Die quirlige Brasilianerin Marta gehört bereits zum vierten Mal in Folge zu den Finalistinnen bei der Wahl zur FIFA Weltfussballerin des Jahres. Dank ihrer spektakulären Auftritte bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft China 2007 hat sie durchaus gute Chancen, ihren Erfolg von der letztjährigen Gala zu wiederholen. Obwohl sie noch sehr jung ist, durchlebt Marta gerade eine absolute Hochphase in ihrer Fussballkarriere, wobei der Weg zum Gipfel sicher nicht immer leicht war.

Von Dois Riachos zur Königin der Fussballwelt
Marta ist es gewohnt, mit Schwierigkeiten fertig zu werden. In der Tat ist sie bisher noch nie den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Stattdessen hat sie auftauchende Probleme und Widrigkeiten stets als eine Herausforderung empfunden, die es zu meistern galt. So auch am Anfang ihrer Karriere, als in Brasilien, wo Fussball einen fast religiösen Kultstatus hat, es gar nicht gern gesehen wurde, dass junge Mädchen wie Marta ihre Leidenschaft für den Fussball entdeckten. Selbst in der eigenen Familie war man dagegen.

Schon im Alter von 14 Jahren verließ sie ihren Heimatort Dois Riachos in Richtung Rio de Janeiro. Dort startete sie ihre Fussballlaufbahn zunächst bei Vasco da Gama und wechselte später zu São Martins. Im Jahr 2004 packte Marta ihre Koffer und ging nach Schweden. Und das als 18-Jährige, weit weg von zu Hause und der Familie, noch dazu in ein Land, dessen Sprache ihr völlig fremd war und dessen Klima absolut nichts mit dem im heimischen Brasilien gemein hatte. All diese Schwierigkeiten und Probleme konnte sie nur dank jener Kraft bewältigen, die sie unmittelbar aus dem Fussball bezieht. Anders als in Brasilien wurde ihr bei ihrem neuen Klub Umeå IK die Möglichkeit geboten, sich fussballerisch weiter zu entwickeln. Fortan setzte Marta alles daran, ihre Leistung kontinuierlich zu verbessern.

Dabei entwickelte sie eine derartige Energie, dass sie schon bald große Fortschritte verzeichnen konnte. Heute, mit gerade einmal 21 Jahren, ist Marta eine der besten Stürmerinnen der Welt. Außer der Auszeichnung vom Dezember 2006 in Zürich kann die junge Brasilianerin auf zwei Goldmedaillen bei den Panamerikanischen Spielen und eine Silbermedaille beim Olympischen Fussballturnier Athen 2004 mit dem brasilianischen Nationalteam, eine Silbermedaille bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft China 2007 sowie einen Sieg im UEFA-Pokal mit ihrer schwedischen Klubmannschaft verweisen.

Die in ihren Augen vielleicht größte Anerkennung erfuhr Marta im Juli dieses Jahres im berühmten Maracaná-Stadion. Nicht nur, dass die Spielerin mit der Nummer zehn dank ihrer Glanzvorstellung im Tempel des brasilianischen Fussballs für immer ihre Spuren hinterließ, sondern sie ist inzwischen auch die erste Frau, deren Rekorde mit denen von Fussballgrößen wie Pelé, Zico, Garrincha, Ronaldo und Romario, um nur einige zu nennen, vergleichbar sind.

Es fällt schwer, die Qualitäten der brasilianischen Ausnahmestürmerin zu beschreiben. Dafür sind es einfach zu viele technische und taktische Fähigkeiten, mit denen Marta zu überzeugen versteht. Sie vereint Schnelligkeit mit einem außergewöhnlichen Dribbelvermögen. Das versetzt sie in die Lage, selbst gegen eine dicht gestaffelte Abwehr eine Lücke zu finden. Darüber hinaus besitzt sie nicht nur einen ausgeprägten Torinstinkt und eine enorme Schusskraft, sondern auch die Fähigkeit, ihren Mitspielerinnen uneigennützig den Ball zuzuspielen und sie mit präzisen Pässen zu versorgen.

Besonders gefürchtet sind ihre Schüsse aus der näheren Distanz. Sobald sie sich auf dem Spielfeld befindet, erweist sich Marta als vorbildlich kämpfende Spielerin, die sich ganz in den Dienst ihrer Mannschaft stellt. Trotz ihrer zierlichen Statur verfügt Marta über ein beachtliches Durchsetzungsvermögen. Überdies scheint physische Erschöpfung für sie ein Fremdwort zu sein. Einziger Nachteil ist ihre Körpergröße von nur 1,60 Metern, wodurch sie vor allem bei hohen Bällen und bei Zweikämpfen in der Luft häufig das Nachsehen hat.

Kometenhafter Aufstieg
Als 16-Jährige trat Marta erstmals bei der U-19-Frauenweltmeisterschaft Kanada 2002 international in Erscheinung. Bereits ein Jahr später gehörte sie bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft USA 2003 zum brasilianischen Auswahlkader. Nachdem sie bei beiden Turnieren noch als Nachwuchstalent galt, erwies sie sich schon beim Olympischen Fussballturnier Athen 2004 als die große Entdeckung und als der Superstar der Brasilianerinnen: Brasilien holte nach einem höchst ausgeglichenen Finale gegen die USA die Silbermedaille. Und bei der darauf folgenden U-19-Weltmeisterschaft in Thailand war Marta erneut der Motor ihrer Mannschaft. Für ihre herausragende Leistung bei diesem Turnier wurde sie mit dem Goldenen Ball von adidas geehrt. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass Brasilien am Ende nur Platz vier belegte.

Ihre insgesamt überragende Saison brachte Marta im gleichen Jahr Platz drei bei der Wahl zur FIFA-Weltfussballerin ein. Nachdem sie im Jahr darauf auf Platz zwei kam, gewann sie im Jahr 2006 erstmals die begehrte Auszeichnung. Noch während sie die Trophäe in Händen hielt, gab Marta ihre Ambitionen für das Jahr 2007 bekannt. Und auch wenn dieses Jahr aufgrund der Finalniederlage ihres Klubs im UEFA-Pokal mit einer Enttäuschung begann, so hatte sich Marta spätestens nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Panamerikanischen Spielen im Maracaná-Stadion wieder davon erholt.

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in China wurde zu ihrem Turnier. Zwar sollte es am Ende nicht zum Titelgewinn reichen, ihre Auftritte auf chinesischem Boden waren aber dennoch alles andere als enttäuschend. Trotz des verschossenen Elfmeters im Finale gegen Deutschland, der das Blatt für die Brasilianerinnen vielleicht noch hätte wenden können, war Marta unbestreitbar die Königin des Turniers. Für ihre herausragenden Leistungen wurde sie als beste Torschützin (sieben Treffer) mit dem Goldenen Schuh von adidas sowie als beste Spielerin des Turniers mit dem Goldenen Ball von adidas ausgezeichnet. Dabei konnte sie bei der Wahl zur besten Spielerin des Wettbewerbs 51% der Stimmen für sich verbuchen.

Ihre Glanzleistung im Halbfinale gegen die USA wird sicherlich unvergessen bleiben. Außer ihren Dribblings und ihrem bedingungslosen Einsatz gingen bei dieser Partie auch noch zwei wunderschöne Tore auf ihr Konto. Die Liebhaber ihrer virtuosen Spielweise fragen sich inzwischen nur noch, wie wohl ihr nächster Geniestreich aussehen wird.