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Artikel aus dem EXTRA LexikonPrint this...

Ein Träumer mit Erfolg

Gery Keszler, der Organisator des Wiener „Life Balls"

Von Michael Ellenbogen

In Wien haben Bälle und Feste eine lange Tradition, doch ist auch hier die Zeit nicht stehen geblieben. Zunehmend wurden Ball- und Festveranstaltungen in den Dienst
einer karitativen Aktion oder Institution gestellt, um Geldmittel zu sammeln.

Vor sechs Jahren erarbeitete der Wiener Gery Keszler eine Ballidee, die einerseits extravagant, lasziv und freizügig sein, andererseits einen ideellen Hintergrund haben sollte: ein Fest des Lebens
und der Toleranz wurde geplant, mit der Aufgabe, möglichst große Geldsummen für den Kampf gegen Aids zu sammeln. Für den gelernten Visagisten Keszler war es 1993 eine riskante Idee, auf diese Weise
die große Wiener Balltradition und den Kampf gegen Aids miteinander zu verbinden.

Der Plan, eine Großveranstaltung zugunsten der Aids-Kranken zu organisieren, entstand bereits Anfang der neunziger Jahre in Paris, wo sich die gesamte Modeszene mit Charity-Veranstaltungen für die
Betroffenen einsetzte. Gery Keszler arbeitete damals für den Modeschöpfer Thierry Mugler als Organisator internationaler Modeschauen. 1992 veranstaltete er gemeinsam mit Mugler für Liz Taylor in Los
Angeles eine große und von den Medien gefeierte Modeschau zugunsten der Aids-Kranken. Keszlers zweiter großer Erfolg in diesem Jahr war die Ausstattung des George Michael-Videos „Funky". Noch
im selben Jahr fragte er seinen Chef Thierry Mugler bei einem gemeinsamen Urlaub in Miami, ob er sich denn in Wien eine „Thierry Mugler-Show" vorstellen könnte. Der Modezar beruhigte seinen
aufstrebenden Organisator mit den Worten: „Fahr einmal nach Hause, dream on . . .!"

Doch der Gedanke an dieses Projekt ließ den jungen Mann nicht los. In Wien zurück, begann er sofort mit der Erstellung eines Konzeptes, welches er dem damaligen Bürgermeister Zilk vorlegte. Dieser
war von der Idee begeistert und unterstützte das Projekt. Zu dieser Zeit, gegen Ende 1992, gründete Gery Keszler den Verein „Aids-Life". Diese Organisation entscheidet seither über die Höhe der
Geldmittel, die Projekten von Aids-Hilfe-Vereinigungen zur Verfügung gestellt wird.

Der Traum vom ersten Life-Ball in Wien wurde für Gery Keszler am 29. Mai 1993 wahr. Die Zeit vor dieser Veranstaltung war kritisch, da ein paar Wochen vor dem Ball erst 150 Karten verkauft waren. Wie
Keszler später erzählte, dachte er damals darüber nach, „wohin er denn auswandern sollte." An einem Abend, kurze Zeit vor der Eröffnung des Balles, wurden jedoch alle restlichen Karten auf
einen Schlag verkauft. Die Stars dieses Abends waren u. a. Debbie Harry, Helena Christensen und Tony Ward.

Bis zur Eröffnung des ersten Life-Ball war Gery Keszler ganz alleine in einem kleinen Zimmer mit Telefon und Faxgerät. Von dort aus organisierte er alles, was zum Gelingen des Balles beigetragen hat.
Das „Heer der Helferlein wuchs ungemein, unmittelbar vor der Veranstaltung", erinnert sich Gery an die Stunden vor der Eröffnung des ersten „Life-Ball". Kleine Pannen, wie beispielsweise
fehlende Fächer für die Damen, erhöhten die Nervosität des Veranstalters. Gery Keszler brachte es noch wenige Stunden vor der Eröffnung zustande, dass diese Accessoires in einem Frauengefängnis
genäht wurden. Der erste „Life-Ball" im Wiener Rathaus wurde, allen Unkenrufen zum Trotz, ein großer Erfolg, der sich in den folgenden Jahren noch steigerte. Gery Keszler erhielt das Image eines
Helden, der mit wenigen Mitteln eine Veranstaltung mit Weltgeltung in der internationalen Modesociety, schuf. Doch dafür hatte er auch fast zwei Jahre ohne Gehalt gelebt, lediglich von seinen
Ersparnissen, denn er hatte als Visagist in Paris sehr gut verdient.

Der erste Life-Ball im Rathaus brachte 1,1 Millionen Schilling Reingewinn. Bei den Veranstaltungen der kommenden Jahre erhöhte sich die Gewinnspanne auch stetig, sodass im Zeitraum von 1993 bis 1999,
insgesamt 34 Millionen Schilling Reingewinn erzielt wurden.

Gery Keszler kam 1963 in Wien zur Welt. Nach dem Abschluss der Höheren Technischen Lehranstalt begann der Maturant ein wildes Wanderleben, wobei er seinen Lebensunterhalt als Zirkuskoch und einige
Zeit später als Minenarbeiter in Australien verdiente. Nach seiner Rückkehr in Wien, besuchte er einen

Make-up-Kurs, arbeitete dann auch zwei Jahre, ehe er gemeinsam mit Freunden eine Make-up-Agentur gründete. Zwei Jahre später ging

Gery nach Paris und hatte das Glück, eine gute Agentin zu finden, durch die er mit den großen Modedesignern zusammenkam. Sie engagierten den Wiener und dieser inszenierte dann die großen
Designershows, durch die der Name Gery Keszler in Paris bekannt wurde. Eine intensivere Zusammenarbeit ergab sich in dieser Zeit mit dem Designer Thierry Mugler, für den Keszler dann auch
größtenteils arbeitete.

Schließlich aber konzentrierte sich der ehemalige Wiener Visagist gänzlich auf das Life-Ball-Projekt, mit dem er weltberühmt wurde.

Freitag, 11. Februar 2000

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