Herbssturm 1989  im ehemaligen Bezirk Rostock

 

Auf Grund der schlechten Wirtschafts- und Versorgungslage, der fehlenden politischen Freiheiten und der Reisebeschränkungen steckte die DDR 1989 tief in der Krise. Die mangelnde Bereitschaft der SED-Führung zu Reformen wie in der Sowjetunion oder Polen, die Massenflucht über Ungarn und die Botschaftsbesetzungen in Prag und Warschau erhöhten den Veränderungsdruck erheblich. Anfang September 1989 entstand mit dem Neuen Forum die erste oppositionelle Gruppierung der DDR, die eine offizielle Zulassung forderte.

Auch im Ostseebezirk wuchs der Widerstand und machte sich Luft, zunächst in "Fürbittandachten" und "Friedensgebeten" unter dem Dach der Kirche, dann auch auf der Straße.

Erste Rostocker "Donnerstagsdemonstration"


Trotz der Präsenz von SED, Stasi, Polizei und anderen "gesellschaftlichen Kräften" überwanden mutige Bürger auch im Ostseebezirk ihre Angst. Seit Mitte Oktober trugen sie ihren Protest auf die Straße. Die erste Demonstration im Bezirk Rostock fand mit rund 850 Teilnehmern am 18. Oktober in Greifswald statt.

Gruppe von friedlichen Demonstranten in der Kröpeliner Straße, Höhe HO-Haushaltswaren (19.10.1989)
Gruppe von friedlichen Demonstranten in der Kröpeliner Straße, Höhe HO-Haushaltswaren (19.10.1989)
Nachweis: BV Rostock/Abt. XX/Arch.-Nr. 615/Seite 5

In der Bezirksstadt gingen erstmals am 19.10.89, einem Donnerstag, im Anschluss an die Fürbittandachten in der Petrikirche und Marienkirche mutige Bürger als Demonstrationszug durch die Innenstadt. Ihr Zeichen war der Schmetterling als Symbol des friedlichen Protestes mit der Aufschrift "Gewaltfrei für Demokratie". Eine kleine Gruppe kam zunächst von der Petrikirche zur Marienkirche, vor der zahlreiche Menschen standen. Sprechchöre forderten sie auf: "Schließt Euch an!" Der Demonstrationszug wuchs und bewegte sich durch die Kröpeliner Straße in Richtung Universitätsplatz, weiter zum Schröderplatz und schwenkte dann in die August-Bebel-Straße, wo sich die Bezirksverwaltung des MfS befand. Dahin strömten jetzt die Menschen, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.

Vor der Stasi-Bezirksverwaltung Rostock, August-Bebel-Straße (19.10.1989)
Vor der Stasi-Bezirksverwaltung Rostock, August-Bebel-Straße (19.10.1989)
Nachweis: BV Rostock/Abt. XX/Arch.-Nr. 615/Seite 12

In den folgenden Wochen demonstrierten die Rostocker an jedem Donnerstag und auch an vielen Sonnabenden.

Kerzen als Zeichen des friedlichen Protestes vor der Stasi-Bezirksverwaltung Rostock, 19.10.1989
Kerzen als Zeichen des friedlichen Protestes vor der Stasi-Bezirksverwaltung Rostock, 19.10.1989
Nachweis: BV Rostock/Abt. XX/Arch.-Nr.: 615/Seite 16

Gewaltfreie Bürgerbewegung - Das Neue Forum und andere basisdemokratische Gruppen


Vielerorts bildeten sich Basisgruppen, vor allem des Neuen Forum, aber auch der SDP, des Demokratischen Aufbruchs und anderer Initiativen. In kürzester Zeit entstand eine große Bürgerbewegung. Ihr rasches Anwachsen und die schnelle Folge der friedlichen Demonstrationen überraschten SED und Staatsapparat auch im Ostseebezirk.

Foto von einer Überwachungskamera des MfS: Rostocker Demonstranten fordern die Zulassung des Neuen Forum (04.11.1989)
Foto von einer Überwachungskamera des MfS: Rostocker Demonstranten fordern die Zulassung des Neuen Forum (04.11.1989)
Nachweis: BV Rostock, Abt. XX, Arch.-Nr. 81, Seite 3

Trotzdem arbeitete der Staatssicherheitsdienst mit seinen inoffiziellen Methoden weiter: Oppositionelle wurden intensiv überwacht und abgehört. In die neuen Gruppierungen eingeschleuste Inoffizielle Mitarbeiter sollten Informationen über deren Ziele und Aktivitäten liefern und versuchen, deren Kurs zu beeinflussen. In dieser Phase wurden sogar noch neue IM geworben und auf die neuen Gruppierungen angesetzt.

Foto von einer Überwachungskamera des MfS: Rostocker Demonstranten fordern die Zulassung des Neuen Forum (04.11.1989)
Foto von einer Überwachungskamera des MfS: Rostocker Demonstranten fordern die Zulassung des Neuen Forum (04.11.1989)
Nachweis: BV Rostock, Abt. XX, Arch.-Nr.:619, Seite 22

Doch die Veränderungen waren zu rasant, der Druck zu stark. Am 31. Oktober musste die Rostocker Stasi-Zentrale feststellen, dass "trotz politischer Gegenmaßnahmen ... der Einfluss ... des Neuen Forums im Bezirk" stark wachse und "die Bildung fester Strukturen vorangeschritten ist". Sie musste mit ansehen, wie sie selbst als Hauptstütze der SED-Herrschaft immer mehr ins Zentrum der Proteste rückte.

Aktenbeispiel 1: IM-Bericht zum Neuen Forum
Aktenbeispiel 2: Auszug aus einer Analyse der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung (206 KB)

Demonstrationen in Ribnitz-Damgarten und anderen Städten


Selbst in Kleinstädten wie hier in Ribnitz-Damgarten und Wismar machten Tausende Menschen im Herbst 1989 ihren Wunsch nach grundlegenden Veränderungen deutlich.

Demonstranten in Ribnitz-Damgarten, Lange Straße
Demonstranten in Ribnitz-Damgarten, Lange Straße
Nachweis: Foto: Othmar Schiffer-Belz

Doch die Situation war hochexplosiv. Schon der kleinste Funken hätte zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen können. Überall versuchten deshalb Vertreter der Bürgerbewegungen in Gesprächen mit SED- und Staatsfunktionären die Situation zu entschärfen.

Da die Sowjetunion sich nicht noch einmal einmischen wollte, wagte die SED-Führung nicht, die Proteste gewaltsam zu unterdrücken.

Die Stasi als "Schild und Schwert" folgte eher zähneknirschend den Vorgaben der Partei. Sie ließ Schusswaffen, Reizgas, Wasserwerfer und Gummiknüppel in den Depots. Statt dessen sammelte man "Beweise" über die "Rädelsführer des Aufruhrs". Nach dem Ende der Proteste sollten diese verfolgt und abgeurteilt werden.

Information der Auswertungs- und Kontrollgruppe (AKG) der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung über die brisante Situation in Ribnitz-Damgarten
Information der Auswertungs- und Kontrollgruppe (AKG) der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung über die brisante Situation in Ribnitz-Damgarten
Nachweis: BV Rostock/AKG/Arch.-Nr. 1033

Der 9. November 1989 in Rostock


An diesem Abend fand in Rostock wieder eine Donnerstagsdemonstration statt. Immer mehr Menschen fassten Mut, ihren Protest auf der Straße zu äußern und Veränderungen in der DDR einzufordern. 40000 Rostocker versammelten sich zunächst vor dem Rathaus. Die Demonstration führte dann wieder vor das Hauptgebäude der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung. Die Menschen trugen Kerzen als Zeichen ihres friedlichen Protestes und stellten sie vor den Eingängen und Fenstern der Stasi-Gebäude ab.

Seitenansicht der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung
Seitenansicht der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung
Nachweis: BV Rostock, Abt. XX; Arch.-Nr. 1534, Bild 6

Die Nerven waren auf beiden Seiten äußerst angespannt. Die Lage drohte zu eskalieren, als ehemalige MfS-Inhaftierte von Foltermethoden berichteten und einige junge Demonstranten versuchten, die Überwachungskameras herunterzureißen. Dank der Organisatoren der Demonstration konnten die wenigen gewaltbereiten Kräfte zurückgedrängt werden.

Bereits in Vorbereitung dieser Demonstration wurde ein Bürgerkomitee gebildet, das dem Rat der Stadt und der Polizei auch zukünftig als Ansprechpartner dienen sollte.


Transparent " Jetzt oder Nie Demokratie" vor der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung
Transparent " Jetzt oder Nie Demokratie" vor der Rostocker Stasi-Bezirksverwaltung
Nachweis: BV Rostock, Abt. XX, Arch.-Nr. 1534, Bild 10

Am Ende dieses Abends erreichte die Demonstrierenden die Nachricht vom Mauerfall. Damit wurde eine der zentralen Forderungen aller Demonstrationen in der DDR erfüllt: Die Öffnung der Berliner Mauer und der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland sowie der Seegrenze im Norden der DDR und damit die Gewährung der Reisefreiheit. Doch damit war nur eine ihrer Forderungen erfüllt. Andere waren noch zu erstreiten: Streichung des Führungsanspruchs der SED, freie Wahlen, Abschaffung der Stasi ...

Stasi-Mitarbeiter entfernen nach der Demo vom 09.11.89 Kerzenreste und Transparente
Stasi-Mitarbeiter entfernen nach der Demo vom 09.11.89 Kerzenreste und Transparente
Nachweis: BV Rostock, Abt. XX, Arch.-Nr. 1534, Bild 9

Besetzung der Stasi-Zentralen


Ende Oktober 1989 geriet das "Schild und Schwert" der SED selbst in das Zentrum der Proteste. "Stasi in die Produktion" forderten die Demonstranten. Die Geheimpolizisten beschlich jenes Gefühl, das sie selbst so lange verbreitet hatten - Angst.

Demonstranten in Rostock
Demonstranten in Rostock
Nachweis: BV Rostock/Abt XX/Arch.-Nr. 615/Seite 4

Die Stasi versuchte, sich der neuen Lage anzupassen. Die Beobachtung politischer Gegner sollte eingeschränkt, die Struktur verändert und die Mitarbeiterzahl reduziert werden. Damit täuschte sie Änderungsbereitschaft vor. Letztlich handelte es sich nur um Zugeständnisse an den äußeren Druck mit dem Ziel, "den Sozialismus und unser Organ zu erhalten" und "die täglich anwachsende Stimmung gegen das MfS abzubauen". Die Umbenennung in "Amt für Nationale Sicherheit" war Teil dieser Strategie.

Fieberhaft versuchte die Stasi, sich der Beweise ihrer Schuld zu entledigen. Seit Mitte November 1989 wurden Befehle und Dienstanweisungen, Unterlagen zu hauptamtlichen und Inoffiziellen Mitarbeitern sowie Opferakten in großem Stil verbrannt, in den Reißwolf gesteckt oder auf andere Weise vernichtet.

Zeitgleich entwickelten Stasi-Einheiten geheime Konzepte zur Bildung von "Scheinfirmen", um in einer veränderten DDR Geheimdienstarbeit und Broterwerb miteinander zu kombinieren. Zu entlassende hauptamtliche Mitarbeiter sollten als Inhaber und Mitarbeiter von Friseurläden, Restaurants, Speditionen und anderen Firmen für den "neuen" Geheimdienst spitzeln und zugleich ihren Lohn selbst verdienen. Mit Stasi-Geldern und alten Kontakten in den DDR-Behörden wollte man die juristischen, finanziellen und technischen Voraussetzungen schaffen.

Nach der Grenzöffnung am 9. November 1989 ebbte der Protest ab. Doch er lebte wieder auf, als die alten Kräfte versuchten, sich zu reorganisieren und Schuldbeweise zu vernichten. Eine Hauptforderung der Bürgerbewegung blieb die Auflösung der Stasi als der wichtigsten Machtstütze der SED-Herrschaft.

Am 2. Dezember 1989 besetzten Bürgerrechtler in Kavelstorf bei Rostock erstmals ein Stasi-Objekt, das Export-Waffenlager der Stasi-Scheinfirma IMES. Doch in den anderen Stasi-Objekten stieg weiter verdächtiger Qualm aus den Schornsteinen, rollten ständig LKW aus den Dienststellen. Am 4. Dezember 1989 errichteten Bürgerrechtler in Greifswald, Rostock, Bad Doberan, Stralsund und Wismar vor den Stasi-Objekten "Mahnwachen gegen die Vernichtung von Beweismitteln" und erzwangen Einlass. Gemeinsam mit der Polizei nahmen nun Bürgerkomitees die Stasi-Ämter unter Kontrolle. Auch an der Ostsee war damit das Ende der DDR-Geheimpolizei eingeläutet.

Chronologie der Ereignisse im Herbst '89 im ehemaligen Bezirk Rostock


(Hinweis: Wichtige Ereignisse, die die gesamte DDR betrafen, sind blau dargestellt.)

Ab Sommer 1989
Tausende DDR-Bürger flüchten über Ungarn beziehungsweise in die diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik in Berlin, Prag, Warschau und Budapest.

4. September
Nach dem Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche fordern Teilnehmer Versammlungs- und Reisefreiheit. Beginn der "Leipziger Montagsdemos".

9./10. September
Gründungsaufruf des Neuen Forum.

18. September
Erstes Friedensgebet in Stralsund.

20. September
Ulrich Bäcker und Guntram Erdmann beantragen in Wismar als erste im Bezirk Rostock die Zulassung des Neuen Forum.

4.-8. Oktober
Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Polizei und Stasi werden in Dresden und Leipzig über 1300 Demonstranten verhaftet.

5. Oktober
In der Rostocker Petrikirche findet die erste Fürbittandacht für inhaftierte Leipziger Demonstranten statt.

7. Oktober
40. Jahrestag der DDR. Protest-Demonstrationen in Ost-Berlin und anderen Städten werden durch Volkspolizei und Staatssicherheit brutal aufgelöst.

9. Oktober
Erneute Großdemo in Leipzig und entscheidende Zäsur. Polizei und Stasi stehen bereit, um die Proteste nieder zu knüppeln. Angesichts der Menschenmenge und der Zurückhaltung der Sowjetunion entscheidet sich die SED-Spitze gegen ein gewaltsames Vorgehen.

18. Oktober
Erich Honecker von allen Funktionen entbunden. Nachfolger wird Egon Krenz.
Nach Friedensgebet in Greifswald erste Demonstration im Bezirk Rostock überhaupt (850 Teilnehmer).

19. Oktober
Rund 10000 Rostocker versammeln sich in der Marien- und Petrikirche zu Fürbittandachten und anschließend zur ersten Rostocker "Donnerstags-Demo". Sie fordern die Zulassung des Neuen Forum und grundlegende politische Reformen.

23. Oktober
4000 Menschen demonstrieren in Stralsund für Veränderungen.

25. Oktober
Erste Fürbittandacht in Bad Doberan. 3000 Teilnehmer fordern demokratische Reformen. Demo in Greifswald mit 3500 Teilnehmern.

26. Oktober
Demonstrationen in vielen Städten im Norden. In Rostock fordern 25000 Menschen Reformen, die Zulassung des Neuen Forum und freie Wahlen.

28. Oktober
Erneute Demonstration in Rostock. 10000 fordern "Demokratie - jetzt oder nie!"

30. Oktober
Demonstrationen in Ribnitz-Damgarten, Stralsund und anderen Städten.

2. November
Nach der Fürbittandacht fordern in Rostock 40000 Menschen unter anderem: "Demokratie in dieser Zeit nur ohne Mielkes Staatssicherheit".

4. November
In Ost-Berlin nimmt fast eine Million Menschen an der größten freiwilligen Demonstration der DDR-Geschichte teil.
Auch in Heringsdorf, Kühlungsborn, Ribnitz-Damgarten, Rostock und Stralsund gehen wieder Zehntausende auf die Straße.

6. November
Stasi-Chef Mielke weist an, brisantes oder "operativ nicht mehr benötigtes" Material zu vernichten beziehungsweise aus den Kreisdienststellen in die Bezirksverwaltungen zu bringen.
Zehntausende demonstrieren in Bad Sülze, Bergen, Grimmen, Kröpelin und Stralsund.

7. November
Rücktritt des gesamten DDR-Ministerrats. Auch Erich Mielke muss seinen Stuhl räumen.
Erster Großprotest in Wismar mit 50000 Teilnehmern.

8. November
Rücktritt des SED-Politbüros und Neuwahl. Egon Krenz als Generalsekretär bestätigt. Das Ministerium des Innern bestätigt die Anmeldung des Neuen Forum.
45000 Menschen demonstrieren in Bad Doberan, Greifswald, Kühlungsborn und Wismar. In Stralsund tritt der Oberbürgermeister zurück.

9. November
Öffnung der Berliner Mauer und der Grenze zur Bundesrepublik sowie der Seegrenze im Norden.
In Rostock demonstrieren wiederum rund 40000 Menschen. Bildung eines Bürgerkomitees, das dem Rat der Stadt und der Polizei als Ansprechpartner dienen soll.

10. November
Rücktritt der SED-Kreisleitungen in Wismar und Grimmen.

11. November
Kundgebung mit rund 3000 Teilnehmern in Bergen. Erste Demonstration in Wolgast.

12. November
Rücktritt der SED-Bezirksleitung Rostock.

16. November
In Rostock fordern 15000 Menschen die Abschaffung der Staatssicherheit.

17. November
Umbenennung des MfS in "Amt für Nationale Sicherheit" (AfNS).

22. November
Das SED-Politbüro erklärt sich zu Verhandlungen mit Vertretern der Opposition an einem zentralen "Runden Tisch" bereit.

1. Dezember
Volkskammer streicht die "führende Rolle der SED" aus der Verfassung.

2. Dezember
Vertreter des Neuen Forum besetzen in Kavelstorf bei Rostock das Waffenlager der IMES GmbH, einer Stasi-Scheinfirma. Sie decken auf, dass die DDR von hier aus über den Rostocker Überseehafen Munition und Waffen in alle Welt, auch in Spannungsgebiete, lieferte.

3. Dezember
Als Zeichen der Hoffnung und Entschlossenheit bilden Hunderttausende eine Menschenkette quer durch die DDR.

4. Dezember
Wie in Erfurt, Plauen oder Leipzig werden auch in Bad Doberan, Greifswald, Rostock, Stralsund und Wismar die Stasi-Zentralen besetzt. Bürgerkomitees und Volkspolizei übernehmen die Kontrolle.

5. Dezember
Das Führungsgremium des AfNS, das "Kollegium", tritt zurück.
In Rostock Bildung des " Unabhängigen Untersuchungsausschusses zur Sicherstellung und Überprüfung der Unterlagen des Bezirksamtes für Nationale Sicherheit" (UUA). Der UUA erzwingt von nun an die Auflösung des AfNS im Bezirk Rostock.

7. Dezember
Verhaftung Erich Mielkes.
In Rostock unterstützen 15000 Teilnehmer einer Kundgebung die Forderung des "Runden Tisches" nach vollständiger Auflösung der Stasi.

8. Dezember
Kundgebung des Neuen Forum auf dem Marktplatz in Wismar und symbolische Besetzung der SED-Kreisleitung.

12. Dezember
Seit 24.00 Uhr gelten alle AfNS-Kreisämter im Bezirk Rostock als aufgelöst.

14. Dezember
Der DDR-Ministerrat beschließt die Auflösung des AfNS sowie den Aufbau eines Verfassungsschutzes und eines Nachrichtendienstes.

Mitte Dezember
Auf den Demonstrationen werden die Forderungen "Wir sind ein Volk" und "Deutschland einig Vaterland!" immer lauter.

30. Dezember
1989 haben über 340000 Menschen die DDR verlassen.

 
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