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„Sie können mich ja verhaften!“

Sea Shepherd fährt unter der abgewandelten Piratenflagge: Neptungabel und Hirtenstab statt gekreuzter Knochen.
Paul Watson, 57, hat sich mit der von ihm gegründeten „Sea Shepherd Conservation Society“ den Ruf als wohl kompromisslosester Naturschützer der Welt erworben. Watson jagt Walfänger und Robbenjäger, zehn Schiffe hat er seit 1979 versenkt.
 
Darf man Umweltschutz-Ziele mit Gewalt durchsetzen? Diskutieren Sie mit!

Jedes Jahr im Frühjahr ist er in der Antarktis unterwegs, um die japanische Walfangflotte zu stellen. 2008 konnte diese ihre geplante Quote von mehr als 1000 Walen nicht mal zur Hälfte erfüllen, auch, weil Watson sie störte. Mit IVY sprach Paul Watson auf der Brücke seines Schiffs, der Steve Irwin.

Sie sind mit Sea Shepherd mehr oder weniger ein Einzelkämpfer, ohne große Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Wie kommt das?
Die internationale Gemeinschaft sieht zu wie die Welt zum Teufel geht, von der Klimaerwärmung bis zum Artenschutz. Das Problem ist: Niemand profitiert finanziell, also unternimmt auch keiner was. Wir verlieren Arten durch Umweltverschmutzung in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Es mangelt am Willen, etwas zu unternehmen.

Vielleicht werden Sie auch deshalb wenig unterstützt, weil Sie sehr umstritten sind? Manche nennen sie „Öko-Pirat“, sogar als „Terrorist“ wurden Sie bezeichnet.
Mir ist wirklich egal wie die Leute mich nennen. Hauptsache, wir sind effektiv. Und wenn wir schon von Piraten reden: Es waren nicht die Briten, die im 17. Jahrhundert den Piraten in der Karibik ein Ende gemacht haben, die haben schön Schmiergelder kassiert und sich das angeschaut. Die Piraterie wurde beendet von Henry Morgan, einem Piraten. Wenn man also die japanischen Piraten-Walfänger stoppen möchte, braucht man Piraten des Mitgefühls um dem ein Ende zu machen. Das sind dann wir.

Wer fährt mit Ihnen?
Meine Crew kommt aus der ganzen Welt. Auf der Walfangkampagne hatten wir Vertreter von neun Nationen an Bord. Einige haben schon Erfahrung, andere bilden wir aus. Wir haben immer mehr Freiwillige als wir mitnehmen können. Zudem bekommen wir viel Unterstützung aus der Surfer- und Taucherszene. Das sind Menschen, die mit der Natur in Kontakt sind.

Sie haben auch einige Stars um Sea Shepherd versammeln können, zum Beispiel Pierce Brosnan und Richard Dean Anderson. Wie kam es dazu?
Ich weiß es nicht. Wir haben nie versucht, jemanden anzuwerben, die kommen zu uns. Wir geben auch kein Geld für Mitgliederwerbung aus. Die Stars helfen uns natürlich, weil sie uns in der Mediengesellschaft voranbringen.

Tun die auch wirklich etwas, oder schmücken Sie sich nur mit den Namen?
Nehmen wir Richard Dean Anderson: Er ist sehr aktiv. Er ist in unserem Vorstand. Er kommt zu den Vorstandssitzungen, er sammelt auf den Stargate-Conventions Geld für uns. Er war auch schon bei einer Kampagne dabei, da ging es um Robben, vor einigen Jahren. Und er wollte glaube ich sogar auch dieses Jahr in die Antarktis mitkommen.
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Ist Ihre diesjährige Kampagne ein Erfolg?
Dieses Jahr haben wir es erstmals in die japanischen Medien geschafft, sie berichten über uns. Das wichtigste ist: es hat eine Diskussion in Japan in Gang gebracht darüber, ob es sinnvoll ist, eine Industrie zu unterstützen die für ein so schlechtes Image sorgt und gleichzeitig nicht genug Gewinn abwirft. Wir müssen hartnäckig sein und dürfen niemals zurückweichen. Wir werden nicht damit aufhören hierher zu kommen und Wale zu beschützen, so lange, bis die Jagd auf Wale aufhört. Ich habe versucht, es den Japanern so zu erklären: Für Euch wird das wie ein nie endender Besuch beim Zahnarzt. Ihr solltet damit besser jetzt aufhören.
Werden Sie sich zur Ruhe setzen, wenn Sie erfolgreich genug waren?
Ich glaube nicht dass man so fragen kann. Was wir tun können, ist Zeit und Raum zu erkaufen. Und hoffentlich auch etwas ändern. Immer mehr Leute realisieren, dass etwas falsch läuft, aber wir haben es immer noch mit mangelndem Willen zu tun. Die Menschen werden immer noch mehr angetrieben von materiellen Dingen. Den Ozean auszubeuten bringt noch Geld. Ihn zu schützen nicht. Kurzfristiges Investment für kurzfristige Gewinne, das wollen die Leute. Dass der Schutz der Ozeane langfristig unsere Artenvielfalt schützt, ist zu abstrakt.

Klingt doch aber eigentlich logisch.
Die Menschen werden nicht von Logik angetrieben, sondern von Gier. Und uns wird beigebracht, uns ruhig zu verhalten, das Boot still zu halten, nur ja nicht zu viele Wellen zu machen. Die Leute haben Angst, für extrem gehalten zu werden.

Machen Sie vielleicht dafür zu viel Wellen? Ihnen wird vorgeworfen, Ihre Aktionen seien illegal.

Wenn ich was Illegales machen, können sie mich doch verhaften. Ich bin nicht vorbestraft und nie für eine Straftat verurteilt worden.

Aber verhaftet wurden Sie mehrmals.
Das ist noch nicht verurteilt.

Sie haben zehn Schiffe versenkt, andere beschädigt. Warum laufen Sie noch frei rum?
Wir intervenieren gegen kriminelle Operationen und berufen uns auf die UN World World Charter for Nature. Die berechtigte jedes Individuum, internationales Umweltrecht durchzusetzen. Island zum Beispiel weigert sich, mich anzuzeigen. Ich flog 1988 nach Reikjavik um sie zu zwingen mich anzuzeigen, nachdem wir ihre halbe Walfangflotte versenkt haben – und sie haben mich des Landes verwiesen. Weil sie nicht wollten dass es vor Gericht kommt. Noch einmal: Wir protestieren nicht, wir stellen uns kriminellen Aktivitäten in den Weg. Wenn die Regierungen ihren Job tun würden, müssten wir das nicht tun. Politiker werden dieses Problem nicht lösen, das haben sie nie, werden sie nie. Selbst wenn jemand sich engagiert hat: Sobald sie Politiker werden verlieren sie ihre Leidenschaft.

Wann verlieren Sie Ihre?
Ich bin kein Politiker.

Sie nennen die Menschheit „dumm“. Warum?
Ich messe Intelligenz durch die Fähigkeit, in Harmonie mit seiner Umwelt leben zu können. Nach diesem Kriterium haben wir nicht beweisen, dass wir wahnsinnig schlau sind. Wir sind noch nicht lang auf dem Planeten und wenn wir so weiter machen werden wir auch nicht mehr lange hier sein. Wir verbrauchen zu viele Ressourcen. Ich wurde kritisiert weil ich gesagt habe, Würmer und Ameisen seien wichtiger als Menschen. Dabei ist es ganz einfach: Würmern können ohne Menschen leben. Umgekehrt geht das nicht.

Sie haben Greenpeace mitgegründet, jetzt sind sie Konkurrenten, die einander hart kritisieren. Warum?
Greenpeace hat sich zur größten „Wohlfühl“-Organisation der Welt entwickelt. Menschen treten Greenpeace bei, um sich gut zu fühlen, um sich als Teil der Lösung zu fühlen, nicht als Teil des Problems. Greenpeace ist ein Geschäft das eine Ware verkauft, und diese Ware ist ein gutes Gewissen. Ich fühl mich manchmal wie Frankeinstein, der geholfen hat, ein grünes Monster zu erschaffen.

Es führt also kein Weg zu einer Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Greenpeace?
Ich habe es die letzten 10 Jahre versucht, jetzt hab ich’s aufgegeben. Sie nennen uns eine gewalttätige Organisation. Aber wir haben nie jemanden verletzt. Sogar der Dalai Lama unterstützt uns.

Paul Watson, 57, war einer der Mitgründer von Greenpeace International, seine Mitgliedsnummer ist die 007. Nachdem er den Knüppel eines Robbenjägers und dessen bereits erbeuteten Felle ins Wasser schmiss, schloss Greenpeace in aus. Watson gründete die Sea Shepherd Conservation Society, die sich dem Schutz der Ozeane verschrieben hat. Neben seinen Aktionen gegen Walfänger und Robbenjäger patroulliert Sea Shepherd zum Beispiel vor den Galapagos-Inseln, um Haie und Meeresschildkröten zu schützen oder bildet ecuadorianische Zöllner aus, um Tierschmuggel zu unterbinden. So war Watson auch an der Produktion des Films „Sharkwater“ beteiligt. Er war drei Mal verheiratet und hat eine Tochter, die seine MySpace-Seite betreut, wenn er selbst unterwegs ist.
Das ist Sea Shepherd
 
 
 
 
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Dietrun Konnerth 
Politiker sollten bei ihm in die Lehre gehen
da steht in einem Kommentar,dass es nur ein Zufall ist,bis bei einer Rettung ein Mensch zu schaden kommt, aber hallo!! wie viele m Menschen kommen denn bei vergifteter Nahrung zu schaden, oder bei einer Geheimdienstintervention-ODER sogar gerade wegen diesem politischen Desaster welches wir heute haben....HUT AB vor diesem MANN!!! endlich ein Mann nach meinem gusto! Viele Menschen nennen sich tierlieb NICHT ,SOLANGE SIE NOCH WELCHE ESSEN!!! ICH werde seine Organisation unterstützen und an Schulen weiterleiten. Ich wünsche Ihm weiterhin viel Glück und mehr Unterstützung wie wäre es wenn ein Raucher mal 50€ dorthin spenden würde...kann er sogar von der steuer absetzen schließlich verpesstet er doch auch die Natur mit.
12.06.2008, 20:33
 
migaloo_de | 1 Kommentar  
Wenn ich so manchen Kommentar hier lese....
... denke ich, dass es noch ein sehr weiter Weg ist, bis wirklich alle verstehen, dass wir unserem Planeten nicht einfach antun können was wir wollen. Das Artensterben hat eine Geschwindigkeit erreicht, die sich kaum noch jemand vorstellen kann und mag. Kapitän Paul Watson setzt sich mit allen seinen verfügbaren Mitteln für den Schutz der Meere ein wie kaum ein anderer. Und sollte wirklich mal ein Mensch zu schaden kommen, ist sowas sicher eine Tragödie, doch wenn man nichts unternimmt und in 40-50 Jahren die Ozeane leergefischt sind wird es eine Tragödie für milliarden von Menschen werden. Paul Watson hasst die Menschen nicht im allgemeinen, dafür ist er ein viel zu friedliebender und warmherziger Mensch, was ich bei einem persönlichen Treffen selbst erleben durfte. Er hasst nur das was die Menschen mit dieser Erde machen. Und wenn es ernsthaft und logisch betrachtet ist für das Fortbestehen der restlichen Natur der Mensch entbehrlich, für den Menschen die Natur aber nicht.
26.05.2008, 15:48
 
Bravo, Paul Watson 
Es gibt nur EINE Erde!!!
Hut ab vor Paul Watson! Wann endlich begreift jeder Einzelne, dass wir nur EINE Erde, EIN Meer mit so vielen wunderbaren Geschöpfen haben???
26.04.2008, 13:14
 
David Harnasch 
Watson liebt Wale, hasst Menschen - toll.
Originalton Paul Watson: Curing a body of cancer requires radical and invasive therapy, and therefore, curing the biosphere of the human virus will also require a radical and invasive approach...No human community should be larger than 20,000 people and separated from other communities by wilderness areas....We need to radically and intelligently reduce human populations to fewer than one billion...Who should have children? Those who are responsible and completely dedicated to the responsibility which is actually a very small percentage of humans... . Ökostalinist.
19.04.2008, 19:31
 
Einer muss was tun! 
Es ist WICHTIG...
dass mal jemand was tut! Das Meer ist für uns alle wichtig, da 2/3 des Sauerstoffs dort her kommen! Wen wir das Ökosystem dort aus dem Gleichgewicht bringen, dann geht das uns alle an! Und die Ressourcen im Meer, Fische, Haie, Wale..sind nicht endlos!! Und in dem Maße, wie wir dort wüten, bleibt bald nichts mehr übrig. Und keiner tut was dagegen! Weil, aus dem Blick, aus dem Sinn. Es gibt keine Meerespolizei und deshalb ist es offen für Wilderei, dagegen muss jemand was tun!! Und ich bin froh, dass es Paul und Sea Shepherd gibt!! Sie haben einen Bruchteil der Ressourcen, die Greenpeace hat, dennoch TUN sie als einzige was dagegen, man kann nicht noch länger nur zuschauen und Fahnen von Greenpeace für die Presse schwingen, man muss was TUN!! Deshalb unterstütze ich Sea Shepherd!! Und übrigens, wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte sich den Film SHARKWATER unbedingt im Kino anschaun! Er läuft jetzt!
14.04.2008, 15:24
 
Bis einer heult.. 
Ja klar..
.. bis er Menschen auf dem Gewissen hat. Das bei solchen Aktionen noch niemand verletzt wurde ist ja nur Zufall. Und dann wird er mit Sicherheit mal angeklagt.
09.04.2008, 18:50
 
Tonni 
Wahnsinns Typ!
Bin total beeindruckt von dem Kerl. Der packts an und verkauft sich noch gut dabei. Hoffe er ekommt mehr Presse und Zulauf!
09.04.2008, 18:36
 
Sushi con Carne 
Cooler Typ
Und leider hat er irgendwie auch mit Greenpeace recht, finde ich. Bin da selbst Mitglied, aber vielleicht ist es eine Überlegung wert, mal ein Jahr auszusetzen und dafür dem Watson was zu spenden. Ich denk ab sofort drüber nach.
09.04.2008, 11:40
 
23.07.2008, 01:26 Uhr
Neuestes Mitglied
Herzlich willkommen, ninala.