04. Dezember 2006
Ungeachtet scharfer Proteste von Srebrenica-Überlebenden hat das niederländische Verteidigungsministerium Blauhelmsoldaten ausgezeichnet, die zum Zeitpunkt des Massakers 1995 für den Schutz der bosnischen Stadt abgestellt waren. Minister Henk Kamp steckte den Soldaten am Montag in einer Zeremonie in Assen ein Ehrenabzeichen ans Revers. Er betonte, es sei ungerecht gewesen, die insgesamt 850 niederländischen UN-Soldaten für das Massaker von Srebrenica persönlich verantwortlich zu machen.Bosnisch-serbische Truppen hatten im Juli 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt und rund 8000 muslimische Jungen und Männer getötet. Eine unabhängige Untersuchung hat später die niederländischen Truppen weitgehend von der Verantwortung für das Massaker freigesprochen und unter anderem der Regierung in Den Haag und den Vereinten Nationen zur Last gelegt, die Soldaten nicht ausreichend für den Einsatz gerüstet und unterstützt zu haben.
Angehörige der Opfer sowie Menschenrechtsgruppen protestierten gegen die Auszeichnung der Soldaten. "Dies ist eine skandalöse, schändliche und beschämende Entscheidung", sagte die Vorsitzende des Frauenverbandes von Srebrenica, Munira Subasic, bei einer Demonstration in Sarajevo. Die Opfer und ihre Familien würden dadurch zusätzlich erniedrigt und verletzt. Auch in Den Haag gingen Menschenrechtler protestierend auf die Straße.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mit Sitz in Göttingen beteiligte sich mit einem Transparent mit dem Namen tausender Toter aus Srebrenica an der Demonstration. In einem offenen Brief an Kamp und Ministerpräsident Jan Peter Balkenende forderte die GfbV eine Entschuldigung für die Überlebenden von Srebrenica. (N24.de, nz)