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Indinanerstämme

Infos zu den verschiedenen Indianerstämmen, unter denen die DIPM arbeitet. Indianerstämme in Brasilien und Paraguay

 

 


Die Cinta Larga

von Martin Höfer
Martin und Anna Höfer arbeiten seit 1999 unter den Cinta Larga

Geschichte

Die indigene Volksgruppe der Cinta Larga (= Breiter Gürtel) gehört zu den bekanntesten Indios der ca. 250 Indianerstämme in Brasilien. Ihr Name kommt daher, dass sie früher um den Bauch einen breiten Gürtel aus Baumrinde oder Ketten trugen. Offiziell kam es 1960 zu ersten Kontakten mit der Zivilisation. Dies geschah im Zusammenhang des Baus der Bundesstraße BR 364 von Cuiabá nach Porto Velho. Der damalige Indianerschutzdienst konnte das starke Eindringen von Siedlern, die das Indianerland einnehmen wollten, kaum verhindern.

1962 versuchte Pater João Domstander einen friedlichen Kontakt herzustellen, jedoch ohne Erfolg. In den folgenden Jahren kamen viele Indios des damals ca. 5000 Personen zählenden Volkes auf grausame Weise ums Leben. Sie wurden überrollt von den Händlern, die die Bodenschätze Gold und Diamanten sowie Gummi und Holz in Besitz nehmen wollten.

Die Cinta Larga lebten damals in drei großen Siedlungen: Serra Morena, Dayap und Roosevelt. Die Eindringlinge töteten die Indianer, indem sie deren Dörfer von Flugzeugen aus bombardierten, vergiftete Nahrung und mit Krankheiten infizierte Kleidung weitergaben, und Kopfgeldjäger auf sie ansetzten. Aus diesem Grund fehlt eine ganze Generation des Cinta-Larga-Stammes.

Größe und Siedlungsgebiet

Das knapp 30 000 km² große Reservat der Cinta Larga liegt zum größten Teil in Mato Grosso; ein kleiner Teil gehört zum Bundesstaat Rondônia. Die Volksgruppe zählt heute ca. 1300 Indios, von denen etwa 1000 in 28 Indianerdörfern leben. Ca. 300 haben Häuser in den Städten Juína, Aripuanã, Pimenta Bueno, Riozinho und Cacoal.

Sprache

Die Cinta Larga haben ihre eigene Sprache. Ihre Wurzeln liegen in der Sprachgruppe Tupi-Monde. Es ist eine Tonsprache, die erst 1997 durch einem Anthropologen ihr Alphabet bekam.

Religion

Die Cinta Larga sind wie die anderen indigenen Völker Animisten. Allerdings gibt es keine Schamanen mehr. Sie wurden laut Aussage des obersten Häuptlings durch Fliegerbomben getötet, als der Stamm ein kulturelles Fest feierte.
Auch wenn es keine Religionsführer mehr gibt, ist das animistische Denken und Weltbild in den Cinta Larga verwurzelt. Nach wie vor werden Tabus beachtet. Angst vor Geistern ist zu sehen. Allerdings verändert der Einfluss der Zivilisation auch mehr und mehr die religiösen Vorstellungen.

Ist-Zustand

Die Cinta Larga sind ein reiches Indianervolk. Sie haben z.B. eine eigene Genossenschaft in der Stadt, klimatisierte Büroräume mit PC, Brasilianer, die als Sekretäre angestellt sind, Hotelbetrieb für Indianer aus den Dörfern, Kantine mit Köchinnen, Hütten zum Übernachten. In fast jeder Siedlung gibt es Strom, meisten über Generatoren, die mit Dieselmotoren betrieben werden.

Haupteinnahmequellen der Cinta Larga sind Holz, Gold und Diamanten. Im Jahr 2000 begann der Abbau der Diamanten in der Hauptsiedlung Roosevelt. Tausende von „Garimpeiros“ (Diamantenschürfern) drangen in das Reservat ein. Weil diese Geschäfte illegal liefen, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Die Situation eskalierte im April 2004. Es km zu einem Massenmord an 29 Diamantenschürfern, der weltweit Schlagzeilen machte. Leider ist der Konflikt bis heute nicht gelöst.

Nur wenige Cinta Larga können gut lesen und schreiben. Der Staat bemüht sich, Schulen in den Dörfern zu bauen und zu unterrichten. Aber es ist sehr schwierig, die Indianer in dem riesigen Gebiet zu erreichen. Oft sehen die Cinta Larga auch nicht die Notwendigkeit, sich schulisch zu bilden.

Für die Gesundheit der Indianer hat das staatliche Gesundheitsamt viel investiert. In Notfällen kann z.B. über Funk ein Krankentransport für die Fahrt ins Indianerkrankenhaus in der Stadt gerufen werden. Trotzdem ist die medizinische Betreuung noch nicht befriedend. Immer wieder kommen Gelder – oftmals vom Ausland gestiftet - nicht beim eigentlichen Empfänger an. 

Die allgemeine Situation der Cinta Larga ist erschreckend: Das Fernsehen, das aufgrund der Stromversorgung möglich ist, beeinflusst stark die Familien und Siedlungen. Leider nicht zum Guten. Viele Cinta Larga konsumieren Alkohol und Drogen. Männer geben ihr Geld in Bordellen aus. Einige haben sich bereits mit Aids infiziert. Die junge Generation steht oft unter dem schlechten Einfluss der Holzhändler und Diamantensucher. Sie ist orientierungslos.

Missionsarbeit

Immer wieder haben katholische und evangelische Missionen versucht, bei den Cinta Larga zu arbeiten. Das gelang allerdings immer nur für ganz kurze Zeit. Entweder gaben sie selbst die Missionsarbeit wieder auf oder sie wurden aus dem Reservat hinausgeworfen.

Die DIPM kam 1998 in Kontakt mit den Cinta Larga. Er entstand über die Missionsarbeit unter den Surui-Indianern. Familie Höfer machte dort machte unter Anleitung von Ehepaar Bleck ein Praktikum und stieß im Indianerkrankenhaus immer wieder auf Cinta Larga. Hinzu kam, dass Mitarbeiter des Indianerschutzdienstes fragten, warum die DIPM nicht auch unter den Cinta Larga arbeite. Einige Cinta Larga luden in ihre Siedlungen ein.
So kam es, dass Martin Bleck und Martin Höfer mit einem Surui-Häuptling im Februar 1999 den obersten Cinta-Larga-Häuptling Nacoça Pio besuchte. Sie baten um Genehmigung, die Indianerdörfer der Cinta Larga zu besuchen. Er gab seine Einwilligung mit den Worten: „Mein Volk braucht jemand, der ihm mit einfachen Worten Gottes Wort sagt“. Pio informierte alle Häuptlinge in den Dörfern.
In Begleitung von Geraldo Klassen besuchte dann Martin Höfer in der Trockenzeit von April bis November fast alle Dörfer. Über 11 000 km legten sie in diesem großen Gebiet zurück. Und das Ergebnis? Sie wussten nun: Unter den Cinta Larga gibt es noch keine christliche Gemeinde und die wenigsten haben bisher die frohe Botschaft der Rettung gehört.

Im Jahr 2000 konnte Familie Höfer in der Nähe eines Cinta-Larga-Dorfes ein Holzhaus bauen. Dadurch ist es jetzt möglich, vor Ort zu wohnen und den Cinta Larga in Wort und Tat die Liebe Gottes weiterzugeben.

Die Missionsarbeit unter den Cinta Larga ist Pionierarbeit. Das Volk leidet bis heute unter seiner traurigen und brutalen Vergangenheit. Trost, Orientierung und vor allem Rettung für das Leben dieser Menschen kann nur Gott schenken. Dringend werden für diese große Arbeit weitere Missionare gesucht. Bitte beten und ringen Sie mit, dass Gott den Cinta Larga die Herzen öffnet und eine Gemeinde entsteht. Ein Tipp: Wenn Sie ihren Gürtel festziehen, denken Sie an die Cinta Larga (Breiter Gürtel). Ja, ein „breiter Gürtel“ braucht Rettung und Sinn für das Leben.

 

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Die Surui

von Christa Bleck
Martin und Christa Bleck sind seit 40 Jahren Missionare der DIPM in Brasilien. Seit 1987 arbeiten sie unter den Surui-Indianern im Bundesstaat Rondônia.

Herkunft

Ursprünglich bildeten die Gavião-, die Zoró-, die Cinta Larga- und die Surui-Indianer eine große Familie. Sichere Fakten über ihre Herkunft gibt es nicht. Im 19. Jahrhundert flohen sie, verfolgt von „Weißen“, aus dem Bundesstaat Nord Mato Grosso in das nördlich gelegene Rondônia. Durch Kämpfe untereinander zerfiel der Stamm schließlich in die vier oben erwähnten Gruppen. Anlass der Kriege untereinander waren hauptsächlich Raubzüge, bei denen man sich gegenseitig Frauen stahl.

1960 löste die Gewinnung von Rohgummi, der Bau der Telefonleitung und der Eisenbahn eine Einwanderungswelle nach Rondônia aus. Viele Weiße kamen in dieses Gebiet und es gab harte Vernichtungskämpfe zwischen Weißen und Indianern.

Jetziges Siedlungsgebiet und Größe des Stammes

1976 wurde von Regierungsseite den Surui eine im Zentrum von Rondônia gelegene Landfläche von 221.000 ha zugeteilt. Dadurch verloren sie über die Hälfte ihres Siedlungsgebietes an weiße Farmer, was wiederum zu Kämpfen führte. Durch Kriege und Epidemien starben in den 70-iger Jahren mehr als die Hälfte aller Surui, so dass damals schätzungsweise noch 350 Surui lebten.

1981 gab es noch einmal Landprobleme. Farmer hatten sich auf Indianerland niedergelassen, um Cafe- und Obstplantagen anzulegen. Die staatliche Indianerbehörde half den Surui, dieses Land zurück zu bekommen. Dadurch wurden die Surui teilweise Herren kleiner Fazendas. Das führte dazu, dass der Stamm sich aufteilte, um an sieben verschiedenen Plätzen zu wohnen, den sogenannten „Linien“. Die dem Siedlungsgebiet am nächsten gelegene Stadt ist 50 km entfernt.
Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren ständig gewachsen und wird auf etwa 1000 geschätzt.

Sprache

Einen großen und wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Surui-Sprache und der Alphabetisierung haben die Wycliff-Bibelübersetzer geleistet.. Um 1970 erstellten sie die ersten Schulbücher, 1988 ein Videoband. In den Jahren danach wurden einige biblische Geschichten und Teile des Neuen Testaments übersetzt. Die Wycliffs arbeiten weiterhin an der Surui-Sprache und stellen Unterrichtsmaterial zur Verfügung.

Untereinander sprechen die Surui ausschließlich ihre eigene Sprache. 80 % der Surui können mittlerweile auch Portugiesisch lesen und schreiben.

Eigenarten, Auffälliges

Bei den Surui spielt der Verwandtschaftsgrad eine ganz große Rolle. Sie nennen sich äußerst selten beim Namen. Stattdessen wählen sie bei der Anrede eine verwandtschaftliche Verbindung. Z.B.: „Schwester vom Bruder meines Vaters“ oder „ältere Schwester der Mutter meines Mannes“ oder einfach „Ub“ = Schwester oder „Áre“ = Bruder, älter als ich. Den Namen eines Toten darf man nie aussprechen.

Der Verwandtschaftsgrad spielt auch beim Heiraten eine Rolle. Ein Mädchen darf nur den Bruder der Mutter heiraten (Onkelheirat) und zwar innerhalb bestimmter Linien der Sippe.

Äußerlich sind ältere Surui-Indianer vor allem an zwei tätowierten Linien erkennbar. Diese Linien werden mit einem Dorn, der zuvor in einen Frucht-Farbstoff getaucht wurde, in die Haut geritzt. Die erste Linie verläuft vom Ohr über die Oberlippe, die zweite, die später angebracht wird, vom Ohr aus an der Unterlippe vorbei. Heutzutage wird diese Tätowierung nicht mehr gemacht. Vor allem die jungen Surui, die zum Teil städtische Schulen besuchen oder studieren, wollen nicht in dieser Weise als Indianer auffallen.

Religion, Kulte, Tabus

Die Surui-Religion ist eine Religion der Angst, der Angst vor allem. In ihrer Vorstellung gibt es viele Geister, die Schaden zufügen können. Zum Beispiel wohnt auf der Waldanhöhe der Geist „Lacapoya“ und in den Waldniederungen der Geist „Nherbay“. Beide Geister verfolgen die Surui, um sie zu erwürgen.

Verbindung zur Welt der Geister und Einfluss auf sie haben nur die Pajés (Zauberer). Zum Heilen der Kranken holen sie z.B. durch Gesang den „Geist aus dem Wasser“ und den „Geist aus dem Himmel“ in die Siedlung. Die Zauberer müssen die Kranken anpusten. Dieses Anpusten steht im Zusammenhang mit der Seele. Damit die Seele mit dem Geist dort ankommt, wo sie hin soll, stellt man sich im Kreis auf und hält den letzten Ton eines bestimmten Liedesmöglichst lange an.

Keiner darf mit Blut in Berührung kommen. Deshalb werden Frauen nach der Geburt eines Kindes und Mädchen, bei denen die Menstruation beginnt, vom Stamm abgesondert und wohnen in kleinen Hütten im Wald. Ein Kind aus der Familie, das jünger als 10 Jahre ist, darf das Essen hinbringen. Es gibt auch viele Nahrungsregeln zu bestimmten Anlässen.

Eine Frau darf nicht das Wort „Gatikat“ (Mond) in den Mund nehmen; sonst bekommt sie Blutungen. Sie benützt deshalb für Mond das Wort „Tehod“. Dieses Tabu hat seinen Ursprung in einem alten Mythos, nach dem Bruder und Schwester sich ineinander verliebt hatten und zum Mond flohen.

In alle Rituale, Feste und Tabus und Mythen werden die Kinder der Surui eingeweiht.

Verhältnis zur übrigen Bevölkerung

Die Surui passen sich ihrem Umfeld an. Sie bemühen sich um einen guten Kontakt zur weißen Bevölkerung und zu anderen Indianergruppen. Sie sind freundlich, aufgeschlossen und wissbegierig. Aber es gibt auch noch „Wurzeln der Bitterkeit“ aufgrund der Leiden und Ungerechtigkeiten der Vergangenheit.

Ist-Zustand und Perspektiven

Die Surui haben in den vergangenen 30 Jahren eine kaum vorstellbare Entwicklung erlebt. Der Stamm wächst enorm. Im Jahr 2004 entstanden an drei Stellen ihres Landes neue Siedlungen („Linien“). In allen Siedlungen gibt es Grundschulen; die Kinder werden zum Teil mit eigenen Lehrern unterrichtet. Darüber hinaus wurden drei Schulen gebaut, in denen Unterricht bis zur 8. Klasse angeboten wird. Manche Jugendliche fahren mit Schulbussen abends in die nächstgelegene Stadt und besuchen weiterführende Schulen bis zum 12. Schuljahr. Einige studieren an einer Universität, manche haben einen Abschluss schon in der Tasche.

Zauberei wird unter den Surui nicht mehr ausgeübt. Es gibt von anthropologischer Seite her Bemühungen, die Surui zu ihren alten religiösen Traditionen zurückzuführen. Nur wenige Surui zeigen daran Interesse.

Die Surui arbeiten nicht, wie viele andere Indianer, bei weißen Farmern. Sie holen sich Weiße zum Arbeiten auf ihre Felder und teilen dann die Ernte mit ihnen als Bezahlung. Andere Einnahmequellen der Surui sind der Verkauf von Holz und von verschiedenen Flecht-, Töpfer-, Web- und Schnitzarbeiten. Einige Surui arbeiten als Angestellte bei der staatlichen Indianerbehörde, andere als ausgebildete Krankenpflegehelfer in den Surui-Siedlungen. Leider fehlt es letzteren oft an den nötigen Medikamenten.

Die Surui wollen sich in Bezug auf Wissen und Lebensstandard noch stärker ihrem Umfeld anpassen. Aber sie wollen auch als Volk bestehen bleiben. Deshalb schützen sie ihr Land durch großflächige Besiedlung und pflegen die eigene Sprache.

Der Einfluss des Evangeliums

Eine erste minimale Berührung mit dem Evangelium gab es im Zusammenhang mit der Sprachforschung der Wycliffs. Systematisch und kontinuierlich hören die Surui das Evangelium seit die DIPM 1987 die Missionsarbeit unter den Surui begann.

Anfang der 90-iger Jahre wandten sich mehrere Surui-Häuptlinge und -Pajés (Zauberer) dem Evangelium von Jesus Christus zu. Andere folgten ihrem Beispiel. Es gab eine Erweckung unter dem Surui-Stamm. Damals bekannten viele Surui ihre Sünden und Bindungen verschiedenster Art. Sie erlebten Vergebung und Befreiung, so wie es in 2. Kor. 5, 17 steht: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen. Neues ist geworden.“

Mitte der 90-iger Jahre fragten wir einige Häuptlinge und ehemaligen Pajés, ob sie noch einmal zurückkehren möchten zur ihrer alten Lebensweise. Alle sagten wie aus einem Munde: „Nein! Wir sind so froh, dass wir durch die Macht Jesu frei geworden sind von Ängsten und vielen Bindungen in unserem Leben.“

Die Gemeinde unter den Surui wächst und wird zunehmend selbständiger. Wöchentlich findet in verschiedenen Siedlungen eine Art „Gemeindebibelschule“ statt. Die meisten Gemeindeglieder nehmen regelmäßig daran teil. Wir lesen und erklären Bibeltexte fortlaufend, damit ihr Glaube im Wort Gottes fest gegründet wird. Es werden auch Fragen zu Liebe, Freundschaft, Ehe, Familie, Erziehung, Eigentum usw. anhand der Bibel beantwortet und Mitarbeiter für die Arbeit unter Kindern geschult. Die Surui sind dankbar für diese geistliche Unterstützung und möchten sie (noch) nicht missen.

Die Einheit der Surui-Gemeinde wird durch Gemeindefeste gestärkt. Sie finden abwechselnd in einer der Siedlungen (Linien) statt. 150 - 180 Surui aus allen Gruppen versammeln sich, um Gottes Wort zu hören und sich gegenseitig durch Erlebnisberichte zu ermutigen. Bei diesen Festen sind wir Missionare Gäste. Die Planung und Durchführung liegt ganz in Händen der Surui.

 

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Die Mbya

1. Herkunft:

Mbya bedeutet “die Leute“. Die Mbya gehören zu den Nachkommen der Guarani-Indianer, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert in den Jesuiten-Reduktionen unterrichtet und unterwiesen wurden. Diese befanden sich hauptsächlich im Grenzgebiet von Argentinien und Paraguay.
In den wenigen Aufzeichnungen über die Mbya-Indianer steht, dass sie sichmit den spanischen und portugiesischen Soldaten jahrelang kriegerisch auseinandersetzten. Meistens unterlagen sie den zahlenmäßig überlegenen und besser ausgerüsteten Soldaten. Auch mit den Nachbarn ihres Territoriums kam es häufig zu blutigen Zusammenstößen. Bis 1930 opferten die Mbya-Indianer von Yhu / Paraguay ihre Feinde in kannibalischen Riten.

2. Jetzige Siedlungsgebiete:

Gegenwärtig wohnen Mbya-Indianer in Süd-Brasilien, Nord-Argentinien und Paraguay. Sie wohnen, wie alle anderen Indianerstämme, auf eigenem, staatlich geschütztem Indianerland in unterschiedlich großen Einheiten und Dörfern. Die Größenordnung reicht von 2 bis ca. 100 Hütten.

3. Größe

Es gibt keine einheitliche Landzuweisung für Indianer in Paraguay. In der Indianersiedlung Panambi wohnen z.B. etwa 700 Indianer auf 1000 ha Land, in Tres de Febrero sogar nur 140 Personen auf 1.125 ha. In Nueva Esperanza dagegen teilen sich 125 Indianer 260 ha Land und in Torokangue leben 29 Familien von 50 ha. Die Landverteilung der Mbya-Indianer läuft offiziell über den staatlichen Indianerschutzdienst.

Gemäss den Ergebnissen der Volkszählung im Jahr 2002 gibt es in Paraguay insgesamt ca. 14.324 Mbya-Indianer. In Argentinien zählte man 1997 3.646 Mbya. In Brasilien schwanken die Angaben zwischen 1000 und 2.640. Diese unterschiedlichen Angaben entstehen durch die starke Vermischung der Mbya mit Chiripa-Indianern in Brasilien.

4. Sprache

Die Mbya-Indianer sprechen die Guarani-Sprache. Sie ist in den verschiedenen Regionen von unterschiedlichen spanischen oder portugiesischen Vokabeln durchsetzt. Es gibt auch den Mbya-Dialekt, der sich aus dem Guarani entwickelt hat. In Paraguay benutzt die ältere Generation noch Mbya-Wörter und -Ausdrücke. Die Bibel wurde in Mbya übersetzt. Wird im Gottesdienst daraus vorgelesen, muss man den Inhalt noch auf Guarani vermitteln, da nicht jeder Zuhörer auch denselben Mbya-Wortschatz hat. Die jüngere Generation ist nicht motiviert, die fast ungesprochene Sprache zu erlernen, obwohl das im Lehrplan für Indianerschulen ab Februar 2006 so vorgeschrieben ist. Dagegen sind Spanisch und Portugiesisch beliebte „Fremdsprachen“.

5. Weltbild, Geist- und Körpervorstellungen

Die Welt der Mbya ist eine Scheibe, die umgeben ist von Wasser. Auf dieser Scheibe spielt sich das Leben nach den altbekannten Gesetzen ab, denen es folgt und die zu beachten sind. Neben dieser Scheibe gibt es noch eine zweite Welt: Dort gelten nicht die gleichen Gesetze wie hier. Es gibt dort keinen Hunger und keine Krankheit. Der Mbya hat den Wunsch dorthin zu gelangen. Eine ganz wichtige Rolle spielt beim Mbya das Np, das „spirituelle Doppel“. Während der Körper eines Menschen schläft, verlässt Np seinen Ruheort im Körper und begibt sich auf Reisen. Deshalb dürfen Kinder während einer Autofahrt nicht schlafen. Np würde an die Stelle zurückkehren, an der es den Körper verlassen hat,ihn dort aber nicht mehr finden. Alles was das Traumego während seiner nächtlichen Unternehmung sieht, hört und erlebt ist für den Mbya absolute Realität. Daran zu zweifeln ist undenkbar. Im Zweifelsfalle wird die Wahrheit der Nacht über die Wahrheit des Tages gestellt.
Da unser Körper zwei Ausgänge hat, einen für flüssige- und einen für feste Stoffe, gehen die Mbyas davon aus, dass das ganze Verdauungssystem zweigeteilt ist. Für Flüssigkeiten gibt es einen extra Magen, den „Milchmagen“. Dieser neigt besonders bei Babys dazu, sich zu verdrehen, was sich dann durch quengeln, schreien und erbrechen zeigt. In einfachen Fällen kann hier ein Kundiger durch ziehen an den Beinen wieder Ordnung schaffen. Oft braucht es dazu aber den Schamanen.

6. Verhältnis zur übrigen Bevölkerung

Ein Mbya ist nicht gleich Mbya. Es gibt sehr friedliebende Mbyas, die mit sich und der Umwelt in Frieden und Harmonie leben, und alles daran setzen, Konflikte zu vermeiden. Sie respektieren Land und Besitz der Nachbarn. Bei Begegnungen mit Paraguayern nehmen sie unverzüglich eine unterwürfige Haltung ein. Das Wort eines Paraguayers zählt für sie mehr als ihr eigenes, zumindest im Augenblick der Begegnung. Bei Geschäften, wie Verkauf ihrer Agrarprodukte oder Holz usw., werden sie oft betrogen. Weist man sie darauf hin, lachen sie und bestätigen es, doch ein harmonisches Verhältnis zu der übrigen Bevölkerung ist ihnen wichtiger. Sie wollen sich keine Feinde machen. Das heißt aber nicht, dass sie sich mit der übrigen Bevölkerung identifizieren. Im Gegenteil, sie sondern sich ab und leben in ihren gewohnten Strukturen. Sie lassen sich nur schwer von einer anderen Lebens- oder Denkweise überzeugen. Sie passen sich vordergründig an, um Konflikte zu vermeiden.

Es gibt jedoch auch Mbya, die sich von niemandem etwas vorschreiben lassen. Sie sind nicht bereit, auf andere Menschen einzugehen. Sie wollen um jeden Preis ihre Lebensweise bewahren und verwehren liberaler denkenden Mitmenschen den Zugang zu ihren Wohnstätten. Nur die uralte Lebensweise ist in ihren Augen richtig und aktzeptabel. Das beinhaltet z.B., dass ein Häuptling eine unbegrenzte Anzahl von Frauen haben kann. Mord wird mit Vergeltungsmord gestraft. Es soll nur Mbya gesprochen werden. Die Mädchen sollen nicht in die Schule gehen. Keine Vermischung mit den Paraguayern darf geschehen. Es darf nur zu ihrem Gott in der Zauberhütte gebetet werden usw. Wer sich in der eigenen Siedlung nicht ihren Befehlen unterordnet, wird mit dem Knüppel gepeinigt, im Extremfall von seinem Land getrieben. Sie haben ihr eigenes Rechtssystem. Richtschnur der Urteile ist Annahme oder Ablehnung ihrer extremen Ansichten. Somit zeigt sich, dass an manchen Orten ein sehr angespanntes Verhältnis zur übrigen Bevölkerung und auch zu den eigenen Leuten besteht. An anderen Orten ist ein friedliches Zusammenleben möglich.

7. Ist-Zustand und Perspektiven

Die Mbya-Indianer ernähren sich zum größten Teil von den Erträgen ihrer Feldarbeit. Darüber hinaus wird jede Möglichkeit, als Tage- oder Wochenlöhner zu arbeiten, freudig angenommen, um etwas Geld zu verdienen, damit Öl, Salz, Kleidung und die nötigsten Haushaltsgegenstände wie Töpfe, Teller, Löffel, Messer usw. gekauft werden können. Ihre Energie wird hauptsächlich in die Erhaltung ihrer Existenz investiert. Wer eine gute Ernte hat, was von Niederschlägen und Ungeziefer abhängt, kommt gut über das Jahr. Einzelne Erwachsene haben ein regelmäßiges Einkommen als Gesundheitshelfer oder Lehrer oder indem sie Holzkohle herstellen.

Insgesamt gesehen ist jedoch die wirtschaftliche Situation der Mbya-Indianer schlecht. Sie leben am Existenzminimum. Wer nicht mehr arbeiten kann ist von der Sippe oder von anderen hilfsbereiten Menschen abhängig. Es gibt keine Rente und keine Krankenversicherung. An den Orten, an denen Missionsarbeit geschieht, ist eine gute Versorgung im Krankheitsfall gewährleistet. Der staatliche Gesundheitsdienst ist bemüht, regelmäßig an allen Orten Impfungen durch zu führen.
Indianer haben einen eigenen Lehrplan, da das Kultusministerium zwei verschiedene Schulwesen – eines für die Paraguayer und eines für die Indianer – unterhält. Das Niveau liegt um einiges niedriger als das in den Schulen der Paraguayer.
Mbya-Indianer sind eine kleine Randgruppe. Sie haben sich mit ihrem Randgruppendasein identifiziert und finden fast keinen Eingang in die paraguayische Gesellschaft. Um die bestehende Kluft zu verkleinern, sollte es u.a. keinen Unterschied im Schulsystem geben. Die Anpassung an das paraguayische Schulprogramm wird jedoch von einigen Organisationen scharf verurteilt und abgelehnt. 

Manche Lebensgewohnheiten der umliegenden Bevölkerung werden jedoch auch von den Mbya aufgenommen, z.B. das Fußball spielen um Geld, Fernsehen, der Gebrauch eines Handy und eines Motorrads. Es handelt sich dabei um begehrte Statussymbole. Weitere Zeichen einer anerkannten Stellung sind Ehrenämter wie das eines Häuptlings oder eines Gesundheitshelfers.

8. Christliche Mbya-Gemeinden

An den Orten, in denen Missionsarbeit geschieht, gibt es kleine christliche Gemeinden.
Es ist ein langer Weg, bis sich ein Mbya ganz von seinen starren, festgefahrenen Denkmustern der alten Zeit, ihrer Gottheiten und ihres Welt- und Menschenbildes trennen kann. Schon mancher Mbya zählte sich zu den Mitgliedern der Gemeinde, und blieb dann aus verschiedenen Gründen wieder fern. In jüngster Vergangenheit sind die kleinen Mbya-Gemeinden durch Häuptlinge, die ihre alten Lebensweisen durchsetzen wollen, sehr angefochten und stark unter Druck gesetzt worden.
Die Indianergeschwister brauchen weiterhin geistliche und soziale Begleitung, Ermutigung, Ratgeber und Fürbitte, um ihren Weg in die Zukunft gehen zu können.

M.G. / U.O.

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Die Ache

Herkunft

Vieles deutet darauf hin, dass die Ache (sprich: Atsche) Nachkommen der einstigen Urbevölkerung Ostparaguays sind. Um 500 v. Chr. wanderten Guarani-Gruppen aus dem Amazonasgebiet ein. Sie besetzten die an den Flussniederungen liegenden Ländereien, um ihre Pflanzungen anzulegen und verdrängten die Vorfahren der Ache in die höher gelegenen Waldgebiete. Seit jener Zeit waren die Ache über Jahrhunderte darauf spezialisiert, sich alles Lebensnotwendige durch die Jagd und das Sammeln von Früchten im Wald zu beschaffen. Die Ache übernahmen zwar einige kulturelle Elemente der Guarani, unterscheiden sich aber bis heute deutlich durch ihr Aussehen, ihre Mentalität, Sozialstruktur, Wirtschaftsform und durch ihr Weltbild von den Guarani.

Sprache

Vermutlich haben die Ache auch die Sprache von den Guarani übernommen, denn sie zählen heute zur Tupi-Guarani-Sprachfamilie. Aber ihr Guarani hat einen altertümlichen Charakter mit grammatikalischen Unterschieden. Außerdem gibt es in ihrer Sprache auch Ausdrücke aus einer anderen Sprachgruppe, dem Kaingang-Ge.

Größe

a) Die Bevölkerungszahl der Ache war nie besonders groß. Als sie noch in den Wäldern lebten, gab es wohl kaum mehr als 2.000 von ihnen. Damals teilten sich die Ache in drei geographische Gruppen, eine nördliche, zentrale und südliche.

Durch die zunehmende Verfolgung seit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Zahl der Ache weiter ab. Nach ihrem Kontakt mit der Zivilisation gab es in der ersten Zeit durch Berührung mit bisher unbekannten Krankheiten viele Todesfälle, und ihre Bevölkerung ging auf 500 bis 600 Personen zurück. Heute leben in Ost-Paraguay wieder ca. 1000 bis 1200 Ache und ihre Zahl nimmt weiter zu.

Verhältnis zur übrigen Bevölkerung

Einige Chronisten vermuten, dass es in der Vergangenheit Zeiten gab, in denen die Guarani und die Ache relativ friedlich nebeneinander lebten. Solche Informationen sind jedoch selten. Viel häufiger sind Berichte über die Feindschaft zwischen diesen beiden Völkern. Die Guarani nannten die Ache am Rande ihres Siedlungsgebietes abfällig Guayaki, was ein kleines Nagetier im Wald bezeichnet oder auch "minderwertiger Sklave" bedeuten kann. Die Eigenbezeichnung Ache bedeutet „wahrer Mensch“.
Seit dem 17. Jahrhundert gibt es Berichte über Klagen der Guarani, dass diese Randbewohner aus den Wäldern regelmäßig zur Erntezeit die Pflanzungen der Guarani überfielen und auch deren Frauen raubten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die Pionierfront der Siedler immer schneller in die verbliebenen Wälder Ostparaguays vorzurücken, und die Ache kamen zunehmend in Konflikte mit den Angehörigen der westlichen Zivilisation. Zwar mieden sie den Kontakt mit Zivilisierten, solange noch genügend freier Wald zur Verfügung stand, verübten aber zunehmend Überfälle auf paraguayische Viehfarmen, um sich mit Fleisch zu versorgen. Parallel dazu wurden von den Paraguayern Überfälle auf Ache-Lager organisiert, einerseits als Strafaktionen, aber auch, um sich mit Kindern zu versorgen, die dann als Sklaven aufgezogen oder verkauft wurden. Zu jener Zeit waren für die Ache alle Menschen außerhalb ihrer eigenen Gruppe (also Guarani-Indianer, Paraguayer und z. T. auch Angehörige anderer Ache-Horden) Feinde.
Schließlich war es für die Ache nicht mehr möglich, ihr unberührtes Waldleben weiter zu führen. Die letzte Ache-Gruppe kam 1978 in der Nähe der Guarani-Siedlung Mboijagua aus dem Wald, in der die DIPM eine Missionsstation hat.

Jetziges Siedlungsgebiet

Die Ache leben heute in sechs Dörfern in Südostparaguay. Trotz ihrer Ansiedlung in diesen Dörfern sind die Ache aber noch immer sehr mobil und verbringen immer wieder Tage oder gar Wochen in den verbliebenen Wäldern oder wandern zwischen den verschiedenen Siedlungen umher.

Religion, Kulte

Über ihre Religion gibt nur sehr ungenaue Angaben, z. T. wohl auch, weil ihre Erklärungen für unsere Logik nur schwer verständlich sind. Die Ache sind Animisten, d. h. sie glauben, dass alles, sowohl Menschen, Tiere und Pflanzen, beseelt ist. Die Ache glauben auch, dass sich die menschliche Seele aus drei Komponenten zusammensetzt:

  1. Die eté-Seele entspricht dem Wesen bzw. dem Charakter des Menschen. Beim Tod verlässt eté den Körper und geht in ein nicht gefährliches Tier über. Von dem Tier kann die eté-Seele wieder in einen Menschen übergehen, wenn das betreffende Tier von einer schwangeren Frau gegessen wird. So kann in einem Kind ein verstorbener Mensch praktisch wiedergeboren werden.
  2. Die owé-Seele ist der göttliche Teil der Seele. Sie geht nach dem Tod im Rauch zur Heimstatt der Seelen.
  3. Außerdem haben sowohl Menschen wie auch Tiere und Pflanzen eine jañve-Seele. Die jañve-Seelen sind immer aggressiv, schädlich und negativ. Sie bleiben in der Nähe des Sterbeortes. Sie haben Sehnsucht nach den Lebenden und versuchen sich an ihnen zu rächen, indem sie den Lebenden Schaden zufügen, sogar versuchen, sie zu töten. Die jañve Seelen müssen besänftigt werden. Um diese gefährlichen Seelen vollständig zu vernichten und jegliche Verbindung mit den Toten zu brechen, aßen manche Ache-Gruppen früher ihre Toten auf.

Die Ache kennen auch menschenähnliche Geister, die den Wald bevölkern und immer böswillig sind. Die Sonne hat für sie keine besondere Bedeutung. Eine zentrale Figur im Weltbild der Ache ist jedoch chono-bita, der Herr des Donners, Blitzes und des Gewitterregens. Die Ache kennen keinen religiösen Spezialisten, Schamanen, als Vermittler zwischen der materiellen Welt der Lebenden und der übernatürlichen Welt. Es gibt aber Menschen bei ihnen, denen man eine große übernatürliche Überlebenskraft zuschreibt, wenn diese z. B. einen Schlangenbiss überlebt haben. Außerdem glauben die Ache, dass schwangere Frauen Heilungskräfte haben können.

Eigenarten, Auffälliges

Die Ache unterscheiden sich in ihrem Äußeren deutlich von den Guarani. Sie sind relativ klein, haben in der Regel eine hellere Hautfarbe und wesentlich ausgeprägtere asiatische Gesichtszüge. Außerdem haben die Männer einen für Indianer ungewöhnlich starken Bartwuchs.
Normalerweise sind Indianer zwar freundlich und höflich aber eher schweigsam und zurückhaltend. Die Ache machen da eine Ausnahme. Alle, die mit ihnen in Kontakt kommen, sind beeindruckt von ihrer Offenherzigkeit, Fröhlichkeit, Warmherzigkeit. Es ist sehr einfach, sich in ihrer herzlichen Gemeinschaft wohl zu fühlen. Sie sparen auch nicht mit spontanen, körperlichen Gesten der Zuneigung wie Umarmen, Anlehnen, oder einer bei ihnen üblichen tränenreichen Begrüßung. In ihrem Zusammenleben spielen die Gruppe und die in der Gruppe getroffenen Entscheidungen eine große Rolle.
Zur Zeit ihres ehemaligen Waldlebens gab es bei ihnen meist Frauenmangel. Damals töteten sie oft kleine Mädchen, um sie Verstorbenen ins Totenreich mitzugeben. Der dadurch entstandene Frauenmangel führte dazu, dass bei den Ache eine Frau mehrere Männer haben konnte. Seit sie jedoch in engem Kontakt mit der Zivilisation leben, haben die Kindertötungen und auch die außergewöhnliche Heiratspraxis aufgehört.

Ist-Zustand und Perspektiven.

Wer heute in einer Ache-Siedlung einen Besuch macht, wird die Ache-Indianer als aufgeschlossene Menschen kennen lernen, die sich mit Vielem aus der Zivilisation arrangiert haben. Sie wohnen in relativ festen Häusern, tragen Kleidung und legen Pflanzungen an. Die Jagd ist kaum noch ein Thema, da es nicht mehr genug Wälder gibt, in denen sich jagdbare Tiere aufhalten. Doch in der Mentalität der Ache ist noch immer viel von dem eines Wildbeutervolkes erhalten.
Die Ache zeigen sich sehr interessiert daran, ihre Lebensumstände in den veränderten Verhältnissen zu verbessern. Darum sind sie für alles offen, was ihnen dabei helfen könnte. Viele Hilfsorganisationen und Anthropologen arbeiten unter ihnen. Auch einige Missionare, sowohl katholische wie auch evangelikale, waren oder sind unter ihnen tätig.

Einfluss des Evangeliums

Da auch die Missionare zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Ache beitragen, interessieren sich die Ache sehr für ihre Botschaft. Ob es sich bei ihrem Interesse am Evangelium hauptsächlich um Suche nach materieller Überlebenshilfe handelt, oder ob es ihnen auch um mehr geht, ist oft nur schwer auszumachen.

Um 1972 konnte die New Tribes Mission in der Ache-Siedlung Cerro Moroti eine Missionsarbeit beginnen, die bis 1985 bestand. Dort hörten die Ache wohl zum ersten Mal das Evangelium. Als 1978 die letzte Ache-Gruppe bei Mboijagua den Wald verließ, kamen sie auch in Kontakt mit Missionaren der DIPM. Durch Besuche in anderen Siedlungen trugen dann einzelne Ache die Gute Nachricht zu ihren Verwandten. Dabei bekehrten sich oft ganze Gruppen zu Jesus und trennten sich vom Geisterglauben. 1979 suchten gläubigen Ache aus der Siedlung Ypetimi Kontakt zu Missionaren der DIPM und baten um Hilfe und Besuche.

Die Missionare berichten immer wieder von großem Interesse unter den Ache, mehr von dem Allerhöchsten Gott und seinem Wort zu lernen. Wiederholt besuchten auch Ache die Bibel- und Landwirtschaftsschule in Mboijagua. Im vergangenen Jahr stellten sie sogar die Hälfte der Schüler.

Bis heute gibt es in der Ache-Sprache nur einige wenige biblische Geschichten. Die Verkündigung des Evangeliums geschieht bei ihnen fast nur in der Guarani-Sprache. Damit die Ache Gottes Wort und seinen Willen und Plan besser verstehen, ist es dringend nötig, dass mehr in ihrer Sprache getan wird. Auch ist es ein großes Anliegen, dass die massiven Kontakte mit den Errungenschaften der Zivilisation sich nicht negativ auf ihr Leben und ihre Stammesgemeinschaft auswirkt.

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Die Apurinã

von Markus und Susanne Hiller Sie sind seit 1996 als Missionare in Brasilien und konzentrieren sich seit 2003 auf die Arbeit unter den Apurinã.

Geschichtliches:

Wo die Apurinã vor Hunderten von Jahren gewohnt haben, lässt sich nicht feststellen. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts bestehen Aufzeichnungen, die das Stammesgebiet der Apurinã etwas südlich von ihrem heutigen Lebensraum beschreiben. Zu jener Zeit gab es nämlich einschneidende Veränderungen durch den Kautschukhandel und die vermehrte Begegnung mit den Händlern: Als Kautschuklieferanten strebten die Apurinã an den Purus-Fluss, von wo aus für sie der Abtransport des Kautschuks nach Manaus wesentlich einfacher war. Sie passten ihr Aussehen an, indem sie Ohr-, Lippen-, und Nasenpflöcke durch europäische Kleidung ersetzten. Ihre Nahrungsmittelbeschaffung vereinfachte sich durch den Gebrauch von Buschmessern und Schaufeln oder Spaten aus Metall. Gewehre statt Pfeil und Bogen erleichterten die Jagd. Das Verkehrsmittel Rindenboot wurde durch den Einbaum ersetzt, weil sie jetzt Äxte hatten. Das alles konnten sie im Tausch gegen Kautschuk erwerben.

Alltagsleben heute:

Seit damals gilt: Die Apurinã haben entschieden, sich für ihre „Nachbarn“ zu öffnen. Das bringt Veränderungen mit sich, die sie wollen, oder wenigstens bewusst in Kauf nehmen. Heute gibt es längst eine Schule und einen Gesundheitsposten in der Siedlung; leider funktioniert beides (noch) nicht gut.. Fast jede Familie besitzt einen eigenen Motor für ihren Einbaum oder ihr Boot. Damit fahren sie in nur zehn Stunden in die nächstgelegene Urwaldstadt.
Die über 60-Jährigen bekommen eine monatliche Rente vom brasilianischen Staat. Auch der Lehrer und der Gesundheitshelfer werden vom Staat vergütet. Projekte, finanziert vom Ausland, haben der Siedlung Häuser aus Brettern und mit Aluminium-Dächern beschert, ebenso ein Trinkwassersystem, das sauberes Wasser direkt in die Häuser bringt.

Doch obwohl sich äußerlich viel gewandelt hat, ist die innere Struktur weitgehend erhalten geblieben.

  1. Sozial-politische Struktur: Wie in früheren Zeiten leben die Apurinã in Gruppen von 50 - 180 Personen in einem Dorf zusammen. Die Leitung der Gruppe liegt nicht bei einem Häuptling, sondern beim einzelnen Familienoberhaupt. Manchmal ragt ein Familienoberhaupt etwas über die anderen hinaus, weil es z.B. der bessere Jäger oder Redner ist. Er hat aber deshalb nicht wesentlich mehr Autorität, sondern eher das „ausschlaggebende Wort“.
    Einen entscheidenden Einfluss auf alle Lebensbereiche hat auch heute noch die Dorfgemeinschaft. Zum Beispiel wird die soziale Kontrolle vor allem durch Klatsch ausgeübt und im schlimmeren Fall durch Ächtung.
  2. Wirtschaftsform: Heute wie damals ernähren sich die Apurinã durch das, was der Wald bietet. Deshalb gehören Fischfang, Jagdzüge und das Sammeln von Urwaldfrüchten zur Tagesordnung. Dazu kommt das Anlegen und Bearbeiten von kleinen Feldern zum Maniokanbau (Bittermaniok). Durch Brandrodung wird dem Urwald ein kleines, familieneigenes Feld abgerungen. Heute werden diese Pflanzungen geringfügig ergänzt durch Wassermelonen, Süßkartoffeln, Orangen, Zitronen und urwaldspezifische Früchte, die bewusst in Siedlungsnähe gepflanzt werden.
    Es gibt Ansätze von Kleinviehhaltung. Allerdings überleben nur solche Tiere, die nicht auf die Fütterung durch den Menschen angewiesen sind, z.B. Hühner und Schweine.
    Fast jede Familie besitzt einen sogenannten „castanhal“ (= Sammelweg zu verschiedenen Paranussbäumen). Für die meisten ist es die einzige finanzielle Einnahmequelle im Jahr. In den Monaten Januar bis März zieht oft die ganze Familie für ein, zwei oder mehrere Wochen los, um die Nüsse einzusammeln. Dabei holen sie sich leider oft tropische Krankheiten, wie Philarien, Malaria und Wurmerkrankungen.
  3. Religion und Weltanschauung: Äußerlich sind praktisch überhaupt keine „alten Gebräuche“ mehr erkennbar. Wir haben noch nie Zeremonien oder einen Zauberer „in Aktion“ gesehen. Aber wir merken, je länger wir dort arbeiten (jetzt schon über zwei Jahre), dass im Verborgenen die alten Vorstellungen noch weitgehend aktiv sind. Sie werden nur nicht mehr ausgelebt. Die Siedlung, in der wir arbeiten, hat längst keinen Zauberer mehr. Trotzdem sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass das ganze Gedankengut ihrer Weltanschauung parallel zum brasilianischen Bildungsangebot an die nächste Generation weitervermittelt wird. Über das Thema wird nicht gesprochen, aber es taucht immer mal wieder an der Oberfläche auf.

Identität der Apurinã

Wenn wir von den Apurinã sprechen, dann haben wir heute ein Problem. Was verbindet die Apurinã der verschiedenen Siedlungen noch abgesehen vom Rückblick auf ihre ehemalige gemeinsame Kultur?
Die ca. 2800 lebenden Apurinã verteilen sich auf mindestens 25 Siedlungen. Ständig werden neue Mini-Siedlungen gegründet, weil es zu Streitigkeiten untereinander kommt. Vermutlich leben bis zu 1/3 aller Apurinã in den Städten bzw. in unmittelbarer Stadtnähe. Ihr Lebensraum erstreckt sich entlang dem Purus-Fluss von Boca do Acre bis nach Manaus. Das sind 1600 Flusskilometern zuzüglich der Nebenflüsse. Hier liegen punktuell zerstreut die einzelnen Siedlungen, zum Teil als staatlich registriertes Stammeseigentum, zum Teil auch unregistriert. Es ist leicht verständlich, dass sich bei diesen Distanzen die Gemeinsamkeiten verlieren.

Vor einigen Monaten hörten wir von einer weiteren Apurinã-Siedlung von ca. 60 Personen. Sie liegt etwa 1000 Kilometer vom „eigentlichen Stammesgebiet“ entfernt. Es ist fast nicht mehr möglich, über die Apurinã zu schreiben, dafür sind die Unterschiede zu groß geworden. Es gibt Siedlungen, in denen die Apurinã-Sprache gegen ein einfaches Portugiesisch ausgetauscht wurde. So ist es z.B. in der Siedlung, in der wir arbeiten. Nur die über 60-Jährigen beherrschen noch die Apurinã-Sprache. Die Jüngeren verstehen sie zum Teil nicht einmal mehr, geschweige denn, dass sie sie sprechen könnten. Andererseits gibt es Siedlungen, in denen fast ausschließlich Apurinã gesprochen wird.

Die Apurinã vermischen sich durch Heirat immer mehr mit der brasilianischen Flussbevölkerung oder mit anderen Indianergruppen. Dazu sind sie auch gezwungen, weil ihre Siedlungen klein sind und der Verwandtschaftsgrad zu eng ist.

Eigenart

Die Apurinã haben den Ruf: „Zuerst töten und anschließend fragen!“ Wir selber konnten uns noch von dem Einschussloch eines Indianerpfeils im Missionsflugzeug überzeugen. Ein junger Apurinã-Indianer hatte sich über die Wycliff-Missionarin geärgert und wollte sie umbringen. Er schoss mit seinem Pfeil und Bogen auf das bereits anrollende Flugzeug. Er verfehlte nur deshalb, weil er die Geschwindigkeit des Flugzeugs falsch einschätzte. Es stimmt schon: Die Apurinã können ganz schön hitzköpfig sein!

Missionsarbeit

Unter den Apurinã gibt es seit ca. 50 Jahren Missionsbemühungen. Die Missionsarbeit wird erschwert durch den schwierigen Zugang zum Stammesgebiet. Von Porto Velho aus kommend, muss man entweder eine lange Bootreise antreten - zuerst drei bis vier Tage flussabwärts, dann vier bis fünf Tage flussaufwärts - oder man braucht ein Flugzeug. Anfangs war es den Missionaren nur möglich, mit einem Wasserflugzeug im Apurinã-Gebiet zu landen. Später baute man bei einigen Siedlungen Landepisten. Heute gibt es von Porto Velho auseine kleine Fluglinie in die nächstgelegene Urwaldstadt, von der aus man nach zehn Stunden Bootsfahrt zu den Apurinã kommen kann.

Besonders zu erwähnen ist die langjährige Missionsarbeit von zwei Wycliff-Missionarinnen. Sie war nicht vergeblich. Es gab zwar eine Krise in der „missionarlosen“ Zeit, aber heute gibt es in der von uns besuchten Siedlung eine kleine Gemeinde. Die Gläubigen versammeln sich entweder im Haus des Gemeindeleiters oder bei besonderen Anlässen in der Schule. Stühle oder Bänke gibt es nicht, der Boden aus plattgeklopften Palmrinden tut es genauso. Die Kinder haben seit ca. 1½ Jahren ihre eigene Kinderstunde, die von Anfang an von den Einheimischen gehalten wurde. Durch die Bibelkurse in Porto Velho und die regelmäßigen Stammesbesuche sind einige Mitarbeiter herangewachsen, die die Gemeinde führen und betreuen.

Derzeit erleben wir, wie manche Apurinã, die früher getauft wurden, langsam begreifen, was Nachfolge Jesu bedeutet. Uns ist wichtig, dass Indianer die Bibel verstehen und innerlich verändert werden. Dabei wollen wir ihnen helfen. Wir wollen sie lehren und auf ihrem Glaubensweg begleiten. Wie sie ihr Glaubens- und Gemeindeleben dann praktisch im Alltag umsetzen, das sollen sie selber bestimmen.

Unser Ziel ist es, nicht nur diese eine Siedlung zu betreuen, die wir bisher regelmäßig besuchen. Wir wollen zusammen mit den gläubigen Indianern in andere Apurinã-Siedlungen reisen. Dort gibt es teilweise schon Apurinã, die entweder bei Stadtbesuchen oder durch „Wandermissionare“ zum Glauben gekommen sind. Uns ist es ein Anliegen, den Kontakt zu ihnen herzustellen und zu prüfen, wo wir ihnen helfen können, eine selbständige Gemeinde zu werden.

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Die (Ava-)Guarani

von Harald Fürstenau
Harald und Edda Fürstenau arbeiten seit 1968 unter den Ava-Guarani und konzentrieren sich jetzt auf die Revision des Alten Testaments in Guarani.

Herkunft

Die Guarani-Indianer sind Teil des großen Guarani-Tupi-Volkes. Vom 16. bis 18. Jahrhundert dehnte sich das Siedlungsgebiet dieses Volkes von der Atlantikküste bis zu den Anden und vom Amazonas bis etwas nördlich von Buenos Aires / Argentinien aus.

Eine alte Sage erzählt dass zwei Brüder an der Küste des Bundesstaates Staat Rio de Janeiro (Brasilien) an Land gingen. Weil sich ihre Frauen nicht verstanden und die Brüder sich nicht verfeinden wollten, beschlossen sie, dass einer im Süden bleibt, und der andere im Norden. So entstanden die Guarani im Süden (vom Staat Rio de Janeiro ab südlich) und die Tupis im Norden (vom Staat Rio de Janeiro nördlich).

In den Schulen der westlichen Länder wird gelehrt, dass die Indianer ursprünglich aus Asien kamen und über die Behringstraße in langen Wanderungen Amerika besiedelten. Diese Theorie stammt von einem katholischen Priester des 18. Jahrhunderts, der aus logischen Gründen bei der Betrachtung der Weltkarte zu dieser Schlussfolgerung kam. Die Theorie basiert aber nicht auf historischer Forschung.

Alte indianische Aussagen aus dem 16. Jahrhundert in Mittelamerika bekunden dagegen ihren Ursprung in einem fernen Land am pazifischen Ozean. Durch die Meeresströmungen, die bis zur Küste Amerikas fließen, ist ein solcher Weg denkbar. Außerdem gibt es unterwegs verschiedene Inseln und die Insulaner Polynesiens und anderer Gebiete sind ausgezeichnete Schiffer auf ihren Auslegebooten.

Der deutschstämmige Priester aus Spanien, Pater Antonio Guasch, der in Japan und in Paraguay lebte, erwarb in Jahrzehnten eine hervorragende Kenntnis der Guaranisprache. (Ich benütze oft seine Grammatik und sein Wörterbuch bei der Revision der Guaranibibel.) Er sagte, die Guarani kämen ursprünglich aus Polynesien. Ein brasilianischer Sprachforscher geht sogar noch weiter, indem er behauptet, Proto-Japanisch (Urjapanisch) und Proto-Guarani seien verwandt. Bis heute habenJapanisch und Guarani verwandte Züge; das erklärt, warum in der Regel Japaner schneller Guarani lernen als Deutsche.

Die meisten Guarani-Tupi-Stämme sind heute ausgestorben oder in den noch wenigen überlebenden Stämmen aufgegangen. In Paraguay zählt man heute vier Stämme zur Guarani-Tupi-Gruppe: Die Ava-Guarani, die Pa'i tavyterä (Caiuá), die Mby'a und die Ache.

Die Ava-Guarani werden von den Paraguayern auch Chiripa genannt, was „Lendenschurz“ bedeutet, aber von den Ava-Guarani nicht gern gehört wird. 

Geschichtliches

Die Jesuiten (katholische Missionare) haben im 18. Jahrhundert unter dem Guarani-Volk im Staat Misiones / Argentinien, Rio Grande do Sul / Brasilien und Südparaguay 30 blühende Reduktionen (Siedlungen) aufgebaut. In manchen dieser Reduktionen lebten bis zu 5.000 Guarani-Indianer. Wirtschaftlich leisteten die Jesuiten Großes. Sie ließen riesige Felder anlegen, bauten sogar Weizen an, exportierten Mate Tee und bauten riesige Viehfarmen auf. Militärisch fügten sie den portugiesischen Sklavenjägern mit den von ihnen ausgebildeten Indianern mehrere Niederlagen zu. Auch aus diesem Grund flohen die Guarani oft zu den Jesuiten in die Reduktionen, wo sie Schutz und Ruhe vor den Sklavenjägern hatten. Kulturell leisteten die Jesuiten Beachtliches besonders auf musikalischem Gebiet.

Mit der Guarani-Sprache befassten sie sich intensiv und erarbeiteten viel Sprachmaterial. Ich benütze ab und zu das große Wörterbuch „Guarani- Spanisch, Spanisch- Guarani“ von Montoya und Restivo bei der Revision der Guaranibibel. Leider haben sie die Bibel nicht ins Guarani übersetzt und haben auch keine indianischen geistlichen Führer herangebildet. Als sie 1768 auf Befehl des portugiesischen und spanischen Hofes aus ihren Reduktionen ausgewiesen wurden, zerfiel ihre Arbeit sehr schnell.

Gebiet und Größe

Heute leben noch schätzungsweise 25 000 Ava-Guarani, zerstreut auf ca. 60 000 km² im Grenzgebiet Brasiliens und Paraguays, ungefähr 150 km landeinwärts in beide Länder. Die DIPM arbeitet in Pirajui (Brasilien), Mboijagua und Cerro Campi (Paraguay) unter den Ava-Guarani.

 

Sprache

Die Ava-Guarani-Sprache ist heute identisch mit der Guarani-Sprache der Paraguayer. Rund 90% der Paraguayer spricht neben Spanisch auch Guarani.

Das Ava-Guarani ist eine etwas guturale, stark nasale und sehr logische Sprache. Hat man sich daran gewöhnt, empfindet man Ava-Guarani als eine wohlklingende Sprache, weil die Selbstlaute in einem Satz ungefähr 55 % ausmachen. Jede Silbe muss mit einem Selbstlaut (Vokal) enden. Alle Vokale können auch nasaliert werden.

Religion

Die Ava-Guarani-Mütter erziehen ihre Kinder oft dadurch, dass sie ihnen Angst machen. "Wenn du das nicht machst, kommt die Missionarin und gibt dir eine Spritze", ist z.B. ein Satz, den man häufig hörte. In ähnlicher Weise ist das religiöse Leben der Ava-Guarani von Angst bestimmt.
Die Erwachsenen fürchten sich davor, eines der vielen Tabus zu übertreten. Solche Übertretungen werden von den Geistern mit Krankheit oder Not bestraft. Deshalb sind die bösen Geister sehr zu fürchten und man braucht einen Schutzgeist und einen Schutz-Medizinmann, der einem nach der Geburt einen heiligen und geheimen Schutznamen gibt.

Alles Geschaffene hat einen Schutzgeist. Die Erde hat z. B. den Wind (yvytu) als vernehmbaren Schutzgeist: yvy = Erde, tu = Geist. Das Wasser hat den Wasserfall (ytu), als sichtbaren Schutzgeist, y = Wasser, tu = Geist.

Um das Wohlwollen der Geister zu erhalten muss der Indianer an religiösen Veranstaltungen aktiv teilnehmen im Gesang und Tanz.

Eigenarten, Auffälliges

Der Ava-Guarani ist Meister der Täuschung. Er hat sich dieses Verhalten im Laufe der Jahrhunderte als Überlebenschance im Umgang mit den Weißen angeeignet. Ava-Guarani können bei Hausgottesdiensten dem Gesagten kräftig zustimmen und die Einladung zum Sonntagsgottesdienst "freudig" annehmen, erscheinen dann aber selten. Die Caiua- und Mby’a-Guarani zeigen ihre Ablehnung direkter.

Die Ava-Guarani-Männer öffnen sich - im Gegensatz zu den deutschen Männern - eher dem Evangelium als die Frauen. Vermutlich binden sich die Ava-Guarani-Frauen durch die Krankheiten ihrer Kinder stärker an den Schutz der Medizinmänner.

Der Ava-Guarani-Indianer fühlt sich den Caiua, Mby'a und besonders den Ache gegenüber überlegen.

Interessant ist auch die Aussage des Guaranihäuptlings Taruma im 19. Jahrhundert dem Naturwissenschaftler Rengger gegenüber: „Ihr seid Weiße. Gott hat euch alle Macht und Reichtümer gegeben, sogar unser eigenes Land. Ihr habt schöne Häuser, große Viehherden zu eurer Ernährung und Sklaven, die euch bedienen. Wir dagegen sind arm, ohne Kleidung, ohne Häuser. Wir müssen in den Wäldern herumjagen, damit wir nicht Hungers sterben, während ihr von unserer wunderschönen Heimat Besitz ergriffen habt. Deshalb ist es ganz richtig, dass du mir Geschenke machst, damit die große Ungerechtigkeit ausgeglichen wird, denn wir sind so viel Wert wie ihr.“ Diese Aufforderung zum Teilen ist allgemein unter den Indianern vertreten.

Perspektiven

Viele Völkerkundler wünschen, dass die Indianer große Ländereien erhalten, damit sie nach altem Stil dort weiterleben können. Angesichts der weltweiten Bevölkerungsexplosion ist das ein nicht realisierbarer Wunsch. Die Ava-Guarani besitzen Reservate bis zu einer Größe von 2.500 ha. Die darin vorhandene Urwaldfläche wird von Jahr zu Jahr geringer und die guten Nutzhölzer sind schon längst von ihnen selbst zu Schleuderpreisen an die Weißen verkauft worden.
Meines Erachtens gibt es für die Indianer, und besonders für die Ava-Guarani, nur einen Weg nach vorne: als Kleinbauern überleben. Diese Lebens- und Wirtschaftsform entspricht am ehesten ihrem freien Naturleben. Sie müssen genügend eigene Nahrung anbauen, und zum Verkauf Nutzpflanzen ziehen, die viel Handarbeit verlangen und mit Maschinen schlecht zu ernten sind, wie z.B.Sesam, manche Gewürze, ka'a he'e (eine Pflanze mitstark zuckerhaltigen Blätter, die von Japan und USA als Zuckerersatz gekauft wird). Auf diese Weise können sie aus der Abhängigkeit von Farmern herauskommen und ihre Hauptbedürfnisse decken. Denn maschinell können die Indianer nicht mit den Großfarmern konkurrieren.

Aus der geistlichen Not mit all ihren Folgen können sie nur befreit werden durch einen lebendigen und wachsenden Glauben an Jesus Christus, der Menschen zu einem veränderten Lebensstil befähigt.

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Die Caiuá

von Bernd Maier
Bernd und Anita Maier arbeiten seit 1982 in Brasilien unter Caiuá- und Guarani-Indianern

Herkunft

Die Gelehrten sind sich nicht ganz einig über Herkunft und Bedeutung des Namens Caiuá. Ca’a oder ca’aguy (= Wald) und ava (= wahrer Mensch, wahrer Indianer) soll zu Caiuá verschmolzen sein und wird gedeutet als Genius oder Herr und Bewohner des Waldes. Im weitesten Sinn wurden damit jene indianischen Waldbewohner bezeichnet, die über viele Jahre hinweg völlig zurückgezogen lebten und auf diese Weise alle politischen und religiösen Kontakte vermieden. Die kleinen umherziehenden Indianergruppen von Sammlern, Jägern und Kleinpflanzern wurden einer der zahlreichen Tupi-Guarani-Untergruppen zugeordnet. Aber bis in die heutige Zeit versuchen die Caiá, ihre eigene Kultur, Religion und Sprache zu erhalten.

Alte Überlieferungen sprechen davon, dass die Vorläufer der heutigen Caiuá zusammen mit anderen Guaranigruppen in Uruguay und im Gebiet des Dreiländerecks Argentinien- Paraguay-Brasilien lebten. Mit der Zerstörung der von den Jesuiten angelegten Indianersiedlungen (Reduktionen, 1768) und den spanisch-portugiesischen Eroberungszügen kam es im Laufe der weiteren Kolonialisierung zu großen indianischen Wanderungsbewegungen nach Norden und Nordosten. Zusätzlich motiviert wurden die Wanderungen durch die indianische Vorstellung, dass das sogenannte „Land ohne Übel“ im Osten zu finden sei. Die Schamanen führten deshalb ihre Gruppen in beschwerlichen und gefährlichen Reisen in Richtung Atlantikküste. Viele gaben unterwegs auf und ließen sich irgendwo nieder. Andere standen schließlich enttäuscht am Atlantik und fanden nach den jahrelangen Wanderungen kaum mehr die Kraft zurückzukehren.

Heutiger Lebensraum

Das Siedlungsgebiet der Caiuá liegt heute im Grenzstreifen Paraguay-Brasilien. Allein auf brasilianischer Seite leben schätzungsweise 17 000 Caiuá-Indianer. Ihre ca. 24 Dörfer unterschiedlicher Größe liegen meist zwischen weitläufigen Viehfarmen oder in den großen Soja-, Mais, und Reisanbaugebieten des Bundesstaates Süd-Matogrosso. Die Caiuá in Paraguay nennt man auch "Pai Tavyterã". Sie werden oft undifferenziert den Guarani zugeordnet. Die DIPM arbeitet mit paraguayischen Caiuá in den Siedlungen Pypuku/Pariri und Pira’y, in Brasilien in Paraguassu und Lagoa Rica.

Sprache

Laut Lorena Irene Bridgeman, einer Wycliff-Bibelübersetzerinn, die schon seit 1954 unter dem Caiuávolk lebt und arbeitet, sprechen die Caiuá einen alten Dialekt des Tupi-Guarani. Obwohl sich dieser nur wenig von der Sprachweise der paraguayischen Guarani-Indianer unterscheidet, legen die Caiuá doch sehr Wert darauf, als echte Caiuá auch den eigenen Dialekt zu sprechen.

Wirtschaftliche Situation

In den letzten 40 Jahren wurden vor allem auf brasilianischer Seite die großen Waldbestände systematisch abgeholzt. Dadurch gegen die Jagdmöglichkeiten drastisch zurück und die Caiuá waren gezwungen, ihr Überleben durch das Anpflanzen von Mais, Reis, Bohnen, Mandioka und Süßkartoffeln zu sichern. Hühner, Schweine und teils auch Kühe decken heute ihren Fleischbedarf. Manche Caiuá verkaufen Pfeil, Bogen und Federschmuck an der Fernschnellstraße nach São Paulo. Männer und Jugendliche verdingen sich oft Tagelöhner auf den umliegenden Farmen oder arbeiten über mehrere Wochen auf den weiter entfernten Zuckerrohrplantagen.

Staatliche Hilfen

In den letzten acht Jahren schuf der brasilianische Staat große Förderungsprogramme zugunsten der indianischen Bevölkerung. Es gab kostenloses Saaatgut und Traktoren zur Feldbestellung, Ernährungsberatung, Kurse in Gemüseanbau, Herstellung von Seife usw. Im Rahmen des neuen Gesundheitsprogrammes werden kranke Indianer kostenlos behandelt und ins Krankenhaus gebracht. Vielfach wurden Idianer auch im Gesundheitsdienst angestellt. Man ließ Tiefbrunnen graben, Wasserleitungen legen, Waschhäuschen und WC’s bauen. In jeder Caiuá-Siedlung gibt es eine staatlich anerkannte Grundschule mit größtenteils indianischen Lehrkräften. Für diese Lehrerausbildung bietet der Staat besondere Kurse an. Wer seine Kinder zur Schule schickt, bekommt vom Staat monatlich pro Kind ca. 5 Euro Schulbeihilfe. Auch der Leseunterricht für Erwachsene wird staatlich bezuschusst. In den meisten Siedlungen fahren kostenlose Schulbusse, die die Kinder zur weiterführenden Schule in die Stadt bringen. Außerdem erhalten die Indianerfamilien monatlich ein Paket mit Grundnahrungsmitteln. Viele beziehen auch die staatliche Mindestrente von knapp 80 Euro. Seit es diese finanziellen Unterstützungen gibt, pflanzen viele Indianer nur noch wenig auf ihren Feldern. Sie leben auf den nächsten Zahltag zu und entwickeln eine ungesunde Erwartungshaltung. 

Gesellschaftliche Struktur

Die Caiuá haben ein ausgeprägtes Sippenbewusstsein. Sie leben in großen kinderreichen Familien. Die Entscheidungsträger und leitenden Leute sind zwischen 30 und 45 Jahre alt. Der Häuptling, oft aus führender Sippe, wird heute mehrheitlich auf Zeit gewählt. Er ist Sprachrohr der Dorf-Mehrheit und hauptsächlich Verbindungsmann nach außen zu den lokalen und staatlichen Stellen. Er muss möglichst viele Projekte und Hilfeleistungen für die Siedlung organisieren. Mehr und mehr werden heute auch jüngere Caiuá in leitende Positionen gewählt, weil sie besser lesen und schreiben können, gut portugiesisch sprechen und deshalb besser auf den Ämtern und Ministerien zurecht kommen. Die Caiuá haben den niedrigsten sozialen Status unter den drei indianischen Hauptgruppen in Süd-Matogrosso (Terena, Kadiweu und Caiuá).

Glaubensvorstellungen

 

Obwohl heute nicht mehr so offensichtlich, das Leben der Caiuá ist noch immer tief geprägt von Geisterfurcht, Zauberei und Weltuntergangsstimmung. Pflanzen, ernten, jagen, arbeiten, reisen, Familie, Kindererziehung, Leben im Dorf, Gesundheit und Krankheit, Geburt und Tod, alles ist eingebettet in das animistische Weltbild der Caiuá. Alle Lebewesen und Dinge sind von Geistwesen beseelt, die eifersüchtig über ihre Eigentumsrechte wachen.

Panambi, die kleine Caiuá-Siedlung 10km von Lagoa Rica entfernt, ist bis heute das religiöse Zentrum der Caiuá in Süd-Matogrosso / Brasilien. Hier werden noch die traditionellen Riten gepflegt: Der monotone Zaubergesang, begleitet vom Rhythmus der Zauberrasseln, den stampfenden Füßen der männlichen Tänzer und dem dumpfen Geräusch der Bambusrohre, die von den Frauen auf den Boden gestoßen werden. In Panambi finden auch heute noch die Initiationsfeste für die männlichen Kinder statt. Die Jungen werden durch das Durchbohren ihrer Unterlippe und das Einsetzen eines ca. 3-4 cm langen Stäbchens, dem sogenannten Lippenpflock, zu echten Caiuá gemacht. Von diesem Zeitpunkt an haben sie auch die Möglichkeit, sich die Caiuá-Gottheiten und Geistwesen, von denen es über 90 geben soll, gefügig zu machen - zur Hilfe, zum Schutz oder zur Abwehr von Schaden.

Alte Caiuá erzählten uns vom weißen Geier, der den guten Teil der zweigeteilten Caiuáseele mit sich nimmt in den Caiuáhimmel, einem paradiesischen Ort mit unerschöpflichen Essensvorräten und Jagdmöglichkeiten.

Das Evangelium unter den Caiuá

 

Seit 1928 arbeitet die brasilianische Caiuá-Mission in Süd-Matogrosso. Evangeliumsverkündigung verbunden mit Krankenbehandlung, Schularbeit, diakonischer und landwirtschaftlicher Hilfe fanden guten Anklang. In Dourados gibt es neben dem großen Missions-Hospital, der Hauptkirche, der staatlich anerkannten Grund- und Hauptschule auch eine Bibelschule für Indianer. Viele Caiuá konnten bereits für den Gemeindedienst in den Indianerdörfern zugerüstet werden. Fast in allen Caiuá-Siedlungen Süd-Matogrossos gibt es kleine evangelikale Indianergemeinden. Die Wycliff-Missionare haben nach 50 Jahren Sprachforschung und Bibelübersetzung das NT übersetzt und herausgegeben. Gegenwärtig wird das AT fertiggestellt. Die DIPM arbeitet seit 35 Jahren in Lagoa Rica, und seit fast 20 Jahren in Paraguasu.

Perspektiven und offene Fragen

 

Auch in der "Nach-Pionierphase" bleibt für Missionare noch viel zu tun. Im rapiden Wandel der Zeit ergeben sich neue Aufgaben, die vor allem im Begleiten und Beraten liegen. Die Indianer sind heute zunehmend mit Fragen im Bereich Schule, Gesellschaft, Politik und dem Gesundheitswesen konfrontiert. Sie müssen Stellung nehmen zu Themen, wie Umgang mit der eigenen und der brasilianischen Kultur, Alkoholismus, Drogen, Aids, Sexualität, Freundschaft, Heirat usw.

Wie kann der biblische Glaube ihnen dabei helfen? Wie kann dieser Glaube den Umgang mit den Medien (Radio, Filme, Fernsehen...), mit Geld und aufkommendem Wohlstand prägen? Und wie kann unter den veränderten Bedingungen die missionarische Komponente der Gemeindearbeit gestärkt werden?

Notwendig ist heute, die Caiuá partnerschaftlich zu begleiten, sie zu beraten und weiter zu führen. Missionare müssen warten können, müssen die Caiuá zu eigenen Schritten ermutigen, sie Fehler machen lassen, mit ihnen gemeinsam auf dem Weg sein. Nötig ist, die Caiuá in biblischem Sinne in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken.

Predigt, Musikgestaltung, Schaffung eigenen Liedgutes gilt es zu fördern. Anhand der Bibel müssen die Caiuá zugerüstet werden, damit sie synkretistische Tendenzen in ihrem persönlichen Glaubensleben und ihren Gemeinden erkennen und Fehlhaltungen biblisch korrigieren lernen. Sie müssen geschult und ermutigt werden, selbst zu ihren Stammesleuten zu gehen und ihnen Gottes Wort weiter zu sagen.

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Die Kadiweu

von Fátima da Costa Oliveira, die seit 25 Jahren als Missionarin unter den Kadiweu arbeitet, und von Missionar Werner Völkel; er lernte die Kadiweu während seines Vertretungsdienstes 1995/96 in Alves de Barros kennen.

Herkunft

Seit dem 16. Jahrhundert sind die Kadiwéu als reitendes Kriegsvolk dokumentiert, das andere Stämme versklavte. Sie schafften es Wildpferde zu zähmen und kamen so zu einer großen Anzahl Pferde, die sie im Kriegsfall vor sich hertrieben, um selbst versteckt, seitlich am Pferd hängend und mit Speer bewaffnet, die Feinde zu überrumpeln. Ihre Rotten durchstreiften fast das gesamte östliche Einzugsgebiet des Paraguayflusses. Auch bei den ersten Kontakten mit den europäischen Eroberern kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen und Raubzügen. Erst 1791 wurde ein Friedensvertrag mit den Portugiesen geschlossen, bei dem auch das traditionelle Indianerland offiziell anerkannt wurde. 

Jetziges Siedlungsgebiet

Das heute 538.536 ha* große Indianerreservat „Reserva Indígena Kadiwéu“ wurde 1899 vermessen und 1903 offiziell von der Regierung anerkannt. Das Indianerreservat befindet sich südlich des bekannten Pantanal-Sumpfgebietes im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Die Fläche ist zum größten Teil an Viehzüchter verpachtet. Die Indianer selbst wohnen auf vier weitläufige Siedlungen verteilt. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Wohnstätten von Kadiwéu-Indianern auf den entlegenen Farmen innerhalb des Indianerreservates. Auch außerhalb des Indianerreservates haben nicht wenige Kadiwéu Häuser gekauft und gemietet. Vor allem in der nahen Stadt Bodoquena. * ist ca. 1/7 von Baden-Württemberg

Größe des Stammes

Krankheiten wie Tuberkulose und Verluste in den zahlreichen Kriegen reduzierte die Bevölkerung bis zum Jahre 1939 auf den historischen Tiefstand von ca.100 Indianern. Bis zum Jahr 1948 erholte sie sich immerhin auf 235. Als die DIPM 1968 die Missionsarbeit bei den Kadiwéu begann, trafen die Missionare nur noch etwa 50 Indianer in der Hauptsiedlung Alves de Barros an. Die restlichen der ca. 240 Kadiwéus lebten zerstreut auf Farmen (Fazendas), weil sie dort an eine bessere medizinische und schulische Versorgung angeschlossen waren. Es gab damals kaum Kinder, weil die Kadiwéus als Kriegsvolk immer nur ein Kind duldeten, das von der Mutter im Kriegsfall getragen werden konnte. Erst wenn dieses Kind so groß war, das es sich (im Kriegsfall) selbstständig durch den Wald schlagen konnte, durfte ein weiteres Kind am Leben bleiben. Schwangerschaften dazwischen wurden durch Kräuter oder Gewalteinwirkung beendet oder dem Kind wurde nach der Geburt vor dem ersten Schrei das Genick gebrochen. Auch nach dem ersten Schrei wurden ungewollte Kinder umgebracht, indem z.B. der Nabel mit Pferdemist infiziert wurde usw. Mit Beginn der Missionsarbeit stieg die Bevölkerungszahl sprunghaft an. 1983 waren es bereits 850 und 1985 zählte die brasilianische Indianerbehörde „FUNAI“ bereits 1.105 Kadiweu. Im Jahr 2003 war die Zahl auf 1800 Kadiweú-Indianer angewachsen.

Sprache

Die Kadiwéu-Sprache gehört zur Sprachfamilie Guaikuru. Die Kadiwéu-Indianer von Mato Grosso do Sul sind mit ihren ca. 1800 Personen die einzigen Vertreter dieser Sprachgruppe in Brasilien.
Nur südlich des Paraguay-Flusses gibt es noch Dialekte dieser Sprachfamilie.

Durch den Einsatz der Wycliff- Bibelübersetzer Glynn und Cintia Griffiths konnte im Juni 2000 das komplette Neue Testament in Kadiwéu herausgegeben werden. Ein anderes Ehepaar erstellt Liederbücher, Andachtsbücher und christliche Filme in der Kadiwéu-Sprache. Die Tatsache, dass manche Wörter von Männern anders gesprochen werden als von Frauen sowie im Gespräch von Männern mit Frauen und Frauen mit Männern wieder anders, erschwerte die Übersetzungsarbeit erheblich.

Religion, Kulte, Riten

Über die Vorstellung von Gott und seiner Erschaffung der Völker gibt es verschiedene Versionen. Ein Beispiel: Es gab ein Loch, in dem alle Völker steckten. Zuerst zog Gott den Weißen aus dem Loch, dann den Terena-Indianer usw. Gott gab jedem Volk, das er herauszog, eine Anweisung, wie es zu leben hatte. Den Weißen gab Gott die Aufgabe, Arbeiter zu sein. Den Terena-Indianern gab er die Sichel, den Boden zu bebauen. Zuletzt zog Gott den Kadiwéu aus dem Loch und sagte: Ihr werdet Leute sein, die im Wald laufen und Kriege gegen andere Völker führen. (Quelle: Jaime Garcia Siqueira Jr; Arte e Técnicas Kadiwéu: S.9)

Götter, Geister und Dämonen sind auch bei den Kadiwéu ernstgenommene Mächte, von denen sie in Angst gehalten werden. Schamanen können diese Mächte zum Wohl oder zum Schaden eines Menschen beeinflussen. Deshalb spielen Schamanen eine dominierende Rolle in der Stammesgemeinschaft.
Gefürchtet wird auch der „Bobo“, obwohl ihm heilende Kräfte zugesprochen werden. Er tritt verkleidet auf, tanzt, „bellt“ und ängstigt vor allem die Kinder. Was er verlangt, wird ihm gegeben aus Furcht, von ihm verflucht zu werden. In jeder Familie kann es eine Person geben, die zum „Bobo“ geweiht ist.

Riten werden hauptsächlich in Verbindung mit Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter und Tod praktiziert. Ein Beispiel: Jedes Kind bekommt bei der Geburt einen Namen; es wechselt diesen Namen, wenn ein Verwandter stirbt. Die alten Frauen im Stamm, die den Ritus kennen, treffen sich, um den geeigneten Namen für den Trauernden zu suchen und zu bestimmen. Während der Trauerriten werden den Verwandten die Haare abgeschnitten. - Wer einen Angehörigen verloren hat, kann eine andere Person adoptieren, unabhängig von Alter, Geschlecht und Verwandtschaft. Der adoptierten Person wird auch das Haar geschnitten, sie bekommt den neuen Namen und gehört dann zur Familie.

Auffälliges, Eigenarten

Auffällig ist die dreigeteilte soziale Struktur: Es gibt die Herren-Linie, die Krieger-Linie und die Sklaven-Linie. Der soziale Status wird von Generation zu Generation vererbt. Träger der Herren-Linie sind in der Regel einflussreiche Sippen.

Die Kadiweu legen großen Wert auf Sauberkeit und schöne Kleidung. Sie schminken sich gern. Bei besonderen Anlässen bemalen sie ihre Körper. „Wenn man Mensch ist, muss man sich bemalen, um schön zu sein. Nur Tiere bemalen sich nicht!“ Die Bemalung wird auf dem Rücken, der Brust, den Armen und im Gesicht vorgenommen. Früher wurde durch verschiedene Zeichnungen die soziale Stellung sichtbar gemacht. Die feinste Zeichnung war der Herren-Linie vorbehalten.

Die Kadiweu-Frauen sind Künstlerinnen im Töpfern. Sie stellen wunderschön bemalte Vasen, Teller und andere Ton-Gefäße her. Die Farben werden aus Naturmaterialen gewonnen.

Verhältnis zur übrigen Bevölkerung

Die Kadiweu sind ein sehr stolzes Volk. Sie lassen gerne andere für sich arbeiten. Es gehört dazu, dass man eine Hausangestellte hat, selbst wenn man es sich finanziell nicht leisten kann. Uneigennützige Freundschaftsbeziehungen sind bis jetzt sehr selten. Eine Beziehung ist gut und wird aufrecht erhalten, so lange sie nützlich ist. Die jungen Leute, die in einer Stadt wohnen und zur Schule gehen, haben allerdings meist ein gutes Verhältnis zu anderen Mitschülern, auffällig oft zu Schülern mit gestörtem Sozialverhalten.

Ist-Zustand

Die Kadiweu-Indianer leben, wie viele andere Stämme, in einem Dilemma: Indianer sein heißt einerseits, verachtet und unmündig sein. Andererseits sind Indianer politisch und anthropologisch interessant und werden für eigennützige Zwecke eingesetzt. „Die Menschen sind nicht tatsächlich interessiert an einem Indianer, sondern nur an einem Indianer, wie sie ihn sich vorstellen.“, stellte ein Kadiweu treffend fest.

Materiell gesehen geht es den Kadiweu gut. Sie profitieren von ihrem großen Reservat, indem sie Land verpachten. Darüber hinaus sind sie Nutznießer von vielen Hilfsprogrammen. Der brasilianische Staat z.B. investiert viel in den Bereichen Bildung, medizinische Versorgung, Landwirtschaft, Ernährung und Wohnung, um die Lebensverhältnisse der Indianer zu verbessern.

Die materielle Hilfe hat leider nicht nur Vorteile. Sie fördert eine egoistische, materialistische Einstellung. Alkoholismus und Unmoral nehmen zu. Viel Geld und Besitz zu haben, ohne sich anzustrengen, ist für viele Kadiweu das erstrebenswerte Ziel. Ein Kadiweu drückte es so aus: „Jetzt weiß ich, man muss viel Geld haben. Dann fragt kein Mensch danach, wer du bist. Man behandelt dich gut.“

Der Einfluss des Evangeliums

Im Jahr 1967 begann die DIPM mit der Missionsarbeit unter den Kadiweu. Der Einfluss des Evangeliums hat neben der besseren medizinischen Versorgung wesentlich dazu beigetragen, dass der Kadiweu-Stamm nicht ausgestorben, sondern zahlenmäßig wieder gewachsen ist.

Darüber hinaus gibt es heute in der Hauptsiedlung Alves de Barros eine kleine christliche Gemeinde, die sich regelmäßig unter Gottes Wort versammelt. Gottesdienste und andere Gemeindeveranstaltungen werden von Kadiweu-Indianern geleitet. In diesem Jahr hat die Gemeinde in Alves de Barros in Eigeninitiative ein neues Kirchengebäude erstellt. Es ist im Rohbau fertig. In drei anderen Siedlungen finden regelmäßig an bestimmten Wochentagen Hausgottesdienste statt. 

Sorge macht uns, dass verschiedene extreme christliche Glaubensgemeinschaften bei den Kadiweu Eingang gefunden haben und mehr Verwirrung stiften, als zum geistlichen Wachstum der Gläubigen beizutragen.

Wichtig ist uns, dass die Kadiweu das Wort Gottes noch besser kennen und verstehen lernen und dass sie es zur Richtschnur ihres Handelns machen. Sie darin anzuleiten und zu ermutigen, ist das vorrangige Ziel der weiteren Missionsarbeit.

 

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Die Paumari

von Bernhard Möck
Bernhard und Christine Möck sind seit 1989 Missionare in Brasilien und seit 1995 regelmäßig in Kontakt mit den Paumari.

Geschichtliches

Schriftlich erwähnt wurden die Paumari in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Kautschuksucher auch in ihr Siedlungsgebiet vorstießen. Sie wurden als friedliches und scheues Volk beschrieben. Bis heute kennt man kaum Auseinandersetzungen unter ihnen, die zu schweren Körberverletzungen oder gar zum Tod führten. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Stämmenmussten die Paumari hohe Verluste hinnehmen. Es kam zu einem regelrechten Abschlachten der Paumari, so dass nur wenige übrig Gebliebene im Urwald scheu und zurückgezogen überlebten.

Jetziges Siedlungsgebiet

Die Paumari leben an den Seen und Flussufern des mittleren Purus. Am Maraha See liegen die Dörfer Crispinho, Sao Clemente, Estirao, Santa Rita Forqillia und Morada Nova. Weitere Siedlungen gibt es am Ituji-Fluss und am Tapaua-Fluss, beides Zuflüsse des Purus.
Seit einigen Jahren ist das Land vermessen und den Paumari als Reservat zugesichert.
Die Größe der einzelnen Reservatsgebiete ist unterschiedlich. Im oben erwähnten Flussgebiet gehören den Paumari z.B. 32 Seen. Sie haben dort also große Fisch-Ressourcen.

Lebensweise

Die Paumari sind in erster Linie Fischer. Einige wohnen bis heute auf Floßhäusern, zumindest aber auf einem Pfahlhaus. Richtig gegessen hat ein Paumari nur, wenn Fleisch oder Fisch bei der Mahlzeit dabei waren.
Ein echter Paumari pendelt ständig zwischen dem „Festland“ und dem Flussufer. Er geht zur Paranussernte in den Urwald, fährt zum Fischen an die Seen, zum Einkaufen in die Kreisstadt Labrea und seit ein paar Jahren noch zum Bibelkurs in Porto Velho.

Größe des Stammes.

Als die Wycliff-Missionarin Shirley Chapman 1964 am Maraha-See ankam, lebten dort nur noch 96 Personen. Heute zählt der ganze Stamm ungefähr 1000 Personen. Davon leben ca. 700 in der Gegend des Maraha Sees, 100 am Rio Ituji und ca. 200 am Rio Tapua.

Sprache

Die Paumari-Sprache gehört zum Sprachstamm der Araua. Sie wird hauptsächlich von den älteren Paumari gesprochen. Die jüngere Generation spricht ein einfaches Portugiesisch, das mit Paumari vermischt wird.
Seit 1964 arbeitete die Wycliff- Bibelübersetzerin Shirley Chapmann an der Paumari-Sprache. 1976 kam Meinke Salzer dazu. Sie konnten vor 10 Jahren das Neue Testament und Teile des Alten Testaments fertig stellen und den Paumari gedruckt übergeben. 2004 wurde der Film des Lukasevangeliums in der Stammessprache synchronisiert.

Religion, Kulte, Riten

In der Paumari-Religion gibt es so etwas wie einen Himmel. Es ist ein Fluss, an dem alle Früchte in unermesslicher Fülle vorhanden sind. Doch die Frage, wie man dorthin kommt, kann niemand eindeutig beantworten.
Obwohl nicht mehr so offensichtlich wie früher ist das Leben der Paumari auch heute noch vom Animismus geprägt. Sie glauben, dass alles – Menschen, Tiere, Pflanzen – beseelt ist und deshalb haben in ihrem Denken z.B. Krankheiten immer einen spirituellen Hintergrund.Dasselbe gilt für Unfälle wie ein Schlangenbiss oder Verletzungen durch einen herhabfallenden Ast. Dazu kommt die Angst, es könnte Zauberei dahinter stecken oder ein Tabu missachtet worden sein.

Das wichtigste Fest, das heute noch teilweise praktiziert wird, ist das Amamajo. Bei diesem Fest werden die jungen Frauen freigelassen, die manchmal monatelang eingesperrt waren. Tritt nämlichbei einem Mädchen die erste Menstruation ein, wird es in ein aus Matten geflochtenes kleines zeltähnliches Gehege gesperrt. Das Gehege steht im Haus. Die junge Frau darf bis zum Amamajo kein Tageslicht mehr sehen und bekommt eine spezielle Diät. Das Fest findet meistens im Mai statt. Für das Fest wird die junge Frau am Körper bemalt und bekommt einen spitzen Hut. Nach dem mehrtägigen Fest mit Essen und Spielen darf sie wieder unter die Menschen und ist zum Heiraten bereit.

Verhältnis zur übrigen Bevölkerung

Als ausgesprochen friedliches Volk haben die Paumari in der Regel ein gutes, kameradschaftliches Verhältnis zu ihren Nachbarn. Eine Ausnahme bildet der Nachbarstamm Apurina. Die Spannungen zwischen den Paumari und den Apurina haben geschichtlichen Ursprung. Früher wurden die Paumari von den Apurina immer wieder angegriffen. Aber auch die aktuelle Situation sorgt für Konflikte: Die Paumari im Maraha-Rreservat müssen sich dieses mit den Apurina teilen. Das erzeugt Spannungen vor allem beim Fischen und beim Sammeln von Paranüssen. Dasselbe gilt auch am Ituji- Fluss für diealteingefleischten brasilianischen Nuss-Sammler.

Heute kommt es allerdings immer mehr zu ehelichen Verbindungen mit Brasilianern, Apurina-Indianern oder den sogenannten Flussbewohnern (= Mischlinge aus früheren Generationen). Leidvoll ist, dass immer mehr Paumari-Mädchen, wenn sie schwanger geworden sind, von solchen Partner ihrem Schicksal überlassen werden.

 

Ist-Zustand und Perspektiven

Verschiedene staatliche Organisationen haben Interesse an den Paumari und wollen helfen. Aber es zeigt sich immer wieder, dass nicht jede Hilfe dem Wohl der Indianer dient. Z. B. vergab die Regierung an einzelne Indianer Kredite, die nach zwei Jahren zurück bezahlt werden sollten. Aber wie und womit? Die Produkte der Paumari haben nur einen sehr geringen Marktwert, seien es die Bohnen, die sie in der Trockenzeit am Flussufer pflanzen oder die Fische, die sie zum Verkauf anbieten. Selbst die Paranüsse bringen wenig ein. Die Einnahmen reichen nicht aus, um zu bezahlen, was von den Flusshändlern und in der Stadt an verlockenden Dingen angeboten wird: Fernseher, gute Kleidung, Motoren anstatt Paddel. Und sie reichen schon gar nicht für die Rückzahlung eines Kredites.

Das Schulsystem der Paumari wurde auf Anordnung der Regierung an das nationale angepasst. Unterrichtssprache ist Portugiesisch. Vorher wurde bei den Paumari nach dem situationsangepassten System der Missionsschule unterrichtet. Der Unterricht war in kurze Blöcke geteilt, angepasst an die Jahreszeiten, weil viele Paumari wie Halbnomaden leben. Heute fehlen oft 80% der Schüler, weil sie während der Trockenzeit mit den Eltern am Fluss leben, um dort zu pflanzen.

Der Wandel der Strukturen, die „Zivilisation“, die immer stärker ins Leben der Indianer eingreift, ist die größte Herausforderung für die Paumari. Vor allem die Jugend ist davon betroffen; sie sitzt zwischen den Stühlen. Was sich in Europa in Jahrhunderten entwickelte, müssen sie in zwei bis drei Jahrzehnten durchmachen.

Um den Paumari zu helfen, müssen auch wir als Mission alles dransetzen, dass sie eine gute Bildung erhalten. Und das nicht nur in der Schule, sondern auch im Bereich Erwachsenenbildung, Berufsbildung, Gesundheitswesen, Gemeinde, Jugendarbeit sowie auf wirtschaftlichem Gebiet. Sicher können wir nicht alle Bereiche abdecken, aber vielleicht Brücken schlagen zu anderen, die in einem speziellen Bereich helfen können.

 

Der Einfluss des Evangeliums

So wie viele andere Indianer-Stämme, sind auch die Paumari zahlenmäßig gewachsen. Dies liegt mit Sicherheit in erster Linie an der ärztlichen Versorgung durch die Missionarinnen. Aber es liegt auch daran, dass sie sich dem Einfluss der Schamanen entzogen haben. Als Europäer können wir uns kaum vorstellen, wie viele Regeln und Vorschriften in einer animistischen Kultur eingehalten werden müssen, um das Überleben zu sichern. Und die gefürchteten animistischen Mächte sind tatsächlich reale, Leben zerstörende Mächte. Aber Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat sie besiegt.

Die Paumari, die diese frohe Botschaft gehört und angenommen haben, erlebten die Macht Jesu ganz konkret: In den ersten 20 Jahren starb kein Paumari-Kind, dessen Eltern an Jesus gläubig geworden waren. Bei Paumari, die ihre Kinder zum Schamanen brachten, gab es immer wieder Todesfälle. Das Evangelium befreite auch viele Paumari aus der Alkerholsucht. Gemeindeglieder bezeugen, dass Jesus sie von diesen Zwängen schlagartig befreite und sie nie mehr tranken.

Heute gibt es in Crispinho eine lebendige Paumari-Gemeinde. An anderen Orten leben einzelne Paumari-Christen oder versammeln sich kleine Gruppen. Kinder werden in der Gemeinde von den Ältesten gesegnet und damit bewusst unter die schützende Hand Gottes gestellt. In den Gebetsstunden wird geschwisterlich füreinander eingetreten. Seelsorge geschieht selbstständig unter den Indidanergeschwistern.

Die Paumari-Gemeinde erlebt so wenig den Himmel auf Erden wie deutsche Gemeinden nach 500 Jahren Reformation. Aber es ist für mich bewegend zu sehen, wie liebevoll und praktisch das Miteinander von Indianergeschwistern in einer Kultur gelebt wird, die wenige Jahre zuvor in tiefstem Aberglauben und beklemmender Angst ohne Hoffnung auf Änderung ihr Dasein fristete. Viele Gaben liegen bei den Paumari noch brach, weil sie ein gestörtes Selbstwertgefühl hindert, Neues zu wagen. Doch seit Jesus Christus auf Golgatha gesiegt hat sagte: „Es ist VOLLBRACHT!“, besteht echte Hoffnung auch für das Volk der Paumari.

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