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   Christentum - Papst
 

Babylonische Gefangenschaft des Papsttums

Die „Babylonische Gefangenschaft des Papsttums” (auch „avignonesisches Exil”, „babylosisches Exil”)) begann 1309 mit Klemens V. und endete 1376 während des Pontifikats Gregors XI.
Der Begriff spielt auf den zeitweiligen Zwangsaufenthalt der Juden in Babylon an.

-- Artikel in sammelnder Vorbereitung --

Klemens V. verdankte dem französischen König Philipp IV. seine Wahl. Die französische Krone war seinerzeit in scharfem Gegensatz zum Heiligen Stuhl, welcher sich zudem seinerseits wegen der Unruhen in Italien und des Kampfes gegen das Adelsgeschlecht der Colonna in einer schwierigen Lage befand. 1309 gelang es Philipp IV., den unter seinem Einfluß stehenden Klemens V. zur Übersiedlung nach Avignon zu bewegen, wo er ihn sehr viel näher bei sich hatte und besser kontrollieren konnte. Weil der König nicht nur auf den Papst, sondern auch auf die französischstämmigen Teile des Klerus Einfluß hatte, zudem das Klima des malariaverseuchten und von der Pest heimgesuchten Rom seine treibende Wirkung gehabt haben dürfte, siedelte man 1309 um.

Damit begann die bis 1376 währende „Babylonische Gefangenschaft” des Papsttums.

Man richtete sich ein und Avignon erfuhr durch die Anwesenheit des begüterten Klerus einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, der Reichtum ist noch heute an zahlreichen Bauten abzulesen.
Der 1342 gewählte Klemens VI. ließ auf dem Rocher des Doms an der Rhône einen neuen päpstlichen Palast errichten (de ROSA, 106).

1367 versuchte Urban, der babylonischen Gefangenschaft in Avignon zu entkommen und kehrte mit Unterstützung Kaiser Karls IV. nach Rom zurück. Nicht nur der Kaiser, auch die hl. Birgitta von Schweden hatte ihn zu diesem Schritt ermuntert. 1370 konnte ihn die französische Krone jedoch wieder nach Avignon zwingen, denn die kriegerischen Verhältnisse in Italien versprachen zu wenig Sicherheit. (GRABOIS, 584)

Gregor XI. (1329 bis 1379) ging als erster Papst seit der „Babylonischen Gefangenschaft” nicht nach Avignon, sondern blieb, bestärkt von der hl. Katharina von Siena in Rom. Damit war der Klerus von Avignon jedoch unzufrieden, was letztlich dazu führte, daß Gregor XI. auch der letzte Papst vor dem Großen Abendländischen Schisma wurde.

Erster nach der Zeit in Avignon in Rom gewählter Papst wurde 1378 Urban VI., den allerdings die französischen Kardinäle für geistesgestört erklärten und Klemens VII. zum Gegenpapst wählten. Damit begann das Große Schisma.

 

Der italienische Dichter Petrarca nannte die Zeit in Avignon den „Tiefpunkt des Papsttums”, womit er nach Ansicht kritischer Stimmen Unrecht hatte, denn es sei noch sehr viel übler gekommen. (de ROSA, 111).