Das dickschalige und schwere
Gehäuse der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)
besteht aus zwei Kalkschalen und erreicht im ausgewachsenen Zustand
eine Länge von 10 bis 16 cm. Das Muschelgehäuse erscheint im
Umriss gestreckt nierenförmig, wobei das Vorderende eher gerundet
und das Hinterende zungenförmig verlängert ist. Die Außenfläche
ist rostbraun bis schwarz und weist unregelmäßige Zuwachsstreifen
auf. Der Wirbel - der älteste Teil der Schale - ist flach und
meistens korrodiert. Durch ihre Fähigkeit aus Fremdkörpern (z.B.
Sandkörnern) Perlen zu bilden, bekam die Muscheln ihren deutschen
Namen. Flussperlmuscheln sind überwiegend getrenntgeschlechtlich,
es können aber auch Zwitter auftreten, vor allem wenn es zu
Verringerungen der Bestandsgröße kommt. Die Geschlechtsreife wird
etwa ab dem 20. Lebensjahr erreicht. Wie bei allen Großmuschelarten
ist die Vermehrung der Flussperlmuschel eng an die Existenz
bestimmter Wirtsfischarten gebunden, an deren Kiemen sich die
Glochidien (Muschellarven) als Parasit eine Zeit lang festheften.
Als Wirtsfisch für die Glochidien eignet sich die Bachforelle (Salmo
trutta f. fario). Das Laichverhalten von Margaritifera
margaritifera wird vom Temperaturverlauf des Wohngewässers
bestimmt. Etwa im Juni/Juli werden die reifen Eier in den
Bruträumen der Kiemen eingelagert und befruchtet. Aus den Eiern
entwickeln sich die Glochidien, die bereits über eine zweiklappige
Schale verfügen. Die Muschellarven werden in den Monaten
Juli/August von der Muschel ausgestoßen und werden vom Wasserstrom
verdriftet. Sofern sie von Forellen mit dem Atemwasser aufgenommen
werden, heften sie sich an deren Kiemen. Die Verwandlung zur
eigentlichen Jungmuschel erfolgt im April/Mai des darauf folgenden
Jahres. Im Juni lassen sich die Jungmuscheln dann von den Kiemen
abfallen und graben sich im Sediment des Gewässers ein. Hier leben
sie bis zum 4.-5. Lebensjahr und erscheinen anschließend an der
Substratoberfläche. Sie sind dann etwa 15 bis 20 mm groß.
Flussperlmuscheln können unter optimalen Bedingungen ein Alter von
weit über 100 Jahren erreichen. Sie bilden natürlicherweise dichte
Bestände, das so genannte „Muschelpflaster". Als Filtrierer
nimmt die Flussperlmuschel Schwebe- und Sinkstoffe, deren
Hauptanteil abgestorbene Mikroorganismen sind, als Nahrung auf.
Dabei werden die Kiemen - neben ihrer Funktion als Atemorgan - auch
als Nahrungsfilter genutzt. Die Art besiedelt sommerkühle und
organisch unbelastete Mittelgebirgs- und Niederungsbäche in
kalkarmen Gesteinsformationen. Sie ist sehr empfindlich gegenüber
Schwankungen der Umweltfaktoren. Ein hoher Sauerstoffgehalt im
Wasser ist notwenig, um die Stoffwechselaktivität aufrecht zu
erhalten. |
Flussperlmuschel (Margaritifera
margaritifera)
© Foto: Alfred Limbrunner, Dachau
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