Berichte für die Flüchtlingsrückkehr
Kanton 1: Unsko-Sanski
Bosanski Petrovac (FBuH)
Zusammenfassung 

CIMIC - Verband

Rajlovac, 25.01.99
Stand: November 1998

Zusammenfassung

"Bericht für die Flüchtlingsrückkehr, Opcina 30 (alt 21a): BOSANSKI PETROVAC"

 

Die Opcina 30, BOSANSKI PETROVAC bildet mit 7 weiteren Verwaltungseinheiten den Kanton 1 UNSKO-SANSKI der FBuH. Nach dem Vertrag von DAYTON wurde ein Anteil von ca. 145 qkm der REPUBLIKA SRPSKA zugeschlagen. Dieses Gebiet bildet heute die Verwaltungseinheit BOSANSKI PETROVAC (RS). Im Südosten wird BOSANSKI PETROVAC (FBuH) durch die IEBL geschnitten. Nachbarbezirke sind im Westen BIHAC (FBuH), im Norden BOSANSKA KRUPA (FBuH), im Osten SANSKI MOST (FBuH) und KLJUC (FBuH) sowie im Süden BOSANSKI PETROVAC (RS) und DRVAR (FBuH).

Geographisch ist die Opcina in zwei Bereiche gegliedert. In den fruchtbaren Tälern ist Landwirtschaft in größerem Umfang möglich. Diese Täler sind durch Hochgebirge von bis zu 1795m umschlossen. Die teilweise bewaldete Hügellandschaft bildet den zweiten Geländeabschnitt der Opcina. Hier befindet sich auch die einzige zur Zeit bewohnte Ortschaft; BOSANSKI PETROVAC-Stadt (XK 09 34). Die restlichen, vor dem Krieg vorhandenen Dörfer, sind nach wie vor unbewohnt. Allerdings waren im September 1998 erste rückkehrbegleitende Maßnahmen in einigen Dörfern der Opština zu beobachten.

Sitz der Opcinaverwaltung ist BOSANSKI PETROVAC-Stadt (XK 09 34). Während des letzten Krieges wurde die Opcina Schauplatz heftiger Kämpfe. Die Konfrontationslinie verlief im Zuge der heutigen IEBL. Die Stadt selber erlitt wenig Zerstörungen, aber alle umliegenden Ortschaften wurden zu mindestens 50% zerstört. Sie sind unbewohnt. Vor dem Krieg lebten in BOSANSKI PETROVAC etwa 11.700 bosnische Serben, 3.300 Bosniaken und 50 bosnische Kroaten, sowie 600 Angehörige anderer Ethnien. Die bosnischen Serben siedelten vor allem im Norden und im Süden des Verwaltungsbezirkes, der heute die Opština BOSANSKI PETROVAC (RS) bildet. Die Bevölkerungszahl liegt heute, bedingt durch Fluchtbewegungen während des Krieges, bei etwa 7.500, es sind fast ausschließlich Bosniaken.

Die Sicherheitslage ist in BOSANSKI PETROVAC insgesamt ruhig und stabil. Es gibt keine militärischen Liegenschaften in der Opcina. Die Minengefahr beschränkt sich auf den Bereich, der an die IEBL grenzt. Größere Straftaten oder organisierte Kriminalität sind nicht bekannt. Das Wohnraumangebot reicht für die eingesessenen Einwohner und Vertriebenen knapp aus. Die verstärkte Rückkehr von Flüchtlingen ist gebunden an die Verfügbarmachung von Wohnraum.

Der Zustand des Straßennetzes entspricht dem Landesdurchschnitt. Der Individual- und Fernverkehr bewegt sich hauptsächlich auf der gut ausgebauten und gewarteten Magistralstraße 5, welche von BIHAC über BOSANSKI PETROVAC nach LIVNO führt. Viele abgelegene Orte können nur über Schotterpisten oder Feldwege erreicht werden. Zwei Tankstellen versorgen die Opcina mit Kraftstoff. Das System des öffentlichen Personenverkehrs ist ausreichend.

 

BOSANSKI PETROVAC ist nicht an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

Die Trinkwasserversorgung ist für den Großteil der Opcina gewährleistet. Die Trinkwasserqualität entspricht den Landesnormen. Die Opcina verfügt über ein unzureichendes Kanalisationssystem, welches nur Teile der Stadt BOSANSKI PETROVAC abdeckt. Die restlichen Bereiche der Opcina sind nicht an ein Kanalisationssystem angeschlossen. Eine Kläranlage fehlt. Abwasser gelangt ungeklärt in die Gewässer. In den ländlichen Gebieten kommt es dadurch zu Verunreinigungen des Grund- und Oberflächenwasser. Der öffentliche Kommunalbetrieb "Komunalno" sorgt für die Müllentsorgung. In abgelegenen Stadtteilen erfolgt diese durch Verbrennung oder auf wilden Deponien. Mit elektrischem Strom wird nur BOSANSKI PETROVAC-Stadt beliefert. Zum Heizen dienen neben Strom vor allem Kohle und Holz. In BOSANSKI PETROVAC-Stadt ist eine Bankfiliale ansässig, deren Serviceangebot dem landesüblichen Durchschnitt entspricht. Das Telefonnetz arbeitet flächendeckend, zeigt allerdings technische Mängel infolge der Überalterung. Der Briefverkehr mit dem In- und Ausland ist sichergestellt. Die verfügbaren Radio- und Fernsehprogramme decken den vorhandenen Bedarf ebenso ab wie die verfügbaren Zeitungen und Zeitschriften.

Staatliche mittelständische Betriebe mit veralteten Produktionsanlagen dominieren die wirtschaftliche Situation der Opcina. Positiv wirken sich zahlreiche private Kleinbetriebe aus, die vor allem in BOSANSKI PETROVAC-Stadt entstanden sind. Kleinere und größere Läden, Kfz-Betriebe, Cafés und Restaurants vermitteln hinsichtlich der ökonomischen Situation einen im Landesvergleich guten Eindruck und werden von der Gemeindeverwaltung als Motoren des Aufschwung unterstützt. Angesichts der Einwohnerzahl zeigt die Zahl von etwa 900 Beschäftigungslosen jedoch, daß die Arbeitslosigkeit mit ca. 55 % dennoch nach wie vor ein großes Problem innerhalb des Verwaltungsbezirkes ist.

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung ist auf landesüblichem Niveau sichergestellt. Bei der Rückkehr einer größeren Anzahl von Flüchtlingen ist allerdings mit wesentlichen Einschränkungen zu rechnen. Auch das Schulsystem entspricht dem Landesdurchschnitt. Mit dem Bau und der Wiederherstellung von Moscheen knüpft BOSANSKI PETROVAC an alte Traditionen an. Weiterhin gibt es noch eine orthodoxe Kirche, welche ebenfalls genutzt wird.

 

Fazit: Die Situation für bosniakische Rückkehrer ist angesichts fehlenden Wohnraums und mangelnder Arbeitsplätze schwierig. Durch den Krieg, die neue Grenzziehung und die Schaffung der rein serbisch besiedelten Verwaltungseinheit BOSANSKI PETROVAC (RS) wurden Fakten geschaffen, die das erneute Zusammenleben der Ethnien weitgehend ausschließen. Möglich ist hingegen die Rückkehr weiterer bosniakischer Kriegsflüchtlinge. Bei einer größeren Anzahl bosnisch-serbischer Rückkehrer ist eine Verschärfung der Sicherheitslage allerdings nicht ausgeschlossen. Eine Rückkehr wird sich nur dann realisieren lassen, wenn die Gemeinschaft massive Unterstützung vor allem bei der Schaffung von Wohnraum leistet. Hohe Priorität kommt in diesem Zusammenhang auch der Sanierung der Wasserver- und Entsorgung sowie weiteren Infrastrukturprojekten zu. Die wertvollste Hilfe der Internationalen Gemeinschaft stellen weitere Kredite für die Modernisierung von Betrieben, private Existenzgründungen sowie die Vermittlung ausländischer Investoren und Kooperationspartner dar.

Anlage: Übersicht der Opcina BOSANSKI PETROVAC (ohne Maßstab)