Begraben: St-Denis
2. Sohn des Königs
Heinrich II. von Frankreich und der Katharina
von Medici, Tochter von Herzog Lorenzo II.
Lexikon der Renaissance: Seite 374
*********************
Karl IX., König von Frankreich seit 1560
-----------
* 27.6.1550, + 30.5.1574
Saint Germain Vicennes
Haus VALOIS
Sohn von Heinrich II.
Kam durch den Tod seines Bruders
Franz II. auf den Thron. Tatsächlich führte seine
Mutter, Katharina von Medici, vom 13.12.1560
bis zum 17.8.1563 die Regentschaft, auch danach bestimmte sie seine Politik.
Karl IX. war nur
oberflächlich humanistsich gebildet und staatsmännisch wenig
geschult. Es gelang ihm nicht, ein politisches Konzept zu entwickeln, um
Kämpfe zwischen den sich bewaffnet gegenüberstehenden Parteien
der Katholiken und Hugenotten auszuschließen. Während seiner
Regierung flackerten daher immer wieder Bürgerkriege auf. Ebenso dilettantisch
war seine Außenpolitik. Sein Versuch, mit Hife Englands mehr Handlungsspielraum
gegenüber Spanien zu gewinnen, führte zu einer verstärkten
Einflußnahme dieser Staaten auf die französischen Angelegeneheiten
und damit zu einer Verschärfung der inneren Zerrissenheit. Am Ende
der Regierung Karls IX. drohte als
Folge der Bartholomäusnacht der Zerfall Frankreichs in zwei sich feindlich
gegenüberstehende Staaten.
Pernoud Regine: Seite 11-29
**************
"Die Kapetinger" in: Die großen Dynastien
Die Regierung Karls IX. (1560-1574)
begann zu einem Zeitpunkt, da der König noch ein kränkliches
Kind war. Sie stand von Anfang an unter dem Zeichen der Konfrontation zwischen
Katholiken und Protestanten. Michel de l'Hopital, der Kanzler Katharinas
von Medici, versuchte vergebens, mit dem Kolloquium von Poissy
eine Einigung herbeizuführen. Immerhin wurde den Protestanten durch
das Edikt von Saint-Germein vom 17. Januar 1562 die Freiheit der Religionsausübung
zugestanden.
Der Friede währte indessen nicht lange. Bereits
Anfang März 1562 kam es zwischen dem Gefolge des Herzogs von Guise
und den Protestanten beim Passieren des Marktflecken Wassy zu einem blutigen
Zusammenstoß. Daraufhin brachen die Bürgerkriege aus. Sie wurden
von der Geschichtschreibung in acht verschiedene Auseinandersetzungen unterteilt,
bei denen es sich keineswegs um die einzelnen Phasen ein und desselben
von blutigen Höhepunkten gekennzeichneten Kampfes handelt. Die erste
Episode begann mit dem Sieg des Herzogs von Guise über Conde
und
Coligny bei Dreux und führte zur Ermordung des Herzogs von Guise und
dem Tod Antons von Bourbon. Nachdem
damit beide Parteien ihre Führer verloren hatten, schloß man
1564 in Troyes Frieden.
Karl IX. mittlerweile
volljährig geworden, unternahm eine 18 Monate währende Reise
durch alle Provinzen Frankreichs, auf der ihn Heinrich
von Navarra, der Sohn Antons von Bourbon,
begleitete. Bei seiner Rückkehr flammte der Bürgerkrieg erneut
auf. Diese zweite Episode endete in der Schlacht bei Saint-Denis, in der
der Connetable de Montmorency den Tod fand.
Es folgte eine dritte Episode, während der sich
der Herzog von Anjou, ein jüngerer Bruder Karls
IX. (der künftige Heinrich
III.), in den Schlachten von Jarnac und Montcontour als
hervorragender Krieger erwies. Mit dem Frieden von Saint-Germain 1570 schien
eine allgemeine Versöhnung eingetreten zu sein. Karl
IX. machte den Protestanten umfangreiche Konzessionen und wählte
ihren Führer, Admiral Coligny, zu seinem Ratgeber. Es wurde entschieden,
dass Heinrich von Navarra die Schwester
des Königs, Prinzessin Margarete,
heiraten solle. Am Hochzeitstag, dem denkwürdigen 19. August 1572,
kam es zu einem Streit zwischen Katharina von
Medici und Coligny, worauf die GUISEN versuchten, den Admiral
zu ermorden.
Katharina von Medici,
die den Einfluß Colignys fürchtete, überzeugte ihren schwachen
Sohn davon, dass eine protestantische Verschwörung seinen Sturz vorbereitet
habe; sie drängte ihn, die Protestanten niedermetzeln zu lassen. Nach
einigem Zögern sprach der König die berühmten Worte: "Tötet
sie alle, damit keiner übrigbleibt, der mir die Tat vorwerfen kann!"
Noch heute ist das Andenken Karls IX. von
diesem Blutbad, der sogenannten Bartholomäusnacht, überschattet.
Die Folge davon war, dass der Bürgerkrieg zum vierten Mal wieder ausbrach.
Der König sollte das Ende des Krieges nicht mehr
erleben, denn er starb zu Beginn des Jahres 1574 an einer
Lungenentzündung.
Er hinterließ nur einen unehelichen Sohn, den Grafen von Auvergne,
Sohn seiner Mätresse, Marie Touchet.
Mahoney Irene: Seite 236
*************
"Katharina von Medici"
Krankheit und Ende
"Der König ist nur noch Haut und Knochen", schrieb
eine englischer Agent, "seine Beine und Schenkel sind so schwach, dass
er sich nicht aufrechthalten kann." Eine Zeitlang hatte Karl
Blut
gespuckt, jetzt begann er unter subkutanen Blutungen zu leiden. Am 23.
Mai wurde alle Audienzen abgesagt, und die Ärzte des Königs kamen
in seinem Gemach zusammen, um nach einem Heilmittel gegen das krankhafte
Atmen und die heftigen Schweißausbrüche zu suchen.
Karl war nicht mehr zu heilen, aber er unterzog sich nochmals
einem Aderlaß und einen Einlauf. "Nutzlose Heilmittel", so kommentierte
Simon Goulart, "die ihn nur weiter schwächten."
Am 23. Mai schrieb Katharina
an
Fenelon nach England: "Mein Sohn fühlt sich immer besser und besser...
und sein Fieber nimmt beständig ab. Er hatte fünf Fieberanfälle
gehabt, aber die Ärzte hoffen, dass er nur noch einen oder zwei haben
wird, um die Zahl sieben vollzumachen, denn diese Anfälle sind jetzt
sehr leicht, Gott sei Dank!"
Vier Tage später schrieb sie an die Pariser Behörden,
dass aller Grund besteht, auf eine "vollständige Heilung" zu hoffen.
Ende des Monats hatte Karl selbst der
Wahrheit ins Auge gesehen und am 30. Mai schrieb er an Matignon in die
Normandie: "Sie haben von meiner Krankheit zuvor schon gehört... heute
habe ich den Zustand erreicht, in dem ich darauf warte, Gottes Wohlgefallen
an mir zu erfahren, denn alles Menschliche liegt in Seiner Hand."
Karl hatte die Grenzen
seiner Kraft erreicht. Er konnte keine Nahrung mehr bei sich behalten -
seine einzige Erquickung war ein bißchen Eis, um seine ausgetrockneten
Lippen zu kühlen. Am Morgen des 30. Mai, nach einer Nacht voller
Atemnot im Todeskampf, starb der König. Katharina
war
bei ihm, und seine letzten Worte galten ihr: "Ma mere", so sagte er.
26.11.1570
oo Elisabeth von Habsburg, Tochter
des Kaisers MAXIMILIAN II.
5.6.1554-22.1.1592
Wien
Wien
Kinder:
Marie Elisabeth
27.10.1572-2.4.1578
Illegitim
von Maria Touchet (1549-1638)
Karl Herzog von Angouleme
28.4.1573-24.9.1650
oo Francoise Mareuil
-
Literatur:
-----------
Ferdinandy Michael de: Philipp II. Bechtermünz
Verlag Augsburg 1996 Seite 187-189,195,206,216,338 - Giardini Cesare:
Don Carlos. Infant von Spanien. Eugen Diederichs Verlag München 1994
Seite 106,130,133,152,184 - Hartmann P.C.: Französische Könige
und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag
C. H. Beck München 1994 Seite 71,91,97,99-120,122-128, 130,147,166
- Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser.
Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag,
Gernsbach 1996 Seite 245,265,271,275,278,280-296,300-308,311,315-318,323-325,328-333,335-337,340-345,356,413,
442,452 - Lavater-Sloman Mary: Elisabeth I. Herrin der Meere, Gustav
Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1988 Seite 198,226, 245,317-322
- Mahoney Irene: Katharina von Medici. Königin von Frankreich.
Eugen Diederichs Verlag München 1994 Seite 41-409 - Neale John
E. Elisabeth I. Königin von England. Eugen Diederischs Verlag München
1994 Seite 117,127,140,152,161,199,215,228, 247,248, 251,260,262,454,456
- Panzer Marita A.: Englands Königinnen. Von den Tudors zu
den Windsors. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 101 - Pernoud
Regine: Die Kapetinger. in: Die großen Dynastien. Karl Müller
Verlag 1996 Seite 11-29 - Taillandier Saint-Rene: Heinrich IV. Der
Hugenotte auf Frankreichs Thron. Eugen Diederichs Verlag München 1995
Seite 14-499 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen.
Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1996 Seite 154,249,257,260,266 -
Rainer Babel
KARL IX., König von Frankreich 1560-1574
--------------
* 27. Juni 1550, + 30. Mai 1574
Vincennes
Geboren als Karl Maximilian; Herzog von Orleans
nach dem Herrschaftsantritt seines älteren Bruders
Franz 1560 Dauphin
dann, zunächst unter der Regentschaft Katharinas
von Medici, ab dem 5. Dezember 1560 dessen Nachfolger
Weihe und Krönung in Reims am 15. Mai 1561
am 17. August 1563 volljährig
Vater:
--------
Heinrich II., König von Frankreich
Mutter:
---------
Katharina von Medici
Tochter Herzog Lorenzos von Urbino und seiner Gemahlin Magdalena aus dem französischen Haus der de la Tour d'Auvergne
Geschwister:
----------------
a Franz II, König von Frankreich (* 19.1.1544,
+ 5.12.1560)
b Elisabeth (* 2.4.1546, + 3.10.1568), seit 1559
Gemahlin König Philipps II. von Spanien
c Claudia (* 12.11.1547, + 20.2.1575), seit 1558
Gemahlin Herzog Karls III. von Lothringen
d Ludwig (* 3.2.1549, + 24.10.1550)
e Heinrich III. König von Frankreich (* 19.9.1551,
+ 2.8.1589), verheiratet mit Louise von Vaudemont
f Margarethe (* 14.5.1553, + 27.3.1615), seit
dem 18. August 1572 verheiratet mit Heinrich von Bourbon, König von
Navarra (ab 1589 als Heinrich IV König von Frankreich)
g Francois-Hercule; Herzog von Alencon (* 18.3.1555,
+ 10.6.1584), dann von Anjou, Dauphin seit 1574
h Victoria (* 24.6.1556, + 17.8.1556)
i Jeanne (* 24.6.1556, + 24.6.1556)
zwei illegitime Geschwister:
---------------------------------
Diana von Frankreich (* 1538, + 3.1.1619), seit 1553
mit Horatio Farnese, seit 1557 mit Franz von Montmorency verheiratet
Heinrich von Angouleme (1551-1586)
oo 26.11.1570
ELISABETH
* 5.6.1554, + 22.1.1592
Tochter Kaiser MAXIMILIANS II.
Kinder:
---------
Elisabeth-Maria (* 27.10.1572, + 2.4.1578)
illegitim von Marie Touchet
----------------------------------
Karl von Valois, Herzog von Angeloume (* 28.4.1573, +
24.9.1650)
Wie sein älterer Bruder
Franz II. war Karl von fragiler
Gesundheit und begrenzter körperlicher Widerstandskraft, und so wie
dieser liebte er leidenschaftlich das kräftezehrende Vergnügen
einer langen Jagd zu Pferde. Daneben fand er Gefallen an manuellen Arbeiten
und betätigte sich gern zurückgezogen in einer Schmiede, die
er sich im Louvre eingerichtet hatte, doch besaß er auch ein gewisses
Interesse und Gefühl für Kunst, versuchte sich an Versen im Stil
Ronsards und verfaßte einen Traktat über die Hirschjagd. Persönlich
konnte er seiner an sich gutartigen Natur nach durchaus Großzügigkeit
und Leutseligkeit zeigen, und er war in seiner persönlichen Lebensführung
trotz einer Existenz an einem nach allen zeitgenössischen Berichten
wenig sittenstrengen Hof eher ernst und anspruchslos. Doch machte ihn äußerste
nervliche Fragilität über die Maßen erregbar, und sie war
auch der Ursprung eines oft hochfahrenden Verhaltens und unkontrollierbarer
Zornausbrüche. Das furchtbare Ereignis der Bartholomäusnacht
scheint ihn dann ganz verändert zu haben; es verschüttete, was
einmal anziehend und liebenswert an ihm gewesen sein mochte. Die Zeitgenossen,
die danach in seine Nähe kamen, berichten von einem König, der
den offenen Blick vermeide, Melancholie verbreite und kaum das Wort ergreife.