Oberammergauer Passionsspiele eröffnet

Oberammergau (dpa) - Im Zeichen des Dialogs mit den Juden sind am Sonntag vor Premierengästen aus aller Welt die 40. Passionsspiele von Oberammergau in neuem Gewand eröffnet worden.

Fast 5000 Zuschauer verfolgten die Neuinszenierung des mehr als sechs Stunden dauernden Laienspiels vom Leiden und Sterben Jesu Christi im fahnen- und blumengeschmückten Passionsspielhaus. Das oberbayerische Voralpendorf hatte sich in den vergangenen Monaten fein für sein Millennium- Ereignis herausgeputzt.

Bürgermeister Klement Fend begrüßte bei strahlendem Sonnenschein die Ehrengäste, darunter neben dem Münchner Kardinal Friedrich Wetter und dem evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich auch Rabbiner Leon Klenicki von der Anti-Defamation-League aus New York. Erstmals kam mit ihm ein hoher Vertreter des jüdischen Glaubens zur Premiere nach Oberammergau.

Bis zum 8. Oktober führen rund 2000 Einwohner des Herrgottschnitzerortes 105 Mal auf der Freilichtbühne des für 15 Millionen Mark renovierten Theaters mit 4750 überdachten Sitzplätzen das religiöse Laienspiel auf. Eine halbe Million Zuschauer werden erwartet. Das Passionsspiel geht auf ein Pestgelübde von 1633 zurück.

An politischer Prominenz kam fast das gesamte bayerische Kabinett mit Ministerpräsident Edmund Stoiber zur Premiere. Zu den Ehrengästen zählten auch diplomatische Vertreter aus über 100 Ländern und Künstler wie der Münchner Staatsopernintendant Peter Jonas oder der Schauspieler Franz Xaver Kroetz. Nicht fehlen wollte ebenso der Münchner «Modezar» Rudolph Moshammer, der sein Schoßhündchen Daisy freilich am Theatereingang zurücklassen musste.

Schon die ersten Szenen der Premiere bewiesen, dass das Konzept einer dramatisch zugespitzten Inszenierung der Leidensgeschichte Jesu durch den Spielleiter Christian Stückl und den Dramaturgen Otto Huber aufgegangen ist. Die alle zehn Jahre aufgeführte Passion nach dem Text von Alois Daisenberger (1799-1883) ist entgegen früheren Darstellungen wesentlich stärker auf die Hauptrollen, vor allem auf die Partie des Christus, zugeschnitten.

Anton Burkhart als Premieren-Christus - alle Hauptrollen sind doppelt besetzt - verlieh der Figur einen fast kämpferischen Charakter. Nichts mehr ist von der gewohnten Demutshaltung des Sohnes Gottes zu spüren. Der Christus der Passionsspiele 2000 ist ein unerbittlicher, revolutionärer Geist.

Auch die farbenprächtigen neuen Bühnenbilder und vor allem die farblich harmonisch abgestimmten Kostüme von Stefan Hageneier tragen zu schärferen Konturen bei. Überarbeitet wurde zudem die Musik von Rochus Dedler (1777-1822), die Solisten, Chor und Orchester unter Leitung von Markus Zwink überzeugend aufführten.

Erstmals in der über 350-jährigen Geschichte der Passionsspiele hatte es am Samstagabend einen ökumenischen Gottesdienst mit Vertretern der katholischen, evangelischen und anglikanischen Kirche gegeben. Dabei rief Landesbischof Friedrich zum weiteren Dialog mit den Juden auf. Schon vor zwei Jahren waren Einwände jüdischer Organisationen aus früheren Jahrzehnten gegen die Passionsspiele weitgehend ausgeräumt worden.

Die als antisemitisch verstandene Textpassage «Sein Blut komme über uns und unsere Kinder» wurde gestrichen. Ein Segensspruch auf Hebräisch war dagegen erstmals Teil der beeindruckenden Abendmahlsszene.

Kardinal Wetter sagte in seiner Predigt, die Passionsspiele seien keine Brauchtumspflege. Vielmehr würden die «Tiefen des Lebens gespielt, die in der Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu Christi ihren dichtesten Ausdruck finden». Von diesem Montag an spielen die Oberammergauer jede Woche fünf Mal ihre Passion.

Die seit Monaten ausverkauften Aufführungen sind für die 5300 Einwohner zählende Gemeinde und das Umland auch finanziell von großer Bedeutung. Insgesamt werden 160 Millionen Mark umgesetzt. Allein für die Eintrittskarten kassiert die Gemeinde 65 Millionen Mark. Begleitet werden die Passionsspiele von einer am Sonntagabend eröffneten Ausstellung «14 Stations» des amerikanischen Künstlers Robert Wilson.

 



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Religionen kennen lernen: Judentum

Kurzbeschreibung
Nach wie vor ist das Judentum in Deutschland kaum ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Alltagskultur. Aber gerade die deutsche Geschichte gebietet, den jüdischen Glauben besser zu kennen, um dem dumpfen Antisemitismus Wissen entgegensetzen zu können.Diese Arbeitsmappe entführt in die Welt des Judentums: Kinder entdecken seine wichtigsten Grundsätze und Traditionen. Dabei wird nicht mit dem Christentum verglichen, sondern der jüdische Glaube als eigenständige, gelebte und moderne Religion vorgestellt. In diesem Sinne setzen die Arbeitsblätter im täglichen Leben an: Wie wird gebetet? Was gibt es für Regeln beim Essen? Was ist die Thora? Wie sieht eine Synagoge aus? Wann feiert man Bat-mizwa? Was bedeutet das Chanukka-Fest? Die Beantwortung dieser Fragen fördert die Neugier gegenüber der anderen Kultur und ermöglicht einen positiven und respektvollen Umgang mit dem anderen Glauben.

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