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"Empathie" und "System"
Prof. Baron-Cohen hat keine Angst, sich unbeliebt zu machen. Der
Professor der Universität von Cambridge gilt als einer der
größten Autismus-Experten der Welt. Er behauptet, dass
das männliche und das weibliche Gehirn - zumindest im Durchschnittswert
- gravierende Unterschiede aufweist. Das weibliche Gehirn sei ein
"E"-Gehirn, was für "Empathie" steht, also
die Fähigkeit sich in die Gefühle und Denkweisen hinein
zu versetzen. Männer dagegen seien tendenziell "S"-Gehirn,
was für "System" stehe: Motoren, Computer, Briefmarkensammlungen.
Im Extremfall führe diese "männliche" Gehirn-Konstellation
zu Autismus und anderen Defekten. Und dazu, dass Menschen zu "Savants"
würden, mit wundersamen Fähigkeiten, aber sozialen Defiziten.
Wissenschaftler wie Simon Baron-Cohen denken inzwischen, dass eine
Überdosis des männlichen Geschlechtshormons Testosteron
während der embryonalen Entwicklung zur Extremform des männlichen
Gehirns führt und damit zu Autismus und in Einzelfällen
zu Savant-Fähigkeiten. Sind also Männer und Frauen im
Prinzip extrem unterschiedlich verkabelt? Sind Männer tendenziell
aggressiver und gewaltbereiter, weil tief liegende Regionen im männlichen
Hirn sie dazu prädestinieren? Ist das durchschnittliche Frauengehirn
zwar weniger systemtalentiert, aber dafür für
Kommunikation, Ausgleich und Verständnis geeignet?
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Christopher Tayler liest internationale
Zeitungen |
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Die Frau, die mit den Kühen spricht
Als kleines Mädchen sprach Temple Grandin gar nicht. Und danach
hänselten die anderen Schulkinder sie, weil sie "wie ein
Kassetten-Recorder" aufgeschnappte Worte und Sätze nur
abzuspielen schien. Menschensprache hat sie sich - Dank ihrer herausragenden
Intelligenz - als "Fremdsprache" angeeignet. Die Sichtweise
von Tieren aber, die ebenfalls nicht in Sprache, sondern in Bildern
"denken", kennt Temple wie ihre Muttersprache. Prof. Baron-Cohen
meint, dass in Temples Kopf ein eigentlich männliches "System"-Gehirn
arbeitet.
Dr. Temple Grandin ist heute die wichtigste Frau in der Viehindustrie
der Steak- und Burger-besessenen USA. Sie hat mehr als die Hälfte
aller Tierzuchtanlagen der größten fleischproduzierenden
Nation der Welt designt, weil sie die Ängste der Kühe,
Schweine oder Schafe genau kennt. Doch die Gefühls- und Denkwelt
der "Normalmenschen" versteht sie nach wie vor nicht.
Sie wird sich nie im Leben verlieben können.
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Das Sprach-Genie
Ebensowenig wie Christopher Taylor. Er wäre nicht in der Lage,
den Weg zum Pub in dem Dorf zu finden, in dem er seit 20 Jahren
lebt. Aber Christopher liest in fast 25 Sprachen Zeitung und spricht
zwei Hände voll Sprachen mehr oder weniger fließend.
Erstausstrahlung: 22. Februar 2006 | Arte
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