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Vom Nutzen des Liberalismus

Illustration
- Der Nationalökonom Ludwig von Mises, geb. 1881 in Lemberg, gest. 1973 in New York.  Foto: L.v.Mises Institute

Der Nationalökonom Ludwig von Mises, geb. 1881 in Lemberg, gest. 1973 in New York. Foto: L.v.Mises Institute

Von Gregor Hochreiter

Aufzählung Der Altösterreicher Ludwig von Mises, ein bedeutender Nationalökonom des 20. Jahrhunderts, wurde vor 125 Jahren geboren.

Ludwig von Mises ist einer jener großen Denker, die Wien vor dem politisch verursachten Exodus in den 1930er Jahren hervorgebracht hat. Doch im Gegensatz zu seinem Schüler Friedrich A. von Hayek, der ein Jahr nach von Mises Tod den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten hat, ist Ludwig von Mises‘ Wirken nahezu vollständig vergessen. Selbst an seiner Alma Mater, der Universität Wien, sucht man heute vergebens nach Vorlesungen, die sich seinem umfangreichen Œuvre widmen. Dabei gelangen dem "Geschichtsschreiber des Niedergangs" , so sein niederschmetterndes Resümee über die gesellschaftliche Entwicklung im 20. Jahrhundert, einige bemerkenswerte Durchbrüche auf den Gebieten der ökonomischen Methodologie, der Konjunkturzyklustheorie und bei der Analyse staatlicher Interventionen.

Studium in Wien

Ludwig Heinrich Edler von Mises wurde am 29. September 1881 in Lemberg geboren und begann nach der Matura am Akademischen Gymnasium in Wien ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das – in Ermangelung eines eigenständigen Studium der Volkswirtschaft – damals die einzige Möglichkeit war, sich auf akademischen Niveau mit Fragen der Nationalökonomie zu beschäftigen.

In den ersten Jahren seines Studiums konnte er sich den vorherrschenden Ideen der "Historischen Schule" um Gustav von Schmoller nicht entziehen, doch nachdem er Carl Mengers "Grundzüge der Volkswirthschaftslehre" gelesen hatte, schloss er sich der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie" an und trug maßgeblich zu deren Weiterentwicklung bei. Der regelmäßige Besuch des Seminars von Eugen von Böhm-Bawerk zwischen 1904 und 1913, der die von Carl Menger ausgelöste wissenschaftliche Revolution fortsetzte, war für das intellektuelle Heranreifen des Ludwig von Mises von großer Bedeutung.

1912 gelangte mit seiner Habilitationsschrift "Theorie des Geldes und der Umlaufmittel" das erste in einer Reihe von bahnbrechenden theoretischen Werken zur Veröffentlichung. Die Einsichten Carl Mengers aufnehmend, der mit der Vermählung von subjektiver Wertlehre und dem auf Hermann Heinrich Gossens zurückgehenden "Gesetz des abnehmenden Grenznutzens" das ökonomische Wertproblem endgültig gelöst hatte, konnte er als Erster das Geld in den Corpus der ökonomischen Theorie integrieren.

Im Zuge dieser Analyse unterschied von Mises zwischen Geld als warengedecktem, allgemein akzeptiertem Tauschmittel und den Umlaufmitteln als ungedecktem Papier- und Buchgeld. In der Ausweitung solcher Umlaufmittel, die lange Zeit als Inflation bezeichnet wurde (anders als heute, da mit dem Begriff Inflation die Folge jener Ausweitung benannt wird), erkannte er die Ursache des Konjunkturzyklus. Die zeitliche Abfolge von Auf- und Abschwüngen ist nicht ein der Marktwirtschaft innewohnendes Phänomen (übrigens ein noch heute weit verbreiteter, von Karl Marx in die Welt gesetzter Irrtum). Vielmehr verursachen das mit einer Marktwirtschaft unvereinbare, auf Bruchteilreservehaltung (fractional reserve) beruhende Bankensystem und die Zentralbank diese Schwankungen durch die Ausgabe von Umlaufmitteln. Daher trat Ludwig von Mises Zeit seines Lebens vehement für die Rückkehr zum Goldstandard ein.

Ein Jahrzehnt später schrieb der seit 1909 als Referent für die "Wiener Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie" tätige von Mises jenes Buch, von dem der spätere Nobelpreisträger Friedrich A. von Hayek später sagen sollte, dass es ihn vom Sozialisten zum Liberalen bekehrte: "Die Gemeinwirtschaft – Untersuchungen über den Sozialismus". Darin widerlegt von Mises penibel sämtliche Schattierungen des Sozialismus und geht mit jenen Intellektuellen hart ins Gericht, die seiner Meinung nach den Irrglauben von der ökonomischen und sittlichen Überlegenheit des Sozialismus in die Welt setzten. Nur eine auf der freiwilligen Interaktion von Menschen basierende Ordnung könne als Gesellschaft bezeichnet werden, der Sozialismus aber müsse notwendigerweise totalitäre Züge annehmen. Denn ohne den Schutz des Eigentums ist man staatlichen Übergriffen wehrlos ausgesetzt.

Weniger Staat!

In der Sozialismusdebatte mit Oskar Lange und Abba Lerner demonstrierte von Mises darüber hinaus, dass der Sozialismus ökonomisch-theoretisch schlicht unmöglich ist. Im Sozialismus können aufgrund des fehlenden Eigentums an den Produktionsmitteln keine rationalen, d.h. auf den Präferenzen der Menschen beruhende Preise berechnet werden. Daher konnte Ludwig von Mises das ökonomische Scheitern des Sozialismus internationaler wie nationaler Prägung schon zu einem Zeitpunkt voraussagen, als viele (vor allem Ökonomen) noch an die Überlegenheit des Sozialismus glaubten.

Als sich in den 1920ern die politische und wirtschaftliche Situation in Europa zu verschlechtern begann, widmete er sich verstärkt der Auseinandersetzung mit der "Theorie des Dritten Weges". In vielen Diskussionsbeiträgen zeigte er deutlich auf, warum der – heute wieder aktuell gewordene – Interventionismus für die wirtschaftliche Krise der Zwischenkriegszeit, vor allem für die Arbeitslosigkeit und die galoppierende Geldentwertung, verantwortlich zu machen ist.

Ugeachtet der meist gutgemeinten Intentionen, können die angestrebten wirtschaftspolitischen Ziele nicht erreicht werden. Außerdem führt der Eingriff in den Markt früher oder später zu gesellschaftlichen Konflikten und wirtschaftlichem Abstieg. Daher müsse sich der Staat, wie von Mises in seiner utilitaristischen Formulierung des Liberalismus im gleichnamigen Werk von 1927 ausführt, auf die Erfüllung der Grundaufgaben beschränken, worunter die Gewährleistung der inneren und äußeren Sicherheit, sowie die Gerichtsbarkeit zu verstehen sei. Ansonsten würde der Staat den harmonischen Interessensausgleich aller Marktteilnehmer stören, die in der Verfolgung ihrer eigenen Ziele – über die niemand, schon gar kein Politiker zu richten habe – zum beidseitigen Vorteil kooperieren. Im selben Jahr gründete von Mises das Vorgängerinstitut des heutigen "Wirtschaftsforschungsinstitut" (Wifo), das "Österreichische Konjunkturforschungsinstitut", zu dessen ersten Direktor er Friedrich A. von Hayek bestellte.

1934 verlies der agnostische Jude Ludwig von Mises Wien, wo er niemals eine ordentliche Professur, sondern nur eine unbezahlte Dozentenstelle innehatte, und nahm eine Stelle am "Institut des Hautes Études Internationales" in Genf an. Während der folgenden sechs Jahre verfasste er sein Hauptwerk, "Nationalökonomie", das 1949 als erweiterte Fassung auf Englisch unter dem weitaus passenderen Titel "Human Action" veröffentlicht wurde. Darin entwickelt er eine umfassende "Theorie des menschlichen Handelns", die er als Praxeologie bezeichnet.

Im ersten, epistemologischen Teil knüpft er an die erkenntnistheoretische Tradition von Nassau Senior und Jean-Baptiste Say an, die Ökonomie als logisch-deduktive Wissenschaft versteht. Dem Positivismus, der mit Milton Friedmans Neuformulierung in den "Essays in Positive Economics" (1953) die Sozialwissenschaften im Sturm eroberte, stand er folglich höchst kritisch gegenüber. Denn im Unterschied zu den Naturwissenschaften, die von der Konstanz naturwissenschaftlicher Phänomene ausgehen, kann die Konstanz menschlicher Präferenzen keinesfalls angenommen werden. Zudem ist die Naturwissenschaft bestrebt, nach der Ursache einer bestimmten Wirkung zu suchen, während in der Ökonomie die Ursache schon bekannt ist; es ist das zielgerichtete, menschliche Handeln. Dieses Axiom ist unter dem Begriff "Handlungsaxiom" in die ökonomische Dogmengeschichte eingegangen.

Wohlstand durch Sparen

Im zweiten, ökonomisch-theoretischen Teil wird auf der Grundlage des Handlungsaxioms die eigentliche "Theorie des menschlichen Handelns" deduktiv abgeleitet. Darunter fallen unter anderem eine ausführliche Diskussion über den "Zins", den von Mises, Eugen von Böhm-Bawerks "Agio-Theorie" folgend, als Kompensation für den temporären Verzicht auf die Verfügungsgewalt über das Kapital interpretiert und der somit das universelle Phänomen der Zeitpräferenzrate ausdrückt. Diese Zeitpräferenzrate bestimmt die Höhe des Zinses. Je niedriger die Zeitpräferenzrate einer Gesellschaft, d.h. je geringer die Kompensation für den Verzicht auf heutigen Konsum sein muss, desto schneller wächst der Kapitalstock und somit die Produktivität der Wirtschaft. Daraus folgt, dass der materielle Wohlstand nur durch Sparen, also durch den kurzfristigen Verzicht auf Konsum, steigen kann. Den von Keynes propagierten Inflationismus, der letztlich den Konsum als Motor des Wachstums, nicht als Ausdruck des erhöhten Wohlstands ansieht, kritisierte Ludwig von Mises aufs Schärfste, vor allem deshalb, weil Keynes‘ Makroökonomomik jegliche mikroökonomische Fundierung vermissen läßt.

1940 musste Ludwig von Mises gemeinsam mit seiner Frau Margit in die USA emigrieren, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Sein seit 1920 bestehendes Privatseminar hielt er, ein Gründungsmitglied der Mont-Pèlerin-Gesellschaft, nun an der New York University (NYU) ab und stellte so das Fortbestehen und die Weiterentwicklung der "Österreichischen Schule" sicher. Getreu seinem von Vergil stammenden Lebensmotto "Tu ne cede malis, sed contra audentior ito" ("Weiche nicht vor dem Unglück zurück, sondern tritt ihm mutiger entgegen") setzte er seinen Kampf gegen die Unvernunft der Kritiker des Liberalismus und der Marktwirtschaft mit vielen Publikationen und Vorträgen bis zu seinem Tod am 10. Oktober 1973 fort.

Gregor Hochreiter

hat an der Universität Wien Volkswirtschaft studiert und hat die European Studies in Aalborg (Dänemark) als M.Sc. abgeschlossen. Er war bis vor kurzem beschäftigt am CEPS (Centre for European Policy Studies), einem renommierten Brüsseler Think Tank. Betreiber der Website http://www.liberty.li und Geschäftsführer der homo agens ltd.

Samstag, 23. September 2006

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