Die "Unfälle" von Majak

Mayak, auch bekannt als Tscheljabinsk 65, war für viele Jahre die Hauptproduktionsstätte für atomwaffenfähiges Plutonium der Sowjetunion. Durch das an Bodenschätzen wie Eisen und Gold reiche Uralgebirge wurde die Region Tscheljabinsk zu einer der wichtigsten Industriezentren der UdSSR. So wurde hier während des zweiten Weltkrieges ein großer Teil der Panzer hergestellt. 1945 wurde mit dem Bau des "Mayak Chemical Combine" begonnen und 1948 ging der erste Reaktor in Betrieb. Neben den sechs Reaktoren, von denen heute noch einer betrieben wird, befinden sich auf dem Gelände unter anderem eine Wiederaufarbeitungsanlage und etwa 100 Lagertanks für radioaktive Abfälle. In den letzten 50 Jahren wurde hier fast das gesamte Plutonium für die Atomwaffenproduktion hergestellt.

Karte der Region Tschljabinsk
Die Region Tscheljabinsk und die Lage der Anlage von Mayak.

Während der gesamten Betriebszeit wurden große Mengen an Radioaktivität zum Teil geplant, aber auch durch Unfälle freigesetzt. Bisher wurden drei größere Unfälle durch die russische Regierung zugegeben, die im folgenden kurz vorgestellt werden.
 

An Punkten entlang des Flusses Tetscha wurden Werte gemessen, die um mindestens zwei Größenordnungen darüber lagen. In Musljumovo, das 78 km von der Anlage entfernt liegt, wurden 3 bis 5 Mikrogray pro Stunde gemessen und sogar 80 Mikrogray pro Stunde unter einer Brücke der Hauptstraße in der Nähe der Baustelle für einen neuen Brutreaktor.
1990 befanden sich im See Karatschai wahrscheinlich etwa 120 Millionen Curie (4,44 Millionen Terabequerel) Aktivität. Diese Teilen sich auf in 98 Millionen Curie (3,63 Millionen Terabequerel) durch Cäsium-137 und 20 Millionen Curie (0,74 Millionen Terabequerel) durch Strontium-90. Eine Messung der Gammastrahlung auf der Seeoberfläche ergab 30 bis 40 Milligray pro Stunde. Am Ufer waren durch hohe Konzentrationen im Sand und im Sediment 0,18 bis 0,2 Gray pro Stunde zu messen. Die höchsten Werte wurden mit 6 Gray pro Stunde am Einleitungsrohr festgestellt.

Durch die immer noch stattfindende Wiederaufarbeitung werden jährlich mehr als 91 Millionen Curie (3.370 Millionen Gigabequerel) Atommüll erzeugt. Davon sind etwa 1 Million Curie (37 Millionen Gigabequerel) flüssiger mittel- und schwach-radioaktiver Abfall, der immer noch in offene Reservoirs geleitet wird.

 Karte der Strontium-Verseuchung
Verseuchung durch Cäsium-137 (li.) und Strontium (re.).

Alle Unfälle wurden geheimgehalten und erst im Juni 1989 von der sowjetischen Regierung öffentlich zugegeben.



Die Zahlenwerte auf dieser Seite wurden dem Bellona-Bericht , dem Film " Chelyabinsk - The Most Contaminated Spot on the Planet ", dem Buch "Nuclear Wastelands" vom IEER  und einem Artikel vom IEER aus "Science for Democratic Action" (Volume 1, Nr. 3, Herbst 1992) entnommen.