Filmreihe zur Galerieausstellung „ALLES ÜBER ROSEMARIE“
Drei Spielfilme mit jugendlichen Prostituierten bilden einen Schwerpunkt unserer Filmreihe zur Galerieausstellung „Alles über Rosemarie“ im November: Jodie Foster als Kindfrau Iris in TAXI DRIVER (1975), Oxana Akinschina als Teenagerin in LILJA 4-EVER (2002) sowie Natja Brunckhorst als „Stricherin“ Christiane F. in WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (1981). Vom Anschaffen jugendlicher Drogenabhängiger in Berlin handelt auch die aktuelle Dokumentation DRIFTER (2007).
Kinotermine im November
Fr 31.10. 20.30 Uhr | Sa 01. 11. 20.30 Uhr
SAKURAN Sakuran – Wilde Kirschblüte
J 2006 R: Mika Ninagawa, Da: A. Tsuchiya, M. Ando, 111 min, OmU
SAK URAN (Sakuran – Wilde Kirschblüte, 2006), das Spielfilmdebüt
der Fotografin Mika Ninagawa und die Verfilmung eines bekannten Mangas, Filmreihe
folgt dem Schicksal Kiyohas, die schon als Achtjährige an ein Tokyoter
Freudenhaus verkauft wird. Dank ihres rebellischen und ungebundenen Wesens
steigt sie im Laufe der Zeit zu einer teuren Edelprostituierten mit besonderen
Rechten und Privilegien auf. Die nachdenklich machende sinnliche Inszenierung
arbeitet mit knallbunten Farben und Popmusik.
Sa 1.11 22.30 Uhr | So 2.11. 20.30 Uhr
DIE FLAMBIERTE FRAU
BRD 1983, R: Robert van Ackeren, Da: Gudrun Landgrebe, Matthieu Carrière,
106 min
Eva (Gudrun Landgrebe) trennt sich von ihrem Mann und dem bürgerlich einengenden
Leben, um als Callgirl zu arbeiten. Sie spezialisiert sich mit Erfolg allmählich
auf die Rolle der Domina, doch als sie Chris (Matthieu Carrière) kennen
lernt, einen Gigolo und Callboy, der mit Frauen und Männern verkehrt,
wird die Vereinbarkeit von Beruf und Liebe auf die Probe gestellt. Diese für
die damalige Zeit brisanten und wie nie zuvor dargestellten Themen bescherten
Robert van Ackerens schwarzer Komödie Die flambierte Frau (1983) einen
beeindruckenden Kassen- und Kritikerfolg, der auch ein neues, vieldiskutiertes
Frauenbild in den deutschen Film brachte.
So 2.11. 18.00 Uhr
DAS MÄDCHEN ROSEMARIE
BRD 1958, R: Rolf Thiele, Da: Nadja Tiller, Peter van Eyck, Gert Fröbe,
101 min
Auf vielfachen Wunsch wiederholen wir den Spielfilm DAS MÄDCHEN ROSEMARIE
(1958), der vor seinem Kinostart vor 50 Jahren für Aufsehen sorgte. Rolf
Thieles Verfilmung der Geschichte von Rosemarie Nitribitt (Nadja Tiller), die
als glamouröse Prostituierte in der Nachkriegszeit zu Reichtum kam und
schließlich ermordet wurde, spielt in Frankfurt und wurde zum Teil an
Originalschauplätzen gedreht.
Do 13.11. 20.30 Uhr
NAZN MOKSORI Leise Stimmen/Das Flüstern
Südkorea 1997, R: Byung Young-joo, Dokumentarfilm, 98 min, OmU
Während des Zweiten Weltkrieges wurden koreanische Frauen, euphemistisch
als „comfort women“ bezeichnet, von der japanischen Besatzungsarmee
unter schrecklichen Umständen zur Prostitution gezwungen. Auch nach Kriegsende
aus der Gesellschaft ausgeschlossen, konnten sie das erlittene Leid erst 1991 öffentlich
machen, nachdem Aktivistinnen eine Petition an die japanische Regierung gerichtet
hatten. In Nazn moksori (Leise Stimmen/Das Flüstern, 1995) dokumentiert
Byung Young-joo, seinerzeit selbst aktiv in dieser Bewegung, die teils positiven,
teils negativen Folgen der Aktion und die individuellen Geschichten der Frauen.
Sa 15.11. 20.30 Uhr
MAÎTRESSE
Frankreich 1976, R: Barbet Schroeder, Da: Bulle Ogier, Gérard Depardieu,
112 min, OmeU
Der Provinzler und Kleinkriminelle Olivier (Gérad Depardieu) wird bei
einem Wohnungseinbruch von Ariane (Bulle Ogier) erwischt. Dabei stellt er fest,
dass sie im Keller ihrer Wohnung ein Studio als Domina betreibt. Die beiden
werden ein Paar, doch ihre zweite Existenz als Domina steht immer wieder zwischen
ihnen. Barbet Schroeder drehte mit Maîtresse (1976) eine fesselnde, intensive
Studie über das Ineinandergreifen von Liebe und Machtausübung, Realität
und Fantasie, genial fotografiert von Néstor Almendros und mit Kostümen
von Karl Lagerfeld.
So 16.11. 20.30 Uhr | Fr 21.11. 22.30 Uhr
TAXI DRIVER
USA 1976, R: Martin Scorsese, Da: Robert de
Niro, Harvey Keitel, 113 min, OmU
Seinem Drehbuch zu Taxi Driver (1976) stellt Paul Schrader ein Zitat des großen
Autors Thomas Wolfe voran: „Die ganze Überzeugung meines Lebens
beruht auf dem Glauben, dass Einsamkeit ( ) die zentrale und unausweichliche
Tatsache der menschlichen Existenz ist.“ Eine brilliante Meditation über
diesen Grundgedanken, setzte Martin Scorseses Film auch Maßstäbe
in der Darstellung der inneren Befindlichkeit einer modernen Großstadt:
Trostlosigkeit, Aggression, Ausbeutung, Gewalt. Als er die von ihrem Zuhälter
ausgebeutete 14-jährige Prostituierte Iris (Jodie Foster) kennen lernt,
sieht der Taxifahrer Travis (Robert de Niro) den Zeitpunkt gekommen, die Stadt
von ihrem „Schmutz“ zu befreien.
Do 20.11. 20.30 Uhr
THE GOOD WOMAN OF BANGKOK
Australien 1991, R: Dennis O’Rourke, Dokumentarfilm, 82 min, OmU
Der Dokumentarfilmer Dennis O‘Rourke reiste nach dem Scheitern seiner
Ehe nach Bangkok, wo er die Prostituierte Aoi ausfindig machte. Während
neun bezahlter Monate, die er mit ihr verbrachte, erzählte sie ihm und
seiner Kamera ihre Lebens- und Leidensgeschichte. The Good Woman of Bangkok
(Die gute Frau von Bangkok, 1991), in Titel und Einsatz filmischer Mittel ein
Verweis auf Brechts Der gute Mensch von Sezuan, macht mit selten intensiver
Annäherung an das Subjekt des Films die Lebenssituation der thailändischen
Prostituierten erfahrbar
Fr 21.11. 20.30 Uhr
LILJA 4-EVER
Schweden/Dänemark 2002, R: Lukas Moodysson, Da: Oksana Akinschina, Artjom
Bogutscharski, 109 min, OmU
Eine Welt ohne Menschlichkeit, am Ende aller Kommunikation und Werte, zeichnet
auch Lukas Moodysson fast 30 Jahre später in seinem vielfach ausgezeichneten
Lilja 4-ever (2002), der auf der wahren Geschichte einer Litauerin basiert.
Irgendwo im russischen Niemandsland lebt die 16-jährige Lilja, von der
eigenen Mutter, die mit ihrem Freund in die USA ausgewandert ist, verlassen
und ohne Aussicht auf eine Zukunft. Sie lernt einen deutlich älteren Mann
kennen, der ihr ein besseres Leben in Schweden verspricht. Doch dort wird sie
von einem Zuhälterring zur Prostitution gezwungen und durchlebt ein gleichnishaftes
Martyrium.
Sa 22.11. 18.00 Uhr | Lange Nacht der Menschenrechte
ESTRELLAS DE LA LÍNEA The Railroad All-Stars
Spanien 2006, R: Chema Rodríguez, Dokumentarfilm, 90 min, span., OmeU
Drei Prostituierte aus Guatemala sind die Protagonistinnen in Estrellas de
La Línea (The Railroad All-Stars, 2006), die alle unter täglicher
Gewalt und Verachtung zu leiden haben. Um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen,
gründen sie eine Fußballmannschaft und melden sich nach mehrwöchigem
Training zu einer lokalen Meisterschaft an. Als sie wegen ihres Berufes von
der Teilnahme ausgeschlossen werden, entbrennt eine landesweite kontroverse
Debatte über den Umgang mit den von Staat und Leben benachteiligten Frauen.
Regisseur Chema Rodríguez begleitete die Frauen während dieser
Zeit und gibt Zeugnis von ihrem neu entdeckten Mut und Zusammenhalt. Sein unterhaltsamer
Dokumentarfilm wurde auf zahlreichen Festivals, unter anderem mit dem 2. Panoramapublikumspreis
bei der Berlinale 2006, ausgezeichnet.
So 23.11. 20.30 Uhr
SALOME‘S LAST DANCE
England 1987, R: Ken Russell, Da: Imogen Millais-Scott, Stratford Johns, 89
min, DF
Am Guy Fawkes-Tag 1892 besucht der Dichter Oscar Wilde ein von einem Freund
betriebenes Luxus-Bordell. Dort erwartet ihn eine Überraschung: Eine
Gruppe Laienschauspieler, darunter Prostituierte und sein Geliebter Lord Alfred,
führt ihm zu Ehren sein Stück Salome auf, das zuvor von
der Zensur verboten wurde. Das Geschehen auf der Bühne korreliert mit
Intrigen und Eifersüchteleien hinter den Kulissen, in deren Zentrum der
Autor des Stückes steht. Wie auch in seinem ganzen Oeuvre nutzt Skandalregisseur
Ken Russell für Salome’s Last Dance (Salomes letzter Tanz, 1987)
Stilmittel der Travestie, Farce und derbem Humor, um moralische Normen und
bürgerliche Seherwartungen zu unterlaufen.
Di 25.11. 20.30 Uhr
CHRISTIANE F. – WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO
BRD 1981, R: Uli Edel, Da: Natja Brunckhorst, Thomas Haustein, 136 min
1978 erschien unter dem Titel Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ein biografischer
Bericht über die Situation drogenabhängiger Jugendlicher, beispielhaft
illustriert am Schicksal der Christiane F. Ihr Name erlangte weltweite Bekanntheit
und wurde symbolhaft für die sozialen Abgründe einer modernen Großstadt.
Uli Edel verfilmte das Buch als Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof
Zoo (1981) und erzählt, an den wahren Begebenheiten orientiert, realistisch
und zugleich mit hoher Ernsthaftigkeit und Verständnis, von ihrer trostlosen
Kindheit. Schon mit vierzehn Jahren heroinabhängig, sieht Christiane keinen
anderen Ausweg als die Prostitution, um sich das Geld für ihre Drogen
zu beschaffen. Erst eine tragische Nachricht bewegt sie zum Umdenken.
Do 27.11. 21.00 Uhr
DRIFTER
Deutschland 2007, R: Sebastian Heidinger, Dokumentarfilm, 82 min
Drifter (2007) liefert einen Hinweis darauf, dass sich fast 30 Jahre nach Erscheinen
von Christiane F. grundsätzlich an dem Problem der Drogenabhängigkeit
vieler Jugendlicher bis heute nichts geändert hat. Der für die Berlinale
ausgewählte Dokumentarfilm von Sebastian Heidinger porträtiert drei
junge Menschen, die aus der Enge ihrer Heimatdörfer in die Anonymität
Berlins geflüchtet sind. Ohne biografische Hintergründe oder Erklärungsmuster
für ihr Verhalten zu liefern, folgt die Kamera ihnen schonungslos auf
der Suche nach einer Unterkunft, nach Freiern und Drogen. In Anlehnung an die „drifter“,
die Bummler und Nichtstuer, wie das Kino des New Hollywood sie in den Mittelpunkt
gestellt hat, werden sie mit zum Sinnbild einer hoffnungs- und zukunftslosen
Generation.
Übersicht Filmreihe KINO HORIZONTAL: PROSTITUTION IM FILM