Das Kölschsterben geht weiter. Jetzt verkündete Brau- und Brunnen-Vorstand
Michael Hollmann den Tod von Küppers, Kurfürsten und Sester (BILD
berichtete). Kölsch-Marken wie Gereons, Bürger, Römer oder Germania
gibt's längst nicht mehr. BILD hat sich in der Branche einmal umgehört.
Wie sicher sind unsere Kölsch-Marken?
Wer überlebt?
Wer stirbt?
Der brodelnde Kölsch-Markt im Jahr 2 001 - Markensterben, Zusammenschlüsse,
aber auch ein Newcomer. Wie sieht es mit der Zukunft unserer Kölsch-Sorten
aus? Sind die kleinen Privaten fitter als die sogenannten großen
Konzernbrauereien? BILD hat sich umgesehen, sagt, wer überleben
wird und für wen die Zukunft eher düster aussieht. Der große Kölsch-Report.
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Reissdorf
(von 1894): Braut noch immer im Vringsveedel, zieht Ende des Jahres
nach Rodenkirchen um, wo bereits Abfüllung, Logistik und Verwaltung
angesiedelt sind. Besitzer: Ute Reissdorf und Michael von Rieft
- der Brauerei-Macher. Markt: Gastronomie, Flaschen- und Fassbier.
Gilt als In-Marke in Köln, besonders bei jungen Leuten. Konstant
gute Steigerungsraten. Sehr sichere Position.
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Gaffel
(von 1838): Gebraut wird am Eigelstein. Besitzer: Heinrich und Johannes
Becker. Markt: Gastronomie (Schwerpunkt), Flaschen-, Büchsen- und
Fassbier. Gaffel beliefert auch die größte Kölsch-Kneipe Berlins
("Ständige Vertretung") - mehr Umsatz als das Kölner Brauhaus am
Alter Markt. Sehr sichere Marke - ständig neue Gastronomien.
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Garde: Die Kölsch-Marke wird bei Gaffel im Lohnbräu hergestellt.
Besitzer der Garde-Marke sind die Bierverleger Lütticke und Tschirschnitz.
Markt: Gastronomie, Flaschen, Fass. Schwerpunkt: Linksrheinischer
Niederrhein, aber auch in Köln ("Bei d'rTant") gut vertreten. Marke
gilt als relativ sicher, weil Besitzer im Brauereigeschäft Newcomer
sind.
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Früh
(von 1904): Kölsch wird in einer der modernsten Brauereien Europas
in Feldkassel gebraut. Besitzer: Alexander Rolff und Hermann R.
Müller, dessen Ehefrau Ingrid eine geborene Brauerstochter Sünner
ist. Markt: Gastronomie/ Flaschen, Dosen und Fass. Früh verkauft
auch im Altbier-Gebiet Düsseldorf und Neuss. Expansionsfreudig am
Niederrhein und im Koblenzer Raum. Gilt als sichere Kölsch-Marke.
Größtes Brauhaus von Köln mit rund 1 000 Plätzen.
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Sünner
(von 1830): Früher einmal in Deutz, jetzt in Kalk mit Brauerei ansässig.
Markt: Gastronomie, Flaschen, Fass und Lohnbräu. Obwohl Sünner-Tochter
Ingrid mit Früh-Chef Müller verheiratet, gilt geschäftliche Trennung.
Gilt weiterhin als sichere Kölsch-Marke. Besitzen sehr viele Immobilien
mit Kneipen. Bekanntestes Objekt: Bieresel an der Breite Straße
- besteht seit 700 Jahren.
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Kurfürsten:
Kommt ursprünglich von Kurfürsten-Bräu-Traditionshaus in Bonn. Besitzer:
Brau und Brunnen. Gilt durch Konzern-Pläne als sicherer Todeskandidat.
Insider gehen davon aus, dass Marke in kürzester Zeit zugunsten
von Sion und Gilden vom Markt genommen wird. Dann verschwindet wohl
auch die Bügel-Flaschen-Spezial-Marke "Maximilian-Kölsch".
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Richmodis:
Die Brauerei gehört zu Gaffel. Braustätte in Porz. Insider vermuten,
dass die Marke gekauft wurde, um den Gaffel-Marktanteil langfristig
zu erweitern. Beispiel: Die Promi-Kneipe "Keule" wurde von Richmodis
auf Gaffel umgestellt. Markt: Gastronomie, Flaschen, Büchsen, Fass.
Gilt als sicher -weil Gebrüder Becker dahinter stehen.
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Severins-Kölsch:
Marke in Köln nicht so sehr bekannt. Markt: Gastronomie und Flaschen.
Besitzer: Vor kurzem von den Bierverlegern Lütticke und Tschirschnitz
gekauft. Die Marke wird in der Kalker Sünner-Brauerei gebraut. Gilt
als relativ sicher - siehe Garde-Kölsch.
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Sion
(von 1838): Brau-stätte an Unter Taschenmacher besteht seit 1318.
Besitzer: Brau und Brunnen. Brauhaus ist weiterhin im Besitz der
Familie Sion. Soll als Gastronomiemarke (aber auch Flaschen, Dosen
und Fass) vom Konzern ausgebaut und regional gestärkt werden. Gilt
als sehr gesicherte Marke - wg. Traditions-Namen.
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Küppers:
War mal Marktführer mit jährlich über eine Million Hektoliter. Von
da an ging's bergab. Da half auch Anfang der 90er Jahre die Werbung
mit Weltstar Tina Turner nicht. Die Marke ist höchst gefährdet.
Geschäftsführer ("Mr. Küppers") Peter Liebler wurde vom Brau- und
Brunnen-Chef bereits gefeuert.
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Peters:
Über 200 Jahre alt. Besitzer: Hans Peters und Hans Bambeck. Braustätte
in Monheim (zwischen Köln und Düsseldorf) -brauen sowohl Kölsch
als auch Alt. Brauhaus im Brügelmann-Haus, stark in der Kneipenszene
im Agnesviertel und an der Zülpicher Straße vertreten. Setzen auf
junge Leute. Auch Flaschen und Fass-bier. Gilt als sicher.
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Zunft-Kölsch:
Braustätte in Bielstein. Vor allem im Rechtsrheinischen und im Oberbergischen
bis nach Hessen vertreten. Markt: Gastronomie, Flaschen und Fassbier.
Besitzer: Dr. Axel Maas und Familienmitglieder. Keine Probleme,
gilt als sichere Kölschmarke.
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Gilden
(von 1863) aus Mülheim: Galt früher als die Marke im Kalker und
Mülheimer Arbeiterviertel. Besitzer: Brau und Brunnen. Marke soll
vom Dortmunder Konzern regional gestärkt werden -in der Gastronomie,
aber vor allem als Konsummarke in Super-und Getränkemärkten. Gilt
als gesicherte Kölsch-Marke. Die Höhner werben für Gilden, die Marke
verleiht auch den Kölsch-Preis.
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Sester:
"Trink Sester, mein Bester" - das war der legendäre Werbespot. Das
Kaltblütler-Gespann "Max" und "Moritz", das Bierfässer durch die
Stadt zog, kannte jeder Kölsche. Einst Familienbetrieb in Ehrenfeld.
Als Brauerlegende Richie Teufel ausstieg und später starb, ging
es bergab. Gehört zu Brau und Brunnen. Markt: Gastronomie, Flaschen,
Fass. Der Wackelkandidat, verschwindet bald.
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Päffgen
(von 1885) an der Friesenstraße. Gilt als das In-Brauhaus Kölns,
das auch bundesweit bekannt ist. Besitzer: Rudolf Päffgen. Beliefert
den Familienkreis - Bruder Günther in Bensberg ("In der Kaule"),
Bruder Max am Heumarkt, den legendären "Lommerzheim" in Deutz, "Pumpe"
in Pulheim, "Altes Brauhaus" Groß-Königsdorf. Sonst nur Fassbierverkauf,
keine Flaschen. Bombensichere Marke.
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Dom:
Mehr als 3 000 "Zapfstellen", in ganz Deutschland vertreten. In
Köln in Hotels, Karnevals-Sälen und Restaurants. Besitzer: Graf
Dürckheim. Dom hat "Giesler" in Brühl und "Metzmacher" in Frechen
gekauft. Markt: Gastronomie, Dosen, Flaschen- und Fassbier als Premium-Marke.
Heute wird Dom auf Küppers-Brauerei-Gelände gebraut. Gilt als sichere
Marke die VI P-Marke.
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Ganser:
Wird heute im Lohnbräu hergestellt. Auch als Flaschenbier. Ist die
Leverkusener Kölsch-Marke. In der Gastronomie meist auch im Leverkusener.
Bergischen und Lechenicher Raum vertreten. In Köln weniger vertreten.
Besitzer: Peter Ganser. Marke gilt als sicher.
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Mühlen-Kölsch
(von 1858): Eine der beiden letzten Hausbrauereien, die das berühmte
Kochsche Malzbier erfanden. Besitzer: Familie Schwartz. Brauen am
Heumarkt. Mühlen gilt als die Pittermännche-Marke, füllen auch Flaschenbier
ab. Gilt als äußerst sichere Marke, wie alle Privatbrauereien.
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Bischoff:
Kölsch-Marke aus dem Vorgebirge. Dort existiert ein Gestüt mit Brauerei.
Besitzer sind auch Mitglied im Brauereiverband. Marke ist noch in
Vorbereitung. Laut Szene-Kenner verzögerte sich alles weil noch
kein Braumeister da ist. Marke noch nicht auf dem Markt. Bierdeckel
existieren aber bereits.
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