Melodie & Rhythmus  11 / 1982

 

Pankow

Jürgen Balitzki

     

Neues über die Gruppe an dieser Stelle zu berichten, fällt mir mehr als leicht. Ich könnte über die Konzipierung eines neuen Programms reden, das dem Rockspektakel „Paule Panke“ folgen wird; oder über einige Projekte für „Rock für den Frieden“ im Palast der Republik; oder über kollektive Auseinandersetzungen beim Anhören neuer Kompositionen verschiedener Bandmitglieder.

Ich will das nicht tun, weil mir die Wiedergabe eines Gespräches wichtiger erscheint, das ich am 17.September 1982 mit dem Regisseur Heiner Carow führen konnte, bekannt unter anderem von Filmen wie „Die Legende von Paul und Paula“; „Ikarus“ und „Bis das der Tod euch scheidet“.

Heiner Carow, es halten sich Gerüchte, das Sie das Rockspektakel „Paule Panke“ verfilmen wollen. Ist das richtig ?

Also, richtig ist, das ich dieses Programm gesehen habe und sowohl von Andre Herzberg als auch von den Musikern begeistert war und nachgedacht habe, wie man mit denen einen Film machen kann. Dieses Nachdenken hat ziemlich lange gedauert, weil es ja nicht ganz leicht ist. Wir haben nun eine Geschichte erfunden und geschrieben und machen einen Film, wo eine Figur auftaucht, die Paule Panke heißt, die sich anlehnt an das PANKOW – Programm. Aber im Grunde handelt es sich um eine andere Geschichte, also nicht um den Arbeitstag eines Lehrlings.

Wir wollen uns in dieser Phase Ihrer Überlegungen Details sparen und statt dessen auf das Konzert von PANKOW zu sprechen kommen. Was hat Sie eigentlich daran so fasziniert ?

Ja, da ich Filmregisseur bin, hat mich in erster Linie alles, was da an dargestellten Leistungen gezeigt wurde, vor allem von Herzberg, sehr beeindruckt. Hinzu kommt, auf welche Weise es erzählt, interpretiert, wie es musikalisch gemacht wird, ich meine also die Geschlossenheit dieses Programms.

Und noch eins gefiel mir: Es wird ein Lebensgefühl wiedergegeben, was heute gibt, es wirft wichtige Fragen auf, Fragen vor allem nach einem sinnerfüllten Leben.

Hat Sie das Programm in irgendeiner Weise an ihr eigenes Schaffen erinnert, an eine denkwürdige Verknüpfung von Realismus und poetischer Ausstrahlung oder Phantasie ?

Ja, es bietet sich an. Ich will Ihnen ehrlich gestehen: So lange ich Filme mache, habe ich davon geträumt, einen Musikfilm zu drehen. Ich habe es erst weg geschoben, dann ganze Theorien entwickelt und mir gesagt: Wenn ich einen solchen Film drehe, dann müsste ich mir erst mal ein Ensemble suchen, drei Jahre probieren, unter Ausschluss traditioneller Formen wie Ballett und Operette. Und nun sehe ich plötzlich über PANKOWS Art sich auf der Bühne zu bewegen, Wege für einen Musikfilm. So ist dieser Anstoß gekommen.

Nun haben Sie ja mit der Rockmusik schon Kontakt gehabt, wenn ich an „Paul und Paula“ denke oder „Bis das der Tod euch scheidet“ …

Ich hatte noch viel früher mit der Rockmusik zu tun, in meinem Kinderfilm „Die Reise nach Sundevit“. Das war in einer zeit, wo die Rockmusik aufkam. Wirklich konsequent haben wir `s dann mit „Paul und Paula“ gemacht. Und es stellte sich heraus, das man in einem Film über Alltag und Wirklichkeit, über junge Leute und deren Probleme ohne diese Musik nicht auskommt. Sie bezeigt eben sehr viel Lebensgefühl, ist ein wichtiger Ausdruck unserer Epoche.

Welche Funktion wird denn die PANKOW - Musik in Ihrem Projekt haben ?

Neben einigen Titeln aus dem Programm wird es sehr viel Neues sein. Der Film ist ja auch viel länger als PANKOWS Rockspektakel. Man wird wahrscheinlich von den musikalischen Einfällen her etwas für das ganze Thema Bindendes, was sich wiederholt und variiert, finden müssen. Wir wollen ja keine Nummern nebeneinander setzen, sondern ein geschlossenes Werk vorstellen. Es wird also für die Gruppe eine ganz neue Aufgabe sein, diesen Film zu machen.