Geschichte

Der Schlempertshof gehört zur politischen Gemeinde Höpfingen im Neckar-Odenwald-Kreis (Nordbaden) und liegt etwa 2 km nordwestlich von Höpfingen.
Er hat seinen Namen von dem Adelsgeschlecht der Ritter Slemper von Hardheim und ist in vielen alten Urkunden und Akten genannt. Im Lehensbuch des Bischofs Otto von Würzburg wird der Schlempertshof zum ersten Mal in den Jahren 1335-1345 als Slemperswiler genannt, nach einem Ritter Hainrich Slemper von Hartheim (heute Hardheim). Von den Rittern von Hardheim wird berichtet, dass sie zu jener Zeit Reichtum, Macht und Ansehen besitzen. Sie haben neben dem Schlempertshof u.a. den größten Teil vom Dorf Höpfingen als Lehen.
Die Schreibweise des Namens Schlempertshof ändert sich im Laufe der Jahrhunderte oft (u.a. Schlemperswiler, Schlempertsweyler). Die nähere Erläuterung für den Namen ist "Weiler des Slemper".
Die Herrschaftverhältnisse waren in der Zeit vor 1656 sehr verworren. Das Fürstbistum Mainz und das Hochstift Würzburg sowie die Grafschaft Wertheim hatten oft gleichzeitig in einem Ort Dorfrechte. Im August 1601 erlosch mit dem Tod ihres letzten Ritters das Geschlecht der Herren von Hardheim. Ihr Besitz wurde fortan gemeinschaftlich vom Kurfürstentum Mainz und vom Fürstbistum Würzburg verwaltet. Einige Zeit später kam es zu einem langwierigen Rechtsstreit um die Lehensgüter Schlempertshof und Höpfingen. 1656 entschied das Reichskammergericht, dass die Landeshoheit über den Schlempertshof an den Fürstbischof von Würzburg übergeht.
Im Jahre 1803 ging die Landeshoheit vom Fürstbistum Würzburg an die Fürsten von Leiningen über; 1806 an das Großherzogtum Baden.

Literatur: Familienarchiv Karl Hornbach, München, Juli 1946
zum Seitenanfang


Zweiter Weltkrieg
Fliegerhorst

Der Fliegerhorst Dornberg wurde 1937 lediglich als Ausweich- und Übungsflugplatz für die Luftwaffenstandorte Wertheim und Giebelstadt bei Würzburg gebaut. Auf dem Luftwaffenstützpunkt wurden bodenständige Einrichtungen errichtet, die der Unterbringung bzw. Versorgung der fliegenden Verbände dienten. Die oberste Bauaufsicht, also Bauleitung hatte seinerzeit der junge Ingenieur Bruno Störzer, der nach dem Krieg die Höpfinger Baufirma Störzer gründete.
Der Flugplatz wurde zur Tarnung als Bauernhof angelegt. Er hatte keine befestigte Landebahn. Die Fläche betrug 102,5 ha im Quadrat. 12,5 ha gehörten dem Reich, der Rest wurde von den Bauern und dem Fürst zu Leiningen für etwa 10 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet. Auf dem Gelände der beiden heutigen Autohändler Golderer und Gramling in Walldürn befand sich ein Scheinflugplatz mit Flugzeugattrappen.
Auf dem Schlempertshof entstanden Wachhäuschen, Bunker, Flaktürme (über 25 Meter hohe Holzkonstruktionen, die den Fichtenwald überrragten), Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude, Materialbaracken, 1 Kantine und andere Einrichtungen.
Die Flugzeuge waren im Wald versteckt. 1945 wollte man noch mit Zwangsarbeitern die Landebahn in Richtung Guggenberg wegen der neuen Düsenflugzeuge (z.B. Me 252) vergrößern.
Auf dem Flugplatz waren stationiert: Schulungsflugzeuge, Lastensegler, Stukas (Ju 87), Junkers 52 (Ju 52 - 3m) und Fiats. An einem schönen Sonntagmorgen Anfang 1945 wurde der Flugplatz von englischen und amerikanischen Jabos (Jagdbomber) bombardiert. Selbst die Flugzeuge, welche immer gut versteckt waren, wurden in Brand geschossen. Die von mir befragten Zeitzeugen waren sich alle einig: "Die Lage muß verraten worden sein."
Auf dem Flugplatz waren etwa 100 Leute (35 waren Zwangsarbeiter(innen)) damit beschäftigt , beschädigte Munitionskisten zu reparieren. Dann wurden die Kisten per Bahn, da der Fliegerhorst von Walldürn her einen Bahnanschluss besaß, zur Munitionsanstalt Dortmund abtransportiert.

Das Flugplatzareal, das im Besitz des Reiches war (12,5 ha), wurde nach dem Krieg im Jahre 1945 von der amerikanischen Militärregierung an einen Privatmann verkauft. Dieser Investor musste 1949 wegen Geldmangels den Flugplatz wieder an die Militärregierung verkaufen. Bereits im Jahre 1945 bekamen die Bauern ihre im Jahre 1937 verpachteten Felder zur Bewirtschaftung zurück. Nach der Gründung der Bundeswehr sollte im Jahre 1956/57 nochmals ein Flugplatz der Luftwaffe eingerichtet werden.

Heute wird das Gelände des ehemaligen E-Hafens wieder landwirtschaftlich genutzt.

Literatur: Referat Dennis Mosbacher
zum Seitenanfang


Bunker

(...) Als einzige Relikte des ehemaligen Flugplatzes sind die heute noch funktionierende Drainage, mit deren Hilfe das einstmals feuchte Gelände entwässert wurde, Kanalisation und Kläranlage vom Schlempertshof, die erst vor vier Jahren (Anm. d. Red.: 1991) stillgelegt wurden, die Sockel des alten Flak-Turmes bei Dornberg und vier oberirdische Munitionsbunker aus Beton vorhanden.

MunitionsbunkerDie Bunker liegen auf Höpfinger Gemarkung, etwa 400 Meter vom letzten Haus des Weilers Schlempertshof entfernt im Wald, mit Gras und Bäumen überwachsen. Sie waren besonders abgesichert und sind relativ gut erhalten. Der größte hatte einen Innenraum von etwa 12 auf 14 Meter. Während des Krieges lagerten dort Bomben und Munition der Flugzeuge, später nutzte eine Schreinerei vorübergehend die Räumlichkeiten.

Kurz bevor die Alliierten sich näherten, sprengten deutsche Soldaten vor ihrem Abzug am Karfreitag 1945 um 18 Uhr einen der vier Bunker. Die gesamte Munition wurde auf das freie Feld geschafft und dort gesprengt, damit der Flugplatz nicht mehr benutzbar war. Krater kündeten von dem Vorfall. Der Bevölkerung der umliegenden Orte war befohlen worden, alle Fenster während der Sprengung zu öffnen, damit die Scheiben nicht zersplittern. Als die Amerikaner vorrückten, war der Fliegerhorst geräumt, die Baracken (bis auf das Haus Gerig) niedergebrannt.

Literatur: "Verräter am Werk" von Ingrid Eirich-Schaab, aus "Gegen das Vergessen", Dokumentation der Fränkischen Nachrichten 1995
zum Seitenanfang


Friedenskapelle

Pfarrer Ludwig Schliermann, Ortsgeistlicher in Höpfingen von 1940 bis zu seinem Tode im Januar 1963, schreibt zum Kriegsende und zur Errichtung der Friedenskapelle ein Dokument.

"Karfreitag 1945. Bei Einbruch der Dunkelheit durchfahren amerikanische Panzer den Ort. Seit dem Nachmittag fliegen die Anlagen des Flugplatzes auf dem Schlempertshof in die Luft, ein schaurig schönes Bild. Was ein Jahrzehnt aufgebaut, wird durch den Wahnsinn einer verantwortungslosen und dekadenten nationalsozialistischen Militärführung in wenigen Stunden zerstört.
Am Eingang zum Schlempertshof liegt ein kleiner, massiver Bau, der seither der Prüfung und Übung mit Gasmasken diente. Er bleibt als einziger Bau von der Zerstörung bewahrt. Gleichsam eine Fügung von oben. Jetzt soll ein lang gehegter Wunsch der Schlempertshöfer Bauern in Erfüllung gehen: Am Eingang zum Hof soll eine Kapelle stehen. Und was seither dem Teufel gedient und seiner Zerstörung, soll jetzt dem Herrgott und seinem Frieden dienen.
(...)
Zum Altarsockel mußte wieder ein Bruchstück vergangener Herrlichkeit aus dem sogenannten "Braunen Haus" in Höpfingen, dem ehemaligen Parteihaus der Nazipartei, herhalten, der Fahnenstock. Ihm wurde ein marianisches Symbol eingelassen und eine Altarplatte aufgesetzt. Allzu Profanes muß jetzt dem Herrgott dienen.
(...)
Als Tag der Einweihung wurde das "Fest Maria Himmelfahrt" im Jahre 1946 (wohl 1949) bestimmt. Am Nachmittag zog man in Prozession zum Hof, wo Pfarrer Schliermann die Einweihung und Segnung der Kapelle vornahm. In seiner Ansprache deutete er die Geschichte und den Sinn der Friedenskapelle (...)

Möge die Kapelle (...) der Anfang eines dauernden Friedens unter den Völker sein, (...) und möge hierzu die Friedenskönigin, der diese Kapelle geweiht, ihre Mutterhände schützend über uns alle breiten! (...) "

Literatur: Höpfingen - Beiträge zur Heimatgeschichte - Band 2

Noch heute findet am Tag der Einweihung der Kapelle, Maria Himmelfahrt, ein Gottesdienst statt. Zudem ist die Kapelle in jedem Frühjahr Station der Flurprozession in der Bittwoche.
zum Seitenanfang 1