Telegramm, die Sammlung
"Alphonse Schloss" betreffend:


Paris, den 26. April 1943 20.50 Uhr
Ankunft: den 26. April 1943 22.15 Uhr
Nr. 2603 vom 26.4.

An
Herrn Reichsleiter Martin Bormann, Führerhauptquartier

Im Auftrag von Prof. Voss in Paris mit Kecherchen für den Sonderauftrag Linz betraut, werden mir folgende Vorgänge bekannt, die ich bei der Unmöglichkeit, Prof. Voss, der bis zum 6. Mai in der Ostmark auf Reisen ist, sofort zu erreichen, Herrn Reichsleiter hiermit direkt zu weiterer Veranlassung unterbreite.

Der angestrengten Spürarbeit des Beaufragten für Kunstkäufe in Paris, Dr. Lohse, ist es gelungen, nach jahrelangem Suchen den Verbleib der jüdischen Sammlung "Schloss" festzustellen und den Bergungsort im bisher unbesetzten Frankreich in einem Schloss in der Nähe von Limoges zu ermitteln. Der Rechtslage nach ist die Sammlung entsprechend der französischen Judengesetzgebung und als im bisher im unbesetzten Gebiet befindlichen Besitz der französischen Regierung.

Ein Verwalter für den Besitz "Schloss" ist von französischer Seite bestellt worden. Nach Bekanntwerden des Bergungsortes veranlasste der französische Generalsekretär für Judenfragen mit dem Einverständnis des Verwalters die Verbringung der Sammlung nach Paris. Zur Durchführung dieser Aktion wurde aus Sicherheitsgründen von Seiten der Dienststelle Rosenberg Paris eine gewisse Unterstützung geleistet. Der Abtransport der Sammlung wurde jedoch französischerseits sofort französischen Polizeistellen gemeldet und der aus zwei Lastzügen bestehende Transport in der Nähe von Limoges von bewaffneter französischer Polizei gestellt angehalten.

Die den Transport begleitenden Deutschen erreichten ein Telephongespräch mit der Nebenstelle des SD in Limoges. Darauf wurde der Transport nach Limoges weitergeführt und in einer, von deutschen Truppen besetzten Kaserne untergestellt. Nach Einschaltung des französischen Regierungschefs Laval und des Staatschefs Marschall Pétain wurde, um weiteres Aufsehen zu vermeiden, die Verbringung der Sammlung in den Tresor einer Bank in Limoges auf Veranlassung des von Paris nach Limoges entsandten Verwalters der Sammlung "Schloss" vom SD veranlasst.

Die französische Regierung hatte den Rücktransport zu dem Bergungsort verlangt, wo jedoch deutscherseits keine Möglichkeit der Überwachung besteht. Die Sammlung "Schloss" stellt die wichtigste Privatsammlung an Bildern alter Meister dar, die heute noch erreichbar ist. Sie enthält 6 Gemälde von Rembrandt, ferner Hauptwerke von Rubens, von Dyk, Jan Steen, Pieter de Hooch und allen anderen bedeutenden Meistern. Sie wurde in Jahrzehnten sorgfältig aufgebaut und hat Weltruf.

Ihr Erwerb würde die Linzer Galerie mit einem Schlage um einen gewaltigen Schritt vorwärts bringen. Ihr Wert ist ohne genaue Listen nicht zu schätzen, dürfte sich aber auf eine [zweistellige] Millionenzahl belaufen. Eine Fühlungnahme mit dem deutschen Geschäftsträger in Paris hat ergeben, dass der französische Regierungschef in direkten Verhandlungen eventuell zum Verkauf für die Zwecke des Sonderauftrags Linz zu gewinnen wäre, weitere direkte Aktion bei der gegebenen Rechtslage aber nicht empfehlenswert sei ...

gezeichnet Schleier


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