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27.09.2007 | 22:54 Uhr
Beckmann

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Die Sendung

Sendung vom Montag, 16.10.2006

Murat Kurnaz

Erstes TV-Interview: Der Bremer Murat Kurnaz berichtet bei "Beckmann" über seine Haft im US-Gefangenenlager Guantánamo

Die Gäste der Sendung:
Murat Kurnaz (ehemaliger Guantánamo-Häftling)
Rabiye Kurnaz (Murat Kurnaz’ Mutter, die 5 Jahre um die Freilassung ihre Sohnes kämpfte)
Siegfried Kauder (Vorsitzender des BND-Untersuchungsausschusses des Bundestages)
Hans Leyendecker (Journalist und BND-Kenner)
Bernhard Docke (Rechtsanwalt von Murat Kurnaz)


Weltweit sorgt das Schicksal des Bremers Murat Kurnaz für Schlagzeilen. 2001 reiste er alleine nach Pakistan, um den Koran zu studieren. Ohne erkennbaren Grund wird der damals 19-Jährige kurz darauf von pakistanischen Polizisten verschleppt, an die US-Armee weiterverkauft und nach Afghanistan ausgeflogen. Dort erfährt Kurnaz erstmals den Grund seiner Verhaftung: Man bezichtigt ihn, Mitglied der Terrorgruppe Al-Qaida zu sein und bringt ihn ins US-Gefangenenlager Guantánamo. Mehr als vier Jahre lang erleidet er dort Willkür und Isolationshaft. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen wird er gefoltert und gequält – auch dann noch, als längst klar ist, dass er kein Terrorist ist. Erst nach 1725 Tagen in US-Haft wird Kurnaz am 25. August 2006 zurück in seine deutsche Heimat geflogen.

Bei "Beckmann" spricht Murat Kurnaz zum ersten Mal im Fernsehen über die unmenschlichen Bedingungen in Guantánamo und berichtet von seinem Martyrium voller Verhöre und Demütigungen sowie von der Folter, der er fast fünf Jahre lang ausgesetzt war. Außerdem zu Gast sind seine Mutter Rabiye Kurnaz, die all die Jahre unermüdlich für ihren Sohn gekämpft hat, Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke sowie Siegfried Kauder, der Vorsitzende des BND-Untersuchungsausschusses, und der Journalist Hans Leyendecker, der sich intensiv mit dem Fall Kurnaz und dessen politischen Folgen beschäftigt.

Murat Kurnaz bekräftigt bei "Beckmann" seine Vorwürfe, deutsche Soldaten hätten ihn im afghanischen Kandahar misshandelt: "Ich habe keine Zweifel, dass es Deutsche gewesen sind. Sie haben perfektes Deutsch gesprochen, und auf ihrer Uniform habe ich die deutsche Flagge gesehen." Einer der beiden deutschen Soldaten habe ihn an den Haaren vom Boden hoch gezogen und gefragt: "Weißt du wer wir sind? Wir sind die deutsche Kraft – KSK." Dann habe der Soldat Kurnaz' Kopf auf den Boden geschlagen. "Das fanden alle lustig und haben zusammen gelacht."

Kurnaz erneuert bei "Beckmann" seine Darstellung, dass es 2004 ein zweites Verhör durch einen deutschen Beamten in Guantánamo gegeben habe. Diese zweite Vernehmung wird bisher von offiziellen deutschen Stellen abgestritten. "Er hat perfekt deutsch gesprochen und hat sich als Deutscher vorgestellt. Er brachte ganz viele Fotos mit, zu denen ich mich äußern sollte. Es waren zum Teil meine Arbeitskollegen, Leute, die ich aus der Moschee kannte oder Freunde aus meiner Schulzeit."

Kurnaz hat keinen Zweifel, dass derselbe Mann auch schon beim ersten Verhör durch den Bundesnachrichtendienst im Jahr 2002 teilgenommen hatte. "Helfen wollte er nicht. Er hat mir nicht gesagt, dass es eine Chance gibt, dass ich rauskommen kann. Er sagte, dass ich auf einer karibischen Insel bin und mich entspannen soll."

Bei "Beckmann" berichtet Kurnaz, dass er in Guantánamo zwangsernährt wurde. "Sie haben spezielle Stühle hergestellt mit einer speziellen Sitzform, in der man es nicht lange aushalten kann. Man wird an Armen und Füßen und allen Gelenken gefesselt. Dann haben sie mir eine Plastikröhre in meine Nase gestopft. Sie haben große Röhren benutzt, damit es noch schmerzhafter wird."

Deutschland bezeichnet Kurnaz als seine Heimat: "Ich bin hier geboren, aufgewachsen und hier zur Schule gegangen. Ich unterscheide mich nicht von jemand anders, der in Deutschland aufgewachsen ist." Er möchte bald wieder in seinem erlernten Beruf des Schiffsbauers arbeiten und eine eigene Familie gründen: "Ich bin jetzt schon 24, ich möchte heiraten."


Murat Kurnaz (Bild: NDR/Morris Mac Matzen)Großansicht des Bildes Bildunterschrift: Murat Kurnaz ]
Murat Kurnaz und seine Mutter Rabiye Kurnaz (Bild: NDR/Morris Mac Matzen)Großansicht des Bildes Bildunterschrift: Murat Kurnaz und seine Mutter Rabiye Kurnaz im Gespräch mit Reinhold Beckmann ]
Hans Leyendecker und Siegfried Kauder (Bild: NDR/Morris Mac Matzen)Großansicht des Bildes Bildunterschrift: Journalist Hans Leyendecker und Siegfried Kauder, Jurist ]