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Geschichte(n)
LeMond vs. Fignon 1989

Das Finale des Jahrhunderts

Die Tour 1989 beginnt mit einem Paukenschlag: Vorjahressieger Pedro Delgado erscheint mit zweieinhalb Minuten Verspätung zum Prolog! Der Spanier ist nervös, denn nachdem er die Tour 1988 nachweislich gedopt aber ungestraft gewann, will er sich in diesem Jahr rehabilitieren. Zwei Tage später beim Mannschaftszeitfahren ist Delgado allerdings so durch den Wind, dass er von seinen Kameraden richtig mitgezogen werden muss und weitere Zeit verliert. Für ihn ist die Tour zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon verloren.

Bezeichnend: Der geschlagene Fignon und der triumphierende LeMond. ; Rechte: Witters

Bezeichnend: Der geschlagene Fignon und der triumphierende LeMond.

Greg LeMond, der amerikanische Toursieger von 1986, übernimmt auf der fünften Etappe das Gelbe Trikot. Er gewinnt das Einzelzeitfahren nach Rennes, nicht zuletzt wegen seines neuartigen Triathlonlenkers, und führt nun mit fünf Sekunden vor Laurent Fignon. Zwei Jahre lang konnte LeMond kaum Rennen bestreiten, da er bei einem Jagdungfall eine ordentliche Ladung Schrot in sein Hinterteil bekommen hatte und dabei fast ums Leben gekommen wäre. Nun ist er zurück und stärker denn je. Wie sich Geschichte wiederholen kann, sehen wir an einem jungen Mann, der 1999 nach überstandener Krebsoperation der zweite amerikanische Toursieger wird...

Fignon dominiert in den Bergen...

Fignon war in den Bergen der stärkere und holte sich gelb.; Rechte: Witters

Fignon war in den Bergen der stärkere und holte sich gelb.

Laurent Fignon spielt in den Bergen seine leichte Überlegenheit aus. Auf der 12. Etappe nach Superbagnères distanziert er LeMond um zwölf Sekunden und führt nun mit sieben Sekunden vor dem Amerikaner. Drei Etappen später gewinnt LeMond erneut ein Einzelzeitfahren deutlich und liegt wieder vorne. Sein Vorsprung auf Fignon: 40 Sekunden. Einen Tag später legt er sogar nach und holt dem Franzosen in Briançon 13 weitere Sekunden ab. Damit ist der größte Abstand zwischen beiden erreicht: 53 Sekunden.

Tags darauf geht es nach L'Alpe d’Huez. Fignon ist in absoluter Topform, fährt LeMond davon, übernimmt das Gelbe Trikot und hat einen Vorsprung im Gesamtklassement von 26 Sekunden, den er am nächsten Tag auf 50 Sekunden ausbaut. Es sieht gut aus für den zweifachen Toursieger, der nur noch das abschließende Zeitfahren über 24,5 km von Versailles auf die Champs-Élysées überstehen muss.

... und LeMond beim Zeitfahren

Fignon und LeMond lieferten sich 1989 den wohl spannendsten Zweikampf der Tourgeschichte.; Rechte: Witters

Fignon und LeMond lieferten sich 1989 den wohl spannendsten Zweikampf der Tourgeschichte.

Als vorletzter Starter geht LeMond auf die Rampe; Fignon folgt zwei Minuten später. Zwischenzeit-Vergleich bei Kilometer 13: LeMond liegt 21 Sekunden vor Fignon, der also noch 28 weitere verlieren darf – aber keine Sekunde mehr. Sechs Kilometer vor dem Ziel: 35 Sekunden Vorsprung für LeMond. Es wird langsam eng. Noch drei Kilometer: Als Fignon auf die Champs-Élysées einfährt, hat er 45 Sekunden Rückstand. Fignon kämpft; gegen die Hitze, die ansteigende Zielgerade, die drohende Niederlage, die unerbittlich weitertickende Uhr. Als er ins Ziel kommt geht sein Blick zur Zeitnahme - dann die Gewissheit: Greg LeMond hat gewonnen. Acht Sekunden fehlen dem Franzosen zum Toursieg – die knappste Entscheidung der Tourgeschichte! Auf den Champs-Élysées muss Fignon das Gelbe Trikot an Greg LeMond übergeben. Die Tour war zwei Kilometer zu lang für den Franzosen.

Für Pedro Delgado dagegen hatte sie ein paar Tage zu früh begonnen. Er steigert sich im Verlauf der Tour so unglaublich, dass er das Rennen auf dem dritten Rang, nur dreieinhalb Minuten hinter LeMond, beendet. Doch sowohl Delgado als auch Fignon werden die Tour nie wieder gewinnen. Dafür wird LeMond ein Jahr später noch einmal zuschlagen. Außerdem geht über der Tour 1989 ein neuer Stern auf: Ein gewisser Miguel Indurain, ein treuer Helfer Delgados, feiert in den Pyrenäen den ersten Etappensieg seiner Karriere...

Stand: 04.06.2008, 13:45 Uhr

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