Karl IX.                                                  König von Frankreich (1560-1574)
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27.6.1550-30.5.1574
St. Germain-en-Laye Vincennes

Begraben: St-Denis
 

2. Sohn des Königs Heinrich II. von Frankreich und der Katharina von Medici, Tochter von Herzog Lorenzo II.
 

Lexikon der Renaissance: Seite 374
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Karl IX., König von Frankreich seit 1560
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* 27.6.1550, + 30.5.1574
Saint Germain  Vicennes

Haus VALOIS

Sohn von Heinrich II.

Kam durch den Tod seines Bruders Franz II. auf den Thron. Tatsächlich führte seine Mutter, Katharina von Medici, vom 13.12.1560 bis zum 17.8.1563 die Regentschaft, auch danach bestimmte sie seine Politik.
Karl IX. war nur oberflächlich humanistsich gebildet und staatsmännisch wenig geschult. Es gelang ihm nicht, ein politisches Konzept zu entwickeln, um Kämpfe zwischen den sich bewaffnet gegenüberstehenden Parteien der Katholiken und Hugenotten auszuschließen. Während seiner Regierung flackerten daher immer wieder Bürgerkriege auf. Ebenso dilettantisch war seine Außenpolitik. Sein Versuch, mit Hife Englands mehr Handlungsspielraum gegenüber Spanien zu gewinnen, führte zu einer verstärkten Einflußnahme dieser Staaten auf die französischen Angelegeneheiten und damit zu einer Verschärfung der inneren Zerrissenheit. Am Ende der Regierung Karls IX. drohte als Folge der Bartholomäusnacht der Zerfall Frankreichs in zwei sich feindlich gegenüberstehende Staaten.


Karl IX. bestieg als Nachfolger seines Bruders Franz II. am 5.12. 1560 den Thron unter der Vormundschaft seiner Mutter, die es jedoch verstand, ihn auch später von den Regierungsgeschäften fernzuhalten. Er war genauso degeneriert und krank wie Franz, dazu von perverser Jagdlust. Auf Anstiften seiner Mutter wurden in der Bartholomäusnacht 1572 alle Hugenotten, deren man habhaft werden konnte, ermordet.

Pernoud Regine: Seite 11-29
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"Die Kapetinger" in: Die großen Dynastien

Die Regierung Karls IX. (1560-1574) begann zu einem Zeitpunkt, da der König noch ein kränkliches Kind war. Sie stand von Anfang an unter dem Zeichen der Konfrontation zwischen Katholiken und Protestanten. Michel de l'Hopital, der Kanzler Katharinas von Medici, versuchte vergebens, mit dem Kolloquium von Poissy eine Einigung herbeizuführen. Immerhin wurde den Protestanten durch das Edikt von Saint-Germein vom 17. Januar 1562 die Freiheit der Religionsausübung zugestanden.
Der Friede währte indessen nicht lange. Bereits Anfang März 1562 kam es zwischen dem Gefolge des Herzogs von Guise und den Protestanten beim Passieren des Marktflecken Wassy zu einem blutigen Zusammenstoß. Daraufhin brachen die Bürgerkriege aus. Sie wurden von der Geschichtschreibung in acht verschiedene Auseinandersetzungen unterteilt, bei denen es sich keineswegs um die einzelnen Phasen ein und desselben von blutigen Höhepunkten gekennzeichneten Kampfes handelt. Die erste Episode begann mit dem Sieg des Herzogs von Guise über Conde und Coligny bei Dreux und führte zur Ermordung des Herzogs von Guise und dem Tod Antons von Bourbon. Nachdem damit beide Parteien ihre Führer verloren hatten, schloß man 1564 in Troyes Frieden.
Karl IX. mittlerweile volljährig geworden, unternahm eine 18 Monate währende Reise durch alle Provinzen Frankreichs, auf der ihn Heinrich von Navarra, der Sohn Antons von Bourbon, begleitete. Bei seiner Rückkehr flammte der Bürgerkrieg erneut auf. Diese zweite Episode endete in der Schlacht bei Saint-Denis, in der der Connetable de Montmorency den Tod fand.
Es folgte eine dritte Episode, während der sich der Herzog von Anjou, ein jüngerer Bruder Karls IX. (der künftige Heinrich III.), in den Schlachten von Jarnac und Montcontour als hervorragender Krieger erwies. Mit dem Frieden von Saint-Germain 1570 schien eine allgemeine Versöhnung eingetreten zu sein. Karl IX. machte den Protestanten umfangreiche Konzessionen und wählte ihren Führer, Admiral Coligny, zu seinem Ratgeber. Es wurde entschieden, dass Heinrich von Navarra die Schwester des Königs, Prinzessin Margarete, heiraten solle. Am Hochzeitstag, dem denkwürdigen 19. August 1572, kam es zu einem Streit zwischen Katharina von Medici und Coligny, worauf die GUISEN versuchten, den Admiral zu ermorden.
Katharina von Medici, die den Einfluß Colignys fürchtete, überzeugte ihren schwachen Sohn davon, dass eine protestantische Verschwörung seinen Sturz vorbereitet habe; sie drängte ihn, die Protestanten niedermetzeln zu lassen. Nach einigem Zögern sprach der König die berühmten Worte: "Tötet sie alle, damit keiner übrigbleibt, der mir die Tat vorwerfen kann!" Noch heute ist das Andenken Karls IX. von diesem Blutbad, der sogenannten Bartholomäusnacht, überschattet. Die Folge davon war, dass der Bürgerkrieg zum vierten Mal wieder ausbrach.
Der König sollte das Ende des Krieges nicht mehr erleben, denn  er starb zu Beginn des Jahres 1574 an einer Lungenentzündung. Er hinterließ nur einen unehelichen Sohn, den Grafen von Auvergne, Sohn seiner Mätresse, Marie Touchet.

Mahoney Irene: Seite 236
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"Katharina von Medici"

Krankheit und Ende

"Der König ist nur noch Haut und Knochen", schrieb eine englischer Agent, "seine Beine und Schenkel sind so schwach, dass er sich nicht aufrechthalten kann." Eine Zeitlang hatte Karl Blut gespuckt, jetzt begann er unter subkutanen Blutungen zu leiden. Am 23. Mai wurde alle Audienzen abgesagt, und die Ärzte des Königs kamen in seinem Gemach zusammen, um nach einem Heilmittel gegen das krankhafte Atmen und die heftigen Schweißausbrüche zu suchen. Karl war nicht mehr zu heilen, aber er unterzog sich nochmals einem Aderlaß und einen Einlauf. "Nutzlose Heilmittel", so kommentierte Simon Goulart, "die ihn nur weiter schwächten."
Am 23. Mai schrieb Katharina an Fenelon nach England: "Mein Sohn fühlt sich immer besser und besser... und sein Fieber nimmt beständig ab. Er hatte fünf Fieberanfälle gehabt, aber die Ärzte hoffen, dass er nur noch einen oder zwei haben wird, um die Zahl sieben vollzumachen, denn diese Anfälle sind jetzt sehr leicht, Gott sei Dank!"
Vier Tage später schrieb sie an die Pariser Behörden, dass aller Grund besteht, auf eine "vollständige Heilung" zu hoffen. Ende des Monats hatte Karl selbst der Wahrheit ins Auge gesehen und am 30. Mai schrieb er an Matignon in die Normandie: "Sie haben von meiner Krankheit zuvor schon gehört... heute habe ich den Zustand erreicht, in dem ich darauf warte, Gottes Wohlgefallen an mir zu erfahren, denn  alles Menschliche liegt in Seiner Hand."
Karl hatte die Grenzen seiner Kraft erreicht. Er konnte keine Nahrung mehr bei sich behalten - seine einzige Erquickung war ein bißchen Eis, um seine ausgetrockneten Lippen zu kühlen. Am Morgen des 30. Mai, nach einer Nacht voller Atemnot im Todeskampf, starb der König. Katharina war bei ihm, und seine letzten Worte galten ihr: "Ma mere", so sagte er.
 
 
 
 

 26.11.1570
     oo Elisabeth von Habsburg, Tochter des Kaisers MAXIMILIAN II.
         5.6.1554-22.1.1592
         Wien     Wien
 
 
 
 

Kinder:

  Marie Elisabeth
  27.10.1572-2.4.1578

Illegitim
                             von Maria Touchet (1549-1638)
   Karl Herzog von Angouleme
   28.4.1573-24.9.1650

   oo Francoise Mareuil
          -
 
 
 
 

Literatur:
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Ferdinandy Michael de: Philipp II. Bechtermünz Verlag Augsburg 1996 Seite 187-189,195,206,216,338 - Giardini Cesare: Don Carlos. Infant von Spanien. Eugen Diederichs Verlag München 1994 Seite 106,130,133,152,184 - Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H. Beck München 1994 Seite 71,91,97,99-120,122-128, 130,147,166 - Jurewitz-Freischmidt Sylvia: Die Herrinnen der Loire-Schlösser. Königinnen und Mätressen um den Lilienthron. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1996 Seite 245,265,271,275,278,280-296,300-308,311,315-318,323-325,328-333,335-337,340-345,356,413, 442,452 - Lavater-Sloman Mary: Elisabeth I. Herrin der Meere, Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1988 Seite 198,226, 245,317-322 - Mahoney Irene: Katharina von Medici. Königin von Frankreich. Eugen Diederichs Verlag München 1994 Seite 41-409 - Neale John E. Elisabeth I. Königin von England. Eugen Diederischs Verlag München 1994 Seite 117,127,140,152,161,199,215,228, 247,248, 251,260,262,454,456 - Panzer Marita A.: Englands Königinnen. Von den Tudors zu den Windsors. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 101 - Pernoud Regine: Die Kapetinger. in: Die großen Dynastien. Karl Müller Verlag 1996 Seite 11-29 - Taillandier Saint-Rene: Heinrich IV. Der Hugenotte auf Frankreichs Thron. Eugen Diederichs Verlag München 1995 Seite 14-499 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 154,249,257,260,266 -


Hartmann P.C.: Seite 99-119
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"Französische Könige und Kaiser der Neuzeit"

Rainer Babel

KARL IX., König von Frankreich 1560-1574
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* 27. Juni 1550, + 30. Mai 1574
                         Vincennes

Geboren als Karl Maximilian; Herzog von Orleans
nach dem Herrschaftsantritt seines älteren Bruders Franz 1560 Dauphin
dann, zunächst unter der Regentschaft Katharinas von Medici, ab dem 5. Dezember 1560 dessen Nachfolger
Weihe und Krönung in Reims am 15. Mai 1561
am 17. August 1563 volljährig

Vater:
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Heinrich II., König von Frankreich

Mutter:
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Katharina von Medici

Tochter Herzog Lorenzos von Urbino und seiner Gemahlin Magdalena aus dem französischen Haus der de la Tour d'Auvergne

Geschwister:
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a Franz II, König von Frankreich (* 19.1.1544, + 5.12.1560)
b Elisabeth (* 2.4.1546, + 3.10.1568), seit 1559 Gemahlin König Philipps II. von Spanien
c Claudia (* 12.11.1547, + 20.2.1575), seit 1558 Gemahlin Herzog Karls III. von Lothringen
d Ludwig (* 3.2.1549, + 24.10.1550)
e Heinrich III. König von Frankreich (* 19.9.1551, + 2.8.1589), verheiratet mit Louise von Vaudemont
f Margarethe (* 14.5.1553, + 27.3.1615), seit dem 18. August 1572 verheiratet mit Heinrich von Bourbon, König von Navarra (ab 1589 als Heinrich IV König von Frankreich)
g Francois-Hercule; Herzog von Alencon (* 18.3.1555, + 10.6.1584), dann von Anjou, Dauphin seit 1574
h Victoria (* 24.6.1556, + 17.8.1556)
i Jeanne (* 24.6.1556, + 24.6.1556)

zwei illegitime Geschwister:
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Diana von Frankreich (* 1538, + 3.1.1619), seit 1553 mit Horatio Farnese, seit 1557 mit Franz von Montmorency verheiratet
Heinrich von Angouleme (1551-1586)
 

  oo 26.11.1570
      ELISABETH
      * 5.6.1554, + 22.1.1592

Tochter Kaiser MAXIMILIANS II.

Kinder:
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Elisabeth-Maria (* 27.10.1572, + 2.4.1578)

illegitim von Marie Touchet
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Karl von Valois, Herzog von Angeloume (* 28.4.1573, + 24.9.1650)
 

Wie sein älterer Bruder Franz II. war Karl von fragiler Gesundheit und begrenzter körperlicher Widerstandskraft, und so wie dieser liebte er leidenschaftlich das kräftezehrende Vergnügen einer langen Jagd zu Pferde. Daneben fand er Gefallen an manuellen Arbeiten und betätigte sich gern zurückgezogen in einer Schmiede, die er sich im Louvre eingerichtet hatte, doch besaß er auch ein gewisses Interesse und Gefühl für Kunst, versuchte sich an Versen im Stil Ronsards und verfaßte einen Traktat über die Hirschjagd. Persönlich konnte er seiner an sich gutartigen Natur nach durchaus Großzügigkeit und Leutseligkeit zeigen, und er war in seiner persönlichen Lebensführung trotz einer Existenz an einem nach allen zeitgenössischen Berichten wenig sittenstrengen Hof eher ernst und anspruchslos. Doch machte ihn äußerste nervliche Fragilität über die Maßen erregbar, und sie war auch der Ursprung eines oft hochfahrenden Verhaltens und unkontrollierbarer Zornausbrüche. Das furchtbare Ereignis der Bartholomäusnacht scheint ihn dann ganz verändert zu haben; es verschüttete, was einmal anziehend und liebenswert an ihm gewesen sein mochte. Die Zeitgenossen, die danach in seine Nähe kamen, berichten von einem König, der den offenen Blick vermeide, Melancholie verbreite und kaum das Wort ergreife.
 
 
 
 



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