Trier im 9. Jahrhundert

800 bis 899

Im 9. Jahrhundert macht Trier seinen Primatanspruch gegen Reims geltend, als Mittelpunkt der Belgica Prima: Trebeta-Legende (sagenhafter Gründer Triers aus Babylon, Babylon wird als Vorläuferin Roms und Beginn der Weltgeschichte verstanden). Nachdem bereits im 6. Jahrhundert der Mönch Dionysius Exiguus die Jahreszählung "nach Christi Geburt" vorgeschlagen hatte, setzt sich diese Jahreszählung erst allmählich ab dem 9. Jahrhundert durch.

Kaiser Karl der Grosse 800-804: Richbod (seit 791).

800: Karl der Große wird durch Papst Leo III. in Rom zum Kaiser von Europa gekrönt.

um 800: Alkuin nennt Trier "machtvoll und reich an Mauern und Türmen, rings umsäumt von heiligen Kirchen".

804: Endgültige Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen.

805-809: Wizzo, Bischof von Trier.

806: Kaiser Karl der Große in Trier.

809: Karl, der Sohn von Karl dem Großen, stirbt.

809-814: Amalarius, Bischof von Trier.

809: Tod des berühmten Kalifen Harun al-Raschid, der Karl dem Großen einen weißen Elefanten schenkte.

810: Pippin, der Sohn von Karl dem Großen, stirbt.

810: Ausbau des Hafens "Haithabu" zum größten Handelsplatz der Normannen mit rund 1000 Einwohnern.

813: Ludwig der Fromme, Sohn von Karl dem Großen, wird in der Aachener Kaiserpfalz zum Mitkaiser ernannt.

814: Karl der Große stirbt am 28. Januar 814 in Aachen; Nachfolger ist sein Sohn Ludwig der Fromme.

814-847: Hetti, Bischof von Trier.

817: Als Kaiser Ludwig am Gründonnerstag die Kirche verließ, fiel der hölzerne Säulengang plötzlich zusammen und warf ihn mit mehr als 20 Menschen zu Boden. Die meisten trugen schwere Verletzungen davon. Der Kaiser wurde nur leicht verletzt und konnte drei Wochen später schon wieder auf die Jagd gehen. Danach hielt er den Reichstag zu Aachen, wo er seinen ältesten Sohn Lothar zum Mitkaiser und die andern Söhne zu Königen erhob: Pippin über Aquitanien, Ludwig über Bayern.

ab 830: Norwegische Flottenverbände greifen Irland an. 841: Gründung der Wikinger-Siedlung Dublin.

834 plünderte eine Flotte von Piraten skandinavischer Herkunft die Stadt Nantes an der Loire. Dabei kamen gleichermaßen Kleriker wie Laien ums Leben. Die Eindringlinge raubten alles Wertvolle an privaten Habseligkeiten und Kirchenschätzen. Anschließend wandten sie sich den ländlichen Gegenden südlich der Loire zu, um sich mit Lebensmitteltn zu versorgen. Danach zogen sie sich auf eine Insel zurück, holten dann vom Festland ihre Häuser und ließen sich dort an festen Wohnsitzen nieder.

841: Nach dem Tod Ludwigs des Frommen brach im Frankenreich ein Thronstreit zwischen dessen Söhnen Lothar, Ludwig und Karl aus. Ludwig und Karl erneuerten ihr Bündnis gegen ihren Bruder Lothar im Straßburger Vertrag (842). Im Vertrag von Verdun (843) einigten sich die Söhne Ludwigs des Frommen auf eine Teilung des Frankenreiches: Ludwig erhielt Ostfranken, Lothar erheilt das Mittelreich (mit Trier) und Karl erhielt Westfranken.

845 wurde Paris von den Normannen geplündert. Sie erpressten von Karl dem Kahlen auch noch 7000 Pfund Silber.

847-868: Theutgaud, Bischof von Trier.

855 trat Lothar in das Kloster Prüm ein, wo er sechs Tage später verstarb.

861 wurde Paris erneut von den Normannen geplündert.

863 gelangten Wikinger auf dem Rhein bis zu einer Insel vor Neuß, wurden aber vertrieben.

865: Der Wikinger "Ivar des Knochenlose" fällt im Osten Englands ein.

869-870: Viertes Konzil in Konstantinopel.

869-883: Bertulf, Bischof von Trier.

870: Im Vertrag von Meersen wird das Mittelreich zwischen dem Ost- und Westfränkischen Reich geteilt. Trier wird dem Ostfränkischen Reich zugeteilt, wird also eine deutsche Stadt, dem späteren Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zugehörig, innerhalb dessen die Trierer Erzbischöfe den Rang von Kurfürsten erwerben.

871: Norwegische Wikinger besiedeln Island. Schwedische Wikinger dringen bis nach Kiew vor.

874: Im Jahre 874 belagerte König Karl der Kahle die Normannen in der Stadt Angers, aber er ließ sie, nachdem er Geiseln von ihnen erhalten hatte, unversehrt abziehen. Zu jener Zeit kam auch eine Heuschreckenplage über das Land.

875: Karl der Kahle wird von Papst zum Kaiser gekrönt.

877: Karl der Kahle schickte Gesandte, um mit den Normannen zu verhandeln, damit sie gegen Geschenke das Reich verließen. Das ganze Reich steuerte zu dem Tribut bei, um von diesem Unheil befreit zu werden.

880: Um diese Zeit lief eine Flotte der Normannen in den Fluß Waal ein und legte bei der königlichen Pfalz Nymwegen an, wo sie sich festsetzten. Darauf zog König Ludwig ein Heer zusammen und belagerte die Normannen. Die Pfalz Nymwegen bot den Normannen jedoch Schutz, so dass sie nicht besiegt werden konnten. Nach tagelangen Kämpfen einigte man sich darauf, die Belagerung aufzuheben und den Normannen freien Abzug zu gewähren. Nachdem die Belagerung aufgehoben war, brannten die Normannen die Pfalz nieder, bestiegen ihre Schiffe und kehren zu den Rheinmündungen zurück.

881: Im November 881 lagerten die Normannenführer Gotafrid und Sigfrid mit ihren unzähligen Fußtruppen und Reitern an einem Orte, der Ahslon hieß, in der Nähe der Maas. Bei ihrem ersten Überfall verwüsteten sie die umliegenden Orte und brannten Lüttich sowie Trajectum und Tongern nieder. Bei ihrem zweiten Einfall verheerten sie das Gebiet der Ripuarier mit Mord, Raub und Brand. Die Städte Köln und Bonn sowie die Orte Zülpich, Jülich und Neuß ließen sie vom Feuer verzehren. Danach legten sie die Aachener Pfalz sowie die Klöster Inda, Malmedy und Stablo in Schutt und Asche.


882: Der Normannenüberfall auf Trier

Normannen Die Normannen bzw. Wikinger hatten schon seit langen Jahren als kühne Seeräuber die Küsten Europas heimgesucht. Während der Kriege Karls des Großen plünderten sie die fränkischen Küstengegenden. Karl ließ Befestigungen gegen sie anlegen und Flotten bauen. Auf ihren flachen und leichten Booten drangen die Normannen die Flüsse hinauf tief in das Innere der Länder und die Streitigkeiten der jüngeren Karolinger erleichterten ihre Raubzüge. Die Normannen bemächtigten sich einiger Orte und legten an der Maas ein verschanztes Lager an, von dem aus sie ihre Züge unternahmen. Sie hatten bereits Löwen, Utrecht, Tongern, Köln, Aachen, Kornelimünster, Nymwegen, Malmedy und Stablo zerstört, als sie Anfang 882 das Kloster Prüm überfielen.

Anfang Januar 882 durchstreiften die Normannen die Wälder der Eifel. Am Dreikönigstag, 6. Januar 882, drangen die Normannen in das Kloster Prüm ein, wo sie sich drei Tage aufhielten und die ganze umliegende Gegend ausplünderten. In diesem Landstrich sammelte sich eine unzählige Menge von Landvolk von den Äckern und Landgütern und rückte wie zum Kampf gegen die Normannen vor. Als die Normannen sahen, dass die Bauern unbewaffnet waren, fielen sie mit Geschrei über sie her und streckten die Leute unter einem solch furchtbaren Gemetzel nieder, als wenn es sich dabei um Vieh und nicht um Menschen handeln würde. Nachdem diese Schandtat vollbracht war, kehrten die Normannen mit ihrer Beute in ihr Lager an Maas zurück. Als sie abzogen, verzehrte das Feuer, das sie gelegt hatten, das Kloster, da niemand zum Löschen da war.

Vergeblich richteten sich nun die Blicke nach der einzigen Stelle, von der das Land Hilfe erwarten konnte, aber König Ludwig war schwer krank und konnte sein Heer nicht selbst anführen. Kurz darauf verkündeten schreckliche Vorzeichen, dass weiteres Unheil bevorstand, denn am 18. Januar 882 erschien ein Komet mit ungewöhnlich langem Schweif und dazu gesellte sich eine Mondfinsternis. Am 20. Januar 882 starb König Ludwig, dessen Heer darauf voller Sorge und Trauer die Belagerung der Normannen an der Maas aufgab und den Heimweg antrat. Die Normannen folgten den abziehenden Truppen fast auf dem Fuß und kamen ungehindert bis nach Koblenz, wo sie viele Ortschaften in der Umgebung verwüsteten. Daher rechnete man in Mainz mit einem Angriff der Normannen und begann dort Verschanzungen anzulegen und Schutzgräben auszuheben. Man versuchte auch die alten, teils römischen Mauern wieder aufzurichten. Aus allen Orten strömten die Menschen in Mainz zusammen, in der Hoffnung, dort den Normannensturm zu überstehen. Doch die Normannen hatten andere Pläne: sie schlugen bei Koblenz den Weg zur Mosel ein, um die Stadt Trier und anschließend Metz anzugreifen.

Auf die Kunde vom Herannahen der Normannen verließ Bischof Bertulf die Stadt und die Trierer versteckten alles was an Geld und Schmuck in den Kirchen vorhanden war in unterirdischen Höhlen. Auch die Sarkophage der Heiligen verbargen sie tief in der Erde, damit ihre Gebeine den Barbaren nicht zum Spotte dienen könnten. In der Krypta der Sankt Paulinuskirche, wo der Sarkophag des Paulinus an Ketten hing und wo die Gebeine von 13 Märytrern ruhten, nahm man die in goldenen Lettern aufgezeichneten Namen dieser Heiligen weg, in der Hoffnung, die Normannen würden diese Särge für gewöhnliche Gräber halten. Weil aber die Gefahr bestand, dass alle Pauliner Stiftsherren umkämen, schrieben sie die Namen und Taten der Märtyrer auf eine Bleitafel, die sie unter einem Altarstein vergruben. Auch die Särge des Eucharius und der anderen Heiligen versenkte man tiefer in der Erde. So machte man es auch in den anderen Kirchen, die in Trier und Umgebung lagen.

Die Normannen rückten am Gründonnerstag, dem 5. April 882, unter Anführung ihres Herzogs Gotafrid in die Stadt Trier ein. Ermüdet von den Strapazen des Anmarsches ruhten sie sich drei Tage lang aus. Am Ostersonntag wüteten sie in der Stadt und töteten jeden Einwohner, den sie innerhalb oder außerhalb der Stadt antrafen. Dann legten sie an vielen Orten in Trier, auch im Dom, Feuer, so wie es ihre Gewohnheit war. Ein Teil der Normannen zog dann mit der Beute moselabwärts in Richtung Koblenz. Der andere Teil der Normannen schlug den Weg nach Metz ein. Bei Remich traten ihnen Walo von Metz, Bertulf von Trier und Graf Adalhard mit einem kleinen Heer entgegen. Es kam am 12. April 882 zu einer Schlacht und die Normannen blieben Sieger. Walo fiel und Bertulf entkam. Aber die Sieger wandten sich plötzlich vom Wege nach Metz ab und zogen nach Bingen und Mainz. Bertulf starb nicht lange danach, am 10. Februar 883, und wurde zu St. Paulin begraben.

Die Normannen überfielen 883 zum zweiten Mal Prüm, wurden aber vom Grafen Heinrich entschieden geschlagen.

Quellen: Leonardy, Johann: Geschichte des Trierischen Landes und Volkes. Trier 1877 (Nachdruck 1982).
Kentenich, Gottfried: Geschichte der Stadt Trier. Von ihrer Gründung bis zur Gegenwart. Trier 1915 (Nachdruck 1979).
Zenz, Emil: Streifzug durch die Taten der Trierer. Trier 1989.


883-915: Radbod, Bischof von Trier.

891: Arnulf von Kärnten beginnt den Kampf gegen die Normannen, die er in Belgien vernichtend schlägt: »Von den Christen wurde ein Schlachtgeschrei bis zum Himmel erhoben. Nicht weniger schrien nach ihrer Sitte die Heiden; schreckliche Feldzeichen bewegten sich durch das Lager hin. Die Schwerter von beiden Seiten gezückt, wie Stein auf Eisen, wurde aufeinander losgestürmt. Es war daselbst das Geschlecht der Dänen, das tapferste unter den Normannen, welches niemals früher, wie man hört, irgendeine Verschanzung verloren hat oder darin besiegt wurde. Hart wurde deshalb gestritten. Doch nicht lange, und durch Gottes helfende Gnade fiel der Sieg den Christen zu. Als die Normannen Schutz in der Flucht suchten, trat ihnen zum Verderben der Fluß entgegen, der ihnen vorher im Rücken als Mauer galt. Weil von der anderen Seite die Christen mordend andrangen, wurden sie gezwungen, sich in den Fluß zu stürzen, und haufenweise, wie sie sich an Händen, Hals und Beinen umfaßten, sanken sie zu Hunderten und Tausenden in die Tiefe, so dass, von Leichen eingenommen, das Bett des Flusses trocken schien.« (Annales Fuldenses).

892: Im Februar 892 marschierte ein Normannentrupp vom Flottenstützpunkt an der Maas in den Gau der Ripuarier ein. Von dort aus zogen sie weiter bis nach Bonn. Anschließend besetzten sie ein Dorf, das Landulfesdorf genannt wurde (heute: Lannesdorf, Stadtteil von Bad Godesberg). Dort befand sich in der Nähe ein Heer. Bei Einbruch der Nacht verließen die Normannen das genannte Dorf. Da sie einen feindlichen Angriff befürchteten, wagten sie sich nicht in die Ebene, sondern blieben ständig in den Wäldern und ließen das feindliche Heer links hinter sich. So marschierten sie mit großer Schnelligkeit durch die Eifel zum Kloster Prüm. Kaum waren der Abt und wohl die meisten der Klosterinsassen entflohen, da drangen die Normannen auch schon in das Kloster ein und verwüsteten alles. Sie töteten einige Mönche und den größten Teil der Dienstleute. Die übrigen führten sie als Gefangene fort. Von dort aus marschierten sie durch die Ardennen und trafen auf eine Burg, die vielen Leuten Zuflucht gewährte. Diese Burg griffen sie an und eroberten sie. Nachdem sie alle Leute getötet hatten, kehren sie mit ungeheurer Beute zu ihrer Flotte zurück und fuhren auf 250 schwer beladenen Schiffen mit ihrer gesamten Mannschaft zu ihren überseeischen Landschaften (vermutlich zu ihren Stützpunkten an der südenglischen Küste).

899: Arnulf von Kärnten stirbt in Regensburg. Seine Nachfolge übernimmt sein erst siebenjähriger Sohn Ludwig.

ab 899: Abt Regino von Prüm in Trier, wo er im Auftrag des Bischofs das verwüstete Kloster St. Martin reorganisiert.


[ Zum Seitenanfang ]
Treveris-Timetravel - Zeitreise durch die Geschichte der Stadt Trier - Copyright © 2000-2005 by Carlo Del Vecchio
[ Homepage ]