Faszination Forschungsfahrzeuge
SL-Klasse mit „Drive-by-Wire“-Technologie - Lenken, bremsen und Gas geben per Side-Stick
  • Rollendes Forschungslabor für die „Drive-by-Wire“-Technologie
  • Neuartiges Bedienkonzept mit ergonomischen Vorteilen
Friedrichshafen/ Stuttgart, 07. Oktober 2004
In manchen Cockpits der Personenwagen der Zukunft wird es weder Lenkrad noch Pedale geben. Stattdessen halten so genannte Side-Sticks Einzug - das sind ergonomisch geformte „Hebel“ in der Mittelkonsole und in der Türinnenverkleidung, mit deren Hilfe der Autofahrer alle Bewegungen seines Wagens im Griff hat: Er steuert ihn nicht mehr mit dem Lenkrad, sondern bewegt lediglich den Side-Stick nach links oder rechts; er beschleunigt oder verzögert das Auto nicht mehr per Pedal, sondern drückt den Stick je nach Tempowunsch nach vorne oder zieht ihn beim Bremsen nach hinten. Damit gibt er nur seinen Fahrwunsch vor, danach arbeiten Hochleistungscomputer in Zusammenarbeit mit mechatronischen Aktoren. Alles läuft elektronisch via Datenleitung ab, daher auch der Name dieser Technologie: „Drive-by-Wire“.
 
 
Überblick über das Drive-by-Wire-System
Mit dieser Technologie stellen die DaimlerChrysler-Forscher ein Grundkonzept heutiger Automobiltechnik auf den Kopf. Die elektronische Lenkung wird zu einem kompletten computergesteuerten Fahrdynamiksystem gehören, das binnen Sekundenbruchteilen aus aktuellen Daten über den jeweiligen Fahrzustand Sollwerte für eine sichere Fahrweise berechnet. Auf Basis dieser Sollwerte führt der Computer die Befehle des Autofahrers stets so aus, dass der Wagen auch in kritischen Situationen sicher in der Spur bleibt.
Weil ein solches System bereits im Forschungsstadium ausgiebig getestet werden muss, hat die DaimlerChrysler-Forschung in den vergangenen Jahren mehrere Forschungswagen mit dieser Technologie ausgerüstet. Unter anderem dient auch ein Sportwagen der SL-Klasse als rollendes Forschungslabor, um die „Drive-by-Wire“-Technik sowohl technisch als auch ergonomisch zu erproben.
Der Verzicht auf Lenkrad und Pedalerie bietet auch ergonomische Vorteile. Dazu gehören nicht nur der Zugewinn an Bewegungsfreiheit für den Fahrer und dessen ungetrübte Sicht auf die Instrumente im Cockpit, die Side-Sticks ermöglichen auch eine bequemere Körperhaltung als in herkömmlichen Automobilen. Die Position der Füße ist beispielsweise beliebig wählbar und die Arme müssen nicht mehr zum Lenkrad vorgestreckt werden, sondern ruhen bequem auf Armauflagen in Mittelkonsole und Türverkleidung. Das entlastet die Schultermuskulatur. Elektrische Sitzeinstellung und per Knopfdruck einstellbare Fußstützen helfen Fahrer und Beifahrer, eine komfortable Sitzposition zu finden. Mehr noch: Beim Frontalaufprall verringert sich das Verletzungsrisiko der Insassen, da weder Pedale noch Lenkrad in den Innenraum eindringen können.
Mit Side-Sticks bequemer lenken und rangieren
 
 
 
Side-Sticks statt Lenkrad im SL
Das Lenken, Bremsen und Gas geben per Side-Sticks erfordert zwar einen gewissen Lernvorgang, eröffnet aber auch hinsichtlich Fahrdynamik, Fahrkomfort und Fahrsicherheit neue Dimensionen. Das zeigen die Ergebnisse von Testfahrten, die mit Autofahrerinnen und Autofahrern absolviert wurden:
  • Lenkübersetzung und Lenkkräfte können variabel gestaltet und an die jeweilige Fahrsituation angepasst werden. Der Vorteil: Beim Einparken oder Rangieren lassen sich die Räder per Side-Stick schneller und leichter bewegen als mit einem herkömmlichen Lenkrad.
  • Bei Kurvenfahrt lässt sich das Fahrzeug genau und intuitiv dirigieren.
  • Beim Bremsen muss der Fuß nicht vom Gas- auf das Bremspedal umgesetzt werden, sodass der Fahrer schneller reagieren kann.
  • Weil es keine mechanischen Verbindungen zwischen Lenkung und Fahrwerk gibt, werden Radschwingungen nicht mehr via Lenksäule und Lenkrad in den Innenraum übertragen.
Technik aus der Luftfahrt
Mit den Side-Sticks und dem Fahrdynamikrechner holen die Stuttgarter Automobilforscher Flugzeugtechnik ins Automobil. Denn elektronische Steuerungssysteme („Fly-by-Wire“) gehören heute zur Standardausstattung moderner Düsen-Jets wie den Airbus-Modellen A 319 bis A 380. Mit dem Einsatz der multifunktionalen Side-Sticks anstelle des traditionellen Steuerknüppels haben die Airbus-Entwickler vor Jahren eine technische Revolution ausgelöst und alle bisherigen Steuer- und Bedienkonzepte für Flugzeuge auf den Kopf gestellt - eine Revolution, die sich in einigen Jahren vielleicht auch auf dem Gebiet der Pkw-Lenkung anbahnt.
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