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Home > Reisen > Griechenland

"Wanderer, kommst Du nach Sparta"
von Hannes Krois

"Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkünde dort, Du hast uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl!" So stand es in einen Stein gemeißelt von einem sterbenden Soldaten des antiken Sparta in einer geschichtsträchtigen Schlacht.
Man zählte das Jahr 480 vor Christus: Die Spartaner kämpften unter ihrem Kriegsherrn Leonidas gegen das übermächtige Heer der Perser bei den Thermopylen. Ein Opfergang der Soldaten Spartas, von denen keiner das Gemetzel überlebte. Der in den Stein geritzte Spruch ging allerdings in die Geschichte ein und ist auch den sprachlich orientierten Gymnasiasten der Gegenwart ein Begriff.

Sparta ist unser Ziel und wir tauchen in die Geschichte des alten Griechenlands ein, wo Sparta als militanteste Stadt der Antike galt. Die Straße nach Sparta führt von Kalamata im Süden des Peloponnes ins Landesinnere. Kalamata ist mit seinen 45.000 Einwohnern die Hauptstadt Messeniens. Eine Stadt, die ihre historische Identität großteils verloren hat, denn am 13. September 1986 verwüstete ein Erdbeben über ein Viertel aller Häuser. Besonders davon betroffen war das alte Zentrum Kalamatas.

In unzähligen Kurven und Serpentinen schlängelt sich die Straße Richtung Sparta über Plateaus, Höhenzüge und Schluchten durch das Taigetos Gebirge. Steine, Disteln und dazwischen immer wieder Sträucher, Bäume und kleine Wälder umsäumen den Weg. Schwarz und bizarr strecken viele der Bäume die verkohlten Reste von Ästen und Stämmen dem Himmel entgegen - als Opfer der zahlreichen Waldbrände, die Jahr für Jahr auf dem Peloponnes wüten. Im Sommer 2000 erreichten die Waldbrände ein Höchstmaß. Grundspekulanten, brennende Zigaretten oder weggeworfene Glasscherben, die unter der starken Sonne wie Brenngläser wirken, führen immer wieder zu Brandkatastrophen in ganz Griechenland.

Wie eine riesige, unbezwingbare Festung trennt das Taigetos Gebirge das bäuerliche Messenien von Lakonien, dem Land der Spartaner. Dann, nach den letzten Serpentinen bergauf, öffnet sich bergab eine Ebene. Lakonien ist erreicht. Von Lakonien abgeleitet ist der Begriff "lakonisch", also prägnant, kurz und klar. Wesenszüge der alten Spartaner, die "spartanisches Leben", ein Leben ohne Luxus, zum Inhalt des Lebens machten. Ganz anders wie die Athener in Attika, führten die Adelsgeschlechter im Sparta der Antike über Jahrhunderte eine gewaltige Militärdiktatur. Während in Athen sich die Demokratie samt der schöngeistigen Bereiche von Philosophie und Dichtkunst in höchster Form entwickelte, waren in Sparta Macht, Krieg und Gehorsam angesagt.
Sparta ist mit Blut geschrieben, denn es war die militanteste Stadt, die das antike Europa je kannte. Es lag an der Hand, daß dieses Sparta mit Athen über Jahrhunderte Kriege führte. Bedingungsloser Gehorsam gegenüber den Herrschern stand in Sparta im Mittelpunkt. Gar schon im Knabenalter von sieben Jahren wurden die Söhne der Spartaner ihren Müttern entzogen. Die Heranbildung für das einzige Ziel der Spartaner, den Kriegsdienst, öffnete sich für das weitere Leben. Zu den Mahlzeiten gab es oft die "Spartanische Blutsuppe" als Lieblingsgericht der Soldaten. Eine schwarze Suppe, bestehend aus sehr scharf gewürztem Schweineragout, Essig, Salz und Schweineblut. Dieses höchst interessante "Schlemmeressen" geriet nach dem Niedergang und der Eroberung Spartas durch die Römer im 2. Jahrhundert vor Christi in Vergessenheit. Heute wird die Blutsuppe in dieser Konstellation nirgendwo in Sparta mehr serviert.
Das heutige Sparta ist mit seinen gut 14.000 Einwohnern die Hauptstadt Lakoniens. Erst 1834 wurde die neue Stadt an einer völlig anderen Stelle gegründet. Vom antiken Sparta gibt es nur inmitten von Olivenhainen Ruinen und Trümmer, denn im 13. Jahrhundert wurde das einstens so dominante antike Sparta von seinen Bewohnern gänzlich aufgelassen. Die Goten unter Alarich unterwarfen das mittlerweile byzantinische Sparta.

Im Jahre 1249 errichtete der fränkische Kreuzritter Guillaume auf einem steilen Berg am Rande der Ebene von Sparta eine riesige Burganlage namens Mystras. In der glühenden Hitze war die Errichtung dieses wehrhaften Monsterprojektes ein ungeheuerlicher Gewaltakt. Zu allem Überdruß eroberten die Byzantiner schon im Jahre 1262 den gesamten Burgberg.
Unterhalb der Burg gründeten die neuen Herren aus Byzanz die Stadt Mystras, die sich zur Metropole des Peloponnes entwickelte. Um 1700 lebten hier noch 42.000 Menschen. Inzwischen hatten allerdings die Türken das Land und alle Städte und Burgen erobert. Heute sind die Burg und die Paläste der byzantinischen Fürsten Ruinen und die einstigen Wohnhäuser sind im Laufe der Jahrhunderte verschwunden. Erhalten blieben nur die vielen Kirchen und Klöster.
Der Aufstieg in die turbulente Vergangenheit von Mystras bedeutet gleichsam auch die Überwindung von 300 Höhenmetern zwischen dem unteren und oberen Eingang von Mystras. Die Sonne bringt die Steine der Ruinen der einst so prachtvollen Stadt nahezu zum Erglühen. Der schmale Pfad führt steil nach oben. Keuchende Touristen mit schwitzenden, roten Gesichtern samt der im Schlepptau ein wenig "maulenden" Kids kämpfen sich bergauf. Das Hineinschnuppern in die Geschichte von Sparta und Mystras fordert eben seinen Preis.
Die ungewöhnliche Anstrengung samt Hitze setzt Visionen und Phantasien frei: Spartaner, Römer, Goten, Franken, Byzantiner, Türken, wie sehr verfluchten und liebten sie diesen Berg. Je nachdem, wer eben die Angreifer oder die Verteidiger waren. Der heillos steile Berg von Mystras sollte immer wieder als Schutz dienen. Die Angreifer schwitzten sich wahrlich die Seele aus dem Leibe und tausende von Menschen verbluteten hier im uralten tödlichen Spiel um Macht, Tod und Leben auf den steilen Hängen.

Trotz all der trotzenden Hürde dieses Berges wechselte Mystras immer wieder die Besitzer. Die lange türkische Herrschaft dauerte bis 1828, nachdem die Griechen nach einem langen und blutigen Befreiungskrieg den Halbmond auch aus Lakonien verbannen konnten.
Die bergige Besichtigung von Mystras dauert mindestens vier Stunden. Besucher der eher unsportlichen Kategorie können auch mit dem Auto den Berg bezwingen und in der Nähe des oberen Einganges zu Mystras ihr Gefährt parken. Der schweißtriefende Rundgang entschädigt allerdings den Geschichtsinteressierten über das Maß: Die Bischofskirche Metropolis samt ehemaligem Bischofspalast; St. Theodoroi Hodeghetria mit wunderschönem Mauerwerk; die Palastruine St. Sophia, die einstige Kloster- und Palastkirche und in der Türkenzeit dann Moschee; das Pantanassa-Kloster, das von den Nonnen immer noch bewohnt wird; die eigenwillige Ruine des Peribleptos-Klosters; die Kapelle St. George, als eine der vielen Privatkapellen der einstigen Metropole Lakoniens. Die kirchlichen Prachtbauten aus der byzantinischen Zeit lassen erahnen, welch hoher Stellenwert der Glaube hier einnahm. Die zweifellos größte Aufgabe der damaligen Mönche war es, für die Finanziers, Gründer und Gönner des Klosters mit voller Kraft zu beten und die Sünden zu vergeben. Die gutbetuchten Bewohner von Mystras konnten sich quasi einen sündenfreien Einstig ins jenseitige Leben erkaufen. Die zahlreichen Kirchenbauten in Mystras konnten demnach mit größtem Prunk errichtet werden. Daran gemessen dürfte das Maß der Sünden im alten Mystras schier endlos gewesen sein.

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