Kálmán Vera (Makinskaya Vera)

Als der Zigeuner an seiner Geige die Saile berührte, und die Tiefe der Geige atmete, das Lied „Emlékszel még…” ertönte, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Hätte nie gedacht, das man diese sentimentale Melodie von „Csárdáskirálynő” so auch spielen kann wie ein Requiem. Königin der Operette wird begraben, selber die Operette wird beerdigt, weil Vera Kálmán begraben wird. Das zwanzigste Jahrhundert nahm als Abschied voch eine Legende mit.

Die Leichenhalle im Wiener Friedhof ist versinkten unter den Blumen. Neben die Fotos von Emmerich Kálmán und Vera Kálmán stand der riesendgrosse Krauz der Kinder aus Rosenknospen. Weiter die Kränze von Freunde, Musikgesellschaften, von der russischen Botschaft, von Russischer Kulturhauptschule mit russischen Fahnen.

Vera kehrte nie zurück in ihre Heimat. In ihrem letzten Interview ertönte zwar ein Wunsch an den President, dass man sie ämtlich heimrufen möchte.

Vera ist zwar in Perm geboren, emigrierte aber schon im Kinderleben, redete in mehreren europischen Sprachen behaltete aber ihre wunderbare Muttersprache.

Für russischen President war aber Operette nicht das erste Problem. Er spielte dramatischen Rollenin Tragedien, kam aber in Operettensitten auch.

Während des Geigespiels dachte ich daran, wie das Leben eigentlich folgte die Geistigkeit von Operett, etwas war unbedingt schicksalhaft in ihrem Leben. Sie heiratete zweimal, immer Emmerich Kálmán dem Geliebten. Kálmán war sehr verliebt in die junge Vera und auch bis zum Tod.  

In Veras Leben gab es heftige Wendungen, wie als sie vom Ball Reissaus nahm mit einem französischen Diplomat, der sie liebte. Liess alles hinten, was von Emmerich Kálmán stammte – Kleider, Schmuck auch. In kurzer Zeit ist Diplomat gestorben, Emmerich bat an Vera, soll zurückkehren. Remarc war auch ihr Hofierer, aber diese Liebe fand sie eintönig und alltäglich. Und was gab es noch in ihrem langen Leben!  

Vera war bekannt mit vielen Sondervorzüglichkeiten in ihrem Jahrhundert.  

In ihrem Leben gab es solche Tragodien, wovon sie ni eredete. Eine Tochter wurde Opfer einer Sekta, hatte schrecklichen Tod. Vera erfindete eine andere Geschichte, konnte das Geschehen nur so verkraften. Dieser lautete, dass die Tochter als Mitglied der Roten Brigade gestorben ist. Ich hatte mich schon früher verabschiedet von Vera. So vor einem halben Jahr bekam ich einen Anruf von Petya Hudikov in Österreich bekannter Dirigent des Chors der doner Kosaken, er sagte: „Vera ist angekommen, fühlt sich sehr unwohl. Du müsste kommen, dich verabschieden. Schnell bereitete ich mich zur Reise und nur am Ausgang kam es mir in Sinn, zu sterbendem Mensch muss ich anderes Kleid anziehen und Blumen mitnehmen.

Im Hotel mussten wir cca 40 Minuten warten, bis wir Hinauf gehen konnten. Ich hatte das Gefühl, es ist vielleicht schon verspätet, als augenblicklich….können sie sich erinnern an Grosszene aus „Csárdáskirálynő”?

Vera stand oben an den Treppen, Peter reichte ihr die Hand, Gatte tretete neben sie und Vera – Zwar ein wenig angelehnt – huschte wie eine Zarin an den Treppen herunter. Wir küssten uns und ich dachte eine Legende berühre ich. Vera freute sich über das Treffen mit meinem Mann. Vera hatte ja Ekel von Unwahrheit und fühlte immer die offenherzige Liebe. Und an einem Tag feierten sie Geburtstag, sie sind aber cca. 50 Jahre voneinander. Ausserdem redete mein Mann auch hervorragend ungarisch. Dem 100-jährigen Geburtstag von Kálmán feierte das damalige Ungarn in breitem Kreis. Vera kam an Balaton. War schon über den Jugendjahre, tanzte aber an diesen grandiosen Feier leicht beschwingt den Csárdás. Es war unmöglich, sie zurückzuhalten, weil auf der Welt spielt niemand die Kálmán-Musik wie die Ungarn.  

Und jetzt gehen wir zum abendessen – sagte Vera. Bei sitzen und Gespräch haben wir nach Tradition einen Vodka getrunken, und der zauber ist langsam von einer Minute zur anderen verduftet. Das Feuer flackerte noch in ihren Augen, aber sie zitterte, hüllte ihren frierenden Körper in Pelze. Stand unter der Macht der Müde, und wir haben uns verabschiedet. Es war der letzte Abschied. 

Im Buch des Schicksals war bestimmt so geschrieben, dass mit Vera verbunden alles zweimal geschiet. Sogar das Abschiednehmen. Zuerst in Losana, wo Vera gestorben ist, danach in Wien eine Woche nach gesetztem Zeitpunkt, weil letzter Wunsch lautete: der Chor von doner Kosaken soll pravoslavischen Nachruf singen. Der Chor war aber an einem Gastspiel. Das ganze ist komisch, du lachst zwischen deinen Tränen, wie in einer Operette.

„Ewige Erinnerung” (Örök emlék) lautete der Chorgesang und als die Blumen an das Familiengrab gebracht wurden, ist klar geworden, dass die Vorführung für ewig beendet ist.

Seele der Oper von Wien, die alte Leibwacht kam auch zum Abschied, Schauspieler, Dirigente und Witwen von Komponisten. Primadonnen kamen auch zu Veras letzter Premiere.

In der Abschiedrede zitierte Marcel Prav die fröhliche Bilder von Veras Leben so, das über die Erinnerung auch ihre Tochter Yvonne lachelte.

Die Abschiedsreden wurden noch an ihren letzten Weg lebhafter. Nach Begräbnis sind alle in das Restaurant „Bécsi erdő” (Wiener Wald) gegangen, wo es ein Kálmán-Gedenkzimmer gab und Vera selber schon etwas über 90 Jahre 2-3 Stamperl nicht verachtete.  

Vera war immer eine undenkbar lebenslustige Frau, fürchtete nie die Wahrheit herauszusagen. Bis zum Tod konnte sie Österreich nicht verzeihen, dass es einst Emmerich Kálmán vertrieben hatte. Irgendwie, heute sind sie aber beide Teil der Geschichte von Österreich. Nach ihrem Tod hatte Österreich Anspruch an sie. Die Kálmán-Musik erklingt zwar öfter in einer anderen Hauptstadt – in Budapest, Emmerich und Vera leben ja auch heute im Blut des ungarischen Volkes. Operettenjahrhundert ist beendet, es kommt Jahrhundert einer anderen Musik. Vera (ihr Name bedeutet Glauben) glaubte heilig daran, dass im neuen Jahrhundert die Menschen bewahren die geistige Keuschheit, die Hoffnung in der Liebe. Alles worüber die Musik von Emmerich Kálmán lautete. 

Marina Vladimir

Kálmán Vera der Glaube im Hotel Janus
(www.janushotel.hu)