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Dossier Landesbank Berlin bricht Tabu

von Nina Luttmer (Berlin)

Die Landesbank Berlin (LBB) hat sich inmitten ihres Verkaufsprozesses eine eigene Direktbank zugelegt. Konzernchef Hans-Jörg Vetter sagte, die LBB habe von sechs zum Genossenschaftslager gehörenden Sparda-Banken 75 Prozent minus eine Aktie an der Netbank übernommen.

LBB-Konzernchef Hans-Jörg Vetter
 LBB-Konzernchef Hans-Jörg Vetter

"Ziel ist es, überregional Retailkunden zu gewinnen und bundesweites Wachstum zu erzielen", sagte Vetter. Über den Preis schwieg er.

Der Zukauf birgt enormes Streitpotenzial in der Sparkassen-Gruppe. Viele Sparkassen sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sind gegen Direktbanken in der Gruppe. Sie fürchten die Konkurrenz aus dem eigenen Lager. Zudem beharren sie darauf, dass die Landesbanken sich aus dem Massengeschäft heraushalten sollen. Auch eine gemeinsame Direktbank lehnen die meisten Sparkassen ab.

Zu einer solchen Lösung könnte es nun aber kommen. Der DSGV befindet sich, stellvertretend für alle Sparkassen, unter den letzten vier Bietern für den 81-Prozent-Anteil des Landes Berlin an der LBB. Sollte der Verband den Zuschlag bekommen, käme er damit in den Besitz einer solchen ungeliebten Direktbank.

Größter Kreditkartenemittent Deutschlands

Eigentümerstruktur der LBB
 Eigentümerstruktur der LBB

Die Alternative dürfte den Sparkassen ebenfalls kaum recht sein: Als stärkster Konkurrent im Bieterverfahren gilt die Landesbank Baden-Württemberg. Bereits die BayernLB und die Landesbank Hessen-Thüringen haben mit der DKB und der 1822direkt umstrittene Direktbanktöchter. Der Präsident des Sparkassenverbandes Hessen-Thüringen, Gregor Böhmer, hatte kürzlich aber gesagt, er könne sich die Einbringung der 1822 direkt in eine bundesweite Sparkassen-Direktbank vorstellen. Der DSGV lehnte einen Kommentar zu dem LBB-Zukauf ab.

Die Netbank hat 80.000 Privatkunden und 0,5 Mrd. Euro Bilanzvolumen. "Wir gehen davon aus, dass ein substanzieller Teil unserer Kreditkartenkunden zur Netbank gehen wird", sagte LBB-Privatkundenvorstand Johannes Evers. Die LBB ist nach eigenen Angaben der größte Kreditkartenemittent Deutschlands. Vertriebspartner ist beispielsweise das Internetkaufhaus Amazon, über das auch Kunden zur Netbank geleitet werden sollen. Die Sparda-Banken behalten eine Sperrminorität an der Netbank. Evers deutete aber an, dass die LBB ein Vorkaufsrecht hat.

Daten und Fakten zur Landesbank Berlin
  I 07 I 06*
Zinsüberschuss in Mio. Euro 185 183
Provisionsüberschuss* in Mio. Euro 76 96
Handelsüberschuss in Mio. Euro 48 54
Operatives Ergebnis in Mio. Euro 154 94
Konzernüberschuss nach Steuern, in Mio. Euro 123 70
* Angepasst wegen IAS-8-Anpassungen/schließt noch die Berliner Bank ein
Quelle: Landesbank Berlin
 

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Vetter sagte, durch den Kauf der Netbank sei die LBB für potenzielle Käufer attraktiver geworden. Zugleich äußerte er sich zufrieden über das Gewinnplus von 64 Prozent im ersten Quartal. Erstmals war die 2006 verkaufte Berliner Bank nicht mehr in den Zahlen berücksichtigt. Es zeige sich, dass "eine durchsanierte und marktstarke Bank nicht im Sonderangebot zu haben ist", pries Vetter die LBB an.

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Aus der FTD vom 24.05.2007
© 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg, FTD/Quelle: LBB

 

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