Matfried I.                                                Graf von Orleans
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um 795-   836
 

Sohn des Grafen N.N.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 380
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Matfrid,  Graf von Orleans
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     +   836/37

Seit 815 am Hof Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN nachweisbar, wurde Matfrid mit wichtigen politischen und militärischen Aufgaben betraut. Seine Bedeutung als maßgeblicher Berater des Kaisers zeigt sich in der Matfrid gewidmeten Schrift "De institutione laicali" des Jonas von Orleans, aber auch in Agobards von Lyon Kritik an der höfischen Korruption. Wegen angeblicher Versäumnisse bei einem Spanienfeldzug (827) wurden Matfrid und Graf Hugo von Tours im Februar 828 ihrer Ämter und Lehen enthoben, vermutlich das Werk eine rivalisierenden Hofpartei um Kaiserin Judith und Graf Bernhard von Barcelona, dessen Verwandter Odo in Matfrids Grafschaft einrückte. Seither als Verfechter der Reichsidee Ordinatio imperii von 817 scharfer Gegner Kaiser LUDWIGS und Anhänger vor allem Kaiser LOTHARS in den Aufständen von 830 und 833/34, mußte sich Matfrid trotz militärischer Erfolge unterwerfen. Mit anderen fränkischen Adligen folgte er 834 Kaiser LOTHAR nach Italien, wo er mit einem Großteil der fränkischen Aristokratie 836/37 einer Epedemie zum Opfer fiel. Seine vermutlichen Nachkommen (Hlawitschka) spielten sowohl in LOTHARS Umgebung als auch in der Geschichte Lotharingiens (MATFRIDINGER) eine wichtige Rolle.

Literatur:
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B. Simonson, JDG L.d.Fr. I-II, 1874 - H. H. Anton, F.senspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968, 212f. - E. Boshof, Ebf. Agobard v. Lyon, 1969, 131ff. - E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969, 154ff. - K. Brunner, Oppositionelle Gruppen im Karolingerreich, 1979 - J. Hannig, Consensus fidelium, 1982, 262ff. - A. Krah, Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Kg.smacht, 1987, 58ff.
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Matfried I., seit 815 in der Umgebung LUDWIGS I. DES FROMMEN nachweisbar, gehörte von 817 an zu den einflußreichsten Persönlichkeiten bei Hofe, wurde mit besonderen Missionen betraut und blieb auch so lange, wie der Kaiser an der 817 in der Ordinatio imperii beschlossenen Reichseinheit festhielt, ein treuer Helfer der Zentralgewalt. Nachdem er aber 828, ebenso wie der Graf Hugo von Tours, wegen seiner Mißerfolge bei der Bekämpfung der Sarazenen auf einem Reichstag zu Aachen seiner Lehen und Würden verlustig erklärt worden war, gehörte er zu den unversöhnlichsten Feinden Kaiser LUDWIGS I. In der Folgezeit schlug er sich auf die Seite LOTHARS I. und mußte, als dieser 834 auf Befehl seines Vaters nach Italien abziehen mußte, jenem über die Alpen folgen. LOTHAR entschädigte die aus der Heimat Vertriebenen großzügig und Matfried erlag wie viele von LOTHARS Anhängern 836 einer verheerenden Fieberepedemie.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kinder:

  Matfried II.
  820-nach 882

  Ingeltrud
  820/25-vor 878

  1. oo Boso
                  -
 
  2. oo Wangar
                   -
 
 
 
 

Literatur:
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Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 156-158,160,168,171 -