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Interview mit Robert Dornhelm

60. Geburtstag. Krieg und Frieden fürs TV. Eine Karajan-Doku. Ein Opernfilm.

BENEDIKT LOEBELL Robert Dornhelm: „Ich bin kein Fan meiner eigenen Filmarbeit.“ DruckenSendenLeserbrief
Prominent zu sein ist ganz schön hart. Da gratuliert sogar Kanzler Alfred Gusenbauer schriftlich zum 60. Geburtstag.

KURIER: Herr Dornhelm, sind Sie gerne berühmt?
Robert Dornhelm: Nein. Mich hat einmal vor dem Hotel Sacher – wo Grace Kelly gewohnt hat, als ich mit ihr den Film „The children of theater street“ gemacht habe – ein Mann um ein Autogramm gebeten. Habe ich gesagt: ,Kennen Sie mich?‘ Er: Nein, aber vielleicht werden Sie ja mal berühmt.‘

Schauen Sie sich alte Filme von Ihnen an?
Nie, ich verlasse fluchtartig den Raum (lacht . Ich war einmal bei Peter Patzak eingeladen, der hat mir einen Film von sich gezeigt und dauernd gesagt: ,Schau, schau! Jetzt kommt gleich was Gutes …. Ich bin kein Fan meiner eigenen Filme.

Mit Michael Köhlmeier haben Sie Filme gemacht . . .
… ja sogar eine Bordell-Serie für RTL. Die würde ich ausnahmsweise gerne wiedersehen. Sie ist nie ausgestrahlt worden. Ich habe Huren gefilmt und Köhlmeier hat dazu die Texte geschrieben. Man hatte sich wohl sowas wie schicken Softporno erwartet. Ich aber habe die Frauen gefragt, wie sie den schlechten Geschmack im Mund danach loswerden . . . (lacht ) Man hat mir übrigens – für „Recherche“ – 5000 DM gegeben. Ich habe das mit meiner Frau besprochen, die gemeint hat: ,Mach es, solange du ohne Krankheiten nach Hause kommst und etwas dazulernst!‘ Ich habe nie in dieses Budget gegriffen, bis ich eines Tages einer schönen Japanerin gegenüberstand. Doch da hieß es: ,Sorry, no foreigners‘.

Sie haben gerade „Krieg und Frieden“ verfilmt. Davor „Zehn Gebote“. Was interessiert Sie an Riesenprojekten?
Früher habe ich Aquarell und Grafik gemacht. Jetzt mache ich Ölbilder. Früher war die Vorstellung ein Horror für mich: Ein Ölbild, das in einen Rahmen passen muss und endgültig ist.

Ein alter Meister also?
Ich arbeite an der Gesellenprüfung. Wenn man kreativ bleiben will und sich als Meister betrachtet, kann man sich gleich aufs Sterbebett legen.

Sie werden morgen sechzig. Was wünschen Sie sich?
Agilität, und dass ich mit Geist und Körper oder besser: gewissen Teilen des Körpers jene Bedürfnisse befriedigen kann, die andere an mich herantragen.

Das Angebot von Ioan Holender, Oper zu machen, haben Sie nicht befriedigt.
Stimmt. Vor 30 Jahren hatte Marcel Prawy anlässlich meines Tanzfilms die Idee, ich solle ein Ballett machen. Da hat der Holender (Dornhelms Cousin, Anm.) , der damals Agent war, zum Telefon gegriffen und gesagt: ,Aber Robilein! Das ist unmöglich! Du bist ja ahnungslos!‘ (Er grinst) Als er mich jetzt fragte, habe ich gesagt: Ich bin ja ahnungslos!

Aber nicht zu ahnungslos für eine Opernverfilmung?
Ich mache den Film „La Boheme“ nur wegen Netrebko und Villazon. Wegen ihrer Leidenschaft, die mich inspiriert hat. Die Oper ist ein anderes Metier. Zum Glück mache ich Filme.

Waren Sie öfter am Opernball oder in der Oper?
Ich bin heuer tatsächlich eingeladen, Anna Netrebko zum Opernball zu begleiten. Ich muss zugeben, ich war früher nicht oft in der Oper. Ich höre sie lieber zu Hause als ich sie sehe. Aber ich bin von meiner Produktionsfirma jetzt mit Opernverfilmungen überschwemmt worden und komme inzwischen auf eine Oper täglich. Ich habe also aufgeholt.

Welche gefällt Ihnen?
Musikalisch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Schon zu Wagner muss ich mich überreden lassen und hoffe dann, dem Sänger fällt die Stimme aus.

Von den Verfilmungen . . .
„Tosca“ von Benoit Jacquot hat mich begeistert. Könnte von mir sein. (lacht) .

Haben Sie Netrebko und Villazon gecastet?
Nein, ich habe sie nur bei einem Essen kennengelernt.

Filmschauspiel ist anders als auf der Bühne. Was, wenn sie schlecht sind?
Wenn sie ihr Operngehabe nicht verlieren? Dann mache ich sie eben kleiner und rücke sie weiter weg.

Sie waren der Wunschkandidat von Eliette Karajan für die Karajan-Doku.
Ja, sie war sehr offen und bereit, mit den Geistern der Vergangenheit herumzutanzen. Außerdem ist es gelungen, viel bisher nicht autorisiertes Probenmaterial und Gespräche aus Archiven zu bekommen. Am Ende hatte ich 100 Stunden Material. Daraus 100 Minuten zu machen war
mehr Arbeit, als acht Stunden „Krieg und Frieden“ zu schneiden.

Haben Sie persönlich was mitgenommen?
Aus Krieg und Frieden? Freude. Und dass das Essen gut war. Film ist nicht Arbeit. Film ist ein Spiel, das andere bezahlen.

Und vom Karajan-Film?
Ja, das Thema der totalen Kontrolle. Einerseits muss man kontrollieren, andererseits wissen, wann man loslassen muss. Das ist wie mit einem Flugzeug, bei dem man nicht alle Knöpfe kennt: Lass es fliegen!

Sind Sie als Regisseur so?
Die … nein, ich will jetzt nicht angeben. .. also, jemand hat einmal über mich gesagt: ,You are the toughest soft guy I have ever met‘.

Geben Sie ruhig an! Wer?

Grace Kelly.

Artikel vom 17.12.2007 16:40 | GB | VERONIKA FRANZ (KURIER)

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