Begraben: Westminster Abtei
Einziger Sohn des Königs
Heinrich VIII. von England aus seiner 3. Ehe mit Johanna
Seymour, Tochter von Sir Johann III.
Lexikon der Renaissance: Seite 221
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Eduard VI., König von England und Irland seit 1547
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* 12.10.1537, + 6.7.1553
Hampton Court Greenwich
Sohn von Heinrich VIII., Haus TUDOR, aus dessen Ehe mit Jane Seymour.
Eduards Mutter starb
zwölf Tage nach seiner Geburt, er selbst blieb stets kränklich
und gelangte nach dem Tode seines Vaters als neunjähriges Kind auf
den Thron. Er hatte zunächst gar keinen und gegen Ende seines Lebens
nur minimalen Einfluß auf die Regierungspolitik. Die tatsächliche
Macht lag bis 1549 in den Händen des Protektors Herzog von Somerset
(Oheim mütterlicherseits) und dann des Herzogs von Northumberland,
die sie jeweils zum Vorteil ihrer Familien und Anhänger aus dem protestantischen
Hochadel einsetzten. Eduard VI. starb
an Tuberkulose.
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Wende Peter: Seite 47-59
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Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich
VIII. bis Elisabeth II."
Bärbel Brodt
EDUARD VI., König 1547-1553
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* 12.10.1537, + 6.7.1553
Hampton Court Greenwich
Bestattet: 8.8.1553 in der Westminster Abtei
Vater:
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Heinrich VIII.
Mutter:
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Jane Seymour
Geschwister:
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Maria (* 1516, + 1558)
Henry Fitzroy ( unehelich * 1519, + 1536)
Elizabeth (* 1533, + 1603)
Eheschließungen:
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1543 Vereinbarung einer Ehe mit Maria Stuart von Schottland
1552 Ehevertrag mit Elisabeth, Tochter König Heinrichs
II. von Frankreich
König seit 28.1.1547
Krönung 20.2.1547 in der Westminster Abtei durch
Erzbischof Thomas Cramner
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Eduard VI., durch
Kaiserschnitt entbunden, war kränklich, schwächlich, etwas verwachsen
und von ererbter Syphilis gekennzeichnet. Sein interessantes Tagebuch
erwies ihn als gefühlsarm. Er war ganz protestantisch gesonnen. Nach
dem Tode seines Vaters wurde ein Regentschaftsrat unter dem Vorsitz von
Eduard Seymour, Herzog von Somerset, eingesetzt, der die anglikanische
Kirche ausbaute und eine Justizreform durchführte. Von 1547-1550 versuchte
er die Schotten zur Einlösung der Unionsverpflichtungen zu zwingen,
besiegte sie zwar bei Punkie Clengh (bei Edinburgh), erreichte aber nur
deren engere Verbindung mit Frankreich und eine französische Invasion.
England musste Boulogne gegen Entschädigung vorfristig herausgeben,
ohne in Schottland etwas erreicht zu haben. 1549 kam es in Südwest-
und Ostengland zu großen Bauernaufständen gegen die Einhegungen,
die nach schweren Kämpfen durch ausländische Söldner niedergeschlagen
wurden. Die mit seiner "bauernfreundlichen" Wirtschaftspolitik unzufriedenen
Grundbesitzer stürzten Somerset und machten ihn für die Erhebungen
verantwortlich. Neuer Protektor wurde Northumberland, der alle Reformen
aufhob und den Protestantismus rigoros durchsetzte, um seine Familie auf
den Thron zu bringen. Eduard, der nicht
einen Tag selbständig regiert hatte, ernannte seine Cousine
Johanna Grey zur Erbin. 1553 fuhr eine englische Expedition
über das Nordkap nach Rußland. Er starb an einer Lungentuberkulose;
möglicherweise gehörte eine angeborene Syphilis mit zum
Krankheitsbild.
Baker Timothy: Seite 43-64
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"Die Plantagenet"
Eduard VI. (1547-1553)
wurde als das "höchste Geschenk" Gottes begrüßt. Unter
seiner Regierung sollte die "wahre Religion" zum Durchbruch kommen: Die
Messe wurde abgeschafft, Gottesdienste mussten künftig in Englisch
abgehalten werden. Seine Anhänger verglichen ihn mit dem biblischen
Ebenbild Josua, unter dessen Herrschaft das Wort Gottes in Israel aufrechterhalten
wurde. Wie Josua, so starb auch er, bevor er die Verantwortung als König
ausüben konnte, und die Reformen, die in ihrer beiden Namen eingeleitet
worden waren, stießen auf Widerstand. Die Durchsetzung des Protestantismus
trug mit bei zu der Unzufriedenheit, die durch soziale Unruhen und Inflation
bereits Nahrung erhalten hatte. Das Vermächtnis des Krieges mit Schottland
lenkte von der fälligen Berücksichtigung dieser innenpolitischen
Probleme ab, bis es 1550 zum Friedensschluss kam. Zu diesem Zeitpunkt war
die Schwindsucht des Königs bereits ausgebrochen, und die Ungewissheit
über die Zukunft lähmte jeden Lösungsversuch.
Die Erziehung Eduards VI.
war zwei hervorragenden Lehrern, Richard Cox und John Cheke, anvertraut
worden. Ihr Ziel war es, einen in der christlichen Lehre gebildeten Prinzen
auf den Thron zu setzen, was sie bei ihrem frühreifen Schüler
auch erreichten. Im Jahre 1547 hatte er bereits fundierte französische,
griechische und lateinische Sprachkenntnisse: "Beim Lernen von Sprachen,
der Schriften, Philosophie und aller freien Wissenschaften" zeigte er vorbildliche
Leistungen und war zudem außergewöhnlich musikalisch. Bei seiner
Thronbesteigung wurde sein Unterricht nicht unterbrochen, sondern nur allmählich
dahingehend abgeändert, dass er der Vorbereitung auf die Machtergreifung
diente. Unter ihrer Anleitung fertigte er ab 1549 täglich ein Protokoll
der Ereignisse und gab zu zeitgenössischen Problemen sein Urteil ab.
Da er gemeinsam mit einer Gruppe von Söhnen adliger Familien erzogen
wurde, lebte er nicht ohne Gesellschaft, er schloss aber nur mit einem
einzigen, Barnaby Fitzpatrick, Freundschaft. Der Rat befürchtete,
daß aus dem Schulzimmer heraus ein Favoritentum erwachsen würde.
Aus diesem Grunde entschloss man sich, Fitzpatrick auf den Kontinent zu
schicken. Eduard hat anscheinend die
von seiner Stellung ausgehende Isolation und die in einer Parteinahme ruhende
Gefahr verspürt. Als seine Onkel, der Lord Admiral Seymour und der
Protektor Somerset hingerichtet wurden, grämte er sich nicht, weil
er damit seine Ratgeber hätte beleidigen können. Diese Einstellung
ist ersichtlich aus seinem knappen Tagebucheintrag vom 22. Januar 1552:
"Der Herzog von Somerset wurde auf dem Tower Hill zwischen 8 und 9 Uhr
vormittags geköpft." Seine Einsamkeit machte ihn verwundbar; als der
Lord Admiral nach politischem Einfluss trachtete, versuchte er das Vertrauen
seines Neffen durch Geschenke und Zuneigung zu erringen. Freunden gegenüber
war Eduard höflich, ein ausländischer
Arzt aber stellte fest, dass "er die Haltung eines alten Mannes hatte".
Diese Charakterisierung findet ihre Bestätigung durch Porträts
aus seinen beiden letzten Jahren, die ihn mit zusammengepressten Lippen
und Schatten unter den Augen zeigen.
Das Problem, für Eduard
eine
passende Frau zu finden, beschäftigte seine Ratgeber, bis seine Krankheit
nicht mehr zu übersehen war. Zuerst stützte man die Hoffnung
auf eine Ehe mit seiner Verwandten Maria,
der Königin von Schottland, wodurch
zwei Königreiche zusammengebracht werden sollten, so wie sein Großvater
zwei Dynastien zu vereinen wusste. Später wurde noch eine französische
Prinzessin in Betracht gezogen. Die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes
wurde 1552 auffällig, so dass auch seine Tagebuchaufzeichnungen mit
dem November diese Jahres enden. Sein Tod stellte für die Zukunft
des Protestantismus und vor allem auch für die des Herzogs von Northumberland,
der Somerset als Minister abgelöst hatte, eine große Gefahr
dar. Um die Protestantisierung zu retten, musste der Thronanspruch der
Prinzessin
Maria übergangen werden; um die Macht Northumberlands aufrechtzuerhalten,
musste die eigenwillige
Prinzessin Elisabeth
ebenfalls als Nachfolgerin ausfallen. Die Lösung des Problems war
einfach: Eduard
übte das alte
Recht englischer Könige aus, ihren Nachfolger selbst zu bestimmen
und entschied sich, von dem Minister beraten, für eine Cousine, Lady
Jane Grey, mit der Northumberland sofort seinen Sohn Guilford
verheiratete. Am 6. Juli 1553 starb Eduard
VI. im Alter von 15 Jahren; Northumberland erklärte daraufhin
seine gleichaltrige Schwiegertochter zur Königin.
Literatur:
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Baker Timothy: Die Plantagenet in Die großen
Dynastien, Karl Müller Verlag 1996 Seite 43-64 - Baumann Uwe:
Heinrich VIII. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Taschenbuch
Verlag GmbH 1991 Seite 97,109,122, 125,128,131,134,136,137 - Bäumler
Ernst: Amors vergifteter Pfeil. Kulturgeschichte einer verschwiegenen Krankheit,
R. Piper GnbH & Co. KG, München 1989 Seite 74,78 - Brodt
Bärbel: Eduard VI. in Wende Peter: Englische Könige und
Königinnen. Von Heinrich VIII. bis Elisabeth II. Verlag C.H. Beck
München 1998 Seite 19,30,42,45,47-60,63,72,75,77,80,274 - Fraser
Antonia: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claasen Verlag GmbH Hildesheim
1995 Seite 310-482 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen
der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den Lilienthron.
Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 231,250 -
Lavater-Sloman
Mary: Elisabeth I. Herrin der Meere, Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch
Gladbach 1988 Seite 69,78,95,105,108 - Neale John E. Elisabeth I.
Königin von England. Eugen Diederischs Verlag München 1994 Seite
17,20, 25,26,30,31,32,34,36,39,453,456 - Panzer Marita A.: Englands
Königinnen. Von den Tudors zu den Windsors. Verlag Friedrich Pustet
Regensburg 2001 Seite 45,46,64-68,72,73,76-78,94-98 - Ridley Jasper:
Heinrich VIII. Eine Biographie. Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1995 Seite
455, 461-462,465 - Schreiber Hermann: Die Stuarts. Genie und Unstern
einer königlichen Familie. Bechtermünz Verlag GmbH Eltville am
Rhein 1995 Seite 24 - Tamussino Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben
im Dienst der Casa de Austria Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite
160,204,240,254,257 - Vercors: Anna Boleyn. 40 entscheidende Monate
in Englands Geschichte Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1995 -
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