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Der Freund der Serben

FPÖ -Chef Strache will bei Zuwanderern punkten – aber nur wenn sie christlich, brav und aus Europa sind.

FPÖ-Chef Strache in einer Demonstration gegen den Moscheenbau. FPÖ-Chef Strache ist gegen mehr Moscheen und Moslems: Für diesen Kurs sucht er auch Unterstützung unter den Serben. DruckenSendenLeserbrief
Vor Kurzem in der Wiener Stadthalle: 2000 Wiener mit serbischem Hintergrund bestaunen das serbische Volkstanzensemble Kolo. Mit dabei: Eine Reihe von SPÖ-Politikern. Wiens Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger bemüht sich sogar um ein paar Worte auf Serbisch.
Großer Applaus.

Mehr als 1,3 Millionen Einwohner mit migrantischem Background leben in Österreich. Viele davon haben die Staatsbürgerschaft. Sie sind damit nicht nur Thema, sondern auch Wähler.

Zumindest auf Landesebene haben das SPÖ, ÖVP und Grüne bereits zum Teil erkannt. Und selbst Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll wirbt für die Landtagswahl mit einem türkischen Kandidaten auf der Liste (siehe unten).

Operation Abendland

Nur für die FPÖ galt bisher die Devise: "Stopp der Überfremdung". Bis jetzt. Denn in seinem Kampf gegen den Islam sucht selbst FPÖ-Chef Heinz -Christian Strache die Unterstützung von Migranten. Zumindest wenn sie christlich, integriert und aus Europa sind. Konkret will der Blaue bei den Serben punkten, Österreichs größter Migrantengruppe. "Ich kann sagen, ich bin ein Freund der Serben", vertraut der FPÖ-Chef dem Wiener Stadtmagazin biber an. Und weiter: Es gehe darum, das christliche Abendland gegen die drohende Islamisierung zu verteidigen.

Neues Armband

Unbemerkt von der Öffentlichkeit interessiert sich Strache für die serbische Community. Gerne empört sich der FPÖ-Chef in der der serbischen Tageszeitung Vesti über die Ungerechtigkeiten gegenüber Serbien. Anders als Kanzler Gusenbauer ist er strikt gegen die Unabhängigkeit des Kosovo. Und am Handgelenk trägt Strache mittlerweile ein orthodoxes Gebetsband (Brojanica).
Das Interesse Straches wird selbst in serbischen Diplomatenkreisen registriert. So war der FPÖ-Chef der einzige hochrangige Politiker beim letztjährigen Empfang der Serbischen Botschaft in Wien.

Straches Liebeswerben könnte bei einem Teil der serbischen Österreicher ankommen. Viel zu lange haben sich Serben in Österreich verstecken müssen, um während und nach den Balkan-Kriegen nicht unangenehm aufzufallen. Viele Eltern haben ihren Kindern sogar lange Zeit verboten, zu sagen, dass sie aus Serbien sind. Auch war Serbien über Jahrhunderte von den Türken besetzt.

Kosovo

Zudem gibt es in österreichischen Regierungskreisen kein Verständnis dafür, dass die Serben die Problemregion Kosovo nicht einfach ziehen lassen wollen. Das stört viele Serben.

Das alles weiß Strache und spricht von einem „Diktat gegen Serbien“. Damit hofft der Blaue, Österreicher serbischer Herkunft in sein Lager zu ziehen. Selbst einen Kandidat mit Migrationshintergrund kann sich Strache da plötzlich vorstellen. Und: Er will eine serbische Sängerin nach Wien holen.

Straches Interview mit der Zeitung biber ist online abrufbar.

Artikel vom 01.02.2008 17:25 | KURIER | Ivana Cucujkić/Simon Kravagna

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