HAMBURG, 30.06.06 (dpa) -
Erst Volksheld, dann Sorgenkind der Nation - und
jetzt droht dem Sport-Idol Jan Ullrich wegen des Doping-Skandals
sogar das Ende seiner wechselvollen Karriere. Einen Tag vor seiner
neunten Teilnahme bei der Tour de France wurde der Rad-Profi ebenso
wie sein Betreuer Rudy Pevenage und sein spanischer Teamgefährte
Oscar Sevilla suspendiert. Ausschlaggebend waren die möglichen
Verwicklungen in den spanischen Doping-Skandal. Ullrichs Traum vom
zweiten Tour-Sieg nach 1997 ist geplatzt.
Der 32-Jährige produzierte neben sportlichen Highlights - unter
anderen der Olympiasieg 2000 und mehrere Weltmeistertitel - häufiger
auch Negativschlagzeilen. Alkoholisiert rammte er in der Nacht zum 1.
Mai 2002 bei einer Irrfahrt mit seinem Porsche einen Fahrradständer
vor dem Freiburger Bahnhof. Wenig später wurde er von der Polizei bei
seiner Fahrerflucht gestoppt, musste zur Blutprobe (1,4 Promille) und
seinen Führerschein abgeben. Wegen Knie-Problemen musste er die
Teilnahme am bedeutendsten Radrennen der Welt absagen. Auch psychisch
wirkte Ullrich arg angeschlagen.
Stärker ramponiert wurde sein Image Wochen später durch die
Tabletten-Affäre mit anschließender Dopingsperre für sechs Monate.
Bei einer feucht-fröhlichen Disko-Sause nahm er zwei Ecstasy-Pillen
und wurde später positiv auf Amphetamin getestet. Ullrich bezeichnete
den Party-Fehltritt später als «Riesen-Dummheit». Er verwahrte sich
jedoch dagegen, «Mittel zur Leistungssteigerung genommen zu haben».
Fortan wurden ihm «Babysitter» zur Seite gestellt, die darauf achten
sollten, dass der Ausnahme-Athlet keine Dummheiten begeht und sich
sportgerecht ernährt.
Seine persönlichen Fehltritte stehen im krassen Gegensatz zu
seinen sportlichen Erfolgen. 1993 betrat er in Oslo als jüngster
Amateur-Weltmeister die große Radsportbühne. 1995 bekam er einen
Profi-Vertrag beim Bonner Rennstall und feierte viele Erfolge. In
Sydney wurde er vor sechs Jahren Olympiasieger auf der Straße, 1999
und 2001 Zeitfahr-Weltmeister, 1999 Gewinner der Spanien-Rundfahrt,
2004 und in diesem Jahr gewann der in Scherzingen in der Schweiz
lebende Rostocker die Tour de Suisse. Seinen Tour-Erfolg von 1997
konnte er bislang nicht wiederholen. Bei der knüppelharten «Tour der
Leiden» belegte er vier Mal als geschlagener Held den zweiten Platz.
Auch privat kam Ullrich nicht zur Ruhe. Seine Liebesgeschichten
wurden in der Boulevard-Presse ausgebreitet. 2005 kam es nach der
Geburt seiner Tochter Sarah Maria - sie wird am (morgigen) Samstag
drei - zur Trennung von seiner langjährigen Freundin Gaby. Nur wenige
Wochen später präsentierte Ullrich Sara Steinhauser (28) - die
Schwester von Radprofi Tobias Steinhauser - in der Öffentlichkeit als
neue Frau an seiner Seite. Sie wollen noch in diesem Jahr heiraten.
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