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Sven Hannawald (Bild: NDR/face to face/Tjaberg)

Sven Hannawald 



 
 


Sven Hannawald über seine Burn-Out-Erkrankung und sein Weg zurück in die Normalität




Sendung vom Montag, 23.05.2005

Sven Hannawald
Beendet er seine Karriere? Kommt er zurück? Hat er seine Burn-out-Erkrankung überstanden? Wird er den Weg aus der seelischen Finsternis endgültig schaffen? Seit einem Jahr rätselt die Öffentlichkeit über den Zustand und die Zukunft von Sven Hannawald. Das Leben des Publikumslieblings war nach dem einzigartigen Triumph bei der traditionellen Vierschanzen-Tournee 2002 aus dem Gleichgewicht geraten. Der strahlende Überflieger verlor sein Gewinner-Lächeln: Misserfolge, akute Erschöpfungszustände und Panik-Attacken veränderten sein Leben jäh. Bei "Beckmann" gibt der Ausnahme-Skispringer jetzt erstmals in einer Talksendung Auskunft über seine traumatischen Erfahrungen der letzten Jahre.

Hannawald lässt ein baldiges sportliches Comeback offen. Er fühle sich derzeit noch nicht stark genug, seine Karriere fortzusetzen. Nach wie vor wisse er, was im Falle einer Rückkehr auf ihn zukäme – "dafür bin ich zur Zeit definitiv nicht gewappnet", sagt der 30-Jährige bei "Beckmann". Alles sei möglich: "Es kann sein, dass ich in einem oder zwei Monaten sage: Jungs, das war's!" Allerdings könne er auch sagen: "Blast die Trompete, jetzt geht’s wieder auf!" Hannawald sagt, dass es ihm wieder besser geht und er "wie fast jeder andere ganz normal den Alltag bewältigen" kann. Allerdings wisse er, dass er sich für die Suche nach seinem inneren Gleichgewicht noch Zeit nehmen müsse. "Ich bin nach wie vor auf der Erforschung meines Bauchgefühls." Deshalb meide er zumeist die Öffentlichkeit. Allerdings freue er sich über den Wunsch seiner Fans, die ihn schnell wieder auf den Schanzen springen sehen wollen. "Das stärkt mich auch."

Trotz seiner seelischen Erschöpfung hängt Hannawald "definitiv" noch am Skispringen. "Ich weiß, dass mein Herz und meine Seele für den Sport pocht." Es gibt Tage, an denen er sich sagt: "Ich pack's wieder." Aber schnell merke er dann, dass "das innere Rad wieder anfängt zu drehen". Wo sieht er die Ursache für seine Erkrankung? "Die Gründe liegen zwischen fünf und sieben Jahren zurück. Das ist ein langer Prozess, den man einfach nicht mitkriegt." Hannawald hinterfragte in der Vergangenheit häufig seine fast lebenslange "170prozentige Konzentration" auf das Skispringen. "Was habe ich eigentlich außer dem Sport? Eine Luftblase. Da ist gar nichts drin", lautete seine erschütternden Erkenntnis. Er habe Angst vor dem Nichts gehabt und eine tiefe innere Leere verspürt. Heute kennt er die Symptome; wenn sie sich heute erneut ankündigen, nehme er sie sofort "sehr ernst".

Aufgrund des schleichenden Beginns hat ihn seine Burn-out-Erkrankung vor über einem Jahr sehr überrascht. "Durch den Erfolg habe ich immer mehr unbewussten Stress gehabt, den ich gar nicht gemerkt habe. Ich habe nur für meinen Sport gelebt." Vielleicht sei manchen seiner Freunde aufgefallen, dass mit ihm etwas nicht stimmt – "aber für mich war die Welt lange Zeit okay." Dann habe er immer mehr die Öffentlichkeit gescheut. "Wenn man schon selber nicht mehr weiß, wer man ist, dann zieht man sich automatisch zurück." Das sei typisch für das Burn-out-Syndrom. "Man weiß überhaupt nicht, wer man selber ist. Man schaut in den Spiegel und sieht jemanden – aber nicht sich selbst. Ich wusste nicht, wo vorne und hinten ist."

Erschreckt habe ihn, dass er gedanklich nicht mehr abschalten konnte. "Man will schlafen, aber es geht nicht – weil einfach die Zentrale da oben wieder durchdreht. Das überfordert den Körper. Das Rad kann man nicht anhalten, das hat so einen Schwung, das geht nicht." Zu Beginn seiner Therapie in einer Allgäuer Klinik habe er Medikamente gegen den Schlafmangel erhalten: "Die Tage, wenn das Medikament nachgelassen hat, waren immer noch Horror, weil einfach immer noch das Rad dreht – dreht, dreht, dreht." Heute bräuchte er keine Medikamente mehr, sein seelischer Zustand habe sich stabilisiert, sagt Hannawald bei "Beckmann".

Für seine Zukunft wünscht der Skisprung-Star sich nur Gesundheit: "Jetzt weiß ich, dass Gesundheit wirklich das Wichtigste ist. Egal ob man einen Beruf hat, wo man gut Geld verdienen kann. Selbst wenn man es verdienen würde – man hat davon nichts, weil man es sowieso selber gar nicht nutzen kann. Ich würde nie sagen: Hätte ich 2002 den letzten Sprung in Bischofshofen aufs Eck gesetzt, dann hätte ich vielleicht weniger Probleme jetzt. Was wird, werde ich sehen."
 
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