Begraben: Klosterkirche Pontigny bei Auxerre
Tochter des Grafen Theobald IV. von Blois-Champagne
und
der Mathilde von Sponheim-Kärnten, Tochter von Herzog Engelbert
I.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 141
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Adela von Champagne, Königin von Frankreich
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* um 1145, + 4. Juni 1206
Tochter des Grafen Theobald IV. (II.) von Blois-Champagne
oo 1160 König Ludwig VII.
Adele gebar ihrem
Gemahl 1165 den vom Volk mit Jubel begrüßten Thronfolger Philipp
II. und übte mit ihrem Bruder Wilhelm (1165 Bischof von
Chartres, 1168 Erzbischof von Sens, 1176 Erzbischof von Reims) einen Einfluß
am Hofe aus, dem seit 1175 Graf Philipp von Flandern entgegenwirkte. 1179
kam es bei Krankheit des Königs zum Streit der Hofparteien, den der
am 1. November 1179 zum Mit-König gekrönte Philipp
II. nutzte, um schon vor dem Tod des Vaters (19. September 1180)
allein zu herrschen. Er hat dennoch Adele
und Wilhelm während seines Kreuzzugs 1190 die, allerdings genau festgelegte,
Regentschaft
über Frankreich übertragen.
XIII. 70 a. Adelheid
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ca. 1140, + 1206 4.VI.
Gemahl: 1160 13.XI. Ludwig VII. König von Frankreich
(siehe XIII 263)
+ 1180 19.IX.
ADELE VON DER CHAMPGNE - Ärger mit dem Sohn
* um 1140, + 4. Juni 1206
Paris
Dritte Gemahlin Ludwigs VII. des Jungen (* 1120; König: 1137-1180) Heirat: 13. November 1160 Paris
Fünf Wochen nur nach den Tod seiner zweiten Frau,
Konstanze
von Kastilien, heiratet Ludwig
VII. am 13. November 1160 kurz vor Baubeginn zu Notre-Dame
de Paris erneut, und wie ihre Vorgängerin wird die neue Königin
zugleich gesalbt. Adele - oder Alix
- ist zwanzig, der König doppelt so alt. Die Ehe ist durchaus nützlich
für den französischen König. Angesichts seines mächtigen
Rivalen Heinrich, den neuen Ehemann
seiner ersten Gemahlin Alienor,
kann er Bundesgenossen wohl gebrauchen. Adeles
Vater ist Thibaud II., Graf von der Champagne, und als Thibaud
IV. Herr von Blois. Man nennt ihn auch Thibaud den Großen.
Und Adele kann auf eine ferne
karolingische Abstammmung verweisen. Das Volk sieht in diesem
kleinen Tropfen alten Königsblutes - Träger des Königsheils
- ein gutes Omen.
Ludwig ist seiner
jungen Frau herzlich zugetan. Er datiert offizielle Akten nach seinem Hochzeitstag,
und Adele scheint auch einen gewissen
Einfluß auf ihn zu haben. Für ihren Bruder Wilhelm erwirkte
er das Bistum von Chartres. Ihre weiteren Brüder Heinrich, Graf von
der Champagne und Thibaud von Blois werden mit den Töchterm ihres
Mannes - Marie
und Alix
- aus seiner ersten Ehe mit Alienor von Aquitanien
verheiratet. Auch sie erhalten herausragende Positionen.
Sie weiß, daß man vor ihr rasch einen Thronerben
erwartet. Der König ist nicht mehr der Jüngste. Und sie ist schon
die dritte Frau, von der er den Bestand der Dynastie erhofft. Ein Sohn
würde ihren Einfluß bedeutend stärken. Nach vier Jahrern
gespannten Wartens kommt am 21. August 1165 ein Sohn zur Welt,
Philippe-Dieudonne, der "von Gott Geschenkte". In die Geschichte
wird er aber als Philippe-Auguste (Philipp II.)
eingehen,
da er im August geboren wurde: der erste und einzige Sohn Ludwigs
VII.
Ludwig VII. respektiert
die Tradition der KAPETINGER:
Der junge Prinz wird am 1. November 1179 zu Lebzeiten seines Vaters mit
vierzehn Jahren zum König gesalbt. Der König selbst - schon krank
- kann bei dieser Zeremonie nicht an der Seite seiner Frau sein. Angesichts
seines Gesundheitszustandes hatte Adele
die
Vormundschaft (und damit die zu erwartende Regentschaft) für sich
und ihre Brüder, den Clan der CHAMPAGNE, erhofft.
Philipp wird ihr aber einen Strich durch
die Rechnung machen. Unmittelbar nach dem offiziellen Akt der Salbung macht
der Prinz durch eine spektakuläre Handlung auf sich aufmerksam, er
bricht mit der CHAMPAGNE-Partei, der seine Mutter vorsteht, und
nähert sich Flandern an. Er heiratet gar ohne Zustimmung seiner Eltern
ein Mädchen aus dem flandrischen Grafenhaus:
Isabella von Hennegau, ein Kind von zehn
Jahren. Adele stellt
sich ihrem Sohn entgegen. Sie ruft gar Heinrich
II. von England zu Hilfe. Das entbehrt
nicht einer gerwissen Pikanterie: die dritte Frau Ludwigs
VII. bittet den Mann seiner ersten Frau
Alienor,
ihren Sohn zu Verstand zu bringen. Adeles
Bitte ist vergeblich: Die zwei Souveräne helfen sich in der Normandie
und verstehen sich gut. Philipp hat
sich als geschickter Taktiker bewiesen.
Als
Ludwig VII. - am 19. September 1180 stirbt,
hat Adele ausgespielt.
Ihr Sohn ist der alleinige Inhaber der Macht. Adele
verliert ihren Einfluß zugunsten des Grafen von Flandern, doch sie
gibt sich nicht geschlagen. Durch geschickte Manöver versucht sie,
ihre junge Schwiegertochter in den Augen ihres Sohnes herabzusetzen, einen
Keil zwischen König und Königin zu treiben. Es ist ihr schon
fast gelungen, als 1187 ein neuer Thronfolger, Ludwig
VIII. zur Welt kommt. Die junge Isabella
von Hennegau stirbt 1190, als Philipp
mit Richard Löwenherz zum
dritten Kreuzzug aufbricht. Jetzt vertraut er
Adele seinen Sohn Ludwig
und die Führung der Geschäfte an. Aber er redigiert vorsichtshalber
ein "politisches Testament", in dem er ihr die Richtlinien präzisiert,
die er eingehalten sehen möchte. Ein Jahr später, im Winter 1191,
kehrt Philipp aus
dem Heiligen Land zurück. Und nun ist es endgültig um
Adeles politische Rolle geschehen. Sie
tritt in den Schatten der Geschichte. Sie wird sicher die ehelichen Auseinandersetzungen
ihres Sohnes mit seiner zweiten Frau, Ingeburg
von Dänemark, und sein Glück
mit seiner dritten Frau, Agnes von Meran,
aufmerksam, bald schadenfroh, später aber vielleicht abgeklärt
verfolgt haben. Sicher auch die Geschichte ihrer zwei Töchter, die
Philipp
gefolgt sind: Alix,
die Frau des Grafen von Ponthieu, und Agnes,
die nacheinander zwei byzantinische Kaiser, Alexios
II. und Andronikos
I., und schließlich Theodor Branas,
den Herrn von Adrianopel, geheiratet hat.
Adele
stirbt am 4. Juni 1206 im Pariser Stadtpalast im Alter von 66 Jahren.
Auf die Ehre, in der königlichen Grablege von Saint-Denis bestattet
zu werrden, verzichtet sie. Sie wird ihrem Wunsch gemäß in der
Klosterkirche von Pontigny bei Auxerre beigesetzt.
Am 4. Oktober 1160 starb Constanze
von Kastilien und schon fünf
Wochen später heiratete der König
Adela von Champagne, Schwester des Grafen Heinrich I. von Champagne
aus dem Hause BLOIS.
Gegen Ende seines Lebens stand der durch Krankheit nahezu
regierungsunfähig gewordene Ludwig VII.
weitgehend unter dem Einfluß der Königin und ihrer Brüder,
des Erzbischofs Wilhelm von Reims und der Grafen Heinrich von Champagne,
Tedbald von Blois-Chartres und Stephan von Sancerre. Mit ihnen gemeinsam
dachte Adela eine faktische Regentschaft
des Königreichs Frankreich durch das Haus CHAMPAGNE auch für
ihren Sohn zu führen.
Nach der Krönung bewies der 14-jährige ein
erhebliches Maß an innerer Freiheit. Er löste sich vom Einfluß
seiner Mutter und des Hauses CHAMPAGNE, indem er sich dem Grafen
Philipp von Flandern zuwandte, der ihm seine Nichte Isabella
von Hennegau zur Frau gab und sie mit einer Mitgift im Raum
Arras/St-Omer/Aire/Hesdin versah. Dieser Affront veranlaßte
Adela von Champagne zur Flucht in die Normandie, wo sie die
Unterstützung König Heinrichs II. von
England suchte.
Während Philipps Abwesenheit
zum Kreuzzug saßen Adela und
ihr Bruder, Erzbischof Wilhelm von Reims, einem Rat vor, der aus Großen
der königlichen Kurie bestand, aber nicht unmittelbar über den
Kronschatz verfügen durfte.
Favier, Jean: Seite 153,220
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515"
Für die harmlosesten unter seinen Gegenspielern hielt
Philipp II. August Adela von der Champagne, die Witwe Ludwigs
VII., und ihre vier Brüder, Erzbischof Wilhelm von Reims,
Graf Heinrich den Freigebigen von der Champagne, Graf Theobald V. von Blois-Chartres
(der obendrein als Seneschall von Frankreich amtierte) und Graf Stephan
von Sancerre.
Niemand zweifelte mehr an der Legitimität der Nachkommenschaft
Hugo Capets, und so konnte Ludwig IX.
als erster seines Geschlechts bei der Heiratspolitik für seine Kinder
auf eine Verbindung mit dem karolingischen
Geblüt verzichten, die noch kurz zuvor eine Adela
von der Champagne oder eine Isabella
von Hennegau zu einer so begehrenswerten Partie gemacht hatte.
Der KAPETINGER stieß sich nicht
länger daran, kein KAROLINGER
zu sein.
Ehlers Joachim: Seite 123,125,129,139
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"Die Kapetinger"
Ein anglonormannisch-französisches Großreich
konnte nicht im Interesse der kapetingischen
Dynastie liegen, und so heiratete Ludwig VII.
sofort nach dem Tod der Königin Constanze
(+ 4. Oktober 1160) Adela, die Schwester des Grafen Heinrich
von Blois-Champagne, der damit eine radikale Revision der traditionell
königsfeindlichen Politik seines Hauses vollzog. Am 21. August 1165
brachte Königin Adela den Thronfolger
zur Welt, auf den Ludwig VII. in drei
Ehen 28 Jahre hatte warten müssen.
Die Familie der Königin
Adela war weitläufig sowohl mit den STAUFERN
als auch mit Viktor IV. verwandt, und Ludwigs
Schwager, Graf Heinrich von Blois-Champagne, konnte als wichtigste Stütze
der Monarchie gegen England wirksamen Einfluß auf die Beschlüsse
des Königs ausüben.
Nun waltete Philipp von Flandern als vornehmster Berater
des jungen französischen Königs, so daß sich mit
Ludwigs VII. Witwe Adela das
ganze Haus CHAMPAGNE brüskiert und verdrängt fühlen
mußte, zumal da die Krönung Elisabeths am Himmelfahrtstag (29.
Mai) 1180 mit einer Festkrönung Philipps
II. verbunden war. Philipp
trug den latenten Konflikt sogleich aus und beschlagnahmte Adelas
Eigengüter,
als sie die Burgen auf ihrem Witwengut stärker befestigen ließ;
die Königin-Mutter mußte daraufhin zu ihrem Bruder Tedbald in
die Champagne fliehen.
Das wegen dieses Einleitungssatzes gern als politisches
Testrament des Königs bezeichnete Dokument ist formal eine ordinatio,
die Adela von
Champagne und ihren Bruder, Erzbischof Wilhelm von Reims anwies,
alle vier Monate in Paris Klagen aus den Reichsteilen anzuhören und
Berichte der baillis entgegenzunehmen.
13.9.1160
oo 3. Ludwig VII. der Junge König von
Frankreich
1120-19.9.1180
Kinder:
3. Ehe
Agnes
1171- um 1240
2.3.1180
1. oo Alexios II. Kaiser von Byzanz
10.9.1169-24.9.1183
1183
2. oo Andronikos I. Kaiser von Byzanz
um 1122-12.9.1185
3. oo Theodor Branas
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Philipp II. August König von Frankreich
21.8.1165-14.7.1223
Alix Gräfin von Vexin
um 1170- nach 1200
20.8.1195
oo Wilhelm II. Graf von Montreuil
-4.10.1221
Literatur:
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Appleby John T.: Heinrich II. König von England.
Die Zeit des Thaomas Becket. Dr. Riederer-Verlag Stutggart 1962 Seite 74,124,145,
149,150,276,277 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 9 Seite 19 - Die
Staufer im Süden. Sizilien und das Reich, hg. von Theo Kölzer,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 63 - Ehlers Joachim:
Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite
123,125,129,134,139 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im
Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987Seite 113,122,126 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 140,148,155,159 - Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 78 - Favier,
Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 153,220 - Le Goff Jacques: Ludwig
der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 63,66 - Schnith Karl:
Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1997 Seite 223 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen.
Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1996 Seite 100,105,109,124 -