Die IEA als Organisation der Konsumentenländer hatte in der vergangenen Woche ihre Erwartungen für die Ölförderung der kommenden Jahre nach unten revidiert. Auf dem Weltölkonkress in Madrid debattierte sie über die Versorgungssicherheit. Nun unterstrich sie ihren Standpunkt von der Nachfrageseite: Die Agentur erhöhte erstmals seit Monaten ihre Vorhersage zum weltweiten Ölbedarf. Die globale Nachfrage würde in diesem Jahr voraussichtlich um ein Prozent auf 86,9 Millionen Barrel pro Tag steigen. Im letzten Ausblick vor einem Monat sprach die IEA noch von einem Anstieg um 0,9 Prozent.
Im nächsten Jahr werde die globale Nachfrage weiter steigen, so die IEA in ihrem neuen Monatsbericht, und zwar um ein Prozent auf 87,7 Millionen Barrel pro Tag. Getrieben werde die Nachfrage vor allem vom wirtschaftlichen Aufstieg der aufstrebenden Schwellenländer. Der hohe Ölpreis und die wirtschaftliche Schwäche in den USA führe zwar zu einer nachlassenden Nachfrage der OECD-Länder, so die IEA. "Doch das wird durch das robuste Wachstum in den Entwicklungsländern ausgeglichen."
Öllager füllen sich kaum
Die IEA äußerte sich zudem zur Angebotsseite. Sie rechnet wegen der hohen Ölpreise damit, dass die Öllagerbestände in den OECD-Ländern im zweiten Quartal unterdurchschnittlich gewachsen sind. Laut vorläufiger Daten für Juni dürften sie täglich um 100.000 Barrel auf 23,9 Millionen Barrel gestiegen sein.
In den vergangenen fünf Jahren war das Wachstum stärker. In diesem Zeitraum hätten sich die Öllagerbestände im zweiten Quartal durchschnittlich um 900.000 Barrel pro Tag erhöht. Die IEA begründet das nachlassende Wachstum mit den gesunkenen Lagerbeständen in den USA.
Am Donnerstagmorgen wurde das Fass Öl in Asien für knapp 137 Dollar gehandelt. Nach dem IEA-Bericht stieg der Ölpreis erst leicht an, fiel dann aber wieder zurück. Am Nachmittag wird noch die OPEC ihren Ausblick 2008 veröffentlichen.
Die IEA warnte schon in ihrem jüngst vorgestellten Energie-Ausblick bis 2013 vor einer Öl-Verknappung. "Wir sind ganz klar im dritten Ölpreis-Schock", sagte der Chef der Energieagentur, Nobuo Tanaka. Das spricht für einen weiter steigenden Ölpreis.