Ich muss gestehen, dass ich die Arbeit in meinem Geschäft seit dem Tod von Annelies immer mehr vernachlässige. Die sich immer wiederholende Tätigkeit von Verkaufen und wieder Einkaufen, Schaufenster dekorieren und Buchhaltung machen langweilt mich. So kommt es z.B. oft vor , dass mich beim Klavierüben meine Verkäuferin über das Haustelephon mit den Worten stört: „Herr Theo, der Vertreter der Firma Soundso ist da!“, worauf ich antworte: „Einen schönen Gruß – wir brauchen nichts von ihm!“ Es ist also kein Wunder, dass ich an eine Verpachtung meines Geschäftes samt Haus denke und dafür bereits Kontakte mit der Familie Feuerstein aus Innsbruck aufnehme.

 

Dafür beschäftigt mich Othmar Costa sehr viel in seiner E-Musik-Abteilung bei Radio Tirol. Fast täglich arbeite ich dort als Aufnahmeleiter und Bandbearbeiter und ich verfasse diverse Sendungen wie z.B. das satirische Hörspiel „Tirol ohne Berge“.

 

In der Reihe „Das Podium“ stelle ich im Laufe der Jahre eine große Zahl von jungen Künstlern vor (Details im Anhang!), weiters begleite ich die Sängerin Els Bolkestein (Foto) bei Produktionen mit mehreren Liedern von Brahms, Kodaly und Debussy, dem Zyklus „Ohne Sonne“ von Mussorgsky und den Zigeunerliedern von Dvorak. Bolkestein ist eine hervorragende Sängerin (sie ist Primadonna am Innsbrucker Landestheater und wird später für viele Jahre an die komische Oper Berlin engagiert), wir verstehen uns musikalisch hervorragend und so entstehen Aufnahmen, auf deren künstlerische Qualität ich besonders stolz bin.

 

 

Daneben nehme ich mir immer wieder Zeit für Reisen: Im Mai 1968 fliege ich von Zürich aus an die Costa brava. Dieser Urlaub bleibt mir in besonderer Erinnerung. Ich hatte alles inklusive gebucht: Flug, Taxi von und zum Flughafen in Barcelona, Hotel samt Aufenthalt und Verpflegung.
Erst spät nachts komme ich in meinem Hotel an, aber schon jetzt beschleicht mich ein eigenartiges Gefühl, das sich am nächsten Morgen bewahrheiten sollte: Weit und breit ist kein Meer und kein Strand zu sehen – mein Hotel befindet sich weit im Landesinneren, was von mir aber keineswegs geplant ist. An der Rezeption lässt sich nach langen Recherchen der Irrtum durch eine Namensgleichheit zweier Häuser erklären, ich solle also in das andere Hotel am Meer übersiedeln und dort selbst bezahlen, die Fehlbuchung werde mir zu Hause vom Reisebüro ersetzt werden.

 

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