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   Christentum - Päpste
 

Urban VI.

(lat. urbs, „Stadt”) Er saß von 1378 bis 1389 auf dem Stuhl Petri, nachdem er zuvor Erzbischof von Acerenza (1363) und Bari (1377), dann in Rom Kanzler seines Amtsvorgängers Gregor XI. gewesen war. Sein bürgerlicher Name war Bartolomeo Prignano und er stammte aus Neapel, wo er in kleinen Verhältnissen aufgewachsen war.

Während der langen Zeit der „Babylonischen Gefangenschaft” des Papsttums in Avignon waren viele Franzosen zu Kardinälen geworden. Das Volk Roms verlangte jedoch einen der ihren im Amt des Papstes und das Konklave wählte schließlich den Außenseiter Prignano, denn die Franzosen hatten gehofft, mit ihm ein leichtes Spiel zu haben.

Als Prignano jedoch als Urban VI. zum Papst gewählt worden war, erwies er sich als überaus bösartiger Mann, der überdies erheblichen Hang zum Alkohol hatte, trotzdem er sonst bei Nahrungsaufnahme ein Asket war. Gegen ihn rebellierten einige Kardinäle und ließen ihn in Nocera bei Pompeji festsetzen. Urban reagierte darauf, indem er die gesamte Armee rund um die Festung samt König Karl von Neapel exkommunizierte. Als er wieder frei war, nahm er an den Aufständischen Rache und ließ sie zu Tode foltern. Es heißt, er habe währenddessen in Hörweite bei einem Spaziergang in Ruhe im Brevier gelesen. (de ROSA, 112-114)
Es heißt auch von ihm, er, „ein schönes Papstexemplar”, habe die Leichen zweier Kardinäle im Ofen austrocknen und zu Staub zermahlen lassen. Den Staub gab man in Säcke, setzte den roten Kardinalhut darauf und führte diese zum schrecklichen Exempel auf Mauleseln umher (v. CORVIN, Pfaffenspiegel, 180).

Besonders die französischen Kardinäle waren nun ratlos, wie sie Urban wieder los würden, was jedoch schwierig war, denn sie hatten ihn selbst gewählt. Weil bei Urbans Wahl jedoch die Römer mit Nachdruck nach einer Wahl verlangt hatte, kehrten sie nach Avignon zurück und wählten Klemens VII. zum Gegenpapst, denn eine unter Zwang erfolgte Papstwahl galt als ungültig. Abgesehen davon bezichtigte man Urban VI. wegen seiner Grausamkeiten der Geistesgestörtheit. Es folgte nun eine Zeit mehrerer Päpste, was die Krise der Kirche noch verstärkte. Das 1409 einberufene Konzil von Pisa sollte dieses Große Abendländische Schisma beenden, doch hatte man im Ergebnis nicht nur zwei, sondern gleich drei Päpste. Erst die Versammlung zu Konstanz konnte den Zustand überwinden.