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27.09.2007 | 23:23 Uhr
druckfrisch - Neue Bücher mit Denis Scheck

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Druckfrisch - Archiv mit allen Sendungen seit 09.02.2003

Patrick Hamilton - Hangover Square

Kann man aus Liebe den Verstand verlieren? O ja, man kann! Wir alle ahnen das mit vierzehn, fünfzehn. Erst wenn wir älter, dümmer oder jedenfalls träger werden, beginnen wir, unsere Leidenschaften zu vergessen...

Aber dann gerät man an ein Buch wie "Hangover Square" von Patrick Hamilton, und mir jedenfalls ist es damit so ergangen, dass ich plötzlich wieder ganz genau wusste, warum man aus Liebe zum Mörder werden kann.

Erzählt wird von Liebe und Mord im London des Jahres 1939 am Beispiel eines Mannes namens George Harvey Bone. Drei Besonderheiten zeichnen diesen Mr. Bone aus: Erstens säuft er wie ein Loch – man muss dieses Buch eigentlich waagrecht halten, damit sich keine Sturzbäche von Bier, Gin Tonic und Whiskey daraus ergießen. Zweitens säuft Mr. Bone nicht freiwillig, sondern aus Liebe. Denn drittens ist unser Mr. Bone verliebt – nein, er ist besessen, vernagelt und vernarrt –, und alles wegen einer Frau namens Netta.

Diese Netta ist aber ein knallhartes Luder und träumt von einer Karriere beim Film, nur deshalb zieht sie durch die Kneipen Londons auf der Suche nach einem willigen Produzenten, der sie zum Star machen soll. Im Schlepptau natürlich unser armer Mr. Bone, schließlich muss irgendwer die Drinks bezahlen.

Und so wacht George Harvey Bone jeden Morgen mit einem Riesenkater auf: Zum einen wegen des Suffs, zum anderen wegen Netta, die ihn wieder ausgenommen und abblitzen lassen hat. Dieses schleichende Belauern zwischen Bone und Netta spiegelt sich wunderbar in der Weltlage vor dem Krieg mit Hitler: Alle wissen, dass es so nicht weitergehen kann, und doch versucht jeder, sich irgendwie durchzuwursteln. Am Ende wird es – wir ahnen es – sowohl auf der großen Bühne des Weltgeschehens wie auf der kleinen Bühne unseres Buchs zu Mord und Totschlag kommen.

Mich hat dieser Roman von der erste Seite an gepackt, und ich glaube, so wird es vielen Lesern gehen. Die Wucht, mit der uns dieses Buch heute mitten ins Herz zu treffen vermag, hat gewiss etwas damit zu tun, dass unser Leben jetzt noch rationaler und bis in den intimsten Winkel hinein von der Ökonomie bestimmt ist, als vor gut sechzig Jahren, als Patrick Hamilton es geschrieben hat.

Dank der Übersetzerin Miriam Mandelkow und dem neuen Dörlemann Verlag erreicht uns nun der Roman "Hamilton Square", von dem ganz England schwärmt. Also: Vertrauen Sie mir, ich weiss, was ich tue, und lesen Sie "Hangover Square" von Patrick Hamilton.


Patrick Hamilton: Hangover Square Bildunterschrift: Patrick Hamilton: "Hangover Square. Eine Geschichte aus dem finstersten Earl's Court", Dörlemann Verlag ]