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09.07.2008 15:39 
Autotitel ein Depot-Risiko?
von Angela Göpfert
Nicht nur die Autofahrer, auch die Autohersteller ächzen unter dem hohen Ölpreis. Doch nicht allein aus diesem Grund erscheint ein Investment in Aktien von BMW, Daimler und Co. zum jetzigen Zeitpunkt durchaus riskant. Experten rechnen gar mit "bösen Überraschungen".
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Autos mögen vielleicht immer noch der Deutschen liebstes Kind sein, doch Autotitel sind an der Börse derzeit gar nicht gut gelitten. Seit Jahresbeginn hat der Branchenindex für den Automobilsektor im Dax über ein Viertel seines Werts eingebüßt. Dabei stechen vor allem Daimler-Aktien mit einem Kursminus von über 40 Prozent hervor.

Die Gründe für den Abstieg der einstigen Börsenlieblinge sind schnell gefunden. Die Autohersteller werden nämlich von allen Seiten in die Zange genommen: Da ist zunächst der hohe Ölpreis, der den Kunden die Freude am Fahren und am Autoneukauf verdirbt. Die Autobauer kämpfen daher mit enormen Absatzproblemen. Der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen schätzt, dass der deutsche Automarkt im Jahre 2009 die Marke von drei Millionen Verkäufen unterschreiten werde.

Drastische Absatzeinbrüche befürchtet
Auch in den USA dürfte der Markt für Neuwagen in naher Zukunft wohl kaum anziehen. Stuart Pearson, Analyst der Credit Suisse, befürchtet gar, es könnte zu einer Wiederholung der Ölkrise der 1970er Jahre mit ihren drastischen Auswirkungen auf den Fahrzeugabsatz kommen.

Hinzu kommt, dass nun der Trend eindeutig hin zu verbrauchsärmeren, kleineren und billigeren Modellen geht wie etwa der Renault-Billigmarke Dacia. Ein Spritfresser wie der Porsche Cayenne scheint dagegen nur wenig zeitgemäß. Nun werden bei den deutschen Autobauern hohe Entwicklungsausgaben für neue kleinere Modelle nötig.

Antriebstechnisch fit für die Zukunft?
Auch beim Thema Antrieb hinken die deutschen Hersteller der Konkurrenz hinterher. Dass sich die Epoche der Autos mit Verbrennungsmotor ihrem Ende zuneigt, ist mittlerweile schon zum Allgemeinplatz geworden. Trotzdem macht niemand den japanischen Herstellern ihre Platzhirsch-Rolle bei den alternativen Antriebstechnologien streitig. Toyota hatte bereits 1997 mit dem Prius das erste Hybridserienfahrzeug verkauft.

Trotzdem sieht Sven Diermeyer, Auto-Analyst bei Independent Research, "realistische Chancen", dass die heimischen Autobauer das Blatt noch wenden könnten. Zumindest habe hier ein Umdenken stattgefunden. Darauf deuten auch Äußerungen von Martin Winterkorn hin: "Die Zukunft gehört dem Elektroauto - mit Strom aus der Steckdose", sagt der VW-Vorstandsvorsitzende vor kurzem.

Stahlpreis frisst Gewinne auf
Dabei hat nach Meinung von Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach unter den deutschen Autobauern ohnehin nur ein Volkswagen-Audi-Porsche-Konzern gleichzeitig die technologische Kompetenz und kritische Marktgröße, um längerfristig die Japaner herauszufordern. Tatsächlich lohnen sich die hohen Forschungsinvestitionen erst ab einer bestimmten Verkaufszahl – Stichwort steigende Skalenerträge –, sodass Hersteller wie Daimler und BMW in diesem Falle auf Kooperationen angewiesen sind.

Nicht zuletzt bieten auch die gestiegenen Materialkosten wenig Anlass zur Freude: Der Preis für eine Tonne Flachstahl ist seit Jahresbeginn von 500 auf 600 Euro gestiegen. Für Lieferungen ab Juli verlangen Stahlkocher schon 720 Euro je Tonne. So muss etwa der Renault-Konzern heute eine Milliarde Euro mehr für den Stahl zahlen als noch vor drei Jahren. Das frisst die Hälfte seines Gewinns auf. Denn aufgrund der schwierigen Nachfragesituation können die Automobilkonzerne die Preissteigerungen nicht weiterreichen.

Der starke Euro verschärft dabei nur noch den Kostendruck, zumal viele Hersteller nicht ausreichend gehedgt hatten – sei es am Derivatemarkt oder durch Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland.

Wird GM zur Insolvenzwette?
Dagegen können sich die US-Hersteller über den schwachen Dollar freuen. Trotzdem sieht GM-Chef Rick Wagoner seine Firma vor vielen "wirtschaftlichen und unternehmerischen Herausforderungen". Und das ist noch sehr nett und zurückhaltend formuliert. Denn eine Pleite des US-Autoherstellers können sich mittlerweile einige Analysten und Marktbeobachter durchaus vorstellen.

Ganz so dramatisch sieht bei den europäischen Autobauern zwar nicht aus. Nichtsdestotrotz seien auch hier noch einige "böse Überraschungen drin", betont Diermeyer. Nach der heutigen Absatzzielsenkung von Renault rechne er fest mit einer baldigen Gewinnwarnung. Auch bei BMW sehe er "gute Chancen", dass der Konzern seine eigenen Ziele verfehle. Trotz der niedrigen Bewertungsniveaus könne er daher zum jetzigen Zeitpunkt keinen Einstieg in Auto-Aktien empfehlen. Einzig VW-Aktien hätten noch weiteres Aufwärtspotenzial.

Chancen in der Krise
Tatsächlich haben VW-Stammaktien vor allem aufgrund der Porsche-Übernahmefantasie immer noch Sonderkonjunktur. Die Stuttgarter wollen ihren Anteil an VW bis zum Jahresende auf "50 plus x Prozent" aufstocken. Seit Jahresbeginn steht bei den VW-Stammaktien ein Plus von rund 13 Prozent zu Buche, in der Spitze lagen die Kurszuwächse bei 25 Prozent. Sollten allerdings weitere deutliche Porsche-Zukäufe in Zukunft ausbleiben, wäre die Aktie absolut überbewertet.

Anteilseignern anderer Auto-Aktien bleibt neben der Möglichkeit, diese abzustoßen, noch die vage Hoffnung auf eine neue Konsolidierungswelle. So werden angesichts der extrem niedrigen Kursniveaus schon manche Hersteller wie GM oder Daimler als Übernahmekandidaten gehandelt.


 


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