De Spieker, Ges. f. Heimatpflege u. Heimatforschung i. d. hamburgischen Walddörfern e.V.
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Der Backofen

Im Innenraum stand an der Längswand der große, aus einem Eichenstamm gearbeitete Backtrog, ihm gegenüber der Backtisch. Das Backgerät, der "KRUCK", das "GASTERBRETT", die "BROTSCHÜFFEL", der "BESSEN" am langen Stiel lehnten in der Ecke oder lagen auf Holzhaken, die an der Wand befestigt waren. Fenster waren nicht vorhanden, höchstens zwei kleine Öffnungen mit Schiebeklappen an den Längswänden. Im Backhaus wurde auch ein Teil des zum Anheizen des Ofens benötigten "BACKHOLZES" gelagert.
An der Rückseite befand sich der eigentliche Backofen. Er hatte einen aus Feldsteinen gemauerten Sockel. Darüber befand sich ein aus Strohlehm in folgender Weise errichtetes Gewölbe: In einem auf dem Sockel ruhenden Holzrahmen aus möglichst krummen, dem gewünschten Grundriss angepassten Eichenbalken befestigte man junge Stämme von Tannen-, Birken, Eichen oder anderem Holz, bog sie auf die gegenüberliegende Seite und verband sie dort ebenfalls mit dem Rahmen. Zur stärkeren Befestigung wurde noch Reisig quer hindurchgeflochten. Auf das gewölbte Geflecht trug man nun etwa 25 cm Lehmputz auf und ließ ihn trocknen. Dann brannte man durch ein schwaches Feuer im Backofen das Geäst weg und konnte nun auch die Innenseite mit einer dicken Lehmschicht verputzen.

Etwa alle 3 - 4 Wochen wurde gebacken, nicht nur für den Bauernhof selbst, auch für die benachbarten "kleinen Leute".
Ein Backtag begann früh, die Frauen kneteten im großen Backtrog den Teig. Vom letzten Backtag hatte man etwas Sauerteig "SURN" im kühlen Keller aufbewahrt, so dass das Mehl noch am Vorabend angesäuert werden konnte. Das benötigte heiße Wasser wurde in dem großen kupfernen Wasserkessel, der auch beim Schlachten benutzt wurde, ins Backhaus getragen. Früh um 4 Uhr ging die Arbeit los. Die Männer heizten den Ofen an. Der Teig musste angemengt werden. Dazu reihten sich alle um den Backtrog. Das Mehl stand im Maltersack an der linken Schmalseite des Backtroges auf einem niedrigen Bock und wurde von dort aus über den Trog verteilt. Zwei bis drei Stunden vergingen, bis der Teig gemengt war und die geformten Brote zum Einsetzen in den geheizten Backofen fertig dalagen.

Vorher mussten mit dem "KRUCK" die Feuerreste aus dem Ofen entfernt und der Ofenboden wird mit dem "BESSEN" gereinigt werden. Die richtige Hitze wurde mit ein oder zwei Roggenähren geprüft, die in ein Brot gesteckt wurden, das man zur Probe in den Ofen schob. Bräunten sich die Ähren, so hatte der Innenraum die richtige Hitze, wurden diese aber schwarz, so war die Hitze zu stark und man musste die nötige Abkühlung abwarten. Dann wurden endlich alle Brote mit der "BROTSCHÜFFEL" in den Ofen plaziert. Ungefähr zwei Stunden dauerte es bis die Brote fertig gebacken herausgeholt werden konnten. Wenn die großen Brote gebacken waren, kamen die Butterkuchen in den Ofen, wohl auch für die Nachbarn.
Die Brote legte man dann auf ein Holzbord mit abnehmbaren Brettern an der Seite des Backhauses. Die Nachwärme des Backofens wurde noch zum Dörren von Flachs oder Obst genutzt.
Text: Heinrich Jördening

Der Backofen innen Vergrößern

Der Backofen Vergrößern
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