Begraben: St-Denis
Älteste Tochter des Grafen
Raimund Berengar V. von Provence und der Beatrice von Savoyen,
Tochter von Graf Thomas I.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 236
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Margarete von Provence, Königin von Frankreich
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* um 1221, + 30. Dezember 1295
Paris
Begraben: St-Denis
Ältere Tochter von Raimund Berengar, Grafen von Provence, und Beatrix von Savoyen
oo 27. Mai 1234 zu Sens Ludwig IX. der Heilige, dem sie 11 Kinder gebar
Sie begleitete ihren Gemahl auf dem Kreuzzug und verteidigte
erfolgreich Damietta (1250). Margarete von Provence
förderte eine Wiederannäherung des Königs von Frankreich
an Heinrich III. von England, der mit
ihrer Schwester Eleonore vermählt
war. Ihren Onkel Thomas von Savyen unterstützte sie gegen die Bürgerschaft
von Asti. Margarete von Provence stand
im Konflikt mit Karl von Anjou, von
dem sie eine Regelung ihres Wittums in der Provence verlangte. 1263 forderte
sie von ihrem Sohn, Philipp III., ein
diesbezügliches eidliches Versprechen; nach dem Tode ihres Gatten
stellte sie ein Heer auf, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen (1282).
Margarete
von Provence war nicht als Zeugin im Kanonisationsprozeß
ihres Gemahls geladen, statt ihrer legte ihr Beichtvater, Guillaumme de
St-Pathus, Zeugnis ab.
MARGARETE VON DER PROVENCE - an der Seite des Heiligen
* 1221, + 21. Dezember 1295
Brignoles Paris
Gemahlin Ludwigs IX. des Heiligen (* 1214; König: 1226-1270) Heirat 27. Mai 1234 Sens
Vierundsiebzig Jahre, fast die letzten drei Viertel des
13. Jahrhunderts, wird Margarete von der Provence
durchleben. Sechsunddreißig davon an der Seite ihres Gemahls, des
heiligen
Ludwig - achtzehn von der dominierenden Präsenz ihrer Schwiegermutter
Blanche von Kastilien geprägt.
Ludwig stirbt 1270 auf seinem zweiten
Kreuzzug vor Tunis und hinterläßt sie mit fünfzig Jahren
als Witwe. Sie wird ihn um ein Vierteljahhrhundert überleben - sie
erlebt die Herrschaft ihres Sohnes Philipps III.
des Kühnen, und einen Gutteil jener ihres Enkels Philipps
IV. des Schönen. Elf Kinder, ein Kreuzzug, jahrelanges
Leben in Syrien: ein an Freud wie Leid erfülltes, langes Leben.
Margarete gehört
zu den französischen Königinnen, die aus dem Süden kommen.
Das Leitmotiv lautet: verfeinerte südliche Lebenskunst hält am
strengen KAPETINGER-Hof Einzug. Vermutlich
kommt sie 1221 in Schloß Brignoles zur Welt. Sie ist die älteste
Tochter von Raymond Berengar V., dem
Grafen der Provence und der Beatrice von Savoyen. Ihr Großvater
mütterlicherseits, Thomas I. von Savoyen, besitzt große Teile
des Piemonts. Ihr Vater herrscht über einen Großteil der alten
provenzalischen Grafschaft von den südlichen Alpenniederungen bis
zur Gegend zwischen Durance und Mittelmeer. Er ist ein bodenständiger
Herr, der ohne Unterlaß mit seiner Familie sein Gebiet bereist und
damit seiner Tochter die Liebe zur Provence einflößt.
Provencalische Herkunft hat zweifellos die junge Margarete
geprägt, die als lebhaft, neugierig, verspielt, fröhlich und
intelligent geschildert wird. Ihre Eltern, die das Lager des Papstes -
und des französischen Königs - gegen die häretischen Katharer
gewählt haben, wachen über eine sorgfältige religiöse
Erziehung. Sie gerät wohl nach ihrer Mutter, wenn sie lernt, persönliche
Interessen dem Allgemeinwohl nachzuordnen, aber auch wenn sie verbisssen
ihre Rechte verteidigt und dazu geschickt intigriert. Schon früh ist
die älteste der vier Töchter des Grafen der Provence eine Figur
auf dem europäischen, diplomatisch-politischen Schlachtfeld. Der Einfluß
des Heiligen Stuhls ist sicher nicht unbedeutend. Blanche
von Kastilien sieht dadurch ihre Interessen gefördert.
So wird Margarete mit dreizehn Jahren Königin von Frankreich.
Die Hochzeit mit Ludwig IX. wird am
27. Mai 1234 in Sens gefeiert. Am gleichen Tag wird Margarete
gekrönt. Sie hinterläßt in der Provence ihre Elern und
ihre drei Schwestern - Eleonore, Sancie
und Beatrice. Am französischen
Hof wird sie freundlich aufgenommen.
Auch wenn der König keine übermäßige
Eile erkennen läßt, die Ehe zu vollziehen - die ersten drei
Ehenächte hat er, wird berichtet, im Gebet verbracht -, so ist Ludwig
mit zwanzig Jahren doch ein stattlicher Gemahl. Aber auch künftig
wird er oft allein auf einem Holzbett schlafen, lange Perioden des Fastens
und der Keuschheit einlegen und Buße tun, wenn er seinen fleischlichen
Gelüsten mit seiner Gemahlin erlegen ist.
Die ersten Ehejahre sind für die junge Königin
nicht immer einfach. Sie hat einen schwierigen Mann geheiratet und eine
noch schwierigere Schwiegermutter dazubekommen. Sicher, Ludwig
ist zuvorkommend und liebevoll. Aber je fraulicher, schöner und für
ihren Mann anziehender sie wird, desto ausgeprägter, belastendner
wird die Eifersucht der Königin-Mutter. Ihr Leben wird um so komplizierter,
als Blanche mit ihnen im Palais de
la Cite in Paris lebt und dem Paar auf seinen Reisen folgt. Ludwig
ist zwar kein Schwächling, aber es fällt ihm schwer, sich zwischen
den beiden Frauen zu entscheiden. Ein Ludwig-Biograph schreibt: "Die Königin
Blanche ertrug nicht, daß sich ihr Sohn bei seiner Frau
aufhielt, mit Ausnahme des Abends, wenn er mit ihr zu Bette ging. Das Schloß,
in dem sie sich am liebsten aufhielten, war Pontoise, weil dort das Zimmer
des Königs über dem der Königin lag. Sie suchten sich über
eine Wendeltreppe auf, die von einem Zimmer ins andere hinunterführte.
Wenn der Türsteher die Königin-Mutter zum Zimmer des Königs,
ihres Sohnes, kommen sah, so klopfte der Türsteher mittels eines Stabes
an die Tür, und der König kam in sein Zimmer gelaufen, damit
ihn seine Mutter dort vorfand, und ebenso tat es der Türsteher der
Königin
Margarete, wenn die Königin Blanche
sie
aufsuchte. Einmal war der König bei seiner Frau, die in großer
Lebensgefahr war, da geschwächt von einem Kind, das sie gehabt hatte.
Da kam die Königin Blanche, nahm
ihren Sohn an der Hand und sagte zu ihm: 'Geht, ihr habt hier nichts zu
tun'. Als die Königin Margarete sah,
daß die Mutter den König mitnahm, rief sie aus: 'Ihr laßt
mir meinen Herrn weder lebend noch tot', und sie fiel in Ohnmacht. Der
König, der glaubte, sie stirbt, machte kehrt. Mit großer Mühe
heilte man die Königin."
Letztlich schlägt sich
Ludwig im Kampf zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter
auf die Seite seiner Frau. Von 1241 an verliert die Königin-Mutter
viel von ihrem Einfluß. Zudem stellt Margarete
den KAPETINGER-Clan zufrieden, indem
sie Ludwig regelmäßig Kinder
schenkt: Blanche 1240, Isabella
1242, die später den König von Navarra heiraten wird, dann Ludwig
1243, der jung stirbt, und Philipp
1245, der König (Philipp III., der Kühne)
wird. 1247 wird Margarete ihr eigner,
persönlicher Haushalt und ihr eigenes Budget für ihre Ausgaben
zugestanden. Margarete feiert Erfolge
in einem Bereich, in dem Blanche Mißerfolge
erlitten hatte. Sie protegiert Künstler und Poeten, und die aufstrebende
Universität von Paris wird zu einem bevorzugten Zentrum des literarischen
Lebens. Aber auch mit Familienangelegenheiten ist Margarete
befaßt.
Ihre Schwester Eleonore ist Königin
von England geworden - was dem Verständnis zwischen den beiden Reichen
nützlich ist. Ihre jüngste Schwester Beatrice
aber hat den Bruder ihres Gemahls geheiratet. Das raubt ihr die Hoffnung
auf das Erbe ihrer geliebten Provence, und damit wird sie sich nicht so
rasch zufriedengeben.
Im Dezember 1244 hat Ludwig
bei
einer Krankheit, die ihm fast das Leben kostete, das Kreuzzugsgelübde
abgelegt. Nach langen Vorbereitungen wird der Auszug auf den 12. Juni 1248
festgelegt. Margarete wird ihren Mann
begleiten. Das ist nicht ohne Beispiel: auch Alienor
ist mit ihrem Ludwig ins Heilige Land
gezogen. Andererseits sind die Gründe dafür diesmal eindeutig.
Entweder will Ludwig seine Frau vor
den zu erwartenden Nachstellungen Blanches bewahren
- handelt also als liebevoller Ehemann -, oder aber er sieht die Reibereien
zwischen den beiden Frauen vorher, die dem Reiche schaden würden -
handelt also als "Staatsmann". Das eine schließt das andere nicht
aus.
Das königliche Paar schifft sich am 25. August 1248
in Aigues-Mortes ein und erreicht Zypern am 17. September. Die Expedition
wird sechs Jahre dauern. In Ägypten, wo der wahre Schlüssel zu
den heiligen Orten liegt, erobert der König 1249 Damiette. Er vertraut
diese Stadt und die Flotte seiner Frau an und zieht gegen Kairo. Am 7.
April 1250 schlägt er die Schlacht bei Mansourah. Die Niederlage ist
komplett. Tote in großer Zahl, Gefangene. Schlimmer noch, der König
selbst ist Gefangener. Margarete sitzt
in Damiette und ist hochschwanger. Drei Tage später wird ihr Sohn,
den sie beziehungsreich Johann-Tristan
nennt, geboren. Die Königin beweist bemerkenswerte Energie und herausragende
Entscheidungsfähigkeit: Einem der alten Ritter, die bei ihr geblieben
sind, befiehlt sie, er möge ihr eher den Kopf abschlagen, als sie
lebend in die Hände der Ungläubigen fallenzulassen. Sie läßt
die Leute aus Pisa und Genua, die sich schon den Sarazenen ergeben wollen,
kommen und bekniet sie durchzuhalten. Ihr selbst gelingt es, aus der Stadt
zu fliehen und sich nach Akko zurückzuziehen. Sie bringt das Lösegeld
auf - vierhunderttausend Pfund - und bewirkt die Freilassung dees Königs.
Statt, nun wieder frei, diesen ungastlichen Orient zu verlassen, beschließt
Ludwig
zu bleiben und die Verteidigung gegen die Ungläubigen zu verstärken.
Mehrere Jahre lang durchstreift er Syrien-Palästina, macht aus dem
"fränkischen König" den Beschützer des Heiligen Landes.
Margarete versucht
während dieser Jahre im Heiligen Land so gut es geht, ihre Rolle als
Königin, Ehefrau und Mutter zu erfüllen Sie bringt zwei weitere
Kinder zur Welt, Pierre 1251 (später
Graf von Chartres, dann von Alencon) und Blanche
1253 (die Ferdinand de la Cerda, den
Infanten von Kastilien, heiraten wird). Das letztere Kind wird nach seiner
Großmuter getauft, die am 27. November 1252 verstorben ist.
Der Tod seiner Mutter hat den König stark beeindruckt,
ja verstört. Margarete ist irritiert
über die übergroße Trauer ihres Mannes. Er ist wechselhaft,
oft depressiv, zieht sich von ihr und seinen Kindern zurück, lebt
nur noch für seinen Kampf gegen die Ungläubigen. Er will auf
den Thron verzichten, um auf Dauer in Palästina zu bleiben. Margarete
schreitet energisch ein.
Die für Ostern 1254 vorgesehene Rückkehr des
Königspaares mit den im Orient geborenen Kindern nach Frankreich verzögert
sich nach einem fürchterlichen Sturm. Das königliche Schiff legt
erst am 10. Juli bei Hyeres an. Das Paar verbringt einige Wochen in der
Provence. Am 7. September kehren Ludwig
und Margarete dann nach Paris zurück.
Zwanzig Jahre leben sie nun schon zusammen. Nach sechs Jahren in der Ferne
haben beide so viel gemeinsam erlebt, daß ihrem Zusammenleben keine
unüberwindbaren Schwieirgkeiten mehr folgen können. Margarete
ist eine in vielen Prüfungen gereifte Persönlichkeit. Sie bescheidet
sich in der Politik, greift aber entschieden ein, wenn sie etwas für
wichtig hält. So in Sachen England. Margarete
spielt mit Würde ihre Rolle als Königin und weiß ihren
Argumenten Geltung zu verschaffen. Ludwig
führt keine Politik der Eroberung wie seine Vorgänger, sondern
eine der Befriedung. Er zeigt sich dem König von England, Heinrich
III., gegenüber konzilant, der mit Margaretes
Schwester
verheiratet ist. Der Vertrag von Paris - am 28. Mai 1258 im Pariser "Tempel"
beschworen und im Dezember 1259 ratifiziert - übergibt dem König
von England alle Lehen und Güter, die der französische König
in den Diözesen Limoges, Cahors und Perigueux hält. Im Gegenzug
verzichtet Heinrich auf die Normandie,
auf Anjou, Touraine, Maine und Poitou. Schließlich bekennt sich der
Engländer für alle seine französischen Besitzungen zum Lehensmann
des französischen Königs. Damit ist Frankreich zu einer Großmacht
geworden. Mit dem König von Aragon hat Ludwig
den
Vertrag von Corbeil (11. Mai 1252) unterzeichnet, der unter anderem die
Heirat einer aragonesischen Prinzessin, Isabella,
mit Ludwig, dem Thronfolger vorsieht.
Auch im Innern sorgt Ludwig für
Ordnung, delegiert Verwaltungskompetenzen auf Beamte, die aus dem Kleinadel
oder der mittleren Lehensschicht stammen, er verbietet Gottesgerichte und
die endlosen Privatkriege unter Lehensleuten. Ludwig
IX. ist unter dem Einfluß seiner Frau der Typus-Mann des
Mittelalters, ein Gesetzgeber, Held und Heiliger. Marc
Aurel vereinte Macht und Philosophie, Ludwig
IX. Macht und Heiligkeit ...
In seinem Streben nach Heiligmäßigkeit legt
Ludwig
gelegentlich
ein wenig allgemeinverständliches Benehmen an den Tag. Margarete
muß viel Geschick, Intelligenz, Einfühlsamkeit, Zuneigung
und Intuition mobilisieren, um die mystischen Anwandlungen ihres Mannes
unter Kontrolle zu halten.
Ludwig weiß,
was er an seiner Frau hat. Er erkennt sie als ebenbürtigen Partner
an. In den Ehekontrakten seiner Kinder steht sie gleichrangig neben ihm.
Sie ist zweifelsfrei ein hartnäckiger Charakter, bleibt aber fröhlich
und empfindsam.
1256 bringt Margarete -
inzwischen fünfunddreißig - Robertzur
Welt. Er wird Graf von Clermont, Herr von Bourbon und Stammvater des Hauses
BOURBON. Die Tochter Margarete,
die 1257 folgt, heiratet später Johann I., Herzog von Brabant, und
Agnes,
die 1260 geboren wird, Robert II., Herzog von
Burgund. Margaretes komplizierte
Lage - ebenbürtige Partnerin, aber mit einem Mystiker verheiratet
- verleitet sie wohl 1263, den Thronfolger Philipp
schwören
zu lassen, daß er bis zu seinem dreißigste Lebensjahr (will
damals heißen: fast ein ganzes Erwachsenenalter) unter ihrer Vormundschaft
bleibt und ohne ihre Zustimmung keine Berater wählt. So wie ihre Schwiegermutter
einst Ludwig will sie nun ihren Sohn
beherrschen. Das geht aber Ludwig zu
weit, der ja erfahren hatte, was es heißt, ständig von der Mutter
bevormundet zu werden. Er bittet Papst Urban IV., den Prinzen von diesem
Schwur zu entbinden.
Das Königspaar ist auf der Höhe der Zeit, entwickelt
das höfische Leben, steht an der Spitze der Entwicklung der Mode.
Die Königin fördert die Eleganz. Das kostet viel Geld. Hier ist
Ludwig
aber
keienswegs kleinlich. Eine Königin darf keine materiellen Sorgen haben
- erst recht nicht nach seinem Tod: er läßt ihr ein beachtliches
Gut zusammenstellen.
Margarete öffnet
den Pariser Cite-Palast den Dichtern, den Intellektuellen ihrer Zeit. Männer
wie Thomas von Aquin werden an die königliche Tafel gebeten. Eine
neue Kultur, hervorgegangen aus der Wiederentdeckung der Antike und geprägt
durch neues christliches Denken, hält am Hof Einzug. Das Königspaar
spielt seine motivierende Rolle gut, und Margarete
leistet einen wichtigen Beitrag.
Der König trägt sich mit neuen Kreuzzugsgedanken.
Die Regelungen, die er für die Verwaltung des Reiches in seiner Abwesenheit
trifft, schließen Margarete -
wohl eine Folge der Ereignisse von 1263, als sie Philipp
zu sehr einengen wollte - von der Regentschaft aus. Die überträgt
er Matthieu de Vendome, dem Abt von Saint-Denis, und Simon de Nesle - im
Falle von deren Tod an den Erzbischof von Tours, Philipp, und den Grafen
von Ponthieu, Jean.
Der Kreuzzug wird für Margarete
zur
Tragödie: Ludwig stirbt am 25.
August 1270 vor Tunis an der Stelle des alten Karthago, in einem von der
Pest heimgesuchten Lager. Sie verliert dabei aber auch ihren Sohn Johann-Tristan,
eine Tochter, eine Enkelin, einen Schwiegersohn. Glücklicherweise
entrinnt wenigstens
Philipp dem Tod
vor Tunis. Er wird zum König ausgerufen und schifft sich nach Europa
ein. Aber das Unglück verfolgt die Familie auf dem Rückweg weiter:
Schwere Wetter, Unglücksfälle und schließlich der Tod von
Philipps
Frau Isabella von Aragon, die mit ihrem
fünften Kind schwanger ist. Im November 1270 kehrt Philipp
nach Frankreich zurück. Am 22. Mai 1271 organisiert Margarete
den Trauergottesdienst für ihren Gemahl in Notre-Dame, dem eine Begräbniszeremonie
in Saint-Denis folgt.
Philipp bekräftig
rasch seinen Willen zu herrschen. Der Regentschaftsrat wird aufgelöst.
Die Macht fällt Pierre de la Broce, dem Berater des neuen Königs
zu. Margarete unternimmt nichts. Sie
weiß, daß Macht kommt und geht. Sie fordert ihre Witwenbesitzungen
ein. Sie zu verwalten, beschäftigt sie, hilft ihr sich zu gedulden.
1274 heiratet Philipp wieder: Maria
von Brabant. Im gleichen Jahr trauert Margarete
um ihre Töchter Isabella und Margarete.
1276 stirbt Ludwig, der älteste
Sohn des Königs, ihr Enkel. 1285 kommt ihr Enkel Philipp
IV., der Schöne, auf den Thron. Der junge König macht
seiner Großmutter klar, daß ihre politische Rolle beendet ist.
In den letzten Jahren führt Margarete
ein ruhiges, finanziell gesichertes Leben. Sie verwaltet ihre Güter
und ihr Schloß. Ihre besondere Aufmerksamkeit aber gilt an ihrem
Lebensabend dem Heiligsprechungsprozeß ihres Mannes, der der KAPETINGER-Dynastie
besonderen Glanz verleiht. Von nun an widmet sich die alte Königin
frommen Werken, beschenkt religiöse Einrichtungen und gründet
1287 in Saint-Denis drei Kapellen für die Seelenruhe ihres Mannes
und ihrer verstorbenen Kinder. Kurz vor ihrem Tod zieht sich Margarete
in das Franziskanerkloster am Faubourg Saint-Marcel zurück, das sie
gegründet hat. Dort stirbt sie am 21. September 1295. Sie wird
in Saint-Denis neben ihrem Mann begraben, der zwei Jahre später der
"heilige
Ludwig" sein wird.
Die Vermählung hatte 1234 in der Kathedrale von Sens
stattgefunden, dem Brauch entsprechend wurde Margarete
einen Tag nach der Hochzeit, am 28. Mai, gekrönt und geweiht. Das
erste Kind des jungen Paares kam erst 1240 zur Welt, ein Jahr nach jener
berühmten Prozession: eine Tochter, die nach ihrer Großmutter
Blanca
genannt wurde.
Dass am französischen Königshof nicht immer
Eintracht herrschte, wird von allen Historikern bestätigt.
Margarete war mit ihren drei jüngeren Schwestern Eleonore,
Sancha
und
Beatrice
am Hof ihres Vaters Raimund Berengar V. von der
Provence und ihrer Mutter Beatrice von Savoyen aufgewachsen
und bei ihrer Hochzeit erst 13 Jahre alt. In diesem Alter verfügte
sie verständlicherweise noch nicht über jene Fähigkeiten,
die sie später als Herrscherin auszeichneten. Die beiden Jungvermählten
waren leidenschaftlich ineinander verliebt, was Königin
Blanca mit Mißfallen zur Kenntnis nahm. Anstatt seine
Zeit mit der jungen Margarete zu verbringen,
sollte ihr Sohn sich lieber um seine Domänen kümmern und seine
ungestümen Barone bändigen. Joinville, später Margaretes
Begleiter und häufig auch Vertrauter, der sehr wahrscheinlich in sie
verliebt war, notiert: "Königin Blanca
konnte es nicht ausstehen, wenn ihr Sohn mit seiner Frau zusammen war,
außer am Abend, wenn er mit ihr schlief."
Ihre Kindheit hatte Margarete
unter
dem heiteren Himmel der Provence verlebt. In ihrer Begleitung brachte sie
sechs Troubadoure und einen Spielmann ihres Vaters mit. Die Vermutung liegt
also nahe, dass mit ihr wieder Fröhlichkeit am französischen
Hof einzog, der seit dem Tod Ludwigs VIII.
1226 von tiefer Trauer überschattet war.
Margarete nahm regen
Anteil an dem Interesse für das Heilige Land. Obwohl einige aus der
Umgebung des Königs versuchten, ihn von seinem Kreuzzugsgelübde
abzubringen, wird der Name der Königin interessanterweise in diesem
Zusammenhang nicht erwähnt. 1242 bekam das Paar nach der ersten Tochter
Blanca
(die nur zwei oder drei Jahre gelebt hat) eine zweite namens Isabella
und
schließlich einen Sohn Ludwig,
den Thronerben, der 1244 geboren wurde, genau in dem Jahr, in dem der König
sein Gelübde abgelegt hatte.
Der König trat die Reise ins Heilige Land nicht
allein an, sondern das Königspaar brach gemeinsam auf. Margarete
begleitete
ihren Gemahl, weil dies selbstverständlich war, vor allem weil der
König und die Königin sich offensichtlich nicht trennen mochten.
1248 wurde ihnen ein weiterer Sohn geboren, Johann,
der nur wenige Tage gelebt hat. Bekanntlich waren die Regierungsgeschäfte
bei Königin Blanca
in guten Händen.
Margarete,
27 Jahre alt und bei bester Gesundheit, war ebenso wie Ludwig
begierig, ihr Gelübde einzulösen und ins Heilige Land zu reisen.
Manche Historiker behaupten, Margarete
sei ihrem Mann nur deshalb gefolgt, weil sie sich mit ihrer Schwiegermutter
überworfen hatte. Margarete hat
aber nur das getan, was allgemein üblich war, so wie ihre Schwägerinnen
Mahaut von Brabant und Johanna von Toulouse, die Gemahlinnen Roberts
von Artois und Alfons' von Poitiers.
Auch Margaretes Schwester Beatrice
von der Provence nahm am Kreuzzug teil. Vor ihrer Abreise heiratete
sie den jüngsten Bruder des Königs, Karl
von Anjou.
Die ganze königliche Familie machte sich auf den
Weg, vielmehr fuhr übers Meer. Margarete
vertraute ihre drei kleinen Kinder Isabella,
Ludwig
und
Philipp
der Obhut ihrer Schwiegermutter Blanca
an. Während ihres Aufenthalts im Orient, der insgesamt sechs Jahre
dauern sollte, brachte sie drei weitere Kinder zur Welt, zwei Knaben und
ein Mädchen.
Nach einer Zwischenlandung in Zypern, wo sich König
Heinrich I. mit etwa 1.000 Rittern und Wilhelm von Villehardouin
den Kreuzfahrern anschlossen, segelte die fränkische Flotte im Juni
1249 nach Ägypten. Innerhalb von etwa 24 Stunden wurde Damiette erobert,
wozu Johann von Brienne und seine Leute
1219 18 Monate gebraucht hatten. Am 6. Juni 1249 gingen die Franzosen in
Ägypten
an Land und am 20. November brach das Heer in Richtung Kairo auf, nachdem
das Hochwasser des Nils gefallen war.
Margarete von Provence,
die zu diesem Zeitpunkt schwanger war, wurde die Verantwortung für
Damiette übertragen. Sie und die anderen Frauen der Expedition richteten
sich in der Stadt häuslich ein, die zur Nachschubbasis des Heeres
wurde. Am 16. März 1250 wurde ein Großteil der fränkischen
Schiffe in einem Gefecht vernichtet, so dass der Nachschub unterbrochen
war. Zu Ruhr und Skorbut, die bereits im Heer wüteten, kam jetzt noch
die Hungersnot. Auch der König wurde schwerkrank, was sich auf die
Moral der Truppen verheerend auswirkte.
Margarete stand kurz
vor der Entbindung. Tagsüber lebte sie in ständiger Angst, und
nachts wurde sie von Alpträumen geplagt, wie Joinville voller Mitgefühl
berichtet. Ein betagter Ritter, der den Auftrag hatte, sie zu beschützen,
und vor ihrem Bett schlief, beruhigte sie: "Madame, fürchtet Euch
nicht, ich bin bei Euch." Kurz vor der Geburt des Kindes schickte sie alle
aus ihrem Zimmer außer ihren Beschützer und ließ ihn schwören,
dass er sie, falls die Sarazenen die Stadt erobern sollten, enthaupten
würde, ehe sie den Feinden in die Hände fiele. Der Ritter versicherte
ihr: "Verlaßt Euch darauf, ich bin bereit, es zu tun; auch ich habe
daran gedacht, Euch zu töten, bevor sie uns gefangennehmen."
Mißverständnisse, höchstwahrscheinlich
aber Verrat zwangen das fränkische Heer am 6. April 1250 zur Kapitualtion.
Ein Großteil der Franken wurde getötet, die übrigen, darunter
auch der König, gerieten in Gefangenschaft. Zur selben Zeit gebar
Margarete
einen
Sohn, der den Namen
Johann erhielt
und als zweiten Namen
Tristan, weil
er in einer Zeit des Kummers geboren wurde. Zu allem Unglück erfuhr
sie, dass die italienischen, genuesischen und pisanischen Geschwader, die
sich in der Stadt befanden und die Einfahrt zum Hafen kontrollierten, ihre
Abfahrt vorbereiteten.
Margarete erkannte
blitzschnell die Situation: Angesichts der niederschmetternden Meldungen,
die sie vom Heer erhalten hatte, gab es nur eine Hoffnung auf Freilassung
der Gefangenen, nämlich die Stadt Damiette als Tauschobjekt anzubieten.
Am Tag nach ihrer Entbindung ließ sie die maßgeblichen Schiffsführer
zu sich in ihr Zimmer rufen. Den Ablauf der Ereignisse schildert Joinville
wie folgt: "Sie ließ alle an ihr Bett kommen, so dass die Kammer
ganz voller Menschen war und sprach zu ihnen: 'Ihr Herren, laßt doch
um Gottes Willen diese Stadt nicht im Stich, denn ihr seht doch, dass mein
Herr, der König, und alle, die mit ihm gefangen sind, verloren wären,
wenn die Stadt aufgegeben würde. Wenn ihr aber nicht um ihretwillen
hierbleiben wollt, so habt doch wenigstens Erbarmen mit dem armen kleinen
Geschöpf [ihrem Sohn Johann-Tristan],
das hier liegt und wartet, bis ich wieder aufgestanden bin.' Und sie erwiderten:
'Madame, wie sollen wir das machen? Wir verhungern doch in dieser Stadt'.
Sie aber sprach: 'Wegen des Hungers sollt ihr nicht fortgehen, denn ich
werde sofort alle Lebensmittel in dieser Stadt aufkaufen lassen, und ihr
werdet fortan auf Kosten des Königs verpflegt.' Sie berieten sich
und kamen dann wieder und erklärten ihr, sie seien gern bereit dazubleiben.
Und die Königin (Gott sei ihr gnädig!) ließ für mehr
als 360.000 Pfund alle Lebensmittel in der Stadt aufkaufen. Sie mußte
dann vorzeitig aufstehen, da die Stadt den Sarazenen zurückgegeben
werden sollte. Sie begab sich nach Akkon, um dort auf den König zu
warten."
Damit hat Margarete von der
Provence dem König und seinem restlichen Heer ganz einfach
das Leben gerettet. Welche Hochachtung er vor ihr hatte, wird deutlich
an seinen Worten während der Verhandlungen mit den Abgesandten des
Sultans. Joinville berichtet: "Als sie sahen, dass sie mit ihren Drohungen
den guten König nicht erschüttern konnten, kamen sie noch einmal
und fragten ihn, wieviel er dem Sultan bezahlen wolle und ob er Damiette
zurückgeben werde. Der König antwortete, falls der Sultan eine
angemessene Summe verlange, werde er die Königin bitten, das Lösegeld
zu bezahlen. Sie erwiderten: 'Warum wollt Ihr Euch nicht selbst dazu verpflichten?'
Der König antwortete, er wisse nicht, ob es die Königin tun wolle,
denn sie sei die Herrin." Sein Respekt vor der Entscheidung der Königin
hat die Muslime sicher verblüfft. "Die Unterhändler berieten
sich mit dem Sultan und berichteten dann dem König, der Sultan werde
ihn freilassen, wenn die Königin bereit sei, 1.000.000 Goldbesant
zu bezahlen, was dem Wert von 500.000 Pfund entsprach. Und der König
fragte sie bei ihrem Eid, ob der Sultan sie für diese Summe wirklich
freilassen werde, wenn die Königin zustimme."
Die Verhandlungen wurden beendet, nachdem die Franken
zugesagt hatten, die 500.000 Pfund Lösegeld zu bezahlen und die Stadt
Damiette gegen den König auszutauschen.
Joinville: "Bevor Damiette übergeben wurde, hatte
man die Königin auf unseren Schiffen in Sicherheit gebracht und auch
alle unsere Leute, die in Damiette waren, außer den Kranken. Die
sollten nach dem Eid der Sarazenen in deren Obhut bleiben; sie wurden aber
alle getötet." Ludwig wird sich
später wohl daran erinnerte haben, denn der Verrat der Emire war in
seinen Augen Grund genug, den Rest des vereinbarten Lösegeldes nicht
zu bezahlen. Damiette wurde am 6. Mai 1250 übergeben.
Ludwig der Heilige blieb
noch weitere vier Jahre im Heiligen Land. Es waren vier ertragreiche Jahre,
in denen er die Städte befestigen ließ, die den Franken noch
geblieben waren. Außerdem gelang es dem König, nach und nach
alle Franken (12.000), die in ägyptischer Gefangenschaft schmachteten,
freizubekommen, indem er geschickt die Querelen zwischen den letzten Repräsentanten
der AIJUBIDEN-Dynastie und den Mamluken
ausnutzte, die sich in Ägypten erbittert befehdeten. Als
Ludwig am 25. April 1254 abreiste, hatte er dafür gesorgt,
dass das Heilige Land überleben konnte, womit niemand gerechnet hatte.
Sie hinterließen, als sie sich mit ihren in Outremer geborenen Kindern
Johann-Tristan,
Peter
und
Blanca
in Tyrus einschifften, ein befriedetes Land, in dem man wieder hoffen konnte,
eines Tages Jerusalem zu befreien.
Wie froh muß die Königin gewesen sein, als
nach sechswöchiger dramatischer Überfahrt am 10. Juli 1254 die
provencalische Küste und die Burg von Hyeres in Sicht kamen.
In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten war das Königspaar
ganz von der Familie in Anspruch genommen. Für Ludwig
war die Rückkehr schmerzlich, denn zwei Jahre zuvor war seine Mutter
Blanca
gestorben.
Um so mehr freuten sich die Eltern, ihre Kinder Philipp,
Isabella
und den kleinen Ludwig wiederzusehen.
Ludwig
war erst 10 Jahre alt, aber in Erscheinung, Schönheit und Klugheit
das Ebenbild seines Vaters. Die ältesten Kinder sahen zum ersten Mal
ihre jüngeren Geschwister, die im Heiligen Land geboren waren.
Den Höhepunkt der Wiedersehensfeierlichkeiten bildete
der Besuch des englischen Königs mit seiner Gemahlin in Frankreich.
Margaretes
ganze
Familie reiste in die Krondomäne und wurde zwischen Chartres und Paris
von dem Kreuzfahrerpaar empfangen. In Paris verbrachten sie gemeinsam Weihnachten
1254. Es muß ein grandioses Ereignis gewesen sein, das Treffen dieser
vier Schwestern, die alle Königinnen wurden:
Margarete
Königin von Frankreich, Eleonore
Königin von England, Sancha hatte
RICHARD
von Cornwall geheiratet, der später den Titel "König
der Römer" trug (vorwiegend ein Ehrentitel), und Beatrice
war die Gemahlin
Karls von Anjou, des
künftigen Königs von Sizilien. Damit sollte sich bewahrheiten,
was Romee von Villeneuve der Legende nach ihrem Vater Raimund
Berengar prophezeit hat.
Zusammen mit Margaretes
Mutter, Beatrice von Savoyen, feierten sie ihre glückliche
Heimkehr. Vergessen war die alte Zwietracht zwischen
Ludwig IX. und seinem Schwager, Heinrich
III. von England, der 10 Jahre zuvor an der Brücke von
Taillebourg eine schwere Niederlage hatte einstecken müssen. Gebietsansprüche
traten allmählich in den Hintergrund angesichts des Zusammengehörigkeitsgefühls
der Familie, und das war zum Teil Margaretes
Werk, denn mit ihrer Schwester Eleonore
verband sie eine innige Zuneigung. Es war abzusehen, dass die verschiedenen
Verträge, die seit Anfang des Jahrhunderts zwischen dem französischen
und dem englischen König abgeschlossen worden waren, schließlich
zu einem dauerhaften Frieden führen würden, "weil ich zwischen
meinen und seinen Kindern, die leibliche Vettern waren sind, Liebe stiften
will", wie sich Ludwig der Heilige später
ausdrückte.
König Heinrich III.
suchte zusammen mit seiner Gemahlin Eleonore,
seinem Bruder RICHARD von Cornwall
und dessen Frau Sancha, der Schwester
der Königin, auch die Abtei Fontevrault auf, wo die
PLANTAGENETS begraben lagen: Heinrich
II., Richard Löwenherz
und Eleonore von Aquitanien. Zum Gedenken
an ihre Mutter, Isabella von Angouleme,
ließen die beiden Brüder einen vierten Grabstein anbringen.
König
Ludwig der Heilige hatte die Bürger seiner Domäne
aufgefordert, zu Ehren seiner Gäste ihre Häuser zu schmücken
und die Glocken zu läuten, so dass auf ihrer Rückreise nach Paris
überall ein großartiger Empfang bereitet wurde. Heinrich
III. hatte einen ausgeprägten künstlerischen Geschmack
und war von der Schönheit der Sainte-Chapelle fasziniert. Glanzvolle
Festbankette wurden im Schloß auf der Ile de la Cite gegeben. Auch
die Armen, die man bei solchen Anlässen nicht vergaß, wurden
mit Fleisch und Wein verköstigt. Als der König und die Königin
von England sich in Boulogne einschifften, nahmen sie als Geschenke des
Königs einen Elefanten mit, außerdem eine wertvolle silberne
Wasserkanne in Form eines Pfaus, die Margarete
bei Pariser Goldschmieden in Auftrag gegeben und mit Edelsteinen hatte
verzieren lassen.
Sie erinnerte sich auch, dass sie während der Rückreise
ein Gelübde abgelegt hatte, als ihr Schiff beinahe unterging. Deshalb
ließ sie von ihren Goldschmieden ein silbernes Schiff anfertigen
mit kleinen Figürchen, die das Königspaar mit seinen 3 Kindern
und einigen Matrosen darstellten. Alles war aus Silber, auch die Segel,
die Masten und die Taue. Das Votivgeschenk war für die Wallfahrtskirche
des heiligen Nikolaus in Varangeville bestimmt, dem Bischof von Myra in
Kleinasien und Schutzpatron der Seefahrer.
Joinville hatte der Königin zu dieser Stiftung geraten.
Ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 1300, als seine Reisegefährten
Ludwig
und Margarete schon tot waren und er
bereits 76 Jahre alt war, begleitete er ihre Enkelin
Blanca
nach Hagenau, wo sie ihren künftigen Gemahl Albrecht
von Habsburg treffen sollte. Auf ihrer Reise machten die beiden
auch in Varangeville Station, um das Heiligtum zu besuchen, in dem das
silberne Schiff prangte. Jounville hat Blanca
bei
diesem Anlaß sicher von seiner dramatischen Rückreise an der
Seite des Königs und der Königin erzählt.
Der König beabsichtigte nach seiner Rückkehr
aus dem Heiligen Land, die Krone niederzulegen und in ein Kloster einzutreten,
doch Margarete konnte ihn überreden,
die Aufgabe zu erfüllen, die ihm die Vorsehung zugedacht hatte, nämlich
Gerechtigkeit zu üben, umsichtig sein Volk zu regieren und den Frieden
zu wahren. Sie konnte ihn jedoch nicht davon abbringen, sich noch einmal
auf einen Kreuzzug zur Rettung der Christen im Orient zu wagen. Diesmal
ließ sie den König und seinen Bruder
Alfons mit dessen Frau Johanna von Toulouse allein ziehen. Später
stießen auch Karl von Anjou und
Beatrice
zu ihnen. Wahrscheinlich spürte sie, dass sie mit ihren beinahe 50
Jahren die Strapazen nicht mehr überstehen würde, die sie 20
Jahre zuvor in Damiette durchgemacht hatte.
Am 16. März 1270 nahmen der König und die Königin
in Vincennes Abschied voneinander. Ludwig galt
bereits im ganzen Volk als der "heilige König", und als nach seinem
Tod am 25. August 1270 in Karthago seine Gebeine in die Abtei von Saint-Denis
überführt und dort bestattet wurden, geschahen zahlreiche Wunder,
so dass 1272 zum ersten Mal seine Heiligsprechung beantragt wurde. Margarete
hat die Einleitung des offiziellen Kanonisationsverfahren im Jahr 1282
noch miterlebt. 1295 starb sie, zwei Jahre bevor ihr Gemahl heiliggesprochen
wurde.
Kiesewetter, Andreas: Seite 158
******************
"Die Anfänge der Regierung König Karls II.
von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence
und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts"
Der Konflikt des Königs mit Margarethe
von Provence um die gleichnamige Grafschaft konnte dank der
Vermittlung Philipps III. ebenfalls
beigelegt werden. Beide ernannten im November 1283 beziehungsweise März
1284 Prokuratoren, die einen Kompromiß aushandeln und dem Schiedsspruch
des französischen Königs unterwerfen sollten. Wegen des Todes
Philipps
III. blieb es seinem Sohn
Philipp dem
Schönen vorbehalten, den Streit endgültig zu beenden;
Margarethe wurde am 3. Februar 1287
mit einer Rente von 2.000 Pfund Turnosen und einer einmaligen Zahlung von
50.000 Pfund aus den französischen Besitzungen Karls I. abgefunden
[In den Urkunden der Margarethe von Provence vom
3. Januar 1287 (ADBR, B 382) und Januar 1290 (ADBR, B 391) sind die Beträge
genannt. Boutaric, Marguerite, 456 A. 2, druckt eine Urkunde Philipps
IV., in welcher nur die Jahrespension von 2.000 Pfund Turnosen
genannt wird. Die Summe von 50.000 Pfund Turnosen konnte nicht bezahlt
werden, weshalb
Karl II. nach einer
Zahlung von 20.000 Pfund verschieden Ländereien in Anjou und Maine
verpfänden mußte.]. Nach dem Tode Karls
I. und während der Gefangenschaft des Kronprinzen flossen
die Rentenzahlungen aber nur unregelmäßig.
27.7.1234
oo Ludwig IX. der Heilige König von
Frankreich
25.4.1215-25.8.1270
10 Kinder:
Blanka
4.12.1240-29.4.1243
Isabella
2.3.1242-27.4.1271
1255
oo Theobald III. König von Navarra
1237-4.12.1270
Ludwig Erb-Prinz
25.2.1244- Januar 1260
Philipp III. der Kühne
3.4.1245-5.10.1285
Johann
-10.3.1247
Johann Tristan Graf von Nevers
8.4.1250-3.8.1270
Peter I. Graf von Alencon, Blois und Chartres
1251-6.4.1283
Blanka
1253-17.6.1320
Jaffa Paris
Sie gründete das Kloster Cordeliers/Paris.
13.11.1269
oo Ferdinand Herzog de la Cerda
4.1.1256-25.7.1275
Robert Graf von Clermont
1256-7.2.1317
siehe Ordner Bourbon
1272
oo Beatrix von Bourbon, Erb-Tochter des Seigneur
Johann
1257-1.10.1310
Agnes
- 1327
1279
oo Robert II. Herzog von Burgund
um 1248-9.10.1305
Margarete
-
1271
1270
oo Johann I. Herzog von Brabant
1252/53-3.5.1294
Literatur:
-----------
Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
135,162 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 2000 Seite 165,187 - Ehlers Joachim: Geschichte
Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 154,168 - Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 176,179,186,190,195,198
- Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515.
Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 206,221 - Herde Peter:
Karl I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz
1979 Seite 27,28,39-41,66,97,102 - Kiesewetter, Andreas: Die Anfänge
der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich
Neapel, die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13.
Jahrhunderts, Matthiesen Verlag 1999 Seite 16,22,23 A.,24,33,44,50,52,54-56,59,60
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Krieger, Karl-Friedrich:
Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1994, Seite 60,63 - Le
Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 75-914
- Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969
Seite 395-398
- Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge.
Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 182-196 - Pernoud
Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin
von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 183,194,197,205,234,236,256,265,269,313,317,321
- Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 1032-1033,1034-1035,1040-1041,1049,1052,1058
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag
1993 Tafel 134 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen.
Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1996 Seite 132-139 -