Die von der Kreditkrise arg gebeutelten US-Hypothekenfinanzierer seien "faktisch zahlungsunfähig", sagte der frühere Chef der Fed in St. Louis, Wiliam Poole, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Politik müsse dies anerkennen und möglicherweise ein Rettungspaket schnüren.
Laut der "Financial Times" arbeitet die US-Regierung bereits an einem solchen Hilfspaket, um eine Pleite und eine weitere Destabilisierung des US-Immobilienmarktes zu verhindern. Auch das "Wall Street Journal" berichtet, es liefen bereits entsprechende Beratungen im Finanzministerium und den zuständigen Aufsichtsbehörden.
Aus dem Weißen Haus hieß es bald nach Bekanntwerden der Äußerungen Pooles, die Regierung arbeite an einem Gesetz für die beiden Immobilienfinanzierer. Dieses werde den Märkten Vertrauen geben, erklärte eine Sprecherin des US-Präsidialamtes.
Freddie: "Haben genug Kapital"
Poole hatte erklärt, seine Annahme basiere auf den jüngsten Verlusten der beiden Branchenriesen. Nach dem fairen Wert bei der Rechnungslegung sei Freddie Mac insolvent, der faire Wert von Fannie Mae könne im kommenden Quartal sogar negativ werden, erklärte Poole, der im März in den Ruhestand gegangen war.
Freddie Mac wies die Aussagen zurück. Man habe absolut genügend Kapital. Man habe weiterhin vor, Kapital zu gegebener Zeit aufzustocken.
McCain: Können uns Kollaps nicht erlauben
Experten gehen seit längerem davon aus, dass die US-Regierung einen Zusammenbruch der beiden Institute nicht zulassen würde. Ansonsten würde ein echter Kollaps des US-Immobilienmarktes drohen, weil die beiden Hypothekenfinanzierer den Markt für Hypotheken nach dem Rückzug vieler Banken derzeit fast allein in Gang halten.
Das bestätigt auch Präsidentschaftskandidat John McCain. Die USA könnten sich einen Kollaps von Feddie Mac und Fannie Mae nicht erlauben.
Aktien brechen ein
Die Aktien von Freddie Mac und Fannie Mae setzten in Folge der Poole-Äußerungen ihre rasante Talfahrt der vergangenen Tage fort. Die Papiere der beiden brachen am Donnerstag zeitweise um mehr als ein Fünftel ein. Anleger forderten auch einen höheren Risikoaufschlag für festverzinsliche Papiere der beiden Institute.
Die Sorgen über den Zustand der US-Wirtschaft hatten schon zuvor durch die überraschende Ankündigung der viertgrößten US-Bank Wachovia, im zweiten Quartal einen Milliardenverlust zu schreiben, neue Nahrung erhalten.