleinplaneten sehr genau vorausberechnen. Juno wurde 1804 als dritter Kleinplanet entdeckt und ist mit 244 km Durchmesser einer der größten. Es gibt ca. 230 Kleinplaneten mit Durchmessern über 100 km, wobei Ceres mit 913 km der größte ist. Etwa 3.000 Kleinplaneten sind zwischen 10 km und 100 km groß. Zu noch kleineren Durchmessern hin vermutet man einen weiteren Anstieg der Zahl der Kleinplaneten, so daß ihre Gesamtzahl über 100.000 liegen dürfte.
Nur wenige zeigen eine runde Form, die meisten sind länglich und unregelmäßig geformt. Ein schönes Beispiel hierfür ist der Planetoid Gaspra (Abb. 10), der als erstes Objekt des Planetoidengürtels überhaupt am 29. Oktober 1991 von der Raumsonde Galileo auf ihrem Weg zum Jupiter besucht wurde.
Wie auch die Voyager-Raumsonden vor ihr, nutzte Galileo die Anziehungskraft der Planeten um die nötige Geschwindigkeit zu erlangen um Jupiter zu erreichen. Während ihrer 7-jährige Reise ergaben sich einige Gelegenheiten für interessante wissenschaftliche Arbeiten. Nach ihrem Besuch beim Kleinplaneten Gaspra erreichte Galileo im August 1993 einen weiteren Kleinplaneten - Ida - und entdeckte, daß dieser selbst nur wenige Kilometer große Gesteinsbrocken auch von einem kleinen Mond umkreist wird - eine wissenschaftliche Sensation. Dieser wurde Dactyl getauft.


Abb. 12: Größenvergleich der Kleinplaneten Mathilde, Gaspra (20km x 12km x 11km) und Ida (56km x 24km x 21km).
Mathilde ist etwa doppelt so groß wie Ida und viermal so groß wie Gaspra.
Aufnahme: NASA/JPL.

Die Äußeren Planeten

Jupiter ist der fünfte und größte Planet des Sonnensystems. Sein Durchmesser beträgt am Äquator 142.800 km, zwischen den Polen jedoch nur 133.800 km. Die starke Abplattung des Planeten rührt von der schnellen Rotationsperiode von 9h 55min her und ist deutlich zu beobachten. Seine große Masse von 317 Erdmassen hätte beinahe ausgereicht in ihm Kernfusionsreaktionen auszulösen, so daß er nur knapp einem Dasein als zweite Sonne entgangen ist.


Abb. 13: Wolkenbänder auf Jupiter.
Aufnahme: H.Mai/R.Schwebel am 28.2.1992, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

Jupiter ist ein Gasriese. Auffällig sind die dunklen Bänder und hellen Zonen sowie der "Große Rote Fleck" in seiner Atmosphäre, die hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium besteht. Die Farben der sichtbaren Wolkenschichten deuten auf weitere Verbindungen hin, vor allem Ammoniak, Methan, Wasserdampf, Acetylen, Ethan und bestimmte Phosphorverbindungen. Der "Große Rote Fleck" auf der Südhalbkugel ist ein großer Wirbelsturm, angetrieben durch eine Wärmequelle in großer Tiefe. Er ist auffälligen Intensitätsschwankungen unterworfen und scheint ein Indikator für Aktivitäten im Inneren des Planeten zu sein. Man nimmt an, daß er seit mindestens 100.000 Jahren existiert. Das Innere des Planeten besteht vermutlich aus flüssigem Wasserstoff mit einem kleinen, wenige 1.000 km großen Kern aus Eisen und Silikatverbindungen.


Abb. 14: Der "Große Rote Fleck" auf Jupiter.
Aufgenommen von der Voyager-Raumsonde (NASA/JPL).

Bisher wurden 16 Monde um Jupiter entdeckt. Die vier größten, Io, Europa, Ganymed und Callisto wurden bereits 1610 von Galilei entdeckt. Sie zeigen wie der Erdmond Verfinsterungen, sobald sie in den Kernschatten des Planeten treten. Besonders eindrucksvoll ist es, wenn ein Mond vor dem Jupiter entlangzieht und sein Schatten über die Oberfläche wandert, so daß dort für einen Beobachter die Totalitätszone einer Sonnenfinsternis verliefe.
Die Raumsonde Galileo erreichte im Dezember 1995 Jupiter und schwenkte in eine Umlaufbahn um den Planeten ein. Seit dem untersucht Galileo Jupiters Magnetfeld und seine Atmosphäre. Bei mehreren nahen Vorbeiflügen an den vier Galileischen Monden sammelt die Instrumente der Raumsonde die genauesten Daten, die man je über diese Monde empfangen hat. Einige Entdeckungen konnten bereits gemacht werden, so besitzt der Mond Ganymed ein eigenes Magnetfeld. Der Mond Callisto besitzt ein Atmosphäre aus Wasserstoff und Kohlendioxyd. Alle Monde außer Callisto besitzen einen metallischen Kern. Gewitterblitze und Polarlichter auf Jupiter konnten beobachtet werden, und auch Ios starke vulkanische Aktivität, die schon von Voyager entdeckt wurde, kann weiterhin beobachtet werden.

Saturn ist nach Jupiter der zweitgrößte Planet im Sonnensystem. Auch er ist ein Gasriese und vom inneren Aufbau dem Jupiter ähnlich. Saturn besitzt jedoch einen etwa erdgroßen Gesteinskern mit hohem Eisenanteil. Durch den massereicheren Kern ist seine Abplattung bei einer Rotationsperiode von 10h 14min noch stärker ausgebildet als bei Jupiter.


Abb. 15: Der Ringplanet Saturn.
Aufnahme: A.Doerr am 24.11.1970, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

Sein Durchmesser am Äquator beträgt 120.000 km, zwischen den Polen nur 106.900 km. Auffällig ist seine geringe mittlere Dichte, die noch unter der von Wasser liegt. Saturns Wolkenbänder sind weniger strukturiert, doch auch in seinem Inneren herrscht rege Aktivität: Alle 50 bis 70 Jahre erscheint für einige Wochen ein großer weißer Fleck in der Atmosphäre. Motor für die Aktivität im Inneren ist sowohl bei Jupiter als auch Saturn selbst produzierte Wärme. Bei Jupiter entsteht diese durch die langsame Kontraktion des Planeten, bei Saturn ist eine Entmischung von Wasserstoff und Helium durch Tropfenbildung und Abregnen des Heliums die Ursache. Beide Planeten strahlen mehr Wärme ab, als sie von der Sonne erhalten.
Wohl jeder kennt das ausgeprägte Ringsystem des Saturn. Der von der Erde mit einfachen Teleskopen gut sichtbare Teil hat einen Durchmesser von rund 278.000 km. Man unterscheidet vier Hauptringe A, B, C, D. Zwischen den äußeren Ringen A und B konnte bereits G. D. Cassini 1675 eine Teilungslinie ausmachen, die sogenannte Cassini-Teilung. Erst seit dem Vorbeiflug der Voyager-Raumsonden Anfang der 80er Jahre wissen wir, daß der Ring in Wirklichkeit aus Tausenden von Einzelringen besteht.


Abb. 16: Das Ringsystem des Saturn.
Aufgenommen von der Voyager-Raumsonde (NASA/JPL).

Die Einzelringe bestehen aus einer großen Anzahl von Gestein- und Eistrümmern. Sie sind beeinflußt durch kleine Schäfermonde, die bestimmte Lücken in den Ringen verursachen. Außerdem hat man in den Ringen Speichenstrukturen entdeckt, die möglicherweise durch die Wechselwirkung der Ringteilchen mit dem Saturnmagnetfeld entstehen.

Kometen

Kometen sind Himmelskörper, die sich auf langgestreckten elliptischen Bahnen um die Sonne bewegen und während ihres Aufenthalts im inneren Bereich des Sonnensystems mehr oder weniger auffällige Schweife bilden. Den Ursprung der Kometen sieht man heute allgemein in einer bis etwa 50.000 AE (0,8 Lichtjahre) reichenden Kometenwolke. Diese Außenbezirke des Sonnensystems nennt man nach dem niederländischen Astronomen J. Oort, der das Modell dieser Wolke erdachte, Oortsche Wolke. In dieser Wolke soll eine große Anzahl an Kometenkernen enthalten sein, von denen immer ein paar im Abstand einiger Millionen Jahre von vorbeiziehenden Sternen auf eine Bahn ins Innere des Sonnensystems gelenkt werden. Dabei gibt es Kometen, die nach einmaligem Vorbeiflug das Sonnensystem verlassen, und andere, die dann auf einer periodischen Bahn die Sonne umrunden. Ein Beispiel dafür ist der Komet Halley, der seit vielen Jahrhunderten alle 76 Jahre die Sonne umrundet. Durch den Einfluß der großen Planeten ändern sich die Bahnen der periodischen Kometen mit der Zeit hin zu kürzeren Umlaufszeiten. Anfang 1993 kam der Komet Shoemaker-Levi 9 dem Jupiter sogar so nah, daß er unter dem Einfluß von dessen starken Gezeitenkräfte in etwa 20 große Brocken zerbrach und im Juli 1994 in die Atmosphäre Jupiters stürzte. Die Raumsonde Galileo war auf ihrem Weg zum Jupiter in einer günstigen Beobachtungsposition und konnte als einzige das spektakuläre Ende des Kometen auf der erdabgewandten Seite des Jupiter verfolgen.


Abb. 17: Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 in den Jupiter.
Aufnahme: J. Kube, M. Kalb, H. Mai am 24.6.1994, 21cm-Spiegelteleskop der VSW Rothwesten.

Pro Umlauf verliert ein Komet üblicherweise 1/100 bis 1/1.000 seiner Masse, so daß er sich spätestens nach mehreren tausend Umläufen aufgelöst hat. Aus der verlorenen Masse von Kometen entstehen die Meteorströme (Sternschnuppen).
Auch wenn die Herkunft der Kometen aus der Oortschen Wolke weitgehend akzeptiert ist, ist der genaue Entstehungsort - im Bereich der äußeren Planeten jenseits von Saturn oder in wesentlich größerer Sonnenentfernung - noch umstritten. Ziemlich sicher dürfte dagegen sein, daß ihre Entstehungzeit vor etwa 4,6 Mrd. Jahren mit der des Sonnensystems zusammenfiel. Für das Verständnis der Entstehung des Sonnensystems sind Kometen deshalb so wichtig, weil sie Materie in der ursprünglichen Zusammensetzung enthalten dürften, die bei der Entstehung des Sonnensystems vorlag.


Abb. 18: Der Komet Hale-Bopp im Frühjahr 1997.
Aufnahme:.

Die beiden 1977 gestarteten amerikanischen Voyager-Raumsonden durchquerten bis 1989 den uns bekannten Teil des Sonnensystems und lieferten uns neue, aufregende Bilder von den äußeren Planeten bis zum Neptun. Inzwischen fliegen sie mit großer Geschwindigkeit weiter in Richtung auf den Rand unseres Sonnensystem. Diesen Rand, die Heliopause, hofft man dort zu finden, wo der Sonnenwind - sich von der Sonne entfernende geladene Teilchen - auf den interstellaren Wind trifft. In diesem Bereich könnte starke Röntgenstrahlung entstehen. Noch bis weit über das Jahr 2000 hinaus wird die Energie der Raumsonden ausreichen, um uns Informationen über weit entlegene Bereiche des Sonnensystems zu senden. Vielleicht erfahren wir dabei auch neues über die Entstehung der Kometen und damit über die Entstehung unseres Sonnensystems.

Extrasolare Planeten

Die Suche nach entfernten Planetensystemen schien lange Zeit wenig erfolgversprechend, da diese neben den millionenfach lichtstärkeren Zentralsternen beinahe unsichtbar bleiben. In den letzten Jahren konnten durch moderne Beobachtungstechniken jedoch einige etwa jupitergroße Begleiter entdeckt werden. Ob es sich dabei um echte Planeten oder um Zwergsterne ("Braune Zwerge") handelt, ist im Einzelfall umstritten und erfordert tiefere Kenntnisse ihrer Entstehungsgeschichte. Während Zwergsterne Massen von bis zu 10 Prozent unserer Sonne haben und durch den Kollaps interstellarer Gas- und Staubwolken zusammen mit dem Hauptstern gebildet werden, formen sich Planeten nach der Sternentstehung.


Abb. 19: Extrasolare Planeten: Abgesehen von 47 UMa und 16 Cyg B ist unklar warum die extrasolaren Planeten ihre Zentralgestirne in wesentlich kleinerem Abstand umlaufen, als die Erde die Sonne. Vermutlich sind sie weiter außen entstanden - etwa dort, wo sich heute Jupiter und Saturn im Sonnensystem befinden - und haben sich unter dem Einfluß starker Gezeiteneinwirkung später nach innen bewegt.
Quelle: SuW.

Eine direkte Beobachtung ist selbst mit Großteleskopen und modernen Optiken nur für Braune Zwerge möglich, da Planeten aufgrund ihrer kleineren Massen zu lichtschwach sind. Durch exakte Messungen der Position, Geschwindigkeit und Helligkeit naher Sterne können gößere Planeten allerdings indirekt entdeckt werden. Mit diesen Methoden wurde zum Beispiel im Sternbild Krebs ein Stern mit zwei planetaren Begleitern auf nahezu kreisförmigen Bahnen gefunden, deren Massen 1 bzw. 1.5 Jupitermassen entsprechen und deren Abstände vom Zentralgestirn 2.5 bzw. 10 atronomische Einheiten betragen. Gas- und Staubscheiben, aus denen sich neue Planetensysteme entwickeln könnten, werden dagegen bei der Hälfte aller sonnenähnlichen Sterne beobachtet und gelten als starke Indizien für die Existenz zahlreicher Planetensysteme.

Die Entdeckung erdähnlicher Planeten außerhalb unseres Sonnensystems ist mit den derzeitigen Beobachtungsmethoden weder direkt noch indirekt möglich. - Erst eine neue Generation weltraumgestützter Infrarotteleskope könnte dies in den nächsten Jahrzehnten ändern.


Zurück zur Volkssternwarte Rothwesten Homepage


Letzte Änderung: 3-März-1998 von Holger Mai