Wolfgang Borchert (1921 - 1947)
Deutscher Schriftsteller
"Du, Mann an der Maschine und Mann in der Werkstatt. Wenn sie dir morgen
befehlen, du sollst keine Wasserrohre und keine Kochtöpfe mehr machen - sondern
Stahlhelme und Maschinengewehre, dann gibt es nur eins: sag nein!
Du Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen
Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins: sag nein! ..."
Aus: "Dann gibt es nur eins!"
Dieser pazifistische Appell waren die letzten Worte, die der junge Dichter
Wolfgang Borchert niederschrieb; die Worte eines Sechsundzwanzigjährigen, der,
gezeichnet vom zweiten Weltkrieg, im Sterben lag. Wer war dieser Mensch, der den
zerstörerischen Kräften solche mutigen, klaren Worte entgegenstemmte?
Kindheit, Jugend , Hitlerjugend
Wolfgang Borchert wurde am 20.05.1921 im norddeutschen Hamburg geboren; als
einziges Kind der Heimatschriftstellerin Hertha Borchert und des
Volksschullehrers Fritz Borchert. Er gehörte einer Generation an, die durch den
Zeitpunkt ihrer Geburt, doppelt mit den Auswirkungen von Krieg konfrontiert
wurde:
Die Auswirkungen des 1.Weltkrieges, dessen Ende erst 3 Jahre zurück lag, waren
noch deutlich spürbar. In fast jeder Familie gab es gefallene oder
kriegsversehrte Söhne und Väter. Die Weimarer Republik, 1919 aus den Wahlen zur
Nationalversammlung entstanden, bot der Bevölkerung keine genügende
Orientierung. Sie war Unterwanderungen ehemaliger Generäle ausgeliefert und
wurde schließlich von der Hitlerdiktatur überrannt — nur zwanzig Jahre später
wurde jeder Mann aus Borcherts Generation und schließlich auch die, die noch
Kinder waren, zu Hitlers Soldaten.
Borchert wuchs im Hamburger Stadtteil Eppendorf auf, besuchte dort die Volks-
und später die Oberrealschule. In seiner Freizeit streunte der lebhafte Junge
mit seinen Spielkameraden aus der Nachbarschaft und einem Vetter umher.
Borcherts Vater, ein eher zurückhaltender Mensch, der seit dem Krieg unter einem
Magenleiden und geschwächter Konstitution litt, beschrieb seinen Sohn als einen
naturverbundenen Jungen, der Ausflüge in den Wald liebte und sich gern
Geschichten erzählen ließ.
Mit seiner Mutter verband den jungen Borchert ein besonders inniges Verhältnis.
Sie hatte, auch aufgrund ihres extrovertierten Temperamentes, wesentlichen
Einfluss auf ihren Sohn. Erwähnenswert ist auch die Bewunderung, die Borchert
für seinen Onkel mütterlicherseits hegte. Hans Salchow war ein Mann, der ein
kurven- und risikoreiches Leben führte und trotz Kriegsversehrtheit und
Sprachfehler ungebrochene Lebensbejahung ausstrahlte. Menschen, die sich
abweichend von der bürgerlichen Ordnung verhielten oder mit obskuren Macken
ausgestattet waren, fesselten Wolfgang Borchert und wurden immer wieder
Protagonisten seiner Werke. Jahre später, in der Kurzgeschichte "Schischyphusch",
setzte er seinem Onkel ein Denkmal:
In dieser Geschichte trifft dieser besagte Onkel in einem Restaurant auf einen
Kellner, der den gleichen Sprachfehler hat wie er selbst. Als die beiden nun
miteinander sprechen, glaubt sich jeder von dem anderen nachgeäfft. Es kommt zu
unfreiwillig komischen Situationen, in deren Verlauf sich die
Verschiedenartigkeit der Charaktere des lebensfrohen Onkels und des
überarbeiteten, devoten , leicht verbitterten Kellners darstellen.
1933, im Jahr der Machtübernahme Hitlers, machte auch der zwölfjährige Wolfgang
Borchert die ersten Erfahrungen mit den Nazistrukturen; er wurde, wie alle
Jungen seines Alters, in die Hitlerjugend übernommen. Jedoch entzog er sich den
Verpflichtungen, wann immer es möglich war und blieb schließlich der Gruppe ganz
fern.
Als 15jähriger begann Wolfgang Borchert Gedichte zu schreiben; diese werden
jedoch allgemein als nicht qualifizierbar eingeordnet und lassen kein frühes
Talent erkennen. Sie spiegeln vielmehr Leseeindrücke verschiedener
Lieblingsautoren Borcherts, zu denen u.a. Rilke und Ringelnatz gehörten.
Junge Pläne, erste Liebe
Der Jugendliche, der sich eher durch exzentrisches Benehmen und ausgefallene
Kleidung, als durch gute Schulleistungen auszeichnete, verließ 1938 die
Realschule. Der Berufswunsch des 17-jährigen, er wollte Schauspieler werden,
sorgte für Aufregung in der Familie. Seine Eltern waren mit dieser Berufswahl
nicht einverstanden und überredeten ihren Sohn schließlich, eine
Buchhändlerlehre bei der Firma Boysen in Hamburg anzutreten. Trotz aller
jugendlichen Zerrissenheit und Labilität, die der junge Borchert an den Tag
legte, ließ ihm sein ursprünglicher Berufswunsch keine Ruhe. Ohne Wissen der
Eltern nahm er, neben seiner Buchhändlerausbildung, Schauspielunterricht.
In seine Lehrzeit fielen auch Borcherts ersten Erfahrungen mit der Liebe;
nacheinander verliebte er sich in ein Mädchen seines Alters und in eine ältere
Schauspielerin. Doch der Jugendliche war zu sehr mit sich und seinem Traum, ein
Künstler zu werden, beschäftigt. Eine ernsthafte Beziehung entstand schließlich
mit keiner der beiden Frauen.
1940 wird Borchert von der Gestapo verhaftet. Die Anschuldigungen, die gegen ihn
vorgebracht wurden, erwiesen sich zwar als unhaltbar; doch nach diesem Vorfall
erhielt Borchert Briefe, die offensichtlich von der Gestapo geöffnet und
kontrolliert worden waren.
Krieg
Die Schauspielprüfung legte Borchert vor einer Kommission der
Reichstheaterkammer ab. Er bestand die Prüfung, brach die ungeliebte
Buchhändlerlehre ab und nahm ab März 1941 bei der "Landesbühne Hannover" ein
Engagement an.
Borchert, der persönliche Freiheit und Individualität in höchstem Maße
wertschätzte und dem bürgerliche Wohlgeordnetheit und Harmonie widerstrebten,
fühlte sich bei dem kleinen Reisetheater gut aufgehoben. Die frisch geschlossene
Freundschaft mit der Schauspielkollegin Heidi Boyes und die positiven Kritiken,
die er für seine schauspielerischen Leistungen erhielt, ließen ihn Zuversicht
schöpfen. Aber seine glücklichste Zeit, wie er sie selbst nannte, sollte nicht
lange dauern.
Im Juni 1941 wurde Borchert aus seinem selbstgewählten Leben herausgerissen, in
die Wehrmacht einberufen und zum Panzergrenadier und Funker ausgebildet. Während
der Zeit in der Kaserne äußerte Borchert seine Wut und sein Entsetzen über die
erniedrigenden Zustände und die gleichgeschalteten Uniformierten, in Briefen an
seine Freunde in Hamburg.
"Ich empfinde die Kasernen als Zwingburgen des dritten Reiches." Kurz
darauf rückte seine Kompanie an die Ostfront, ins sowjetische Kalinin aus. Dort
wurde Wolfgang Borchert Augenzeuge der schweren und verlustreichen Schlachten,
die, entgegen der nationalsozialistischen Propaganda und deren Siegesparolen,
für die erfrierenden und verhungernden deutschen Soldaten in einer vernichtenden
Niederlage endete. "Als wir in den Güterzug kletterten, sie stanken nach
Vieh, die Waggons, die blutroten, da wurden unsere Väter laut und lustig mit
ihren Blei-Gesichtern und sie haben verzweifelt ihre Hüte geschwenkt. Unsere
Mütter verwischten mit buntfarbigen Tüchern ihre maßlose Trauer ..."
Borcherts Gesundheitszustand war bereits durch erste Anfälle von Gelbsucht
geschwächt, als er 1942 denunziert und beschuldigt wurde, sich durch
Selbstverstümmelung (Borchert hatte eine Schussverletzung an der linken Hand)
dem Wehrdienst entziehen zu wollen.
Im Untersuchungsgefängnis in Nürnberg ließ man den Kranken über drei Monate, in
Einzelhaft, auf seine Verhandlung warten. Eine Verhandlung, von der Borchert
wusste, dass sie entweder mit Freispruch oder Todesstrafe enden würde! Die
Verhandlung endete zwar mit einem Freispruch; er musste jedoch in
Untersuchungshaft bleiben, da weitere Anschuldigungen gegen ihn bestanden.
Wieder wurde dem 21jährigen der Prozess gemacht. Das Urteil des Naziregimes
lautete schließlich: 6 Wochen verschärfte Haft mit anschließender
"Frontbewährung", wegen "staatsgefährdender Äußerungen".
Die folgenden zwei Lebensjahre Borcherts waren geprägt von Standortwechseln und
Fronteinsätzen unter härtesten Bedingungen. Im hart umkämpften Toropez, wurde er
ohne Waffe, nur ausgestattet mit einer Leuchtpistole, in direkter Feindesnähe
eingesetzt. "Die Freiheit ist tot. Alle Freiheit. Wohl haben wir unser
inneres Reich – aber woran sollen wir noch glauben? ... Da sitzen wir in Neros
Mantel und singen – während alles versinkt und untergeht."
Borcherts Gesundheitszustand verschlechterte sich mehr und mehr. Weitere
Gelbsuchtanfälle und Erfrierungen an den Füßen zwangen ihn mehrmals, sich in
Lazaretten behandeln zu lassen. Im September 1943 wurde ihm Heimaturlaub
bewilligt. Der Bombenkrieg, mit dem die Alliierten seit 1942 die Nazis zu
stoppen suchten, hatte auch Hamburg nicht verschont. Borchert fand eine Stadt
vor, die einige Tage zuvor erheblich zerstört worden war. Es gab keine Ruhe in
dieser Stadt und ihren Ruinen. Auch Wolfgang Borchert gönnte sich keine Ruhe. Er
trat als Kabarettist im "Bronzekeller" auf, präsentierte dort Lieder und
Brettlverse, u.a. "Brief aus Russland", "Der Tausendfüßler".
Zu seiner Kompanie zurückgekehrt, sollte Borchert als Dienstuntauglich
eingestuft und einem Fronttheater zugewiesen werden. Doch dazu kam es nicht.
Borchert wurde abermals denunziert. Dieses mal wegen einer Parodie auf den
"Reichsminister Dr. Goebbels". Die Verunglimpfung des Propagandaministers wurde
als "Zersetzung der Wehrkraft " geahndet. Monatelange Untersuchungshaft und die
Verurteilung durch das "Zentralgericht des Heeres" zu 9 Monaten Haftstrafe waren
die Folge.
Im September 1944 folgte die Entlassung zur "Feindbewährung". Borchert wurde
nach Jena beordert, musste seinen Dienst jedoch erst einige Wochen später
antreten. Er verbrachte dort zunächst eine ruhige Zeit,. in der er sein Leben
und seine Ziele rekapitulierte und sich mit der Frage nach Dichtung und Wahrheit
jenseits des rein Ästhetischen auseinander setzte. Der Gehalt und der Sinn von
Kunst, Angesichts des Krieges und der Zerstörung, beschäftigten und bedrängten
ihn. Auch begann er zu ahnen, das ihm für sein Lebenswerk nicht mehr viel Zeit
zur Verfügung stehen würde.
"Allzu alt werde ich bei meiner Gesundheit kaum werden ... Ja, wenn ich
wüsste, dass ich meine Arbeit bis zum 30.Lebensjahr beendet haben müsste, oder
ich würde sie nicht erreichen, so würde ich auch das auf mich nehmen. Lieber
ganz gestorben und gelebt — als alt geworden und die Welt immer nur tropfenweise
genossen."
Seine eigenen schweren Kriegs- und Hafterlebnisse ließ er zu jener Zeit jedoch
literarisch unangetastet — der nächste Kriegseinsatz stand direkt bevor. "Helm
ab Helm ab:— wir haben verloren". Borcherts Kompanie, die zu Beginn des Jahres
1945 noch zu den Kämpfen südlich des Mains beordert wurde, kapitulierte im März
ohne Gegenwehr vor den französischen Truppen. Auf dem Transport in die
Gefangenschaft gelang Borchert die Flucht — 600 schwere und gefährliche
Kilometer legte der von Krankheit gezeichnete zu Fuß zurück, um seine
Heimatstadt zu erreichen. Am 10. Mai kam der völlig Entkräftete in Hamburg bei
seinen Eltern an.
Wolfgang Borchert versuchte bald, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Im
November gründete er das Hinterhoftheater "Die Komödie" mit. Von Helmut Gmelin,
seinem ehemaligen Schauspiellehrer, wurde er für ein Theaterstück als
Regieassistent eingesetzt. Auch als Kabarettist trat er noch einige Male auf,
unter enormer Anstrengung und mit ständigen Schmerzen. Gegen Ende 1945 fesselte
ihn sein Leberleiden schließlich endgültig ans Bett.
Gegen die Zeit schreiben
Im Frühjahr 1946 folgte die Aufnahme in das Hamburger Elisabeth Krankenhaus. Die
behandelnden Ärzte antizipierten, aufgrund des schweren Krankheitsverlaufes des
25jährigen, dass Wolfgang Borchert nur noch etwa ein Jahr zu Leben habe.
Ungeachtet dessen arbeitete Borchert, wann immer sein Zustand es ermöglichte. 24
Prosatexte vollendete er in jenem Jahr, u.a. "Die Hundeblume", in der die
Erfahrungen der Gefangenschaft zu einem sich wiederholenden Ereignis (der
tägliche Hofgang) verdichtet wurden.Auch seine Gedichtsammlung "Laterne, Nacht
und Sterne" (Gedichte aus den Jahren 1940 – 1945) veröffentlichte er im gleichen
Jahr.
Borchert entwickelte eine ambivalente Haltung seiner Krankheit gegenüber. Er
kämpfte gegen sie an, schöpfte zwischendurch Hoffnung doch noch zu gesunden und
mochte auch von Besuchern und Freunden nicht über seine Krankheit befragt oder
gar ihretwegen bemitleidet werden. Gleichzeitig vermochte er sogar, auch diesem
Leiden etwas positives abzugewinnen: "... wenn ich nicht ins Gefängnis
gekommen wäre, hätte ich keine Hundeblume geschrieben — wenn ich nicht krank
geworden wäre hätte ich überhaupt kein Wort geschrieben. Das Leben ist
doppelseitig wie ein Fisch: Manchmal blinkert die Unterseite ganz silbrig."
Im Januar 1947 schrieb er schließlich das Schauspiel "Draußen vor der Tür".
Innerhalb weniger Tage erarbeitete er das Drama um den Kriegsheimkehrer
"Beckmann", der keinen Platz mehr in der satten und vergessenden
Nachkrieggesellschaft findet und dessen fragender Schrei zum Schluß
unbeantwortet bleibt:
"Gibt den keiner Antwort?
Gibt keiner Antwort???
Gibt denn keiner, keiner Antwort ???"
Das Stück wurde bereits 3 Wochen später als Hörspiel gesendet und erwies sich
sofort als ein sensationeller Publikumserfolg. Die Hörer nahmen Anteil und
identifizierten sich mit diesem Stück. Borchert schreibt, immer wieder von
Fieberschüben geschüttelt, unbeirrt weiter.In den nächsten Monaten entstehen 22
weitere Erzählungen. Er gibt nicht nur seinen eigenen Erfahrungen Ausdruck,
sondern denen einer ganzen Generation. Seine Kurzgeschichten versetzen den Leser
oftmals direkt in eine Situation hinein, beschreiben das Grauen der Zerstörung
indirekt und Ausschnittweise, lassen Personen agieren, welche die größeren
Zusammenhänge nicht verstehen oder nicht verstehen können (z.B.Kinder) .
Borcherts Leiden indes verschlimmerte sich weiter, so dass besorgte Freunde,
trotz aller bürokratischen Hürden der Nachkriegszeit, eine spezielle
Weiterbehandlung in der Schweiz durchsetzten.
Gegen Ende September reiste der Kranke in das Clara- Spital nach Basel. Die
erhoffte Verbesserung des Gesundheitszustandes blieb jedoch aus. Der immer
schwächer werdende Wolfgang Borchert erfuhr in den Wochen in Basel noch viel
Anerkennung für seine Arbeiten durch Kritiker, Leser und Bewunderer. Doch er
litt unter der Isolation als Deutscher, den man in dem Schweizer Krankenhaus mit
dem besiegten Nazideutschland identifizierte. Auch dass ihm weder seine engsten
Freunde noch seine Eltern besuchen und Beistand leisten konnten, betrübte ihn.
Im Oktober schrieb Borchert seine letzten Zeilen: Das Antikriegsmanifest "Dann
gibt es nur eins!"
Am 20 November 1947 stirbt der Dichter in dem Baseler Krankenhaus, — einen Tag
vor der Uraufführung seines Schauspiels "Draußen vor der Tür", in den Hamburger
Kammerspielen. Ein Mann, der einer belogenen und im Kriege verheizten Generation
eine Stimme gab und den höchsten Preis dafür bezahlte: Sein Leben. Ein Werk, das
aktuell ist und bleibt, solange es Machtmissbrauch und Krieg gibt.
Literatur:
Wolfgang Borchert, Das Gesamtwerk. Rowohlt Verlag, Reinbek, 1961
Wolfgang Borchert, Peter Rühmkorf, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek 1961
Buddy Holly (1936 - 1959)
US amerikanischer Musiker
"Well all right, so I`m being foolish,
Well all right, let people know,
About the dreams and wishes you wish
In the night when lights are low."
(Holly, 1958)
Charles Hardin Holley wurde am 07.09.1936 in Lubbock, Texas geboren. Durch die
in Amerika verbreitete Sitte, den jüngsten Sohn der Familie Buddy zu nennen, kam
auch Holly zu seinem Rufnamen. Die Änderung seines Nachnamens in Holly kam durch
einen Druckfehler in seinem ersten Plattenvertrag zustande.
Seine Eltern, Ella und Lawrence Holley waren aus dem Nordosten Texas gekommen
und hatten mit ihren vier Kindern ein nicht immer leichtes Leben. Finanzielle
Bedrängnis zwang sie, mehrmals umzuziehen und Lawrence Holley nahm
unterschiedlichste Arbeitsstellen, als Koch, Tischler und schließlich als
Verkäufer an, um seine Familie zu ernähren.
Lubbock war umgeben von weiten Baumwollfeldern, die gleichzeitig die
ertragreichste Einkommensquelle des Ortes waren. In dem ruhigen, konservativen
Ort wurde noch die Rassentrennung an den Schulen praktiziert und religiöses
Leben hatte einen wichtigen Stellenwert in der Gemeinde.
Auch die Holleys waren gläubig. Als praktizierende Baptistenvermittelten sie
ihren Kindern eine Haltung, in der harte Arbeit und der Verzicht auf
Drogenkonsum eine wichtige Rolle spielten. Diese Erziehung trug wohl mit dazu
bei, das der spätere Musiker Buddy Holly den Exzessen anderer Rock`n Roll Stars
nicht nacheiferte.
Obwohl die Holleys nur über sehr wenig Geld verfügten, sorgten sie dafür, das
ihre Kinder, Larry (geb.1925), Travis (geb.1927) Patricia (geb.1929) und Buddy
bestmöglichst gefördert wurden. Buddys ältere Brüder spielten beide mehrere
Musikinstrumente und er selbst erhielt mit zwölf Jahren den ersten
Klavierunterricht. Doch nach einigen Wochen beendete er den Unterricht - das
Klavier war nicht sein Instrument. Als Erwachsener komponierte er jedoch auch am
Klavier.
Highschool and Rock`n` Roll
Als er sich ein Jahr später mit einem neuen Mitschüler, Bob Montgomery,
anfreundete, hatte er bereits die ersten Gitarrenakkorde von seinem Bruder
Travis gelernt und übte täglich. Auch Montgomery liebte die Musik und bald
begannen die beiden Schüler, gemeinsam zu Proben. Buddy und sein Freund
begeisterten sich für Country und Westernmusik u.a. von Hank Williams, der
selbst nur 29 Jahre alt wurde und dessen Songs sehr persönliche Gefühle aus
seinem dramatischen Leben widerspiegelten, als auch Bluegrass (Bill Monroe) und
Blues von schwarzen Musikern wie Muddy Waters, Howlin Wolf und Lightnin`
Hopkins.
Für Schallplatten reichte das Geld nur selten, gemeinsam mit seinem Freund
verfolgte er stattdessen die wenigen Radioprogramme die sich diesem Musikstil
widmeten. Die intensive Auseinandersetzung mit den populären Musikstilen seiner
Zeit beeinflussten die facettenreiche musikalische Entwicklung Buddy Hollys
bereits als Schüler.
1954 begannen lokale Sender aus Lubbock Rock`n`Roll zu spielen und Veranstalter
luden schwarze Musiker wie Fats Domino, Little Richard und The Drifters zu
Konzerten ein, lange bevor sie auch auf nationaler Ebene Erfolg hatten. Auch der
junge Buddy Holly war fasziniert von Rock‚n Roll Musik; seine Mutter berichtete
dem Biographen John Goldrosen das ein Auftritt Elvis Presleys in der" Ed
Sullivan Show" die einzige Gelegenheit war, zu der Buddy sich etwas im Fernsehen
anschaute.
Schließlich wurde der Radiomoderator des lokalen Senders KDAV "Highpockets"
Duncan auf das Duo aufmerksam und verschaffte ihm regelmäßige Auftritte in der
Nachwuchsradioshow "Sunday Party", in der Holly und sein Freund meist
Country-Duette spielten. Durch seine Vermittlung stieß der junge Bassist Larry
Welborn zu Holly und Montgomery; als Trio bekamen die rasch lokal bekannten
Musiker bald Auftritte bei Partys und Werbeveranstaltungen.
Obgleich sich Holly auf der Highschool auch auf einen "normalen" Beruf
vorbereitete und Kurse in technischem Zeichnen und Drucken belegte, war dem
Sechzehnjährigen klar, dass seine Zukunft in der Musik lag. Gleichzeitig war ihm
bewusst, das es viele andere hoffnungsvolle junge Formationen "da draußen" gab
und das er mit vollem Einsatz an seinen Fähigkeiten arbeiten musste - bei den
gemeinsamen Proben mit seinen Freunden trieb er sie oftmals zu mehr
Ernsthaftigkeit an.
Der hilfsbereite Junge scheute sich nicht vor körperlicher Arbeit- wochenlang
half er seinem Vater und seinem Bruder als Fliesenleger aus, als diese ein
Baugeschäft eröffneten. Doch seine Ehrgeiz galt bald ausschließlich der Musik.
Als er 1954 die Highschool beendete, strahlte er bereits soviel Zuversicht und
Entschlusskraft hinsichtlich seiner musikalischen Laufbahn aus, das seine Eltern
ihn in seinem Wunsch, Musiker zu werden unterstützten wo sie nur konnten. Nicht
selten fanden stundenlange Proben im Hause der Holleys statt.
Eines Tages im Oktober 1955 wurde das Trio Buddy and Bob" eingeladen als
Vorgruppe eines Radioauftrittes von Bill Haley & his Comets mitzuwirken.
Die Sendung wurde von einem anwesenden Musikagenten verfolgt: Eddie Crandell aus
Nashville, der Hollys Potential erkannte und sich bald darauf mit der
Plattenfirma Decca in Verbindung setzte.
Holly, Welborn und Montgomery bereiteten sich indessen auf den nächsten Auftritt
vor, am nächsten Tag standen sie im Cotton-Club auf der Bühne bevor Elvis
Presley als Star des Abends mit seiner Band dort auftrat. Der schwer
beeindruckte Buddy und der eher schüchtern wirkende Elvis befreundeten sich; als
Elvis einige Wochen später erneut in die Stadt kam, lud Holly ihn zu einer
Autofahrt ein, um ihm Lubbock zu zeigen. Holly spielte inzwischen auch
gelegentlich Auftritte mit anderen Musikern aus der Gegend, er war
aufgeschlossen für andere stilistische Facetten und liebte es, sich
auszutauschen und neue Impulse zu bekommen.
Gegen Ende 1955 beschloss die Band Jerry Allison als Schlagzeuger zur Formation
hinzuzunehmen. Um diese Zeit zeigte Decca Interesse an einer Plattenaufnahme mit
Buddy Holly- allerdings ohne seine Band. Holly plagten Skrupel, das Angebot
unter diesen Umständen anzunehmen. Seine Bandmitglieder bestanden jedoch darauf
dass er sich die Chance, auf die er schon lange hingearbeitet hatte, nicht
entgehen ließ.
Holly bereitete sich so gut wie möglich auf den großen Tag vor; besorgte sich
neues Songmaterial und lieh sich sogar eine größere Summe von seinem Bruder um
sich eine neue Gitarre und einen neuen Verstärker zu kaufen. Mit seiner Fender
Stratocaster machte sich Holly auf den Weg nach Nashville.
Zwei der Titel, die im Januar 1956 aufgenommen wurden "Blue Days-Black Nights"
und "Love me" wurden in den nächsten Monaten in Amerika und Großbritannien
herausgebracht. Die Single mit einem etwas angestrengt klingenden Holly und
einem Echolastigem Sound verkaufte sich schlecht. Unverzagt nahm Holly im Juli,
unterstützt von Jerry Allison an den Drums , weitere Titel auf; darunter auch
eine frühe Fassung des legendären "That‚ll be the day".
Die Plattenfirma hatte jedoch bereits das Interesse an Holly verloren und
veröffentlichte über ein Jahr lang keinen der Titel. Buddy musste feststellen,
das er kalt gestellt wurde; Decca machte keine Werbung für die Single und ließ
den Vertrag mit Holly Anfang 1957 auslaufen. Buddy Holly war zwanzig Jahre alt
und hatte seine erste Lektion im Bezug auf Plattenfirmen hinter sich.
"Learning the game"(Holly, 1959)
Von seiner Zuversicht hatte der junge Musiker jedoch nichts eingebüßt;
gemeinsam mit Jerry Allison und Niki Sullivan und Joe Mauldin gründete er die
Band "The Crickets" (eine der vielen Legenden um die Namensgebung besagt, das
den jungen Musikern die Vorstellung von Grillen als einer fröhlichen Art von
Insekten, die Musik machen, in dem sie ihre Beine aneinander reiben so gut
gefallen hätte, das sie sich rasch darauf einigten).
Holly bemühte sich, neben den intensiven Proben mit seiner Band, neue Kontakte
zu knüpfen. Als er schließlich Norman Petty kennenlernte, Musiker und Produzent
aus Clovis, New Mexico, entwickelte sich für die Band eine neue Perspektive. Im
Februar 1957 machten sich die Musiker in Buddy Hollys schwarzweißem Oldsmobile
auf den Weg nach Clovis um mit Petty einige Demo-Tapes aufzunehmen.
In Petty hatte Holly jemanden gefunden, der für seine innovativen
Studioexperimente offen war. Holly arbeitete z.B. gern mit der Technik des
Overdubbing, die heutzutage durch Mehrspurtechnik und digitalisierten Aufnahmen
keinen großen Aufwand darstellt. Zu Hollys Zeiten entstand eine solche Aufnahme
durch das Abspielen einer ersten Aufnahme, die z.B. Gitarre und Schlagzeug
enthielt, und das gleichzeitige dazuspielen neuer Klänge oder Gesangsparts, was
wiederum von einem Bandgerät aufgenommen wurde. Da das Timing beim dazuspielen
oder Singen perfekt sein musste und der Sound oftmals noch anderen zufälligen
Einflüssen, wie Nebengeräuschen etc. ausgesetzt war, gestalteten sich derartige
Aufnahmen oftmals mühselig und langwierig. Doch die Differenziertheit des
Sounds, die Möglichkeit z.B. mehrere Gitarrenparts oder gar mit sich selbst im
Duett zu singen reizten Buddy Holly.
Die Aufnahmen von "That‚ll be the day" und "Someone to Love" landeten, nachdem
sie auf Pettys Initiative durch die Hände mehrer Labels gegangen waren bei Coral
Records - ironischerweise die Tochterfirma von Decca, die Holly gerade wenige
Monate zuvor fallengelassen hatte.
In dieser Zeit entwickelte Holly, der bislang gemeinsam mit seinen Bandmusikern
die Texte verfasst hatte, seinen eigenen Stil als Songschreiber. Die Texte, die
ein harmonisches, optimistisches Weltbild nahe legen das jedoch teilweise
ironisiert wird, handeln zum großen Teil von Liebe und Verliebtsein wobei einige
Lieder autobiographisch inspiriert waren, so z.B. "Looking for someone to Love",
das kurz nach dem Bruch mit seiner Highschoolfreundin Echo entstand.
Als Petty, nachdem er von der Band überzeugt worden war als ihr Manager zu
fungieren, die Verträge mit den Plattenfirmen Coral und Brunswick ausgehandelt
hatte, trafen die Musiker eine nicht alltägliche Entscheidung: Sie beschlossen,
40 Prozent der Tantiemen, die sie selbst bekommen würden an ihre Kirche zu
spenden - sämtliche Bandmitglieder waren Baptisten.
That‘ll be the day (Crickets,1957)
Anfang Juli, Holly war gerade mit einer Soloproduktion – dem unvergesslichen
"Peggy Sue" beschäftigt, erreichte "That‚ll be the day" den kommerziellen
Durchbruch. Die Single sollte sich, wie auch "Peggy Sue", über 5 Mio. mal
verkaufen, nicht nur in Amerika sondern auch in Großbritannien. Holly, Allison ,Mouldin
und Sullivan waren wie berauscht; besonders Buddy hatte zwar immer an den Song
geglaubt, doch das der Erfolg dermaßen durchschlagend sein würde, die Platte
blieb drei ganze Monate in den Charts, hatte niemand erwartet.
Holly wirkte in der folgenden Zeit sowohl mit den Crickets als auch als
Solokünstler. Es entstanden Solo- Aufnahmen im Rockabilly Stil und Balladen für
die Firma Coral und Rock‚n Roll Bandaufnahmen für das Brunswick Label. Den
nächsten Hit mit seiner Band landete Holly im Oktober mit "Oh Boy" einem
Rockabillysong in atemberaubenden Tempo, den Bill Tilghman und Sonny West für
ihn geschrieben hatten.
Die "Crickets" waren nun eine gefragt Formation und Petty hatte alle Hände voll
zu tun, Auftritte zu organisieren und Verträge abzuschließen. Ab Juli spielten
sich die Musiker kreuz und quer durch das Land. Einige Male traten sie vor einem
fast ausschließlich schwarzen Publikum auf; von den Crickets existierten
noch keine Fotoberichte und die Veranstalter hatten vom Namen her auf eine
schwarze Formation geschlossen. Holly hatte die rassistischen Vorbehalte, die in
seiner Heimat Texas üblich waren nicht verinnerlicht und entsprach den
Gepflogenheiten der Rassentrennung höchst ungern; die Crickets ihrerseits
wurden vom schwarzen Publikum fair behandelt. Besonders auf der "Package Tour"
die sie mit den "Everly Brothers", Chuck Berry, The Drifters, Fats Domino und
Eddie Cochran unternahm, wurden die Crickets mit den Rassenschranken
konfrontiert; schwarze und weiße Musiker, die zwei Monate lang von der
gemeinsamen beengten Busfahrt bis zur Bühne alles teilten, waren in getrennten
Hotels untergebracht! Die Crickets gingen schließlich mit in die Hotels
für Schwarze - und wurden dort freundlich aufgenommen.
Das Tourneeleben bedeutete für die Musiker trotz des Spaßes und der Spielfreude
auch große Strapazen, das beengte Leben im Tourneebus, die großen Distanzen die
zwischen den Auftrittsorten lagen, Reibereien untereinander und kaum Freizeit
ließen ab und zu die Nerven blank liegen. Niki Sullivan zog gegen Ende des
Jahres seine Konsequenzen und trennte sich von der Formation.
Im Dezember 1957 trat Buddy Holly in der "Ed Sullivan Show" auf, als deren
Stargast er nur ein Jahr zuvor Elvis Presley bewundert hatte. Weihnachten
bestritten die Crickets, die jetzt als Trio, ohne Rhytmusgitarre
auftraten, gemeinsam mit Jerry Lee Lewis, den Everly Brothers
und Fats Domino die legendäre Paramount Show in NewYork. Die Band hatte den
Höhepunkt ihrer Popularität erreicht, die Fans liebten den Frontmann mit der
schwarzen Brille - der mit der Weigerung unbebrillt aufzutreten um dem
Schönheitsideal eines Rock‚n Rollstars zu entsprechen, einen neuen Look kreiert
hatte. Auch andere Musiker jener Zeit begannen plötzlich Brillen zu tragen und
nicht alle von Ihnen litten unter einer Sehschwäche.
Für die Crickets konnten sich bald vor Auftrittsangeboten kaum noch
retten; auch das neue Jahr begann hoffnungsvoll. Rock"n Roll hatte inzwischen
Fans in aller Welt, Hollys ""Listen to to me "und "Maybe Baby" von den Crickets
kletterten in den Charts und die Band im Januar zu ihrer ersten Überseetournee.
Über Hawaii reisten sie nach Australien und nach einer kurzen Unterbrechung in
der Heimatstadt ging es weiter nach Großbritannien, wo ihre Musik noch größeren
Erfolg hatte als in Amerika. Nach einer weiteren Tournee.in den Staaten nahm
Holly in New York "Early in the Morning" auf, der zu einem seiner Lieblingssongs
wurde. Auch das Soloalbum "Buddy Holly" entstand um diese Zeit. Auf dieser LP
ist neben den bereits veröffentlichten Stücken das energetische und stimmlich
facettenreiche "Rave on" zu hören, das für viele Fans trotz niedriger
Chartplatzierung eines der besten ist.
Words of Love (Crickets, 1957)
In New York lernte Buddy Holly die Puertoricanerin Maria Elena Santiago kennen,
die als Empfangssekretärin in einer New Yorker Musikverlages arbeitete – seine
Werbung um sie hatte die atemberaubende Geschwindigkeit vieler seiner Songs –
bereits 24 Stunden nachdem er sie zum ersten Mal sah, machte er ihr einen
Heiratsantrag. Nachdem sie, unter Ausschluss der Öffentlichkeit geheiratet
hatten, begleitete Maria Elena ihren Mann regelmäßig zu seinen Auftritten. In
Hollys Heimatstadt Lubbock zu Leben stellte für Maria, die unter den
Rassendiskriminierungen in Texas litt, keine Perspektive dar. Das Paar bezog
zunächst ein Appartement in New York.
Nachdem die Eheleute gemeinsam mit dem ebenfalls frischverheirateten
Bandmitglied Jerry Allison und seiner Frau Peggy Sue, die Namensgeberin des
erfolgreichen Songs, die Flitterwochen in Acapulco verbracht hatten, widmete
sich Holly einem neuen Projekt. Gemeinsam mit seinem alten Freund Bob Montgomery
erarbeitete Songs für andere Formationen. Es entstand u.a. "Love`s made a fool
of you", das er mit Tommy Allsup an der Leadgitarre als Demotape aufnahm,. Das
Stück war für die Everly Brothers gedacht - die es nie spielen sollten.
Erst nach Hollys Tod wurde seine Version schließlich veröffentlicht.
Holly war auf der Suche nach musikalischen Neuerungen; gemeinsam mit Norman
Petty spielte er einige Songs in New York ein, in denen Streicher als neue
Facette eingesetzt wurden; neben "It doesn`t matter anymore" und "It`s raining
in my heart" entstand u.a. auch die zärtlich-intensive Ballade "True Love Ways".
Trennungen und neue Pläne
Im Herbst 1959 wollte Holly mehr Freiraum für seine neuen Pläne schaffen; er
trennte sich von Norman Petty. Auch seine Frau, die selbst Einblick in die
Musikbranche hatte und mit manchen Praktiken des Managers ihres Mannes nicht
einverstanden war, hatte ihm zu diesem Schritt geraten. Holly einigte sich mit
den Mitgliedern der Crickets, die weiterhin mit Petty zusammenarbeiten
wollte, darauf das sie den Namen behalten konnten.
Zu Beginn des Jahres 1959 bekam Holly das Angebot, sich an einer Package Tour,
der "Winter Dance Patrty" zu beteiligen. Holly sagte zu, obgleich er zögerte,
seine schwangere Frau, die ihn auf der strapaziösen Wintertournee nicht
begleiten konnte, allein zu lassen. Die Tournee sollte gemeinsam mit anderen
Rock`n Roll Musikern wie Ritchie Valens, Big Bopper , Frankie Sardo
und Dion and the Belmonts durch den mittleren Westen, über Minnesota,
Wisconsin und Iowa führen. Die Mitglieder, die Holly für die Tour engagiert
hatte trafen sich schließlich in New York, um gemeinsam mit dem Bus
aufzubrechen. Maria Elena verabschiedete schließlich ihren Mann, der wie sie
selbst auch in der Nacht zuvor unter diffusen Alpträumen von Gefahr und
Flugzeugen gelitten hatte.
Am 2.Februar, die Band hatte gerade einen Auftritt in Clearlake, Iowa hinter
sich, meldete sich Holly telefonisch bei Maria Elena und beklagte sich über die
elenden Bedingungen der Tournee; die Reise in einem unbeheizten Bus bei
Minustemperaturen, die schlechten Unterkünfte und die mangelnde Organisation. Er
selbst wollte zum nächsten Auftrittsort vorfahren um einiges zu Regeln. Das er
einige Stunden vorher eine viersitzige Chartermaschine gebucht hatte, um dorthin
zu gelangen, verschwieg er.
The Day the music died
(Textzeile aus "American Pie" Don Mc Lean`s Hommage an Holly, Valens und Big
Bopper)
Die drei Plätze im Flugzeug waren auch unter den anderen Teilnehmern der Tour
begehrt. Hollys Begleitmusiker Waylon Jeninngs und Tommy Allsup wurden von
Ritchie Valens, den es reizte, einmal in einer so kleinen Maschine mitzufliegen,
und von Big Bopper, der aufgrund seiner Körpergröße im Bus arge Probleme hatte,
überredet ihre Plätze abzutreten.
Die Maschine mit der die Musiker nach Mitternacht vom Mason City Airport
starteten wurde von einem einundzwanzigjährigen Piloten gesteuert, der wenig
Erfahrung mit Nachtflügen und keine Routine in der Bedienung der Instrumente bei
schlechten Wetterverhältnissen hatte. Fünf Meilen nach dem Start verlor der
Pilot im dichten Schneegestöber die Kontrolle über das Flugzeug. Keiner der
Insassen überlebte den Absturz. Maria Elena Holly erlitt kurz nach dem Tod ihres
Ehemannes eine Fehlgeburt.
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